Aha, aha. So seductive.

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Aha, aha. So seductive.

Aha, aha. So seductive.

HafenLiebe

Breitbeinig sitzt sie auf meinem Bett und pinselt sich die Krallen rot an. Ich stehe vor dem Spiegel und male mir rappenschwarze Augen. Sie weiß, dass ich sie beobachte.
„Glotz nicht so“, sagt sie.
Blöde Nutte. Sitzt da mit deiner Schneewittchenhaut, deinen korallenen Lippen, deinem viel zu engen Kleid und deinen Apfeltitten und meinst, ich lasse mir von dir was sagen. Ich tusche mir ein letztes Mal die falschen Wimpern und drehe mich zu ihr um, die Hände auf den Schminktisch hinter mir gestützt. Sie trägt kein Höschen, aber das tut sie ja nie. Ich starre ihre Möse an. War das Piercing vorher schon da? Muschiblech. Perfect Pink.
„Mal lecken?“ sagt sie, steckt sich einen Finger rein, ganz langsam, ganz tief, zieht ihn wieder raus, leckt ihn ab und sieht mich dabei herausfordernd an.
„Nein danke. Heute nicht. War der Nagellack schon trocken?“
„Wahrscheinlich nicht.“
Nagellackfotze. Ich lache. Was für ein Idiot sie sein kann. Das mag ich an ihr. Was ich nicht mag, ist, dass sie es wie niemand sonst versteht, die richtigen Fäden zu ziehen, dass sie mich in der Hand hat und mich lenkt wie kleine Jungs ihre ferngesteuerten Autos, mit ihren Worten durch meinen Verstand spaziert, lächelnd und pfeifend, und dabei jedes Mal nichts als Wüste und schlechtes Gewissen zurücklässt. Wenn sie mich dazu bringt, statt des Wassers mit Zitronenspritzer das Zitroneneis mit einer doppelten Portion Sahne zu bestellen. Und einer Cocktailkirsche obendrauf. Wenn sie mir zuflüstert, dass ich ja auch morgen noch was für die Uni tun könnte, „Lass uns lieber shoppen gehen, Liebes“, in mein Ohr haucht, über meinen Nacken streicht, mir Gänsehaut macht und der Tag mit einem neuen Kleid, zwei Paar Netzstrümpfen und einer „Best of Hans Albers“-Platte statt mit drei neuen Seiten für die Magisterarbeit endet. Oder wenn wir am Ende der Nacht wieder mal volltrunken und mit verschmiertem Lippenstift durch die Straßen torkeln, obwohl ich doch eigentlich zu Hause bleiben und meine paar Piepen beisammen halten wollte. Oder wenn ich ihrem Flehen nachgebe und mich von hübschen Gossenjungs in dunklen Hauseingängen küssen lasse, nur weil es sie anmacht.

„Komm her, Fuckface“, schnurrt sie und zieht mich zu sich aufs Bett. Dann knutschen wir, obwohl ich doch eigentlich tanzen gehen wollte, und mir fällt wieder mal auf, dass niemand so gut schmeckt wie sie. Nach Rum und Kuchen und Kippen und Himbeeren. Und während sie mir in die Unterlippe beißt, stöhnt sie: „Sag meinen Namen…“
„Ich weiß doch gar nicht wie du heißt.“
Sie setzt sich auf, guckt mich einen Moment lang fassungslos an und lächelt mich dann an mit ihren grünen Katzenaugen: „Stimmt. Wir haben uns nie vorgestellt.“ Wir kichern verlegen.
„Obwohl wir uns schon so lange kennen“, stelle ich fest.
Dann reicht sie mir die Hand, die ganz kalt ist, und sagt mit einem Lachen: „Ich bin die Verführung.“
„Die Verführung? Wie ,Die Deneuve’? Oder ,Die Monroe’?“
„Ja, genau.“
„Hast du keinen Vornamen?“
„Doch, aber der ist peinlich.“
„Sag mal.“
„Edith.“ Sie senkt den Blick und ich falle vor Lachen vom Bett. Dass ich mir dabei das Knie an der Bettkante anstoße, ist mir egal. Der Vorname der Verführung ist Edith. Ich kann nicht mehr.
„Hör auf damit!“ schimpft sie, „hör auf zu lachen!“
Immer noch grinsend krabbel ich wieder aufs Bett, nehme ihr Gesicht in meine Hände, sag ihr, sie soll die Fresse halten und ficke die Verführung.

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