Ahrweiler - Teil VII

Nicht alles endet irgendwann!

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Ahrweiler - Teil VII

Ahrweiler - Teil VII

Gero Hard

Die Aussicht auf das, was mir so verheißungsvoll in Aussicht gestellt wurde, zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen

und schickte ein leichtes Kribbeln durch meine Hoden.

Ich freute mich auf Imke, denn der Tag war auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Ich mochte es nicht, wenn es Unruhe im Betrieb gab. Und es machte mich traurig, wenn sich Männer nicht im Griff hatten. Egal wie wütend oder wie verletzt sie in ihrem Stolz waren.

Ich finde es primitiv, seine Gefühle mit körperlicher Gewalt zu äußern. Egal ob Mann gegen Frau oder umgekehrt.

Silke tat mir irgendwie leid. Vielleicht hatte sie eine Strafe für das, was sie ihrem Mann angetan hatte, verdient. Natürlich war es unrecht von ihr und bestimmt auch niederträchtig. Aber SO durfte eine Strafe, selbst dafür, nicht aussehen. Für so etwas gab es Karma.

Und ich war mir sicher, auch in ihrem Buch des Lebens fände sich ein Kapitel, dass sich mit der gerechten Strafe für sie beschäftigte.

Heute brauchte ich meine Imke, wie sie wohl auch mich brauchte. Genau das machte doch eine Partnerschaft aus, sich gegenseitig den Halt zu bieten, den man brauchte, oder?

Mein tatsächlich letztes Telefonat für diesen Tag war bald erledigt. Und nachdem ich überall das Licht ausgemacht hatte, auch die Außentür abgeschlossen war, machte ich mich auf den Weg in den Garten.

Auf einer der Liegen hatte sie ihre Wäsche zu einem Knäuel abgelegt. Es war die Bluse und der Rock, den sie heute den ganzen Tag getragen hatte. Also entweder schwamm sie in Unterwäsche oder nackt. Jetzt verstand ich was sie mit ‚für den Pool fertigmachen‘ meinte.

Ich sah von oben herab in das Becken, wo Imke ein paar Brustschwimmzüge machte. Aus dieser Position sah ihr Körper noch liebreizender aus. Die schmale Silhouette, die schmale Taille und der Po, mit seinen kleinen Backen.

Ich beeilte mich genauso nackt die Leiter hinab in den Pool zu steigen. Imke hörte das Plätschern und hielt sich am Rand fest.

Ich schwamm zu ihr und legte meine Armen neben ihrem Kopf auf den Beckenrand. So standen wir einen Moment, Stirn an Stirn, uns tief in die Augen sehend.

Imke legte ihre Arme um meinen Hals und schlang ihre Beine, soweit das mit der Schiene möglich war, um meine Hüfte. Im Auftrieb des Wassers schwebte mein Penis genau vor ihrer Liebesmuschel. Ich war noch nicht steif, aber es schien sie nicht zu stören. Fest drückte sie ihren Unterleib gegen meinen.

„Flo, du musst mich in Zukunft ‚Eva‘ nennen, denn so schön wie hier, stelle ich mir das Paradies vor.“, sagte sie.

In ihren Augen glitzerte es! Weinte sie? Waren es nur Wasserspritzer? Oder zauberte ihre tief empfundene Liebe zu mir dieses Funkeln in ihre Augen?

Wir beide im Pool, nackt, eng umschlungen und voller Liebe füreinander, das war einer dieser Glücksmomente, den man wohl immer im Herzen behält. Ich war MEINEM Buch des Lebens für diesen Augenblick sehr dankbar.

Imke drehte sich in meiner Umarmung und machte mit ihrem Oberkörper kleine Wellen, die sie über den Rand hinausschob. Sie lachte mich über ihre Schultern hinweg an und sah so unfassbar glücklich aus. Wie ein kleines Kind, dass ein altes Spiel neu für sich entdeckt hatte.

Jede neue Welle spielte mit ihren Brüsten, hob sie und ließ sie nur einen Wimperschlag später wieder absinken. Mich erregte der Anblick. Und nicht nur die Bewegung ihrer Traumtitten. Alles an Imke übte einen besonderen Reiz auf mich aus und war auf seine eigene Art erotisch. Nicht nur ihre primären Geschlechtsmerkmale, ihr ganzer Körper strahlte puren Sex aus. Der sanfte Schwung ihrer Hüfte, die Form ihres Hinterns, Gesicht, Haare, alles harmonierte perfekt miteinander.

Alles an ihr schien formvollendet extra für mich angefertigt worden zu sein. Und nur für mich. Ich stellte mich von hinten dichter an sie heran und schob meine Erregung zwischen ihre Oberschenkel. Sofort hörte sie auf Wellen zu machen und genoss die Reibung an ihrer Scheide.

Ich schlang meine Arme um ihre Taille und legte meine Hände auf ihren Bauch. Ihr Kopf lag rückwärts an meiner Brust und sie schloss genießerisch mit einem leisen Knurren die Augen.

Ihre Hände umfassten meine Handflächen und schoben sie zu ihren Brüsten hinauf, wo steinharte Brustwarzen sehnsüchtig auf das Vierergespann warteten. Wie kleine Kronen standen sie spitz von ihren Hügeln ab, bettelten um Streicheleinheiten und Liebkosungen. Sie lechzten nach Aufmerksamkeit und streckten sich unseren Händen entgegen.

Ich nahm die Knospen zwischen Daumen und Zeigefinger und zwirbelte sie mit leichtem Druck. Imkes Becken bewegte sich erregt vor und zurück und rieb sich selbst auf meinem Stachel.

Ich glaube, eine Horde Nachbarn, die durch meinen Garten getrampelt wären, hätten mich jetzt nicht mehr davon abhalten können, eben diesen Dorn in Imke zu bohren.

Ich ging ein kleinwenig in die Knie und Imke positionierte ihren Unterleib so, dass ich von unten in sie eindringen konnte. Heiß wurde meine Härte empfangen, als ich mich sehr gefühlvoll in sie schob. Fast andächtig, langsam, kurz verweilend, bis ich mich vollständig in ihre Enge gezwängt hatte. Allein das Eindringen hatten wir wie ein Fest zelebriert. Wir bewegten uns nicht. Nur ihre Scheidenmuskulatur arbeitete. Umspannte mich wie eine feste Faust, löste sich wieder, sammelte neue Kraft, um mich wieder in ihr festzuhalten.

Imkes Kopf war auf ihre Brust gefallen und ihre Haare bildeten seitlich neben ihm einen dichten, rot schimmernden Vorhang.

Wir standen so still, dass sich die Wasseroberfläche kaum bewegte. Nur das krampfhafte Zittern unserer Wollust bildete kleine Wasserringe um uns. Allein das Spiel unserer Muskeln und meine Hände an ihrem Busen, brachte uns dem erlösenden Höhepunkt ein gutes Stück näher. „Du machst mich fertig!“, stöhnte Imke. „Das hoffe ich doch!“, antwortete ich frech.

Ihr Becken rotierte ein wenig, um dann doch leichte Stöße einzufordern. „Fick mich endlich, mein Schatz.“

Die Aufforderung war unmissverständlich.

Der Tag war schon hart genug, da fand ich zärtlichen, gefühlvollen Sex als Ausgleich für angemessen. Langsam bewegte ich mich in ihr. Das Wasser stützte uns und schonte unsere Energien. Imke entspannte völlig und begann sich selbst zu stimulieren. Ein Zeigefinger rieb, nein, er rubbelte wie wild auf ihrer Perle herum. Ihr Becken begann unkontrolliert zu beben und zu rucken. Plötzlich krampfte sie und knickte leicht ein. Ansonsten waren ihre Bewegungen wie eingefroren. Ich spürte die Kontraktionen ihrer Muskeln, die mir förmlich den Samenleiter zudrückten. Selbst wenn ich gewollte hätte und ich schwöre, ich hätte gewollt, es wäre mir nicht gelungen, auch nur einen einzigen Samenfaden in sie zu bringen. Fühlt sich so ein trockener Orgasmus an? Wenn ja, dann war es ein Gefühl als wenn die Eier platzen würden, weil sie den Druck nicht loswerden konnten, gepaart mit einem irrsinnigen Kribbeln und fast schmerzhaften Krämpfen.

Imke hatte ihren Kopf auf die verschränken Arme auf dem Beckenrand abgelegt. Ihr Atem ging schnell. Es schien, als würde sie nur langsam wieder auf der Erde ankommen, von der sie gerade raketenartig abgehoben war.

Jetzt erst gelang es mir, mich wieder in ihr zu bewegen. Ich stand noch voll im Saft und wartete nur darauf, mich endlich in ihr zu verströmen. Ein paar sanfte Stöße genügten dafür. Sie drückte ihr Becken fest gegen mich, wollte

jeden Tropfen den ich ihr geben konnte, so tief wie möglich in sich spüren.

Erschöpft fiel ich auf ihren Rücken. Geduldig ertrug sie die Last und streichelte meinen Kopf über ihre Schulter hinweg, bis meine Zuckungen in ihr nachließen. Ein paar kleine weiße Flöckchen schwammen um uns herum, nachdem ich aus ihr herausgerutscht war.

Nachdem wir zur Entspannung noch ein paar Runden geschwommen waren, ließen wir den Abend bei meinem Lieblingsitaliener ausklingen und schliefen später befriedigt, satt, zufrieden und glücklich ein.

****

Der nächste Tag verlief im Grunde völlig normal. Das Ralf nicht mehr an seinem Platz war sah zwar komisch aus, fühlte sich auch merkwürdig an, belastete aber niemanden wirklich. Die IT streikte auch nicht, so dass er, wenn schon keine menschliche, nicht mal eine fachliche Lücke hinterließ. Vielleicht sollte ich die Stelle doch nicht neu besetzen.

Nur Imkes Stimmung wurde von Stunde zu Stunde betrübter. Einerseits freute sie sich, dass diese blöde Schiene bald Geschichte sein würde und sie wieder einigermaßen laufen konnte, andererseits machte es sie traurig, uns alle für die nächsten drei Wochen nicht sehen zu können. Wo sie doch gerade erst bei mir angefangen hatte und dabei war, sich einzuarbeiten und sich nebenbei noch sauwohl in meinem Team fühlte.

Am Abend fuhren wir noch ein paar letzte Sportsachen einkaufen, wobei ich noch einen Geldautomaten um 1000 Euro erleichterte, die ich Imke in die Hand drückte. So als wären ihr gerade die Gesichtszüge entgleist, sah sie mich an.

„Was soll das denn?“, fragte sie überrascht.

„Na, du brauchst doch Bargeld! Kantine, Fernsehen auf dem Zimmer, Eigenanteil und was weiß ich denn noch alles.“

„Bist du irre? Das ist doch zuviel. Das kann ich doch nicht annehmen.“

„Hast du schon, es liegt in deinem Schoß. Nimm‘s meinetwegen als Lohnvorschuss, wenn ich es dir schon nicht schenken darf. Ich möchte, dass es dir dort an nichts fehlt.“

Sie schmollte mit mir. War böse, weil sie sich fühlte, als würde sie mich ausnutzen, was natürlich völliger Mumpitz war. Erst als ich ihr versprochen hatte, dass sie es mir bei Zeiten zurückzahlen durfte, wurde es besser. „Ich schreibe es mit auf die große Liste.“, war nicht das, was sie hören wollte und brachte mir einen ganz passablen Fausthieb auf meinen Oberarm ein.

Wir packten die Koffer und mehr als einmal musste ich die Tränen wegküssen, die ihre Wangen nässten. Aber auch die würden mit der Zeit trocknen. Wenn sie erstmal da war, die Leute und Abläufe kennengelernt hatte, erste Erfolge verzeichnen konnte, dann würde es sicher schnell besser sein. Und drei Wochen waren weiß Gott keine Ewigkeit.

Außerdem hatte ich ihr versprochen, mich jeden Abend telefonisch zu melden, sie oft zu besuchen und sie an den Wochenenden nach Hause zu holen.

Solange wir zu tun hatten, war ja noch alles ok. Aber als wir dann im Bett lagen, hatte sie sich zusammengekauert an meine Brust geschmiegt. Sex war an diesem Abend kein Thema mehr. Sie war nicht einmal für ein paar zärtliche Streicheleinheiten empfänglich. Sie bestand darauf, dass ich ruhig meinen Arm um sie legte und mit dem anderen Arm ihren Kopf an meine Brust presste. Sie wollte meinen Herzschlag hören, das würde sie beruhigen, meinte sie.

Sie weinte und ich konnte nichts dagegen tun, als sie so gut es ging zu trösten und sich ausweinen zu lassen. Ihre Tränen rollten meine Brust hinab und versickerten im Bettlaken. Irgendwann hatte sie sich selbst in den Schlaf geweint.

Morgen würde ein neues Kapitel auf ihrem Weg des Vergessens anbrechen. Wenn die Brüche restlos verheilt sein würden, blieben nur noch die Narben auf ihrem Schulterblatt, ihrem Bein und in ihrem Herzen, die sie an Ahrweiler als Stadt und an die Katastrophe erinnerten.

Ich hatte mir fest vorgenommen, diese drei Wochen zu nutzen, um einige Dinge zu organisieren, die Imke sowohl überraschen, als auch freuen dürften. Ich schmunzelte bei dem Gedanken daran, was sie für große Augen machen würde, wenn ich sie damit überfallen würde. Auf jeden Fall sollte es helfen, ihren Wunsch zu erfüllen: „… bitte hilf mir zu vergessen.“

Worte, die sie vor kurzem leise vor sich hingesagt hatte, die ich aber sehr wohl verstand und abgespeichert hatte. Worte, die sofort mein Herz berührten und mein ausgeprägtes Helfersyndrom aktivierten.

Imke schlief unruhig. Sie wälzte sich von einer Seite auf die Andere. Muskeln zuckten und unvermittelt schrie sie laut auf. „Flo, bitte hilf mir, ich komme hier nicht raus…!“ Sie schlief und verarbeitete die schreckliche Erfahrung im Hohlraum. Sie zitterte und ich nahm sie fester in meine Arme. Sie beruhigte sich langsam und schlief einfach weiter.

Ihre Wimpern flatterten und verrieten damit, dass sie sich gerade in einer REM, also einer Tiefschlafphase befand.

Auch für mich war es eine schlaflose Nacht. Wenn ich grade eingedöst war, gab es entweder einen Tritt oder einen Boxhieb oder mich traf gar eine Hand, wenn sie wild um sich schlug.

Der Wecker erlöste uns beide von dieser Nacht und holte uns ziemlich unsanft in den Tag zurück. Imke war

unverkennbar mies drauf, aber wenn ich ehrlich war, ging es mir genauso. Ein kurzes Guten-Morgen-Küsschen und schon war sie im Bad verschwunden. Die Stimmung zog uns soweit runter, dass sich bei mir nicht mal die sonst übliche Morgenlatte einstellen wollte. Mein Jogi war also mindestens so deprimiert wie Imke und ich. Ich sah nach unten, spielte verträumt mit meinem schrumpeligen Freund und dachte: ‚Was für ein verkorkster Start in den Tag.‘

Kurze Zeit später saßen wir schweigsam am Frühstückstisch und würgten notgedrungen ein paar Bissen herunter. Der Kaffee brachte kurzfristig den Kreislauf in Schwung, aber er war zu schwach, als dass es für den Vormittag gereicht hätte.

Die Klinik erwartete uns bis 11 Uhr. Genug Zeit, noch kurz ins Büro zu gehen, einen flüchtigen Blick auf die Emails zu werfen und mich für den Vormittag von Maja und Marko zu verabschieden. Das Atelier sah trostlos leer aus. Zwei freie Schreibtische, das hatte ich lange nicht gesehen. Kurz zweifelte ich, ob das Arbeitspensum mit derart reduzierter Mannschaft zu bewältigen war, aber es beruhigte mich, dass wenigstens Silke bald wieder am Start sein würde.

Imke und mir, aber sicher auch Maja und Marko wäre es sicher egal, wenn sie dort mit einem bunten Veilchen sitzen würde, wenn sie nur bald wieder da wäre.

Imke kam kurz nach mir ins Büro, unterhielt sich ein wenig mit Maja, herzte sie, sogar Marko bekam eine kurze Umarmung, sie verabschiedete sich dann mit feuchten Augen und ging nach oben. Das hatten wir auf jeden Fall gemeinsam, wir hassten es beide, uns verabschieden zu müssen.

Kapitel 11

Sogar der Audi brummelte heute missmutiger vor sich hin, als wir uns auf den Weg nach Gyhum machten. Oder täuschte das? Nein, das konnte nicht sein. Obwohl gefühlt alle um mich herum schlechte Laune verbreiteten.

Die wenigen Kilometer zogen sich, weil wir über Landstraßen und durch eine Vielzahl von Ortschaften schleichen mussten.

„Kommst du mich übermorgen wieder abholen?“, fragte Imke unvermittelt in die Stille hinein.

„Ganz bestimmt, meine Prinzessin.“, antwortete ich mit dem Brustton der Überzeugung. Sie sah mich an und rang sich ein müdes Lächeln ab. Ich legte ihr meine Hand auf den Oberschenkel und sagte: „Wir schaffen das … gemeinsam!“

„Du hast recht, mit dir an meiner Seite, schaffe ich das!“ Damit nahm sie meine Hand und schnell lagen unsere Finger dicht verflochten in ihrem Schoß.

Eine Dame um die Mitte 50 empfing uns an der Rezeption. Ihr Blick war grimmig. ‚Komisch‘, dachte ich, ‚stellt man für solche Jobs nicht Leute ein, die freundlich, höflich und nett sind oder zumindest so tun können, als ob?‘

Diese hier war geradezu ein Paradebeispiel für Unfreundlichkeit und aus meiner Sicht, somit völlig fehl am Platz. Die Formalitäten waren schnell erledigt und Imke fand sich in einem Rollstuhl wieder. Ihren Koffer würde man ihr später nachbringen, versicherte die Frau.

Ich wollte Imke schon zu ihrem Zimmer schieben, als mich Frau Ungestüm am Arm packte und mich vehement davon abhielt.

„Nein, nein, junger Mann, da dürfen sie nicht hin. Erstens steht es in der Hausordnung und zweitens wegen Corona.“

Das war er nun also, der Moment uns zu verabschieden. Auch wenn es zunächst nur zwei Tage waren, fühlte es sich komisch an sie hier zurückzulassen. Ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust erschwerte mir das Atmen.

Wie Ertrinkende lagen wir uns in den Armen.

„Ich ruf dich heute Abend an und Freitag hole ich dich wieder ab, ok?“ 

„Verschwinde endlich, bevor ich hier gleich wie eine dumme Pute losheule.“ Dabei küsste sie mich liebevoll. Eine junge Frau wartete geduldig, um Imke in die weiten Flure der Klinik zu schieben.

Ich saß noch nicht ganz im Auto, als mich schon ihre erste WhatsApp des Tages erreichte: „Ich vermisse dich jetzt schon“, schrieb sie und fügte ein trauriges Emoji mit einer Träne hinzu. Viele solcher Nachrichten sollten heute noch folgen!

Ich fuhr wieder zurück und war froh, mich in meine Arbeit stürzen zu können. Jede Ablenkung war mir willkommen.

Imke bezog unterdessen ihr Zimmer, richtete sich ein, bekam ihren Behandlungs- und einen Gebäudeplan ausgehändigt und musste anschließend zur Eingangsuntersuchung zum Röntgen. Ihr Tag war ebenso ausgefüllt wie meiner und doch nutzte sie jede Pause, um mir eine Nachricht zu schicken. Irgendwie süß, aber auch anstrengend.

Am frühen Abend verabschiedete ich mich von Maja und Marko und setzte mich ganz züchtig, mit einer Badeshorts bekleidet, mit meinem Tablett an den Pool. Ich googelte nach hübschen Urlaubszielen, Reisebüros in der Nähe und ich suchte nach Beerdigungsinstituten.

Nicht, dass es mir schlecht ging und ich mich auf den nahenden Tod vorbereiten wollte. Nein, darum ging es nicht. Ich hatte mich entschlossen, Lennart und Markus in Ahrweiler exhumieren zu lassen und sie auf unserem kleinen Dorffriedhof neu beisetzen zu lassen. Imke sollte es künftig leichter haben, ihre Familie zu besuchen und Ahrweiler noch ein Stück weiter hinter sich zu lassen. Vielleicht gelang es ihr damit besser, dieses dunkle Kapitel abzuschließen.

Ein Urlaubsort war auch bald gefunden und ich vereinbarte einen Termin im Reisebüro. Ein entspannender Strandurlaub im indischen Ozean würde uns nach diesem außerordentlichen Jahr sicher gut gefallen.

Ich stellte mir schon die gierigen Blicke der dunkelhäutigen Typen vor, wenn meine Maus ihre Schönheit im Sand präsentieren würde. Bisher war ich nur selten eifersüchtig, wenn sich meine Freundinnen oben ohne zeigten und sich Strandmachos mit abgedroschenen Anmachsprüchen an sie heranmachten. Aber bei Imke wäre es sicher ganz anders.

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