Matthias Höhnel wurde am 02.02.1960 in Dresden geboren, aber schon nach einem halben Jahr von seinen republikflüchtigen Eltern in den Westen entführt. Somit entfällt leider jeder Ossi-Bonus, weil dieser Mensch seine Geburtsstadt Dresden erst nach 41 Jahren wieder betreten hat, und auch sonst nichts Interessantes aus der Zone zu berichten hat.
Zur Schule musste er auch gehen, meistens zu Fuß.
An die Grundschule kann er sich kaum erinnern. War wohl im Ergebnis o.k., weil man ihm die Befähigung zum Besuch einer weiterführenden Schule erteilte.
Der Besuch des Gymnasiums in Donauwörth hat sich tief in seine Erinnerung gegraben. Dieser beispielhaften Lehranstalt verdankt er die Basis seiner intellektuellen Entwicklung, auch wenn er manchmal das Gefühl hat, mit mehr Fragen als Antworten entlassen worden zu sein.
Ein Abitur hat man ihm auch mitgegeben, von dem er zunächst keinen rechten Gebrauch machen wollte. Eigentlich war er festentschlossen Schriftsteller zu werden, was auch in allen Dingen, die man dazu brauchte, außer dem Schreiben an sich , recht gut klappte.
Bereits mit 17 Jahren hatte er dem Elternhaus den Rücken gekehrt. Seit dieser Zeit stand er auf eigenen Füssen. Mehr allerdings konnte er nicht sein Eigen nennen.
Als niemand ihn mehr bei sich wohnen lassen wollte, erinnerte er sich seiner Hochschulreife und begann in Erlangen ein Magisterstudium in den Fächern Theaterwissenschaften, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Philosophie. Auch wenn er in letztgenannter Fachrichtung nur ein einziges Seminar während seines ganzen Studiums belegt hatte, vergaß er nie, die Philosophie ausdrücklich zu betonen, wenn er die von ihm belegten Fächer aufzählen durfte.
Auch in den anderen Fächern hat der faule Hund nie einen Abschluss gemacht. Stattdessen wilde Partys gefeiert, mit den Autonomen Fußball gespielt, sich solide Kenntnisse in der Altbausanierung angeeignet und viel herumgevögelt.
Allerdings muss man ihm zu Gute halten, dass er die Infrastruktur der Alma Mater nie über ein unbedingt notwendiges Maß hinaus strapaziert hat, und dass er zur Finanzierung seines ausschweifenden Lebensstiles nur Mittel verwendete, die er selbst im Schweiße seines Angesichtes, hauptsächlich auf dem Bau, aber auch mit anderen Studentenjobs, verdiente.
Nach ca. 15 Semestern dann der Absturz aus der akademischen Sphäre. Ein Angebot , das er nicht ablehnen konnte, verschlug ihn in die Industrie. Danach kam es, wie es kommen musste:
Lehre zum Industriekaufmann
Abteilungsleiter
Heirat der falschen Frau
Wechsel des Jobs
Wechsel der falschen Frau
Der untaugliche Versuch, ausgerechnet mit einer eigenen Kneipe den Ausbruch zu schaffen, um wieder Zeit zum Schreiben zu haben
Die richtige Frau gefunden und mit dem Kampftrinken aufgehört
Rückkehr in die Tretmühle, bis er 2002 gefeuert wurde
Seitdem selbständig, aber schon wieder vier Jahre verheiratet. Und als Krönung hat er seit dem 06. Dezember 2002 endlich etwas vorzuweisen, was wirklich Hand und Fuß hat: eine wunderschöne Tochter!
In all der Zeit hat er sich den Kopf wund geschrieben, und manchmal sogar ein paar Zeilen zu Papier gebracht. "Der Hallimasch", der zuerst ganz anders hieß, war wie ein Jucken im Kopf, das sich nicht beseitigen ließ, es sei denn, man schreibt es aus sich heraus, wie man eine faule Stelle aus dem Fleisch schneidet, um den Rest zu retten.
Das geheimnisvolle Mycel des Pilzes, die eigentliche Existenz dieser Lebensform, wuchert im Dunkel des Waldbodens, wie Gedanken im weiten Meer des Unbewussten, und bringt hier und da Fruchtkörper hervor, die unter Umständen essbar sein können.