Ahrweiler - Teil VII

Nicht alles endet irgendwann!

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Ahrweiler - Teil VII

Ahrweiler - Teil VII

Gero Hard

„Lieber Florian,

es tut mir wirklich sehr leid, was ich dir die ganzen Jahre zugemutet habe. Und ich bewundere dich für die Geduld und 

das Verständnis, das du mir, trotz meines Verhaltens, entgegengebracht hast.

Es stimmt, ich bin eine kleine notgeile Schlampe. Zumindest behauptet mein Mann das, nachdem er mich mit Ralf im 

Bett erwischt hat. Wahrscheinlich hat er recht, denn Ralf war auch nur einer von mehreren. Er weiß es bis jetzt nicht, also behalte es auch du besser für dich.

Nachdem mein Mann mir eine geknallt hat, ist er aus dem Haus gestürmt und hat mir eine Frist gesetzt, bis zu der ich verschwunden sein muss. Wir werden uns definitiv scheiden lassen.

Zurzeit liege ich mit gebrochenem Jochbein im Krankenhaus und danach werde ich zu meiner Schwester ziehen müssen.

Du wirst verstehen, dass ich unter diesen Umständen nicht mehr bei dir arbeiten kann. Schon wegen der Kollegen.

Meine Kündigung lege ich bei. Bitte überweise den Rest Lohn auf das Konto meiner Schwester. Kreissparkasse…

DE77……….

Ich danke dir im Voraus für alles und bin gleichzeitig traurig, dass es so gekommen ist. Aber ich habe ja selbst schuld, weil ich meine Beine nicht zusammenlassen konnte. 

Florian, du bist ein guter Mensch und Imke hat großes Glück, jemanden wie dich an ihrer Seite zu haben. Ich freue mich sehr für euch beide und wünsche euch alles Glück der Welt.

Lebt wohl und alles Gute für euch,

Deine Silke.“

Auf einer zweiten Seite war dann tatsächlich nüchtern und in einfachen Worten ihre Kündigung formuliert. Na toll! Hatte ich nicht gesagt, solange das Betriebsklima nicht darunter leidet…?

Und nun hatte ich den Salat. Aber ich konnte nicht bei jedem im Schlafzimmer die Laterne halten und aufpassen, dass sie dort keinen Blödsinn anstellten.

Ich ging wieder ins Haus und präsentierte Ralf den Brief. Er las ihn und hatte nicht nur feuchte Augen, sondern auch ein ziemlich schlechtes Gewissen.

Was sollte ich nun tun, ihn auch entlassen, weil er dazu beigetragen hatte, dass der Betriebsfrieden erheblich gestört war? Oder sollte ich besser ins Krankenhaus fahren und versuchen, Silke zum Bleiben zu überreden? Ich wusste nicht was richtig oder falsch war. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich als Unternehmer irgendwann mit solch einer Situation auseinandersetzen müsste.

Darüber musste ich nachdenken. Aber nicht allein. Ich wollte, dass Imke in den Entscheidungsprozess mit eingebunden wurde. Als Frau hatte sie bestimmt eine andere, eine rationalere Sichtweise als ich. Außerdem war mir ihre Meinung als meine Freundin wichtig. Überhaupt hatte ich mich entschlossen, sie immer mehr in die Entscheidungsprozesse der Firma einzubinden. Ich wollte sie als meine Assistentin gleichzeitig zu meiner Partnerin im Büro machen. In Zukunft würde es nur noch ein ‚wir‘ in diesem Atelier geben.

Ich schickte Ralf an seinen Platz zurück, wo er verschämt mit seiner Arbeit weitermachte und bat Imke zu mir.

So kurz wie nötig versorgte ich sie mit den wichtigsten Informationen. Sie staunte nicht schlecht, als ich ihr weitere Details von Silkes umtriebigem Verhalten erzählte. Ich hatte es ihr ja schon mal gesteckt, dass Silke sich auch mal an mich heranmachen wollte und abgeblitzt war, aber so wirklich ins Detail ging ich erst in diesem Gespräch. Zum Abschluss gab ich ihr den Brief, den sie sehr sorgfältig las. Sie ließ das Papier sinken, und hatte die Stirn in Falten gezogen.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte sie mich mit sorgenvoller Miene.

„Ich weiß es noch nicht. Ich möchte gerne deine Meinung dazu hören.“

„Warum meine? Frag doch die anderen. Die kennen Silke viel länger als ich und können doch selbst entscheiden, ob sie noch mit ihr zusammenarbeiten wollen. Und wenn ja, solltest du klare Regeln für die Zukunft aufstellen, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt.“

Imke hatte nicht lange überlegen müssen, um mir ihre Lösung zu präsentieren. Sie war so wunderbar unkompliziert. Ob es die perfekte Lösung war, konnte ich nicht beurteilen. Es war aber schon wesentlich mehr, als ich selbst in Erwägung gezogen hatte.

„Besprechungsraum. In 10 Minuten. Alle.“, sagte ich ihr kurz und schnappte mir mein Handy. Kurzwahl Silke …

****

Ich hatte Silkes Brief und ihre Kündigung in der Hand, als ich den Besprechungsraum betrat. Eine fallende Stecknadel auf dem Fliesenboden hätte einen Höllenlärm verursacht, so still war es. Ich blieb stehen, um meiner Ansprache den besonderen Nachdruck zu verleihen.

„Leute, ich will es kurz machen. Wie ich Freitag schon sagte, ist mir bekannt, dass ihr zwei Männer mit Silke geschlafen habt. Und ich habe euch gesagt, dass es mir egal ist, solange das Betriebsklima nicht darunter leidet. Bis gestern hat das auch funktioniert.

Zu eurer Information: Ich habe von Silke die Erlaubnis euch zu sagen, dass sie mit gebrochenem Jochbein im Krankenhaus liegt, weil ihr Mann einen ziemlichen Hammer in ihrem Gesicht gelandet hat. Und das nur, weil er sie mit jemandem im Bett erwischt hat.

Sie ist der Meinung, es sei ihr unmöglich, unter diesen Umständen weiter mit euch zusammenzuarbeiten und hat per sofort gekündigt. Und sie will zu ihrer Schwester ziehen, weil sie nicht weiß, wohin sie sonst soll.

Ihr habt jetzt 10 Minuten Zeit um euch zu überlegen, wie ihr das seht. Ich kann ihre Kündigung verstehen und werde sie akzeptieren oder ich versuche, sie zurückzuholen. Ich fände es schade sie zu verlieren, sie ist eine hervorragende Texterin.

Nur eines ist klar, wenn sie weiter hier arbeitet, möchte ich keine Bettgeschichten mehr unter den Angestellten haben. Ihr solltet euch mal vor Augen halten, was ihr euren Ehefrauen und euren Kindern damit antut.

Ich gehe jetzt in mein Büro, dann kann jeder unter vier Augen mit mir sprechen und mir seine Meinung dazu sagen.“

Imke kam als Erste zu mir, gab mir vor aller Augen einen Kuss und streichelte mir über meine Wangen.

„Du solltest gleich ins Krankenhaus fahren und mit ihr sprechen. Ich komme auch mit, wenn es dir lieber ist. Ich würde gut finden, wenn du ihr hilfst. Und ich hätte auch nichts dagegen, sie als Kollegin zu behalten. Von ihrer unbefriedigten Muschi abgesehen, ist sie ganz ok.“

Dann machte sie auf den Hacken kehrt, zwinkerte mir kurz zu und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Einer nach dem anderen kam zu mir. Außer Ralf, der keine Meinung hatte, wollten alle Silke als Kollegin behalten. Marko beteuerte, künftig seinen Hosenstall geschlossen zu halten.

Ich persönlich war zufrieden mit dem Ergebnis. Es war wesentlich leichter, einen IT-ler zu ersetzen, als eine Werbetexterin mit Grips. Die Guten sind nämlich nicht arbeitslos. Nun musste ich nur noch Silke davon überzeugen, dass wir alle, bis auf einen, auf ihrer Seite waren.

Mein Entschluss stand fest. Ich ging kurz zu Imke, um mich mit einem Küsschen zu verabschieden.

„Toi, toi, toi, du schaffst das!“, sah sie mich verliebt an.

****

Zaghaft klopfte ich an die Tür, hinter der ich Silke wusste. An der Information hatte man mir ihre Zimmernummer verraten, nachdem ich versichert hatte, nicht ihr Mann und auch sonst kein Verwandter ihres Mannes zu sein.

Ich klopfte und wartete auf das sonst übliche ‚herein‘. Aber stattdessen hörte ich leise: “ Wer ist da?“

„Ich bin’s Florian.“, antwortete ich kurz. Auf dem Flur musste ja nicht gleich jeder mithören.

„Ach du bist’s. Ich dachte schon … komm rein.“

Mir bot sich ein fürchterlicher Anblick, als ich den Raum betrat. Silkes linke Gesichtshälfte war komplett geschwollen und schimmerte in verschiedenen Farben, wobei tiefblau-violett den Hauptanteil ausmachten. Nur an den Rändern war ein leichter Grün- und Gelbton zu erkennen. Der Bluterguss zog sich bis in ihr Auge hinein, das dadurch blutunterlaufen war.

Mir rutschte „ach du Scheiße“ raus, als ich näher kam. Auf dem Flur hatte ich mir eine Vase geangelt, in die ich den Strauß Blumen steckte, die ich vorher gekauft hatte und jetzt auf ihrem Beistellschränkchen abstellte.

„Was willst du denn hier, war mein Brief nicht eindeutig genug?“, fragte sie mit feuchten Augen. Das Sprechen fiel ihr wohl wegen der Schwellung extrem schwer. Aber ich verstand sie trotzdem, sah sie fest an und zog mir einen Stuhl dicht neben ihr Bett.

„Darf ich?“, fragte ich leise. Sie nickte nur kurz. „Kannst du mir bitte vorher die Rückenlehne etwas höher stellen?“

Sie stützte sich etwas auf, um es mir leichter zu machen. Zwangsläufig kam ich ihr dabei sehr nahe. Sie nutzte die Gelegenheit um sich mit leiser Stimme für meinen Besuch zu bedanken.

„Es ist schön, mal einen Mann zu treffen, der einen nicht ficken oder verprügeln will. Aber ich dumme Kuh habe es mir ja auch gefallen lassen.“, sagte sie.

Mich wunderte schon, dass sie offen darüber sprach. Naja, warum auch nicht, ihr Brief ließ eh keine Geheimnisse mehr offen und ich wusste sowieso schon, dass sie es mit der Treue nicht so genau nahm.

„Silke, ich bin hier, weil ich mit dir über deinen Job und über die Firma sprechen möchte.“

„Was gibt es da noch zu reden? Ich habe mich wie eine Nutte benommen und kann den anderen nicht mehr in die Augen sehen.“, antwortete sie.

„Ich kann nun nicht unbedingt behaupten, dass ich es gutheiße, wie du dich verhalten hast. Aber wie du dein Privatleben gestaltet hast, ging mich nichts an. Jedenfalls bis heute Morgen nicht. Jetzt geht es mich was an, weil es sich auf meine Firma ausgewirkt hat.“

„Und nun? Willst mir jetzt noch ein schlechteres Gewissen einreden, als ich es sowieso schon habe?“

„Nein, ich möchte, dass du bleibst und die anderen möchten das auch.“

„Ach Quatsch, die wollen doch bloß zwischen meine Beine, weil ich so ein williges Fickstück bin.“

„Erstens möchte ich nicht, dass du dich so klein machst und zweitens habe ich heute Morgen alle nacheinander gefragt.“

„Aber wie stehe ich denn da, die kennen mich doch alle und wissen, dass ich …!“

„Stimmt, das wissen sie. Und ich weiß es auch. Alle haben mir versichert, dass sie ihre Hosenställe zulassen wollen. 

Du sollst nicht leben wie eine Nonne, aber vielleicht gelingt es dir ja, eine Weile etwas kürzer zu treten und dir dann einen neuen festen Partner zu suchen.“

„Von Männern habe ich erstmal die Nase gestrichen voll, das kannst du mir glauben. Mir ist die Lust auf Sex nach dieser Aktion gründlich vergangen.“, sie zeigte dabei auf ihr Jochbein.

„Ok, dann hätten wir das doch geklärt. Also kommst du wieder, sobald es dir besser geht und ich zerreiße deine Kündigung?“

Ich konnte ihr die Erleichterung trotz ihres übel zugerichteten Gesichts ansehen. Sie entspannte sichtlich und fing an zu weinen. 

„Du meinst, ich darf trotz dem ganzen Mist, den ich verzapft habe, weiter bei dir arbeiten?“

Ihre Stimme war wackelig geworden und wurde immer wieder vom tiefem Schluchzen unterbrochen.

„Ich meine nicht nur, ich bitte sogar darum!“

„Da gibt es nur ein Problem. Ich habe kein Dach mehr über dem Kopf. Ich muss unser Haus bis nächste Woche Freitag geräumt haben.“

„Ist es EUER Haus oder nur SEINS?“

„Es gehört uns zusammen.“

„Dann kann er dich nicht so einfach vor die Tür setzen. Aber ich verstehe auch, dass ihr nicht mehr zusammen unter einem Dach leben könnt oder wollt. Jetzt wirst du erstmal wieder einigermaßen gesund und dann sehen wir weiter. Ich kenne ein paar Leute, vielleicht kann ich dir helfen.“

„Warum tust du das?“

„Weil ich dich im Team behalten möchte. Du leistest hervorragende Arbeit, ich schätze dich als Mitarbeiterin und ich mag dich als Menschen.“

„Vielen Dank, dass du trotz allem weiter zu mir hältst und mich nicht verachtest.“

„Für mich zählt der Mensch und nicht, was sich zwischen den Beinen abspielt. Und bevor ich’s vergesse …, Ralf wird die Agentur verlassen. Er hat schon angedeutet, dass er nicht mehr mit dir zusammenarbeiten will. Dann muss er eben gehen.“, zucke ich mit den Schultern.

„Ralf … er ist eigentlich ein Netter. Mit ihm hatte ich den meisten Kontakt. Es ist gut, wenn er weg ist, dann kann er mich auch nicht mehr angrabbeln. Der hatte ja ständig seine Pfoten in meiner Bluse oder unter meinem Rock. Das war mir schon lästig, aber ich bin nicht von ihm losgekommen. Er war sehr fordernd und bestimmend. 

Und Marko …, da lief eh schon lange nichts mehr. Der kriegt ohne Viagra eh keinen mehr hoch, also keine Gefahr.“ 

„Ok, ok, Silke, das ist mir eigentlich schon zuviel Information, so genau möchte ich es denn doch nicht wissen. Belassen wir’s dabei, du bleibst, Ralf geht und Marko ist tabu.“

„Das klingt fair.“

„Und ich melde mich bei dir, wenn ich eine Wohnung für dich habe. Wird bestimmt nicht lange dauern. Ruh‘ dich aus und werde wieder gesund.“

Wenn Ralf weg war, würde sich Silke bestimmt mehr mit den beiden Frauen zusammen tun. Der Gedanke gefiel mir aus mehreren Gründen. Maja würde sicher davon profitieren können und Imke auch. Sowohl beruflich, als auch privat.

Ich könnte mir die drei sogar als neue Mädelsclipue vorstellen.

Ich fuhr also zufrieden ins Büro zurück und musste feststellen, dass Ralf seinen Platz bereits geräumt hatte. Seine, auf meinem Drucker ausgedruckte Kündigung, lag auf meinem Schreibtisch. Damit konnte ich, wie gesagt, leben. Denn die meist genutzte Software kannte ich selbst gut genug, um sie zu warten, der Rest würde sich schon finden. Im Zweifel konnte ich immer noch eine IT-Firma beauftragen, die sich um Soft- und Hardware kümmern sollte.

Marko guckte etwas belämmert aus der Wäsche, fühlte sich alleingelassen, seiner Vorrangstellung als Silkes Galan beraubt. Und wenn Silke wieder da war, dann würde er als einziger Mann, von mir mal abgesehen, einen schweren Stand bei den drei Frauen haben. Mein Mitleid für ihn hielt sich in Grenzen, die Suppe hatte er sich ganz allein eingebrockt.

Ein befreundeter Grafiker gab mir eine Adresse von einem IT-Unternehmen, mit dem er schon öfter zu tun hatte und bisher sehr zufrieden war. Ein Kontakt war schnell hergestellt und wir vereinbarten einen Termin in meiner Agentur, um den Bestand aufzunehmen.

Das mit der Wohnung für Silke gestaltete sich dagegen eher schwierig. Ich hatte einige Knöpfe gedrückt, aber auf Anhieb hatte niemand eine bezahlbare, kleine Unterkunft. Alle wollten sich umhören, Freunde und Bekannte fragen und mich auf dem Laufenden halten.

Gegen Abend kam Imke zu mir ins Büro, setzte sich auf meinen Schoß und kuschelte sich an meine Brust. Sie sah erschöpft aus, ihr erster Arbeitstag hatte sie sichtlich gefordert. Sie war es nicht mehr gewohnt, den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen, um Briefe und Emails zu schreiben. Maja handhabte das sehr gut mit der Einweisung und brachte ihr allmählich die Abläufe im Büro bei. Gab ihr Hilfestellungen bei den Office-Programmen und zeigte ihr ein wenig von ihrer Arbeit als Grafikerin.

„Flo, ich bin stehenden Fußes k.o., kann ich Feierabend machen? Ich möchte schon mal anfangen zu packen. Übermorgen geht’s in die Reha.“ 

Diesen Termin hatte ich völlig verdrängt. Verdammt, ich wollte noch einiges dafür vorbereiten und nun fehlte mir die Zeit. Viel lieber wollte ich die letzten Stunden mit ihr verbringen.

„Natürlich mein Schatz, ich komme auch bald. Vielleicht wären ein paar Runden im Pool jetzt genau richtig für dich.“ 

„Das ist eine gute Idee, ich würde aber viel lieber mit dir da reingehen.“, sah sie mich mit einem supersüßen

Dackelblick von unten herauf an.

„Ich muss noch eben ein Telefonat führen, dann bin ich bei dir.“

„Super, dann mache ich mich schon mal fertig für den Pool. Bis gleich mein Prinz.“

Dann rubbelte sie mir mit ihrem festen Po über die Mitte und flüsterte: „Und den will ich heute auch noch.“

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