Nucleus

Gelesen habe ich schon immer viel und gern. Ich denke, diese Eigenschaft habe ich mit vielen hier gemeinsam. In der Schule war die Auswahl der Texte subjektiv und vom Lehrer bestimmt. Aber, wie das so ist, es hat mich sensibilisiert. Den Ausschlag, gab ein Auszug des Romans "Deutschstunde" von Siegfried Lenz, dessen Sprache mich faszinierte. Ich musste mir dieses Buch beschaffen und ich glaube, ich habe es sechsmal gelesen und sechsmal neu entdeckt. Mit dem Schreiben hielt es sich lange Zeit in Grenzen und beschränkte sich auf die Alltagslyrik, festgehalten auf Postkarten und in Briefen. Es war unglaublich, wieviel Text auf eine Postkarte passt. Eine lange Zeit war geprägt vom Lesen von Fachzeitschriften, auch englischen. Immer wieder wurde ich auch in diesen Publikationen angezogen von Beiträgen, die mehr unterhielten, als informierten. Internet war für mich damals unvorstellbar, bis mir ein befreundeter Psychotherapeut dieses Medium als Bereicherung schmackhaft machte. Nachdem ich meine Neugier auch mit Lehrgeld bezahlt habe, damals waren Dialer noch ein Thema, fand ich den Weg zu erotischen Geschichten im Netz und landete auf eine bekannten, deutschen Erotikgeschichten-Seite, dessen Betreiber ebenfalls in Berlin ansässig ist. Dort las ich, kommentierte fleißig und bekam Kontakt zu Autoren. Ein Autor, mit dem ich heute befreundet bin, ermunterte mich, es auch einmal mit dem Schreiben zu versuchen. Ich durchlitt alle Stadien eines Autors, bis ein Text der Allgemeinheit präsentiert werden konnte. Ein Schnellschuss mit einer zusammengeschusterten Geschichte kam für mich nicht in Frage. Der Erfolg und die Rückmeldungen gaben mir recht. Fast gleichzeitig wurde ich auch durch den Betreiber der Seite entdeckt und ich wurde eingeladen, eingereichte Geschichten für das Board zu lesen, bewerten und mit einem kleinen Kommentar online zu stellen. Das mache ich seit ungefähr vier Jahren. Es ist nicht immer eine befriedigende Tätigkeit. Vor etwas über zwei Jahren entdeckte ich, dass meine Englischkenntnisse mit entsprechendem Vokabeltraining ausreichten, auch englischsprachige Werke mit Genuss zu lesen. Ich bekam durch die andere Sicht- und Lebensweise dieser Autoren sehr viele Anregungen, die mein Wirken beeinflussen.
Mein Freund hatte es mir damals prophezeit, dass das Schreiben erotischer Geschichten nur eine Zwischenstation sein würde. Heute ist für mich eine Geschichte, die nicht mit den Emotionen des Lesers spielt, eigentlich eine unvollständige Geschichte. Ich hoffe, ich kann die Leserschaft mit meinen Geschichten fesseln, auch wenn sie manchmal nicht die heile Welt beschreiben.

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