Ahrweiler - Teil X

Narben werden bleiben

47 6-10 Minuten 0 Kommentare
Ahrweiler - Teil X

Ahrweiler - Teil X

Gero Hard

Kapitel 14

Gemütlich sitze ich auf der Couch, die Füße lässig übereinandergeschlagen auf einem Hocker. Imke hat sich hingelegt, ein Kissen auf meinem Schoss, auf dem sie ihren Kopf deponiert hat. Sie genießt meine Streicheleinheiten auf ihrem Haar, was sie mit einem wohligen Knurren kommentiert. Sie hat die Augen geschlossen und entspannt sichtlich. Ihre Finger schließen sich zur Faust und öffnen sich wieder, oft in schneller Folge, so, als würde eine Katze mit ihren Pfoten treteln. Das sie damit meinen Oberschenkel, sehr nahe an meinem Vergnügungszentrum, reizt, stört sie nicht, aber mich erregt es. Ein ums andere Mal zuckt mein wachsender Pint, was meine Imke totsicher spüren muss. Dass sie es spürt, erkenne ich an ihrem schelmischen Grinsen, was sich auf ihre nach oben gezogenen Mundwinkel gelegt hat.

Wir hatten im März 2022, Ostern hinter uns gebracht und die letzten sechs Monate waren, sagen wir: besonders.

Besonders, weil wir Vieles zum ersten Mal zusammen erlebten. Besonders, weil mit jeder Woche das neue Leben in Imkes Gebärmutter größer wurde. Besonders auch, weil wir an den täglichen Aufgaben gemessen, als Team näher zusammenrückten.

Sicher, das Meiste davon waren Dinge, die jedes Paar täglich zu meistern hatte. Sowohl beruflich, als auch privat. Aber für uns war das neu und wir mussten es erst noch lernen. Wir hatten uns über die Jahre als Menschen weiter entwickelt, wohl auch verändert, sahen heute Dinge anders, als noch vor 10 Jahren. Und doch fiel es uns leicht, weil wir gleich tickten oder nur kurze Diskussionen nötig waren, um eine Lösung zu finden, mit der wir beide gut leben konnten.

Beruflich lief es super, das Team passte, unsere Kunden blieben uns treu und ‚drohten‘ weiter mit reichlich Arbeit.

Noch mal kurz zu den Diskussionen zwischen Imke und mir. Ein Thema war zum Beispiel die Feuerwehr. Ich wollte den Posten des Brandmeisters abgeben und war sogar bereit, das Ehrenamt zu Gunsten der Familie aufzugeben und aus der Feuerwehr auszutreten. Imke sah das völlig anders und bestand darauf, dass ich unbedingt weitermachen sollte. Sie hatte nach ihren Erlebnissen in Ahrweiler erkannt, wie wichtig meine Tätigkeit innerhalb der Feuerwehr ist.

Über dieses Thema entbrannte sogar ein kleiner Streit, denn ich wollte den Fehler, der uns früher schon mal unsere Beziehung gekostet hatte, keinesfalls wiederholen. Sie stand vor mir, nickte wissend, aber ihre Augen und die Falten auf ihrer Stirn verrieten, dass sie grübelte.

„Ok, ich verstehe! Dann trete ich eben ein. So können wir zusammen sein.“, stellte sie ebenso sicher wie folgerichtig ihre eigene Lösung des Problems vor. Damit hatte sie mir mit einem Satz den Wind aus den Segeln genommen. Alle Argumente, die ich möglicherweise noch hätte aus dem Hut ziehen können, waren zu einer Aneinanderreihung nutzloser Worthülsen verkümmert.

Sie ließ sowieso keine Gegenargumente mehr zu. Das machte sie dadurch deutlich, indem sie sich umdrehte und so, als wäre nichts gewesen, leise vor sich hin pfiff und den Geschirrspüler weiter ausräumte. Ende der Diskussion! Ein Mitglied mehr in unserer Frauengruppe, über das ich, nebenbei bemerkt, nicht unglücklich war.

Ich war also weiterhin Gemeindebrandmeister, ob ich nun wollte oder nicht.

Rückblick: Imke hatte ihre Tätigkeit in meinem Büro begonnen und sich schneller eingearbeitet, als dass ich dies von ihr erwartet hätte. Sie verwandelte meine Chaosbuchhaltung schnell in eine geordnete, in der ICH natürlich nichts mehr wiederfand. Sie hatte eine merkwürdige Art, sich auf diese Weise unabkömmlich zu machen. Aber ich hatte eh nicht vor, sie jemals wieder dem Arbeitsmarkt oder gar der Männerwelt zur Verfügung zu stellen. Also lächelte ich gequält und machte gute Mine, wenn ich sie mal wieder um Hilfe bitten musste.

Auch als Assistentin bewährte sie sich. Sie konnte sich wunderbar gewählt ausdrücken, wenn es darum ging, Emails oder andere Schriftsätze zu formulieren. Abgesehen davon, hatte sie seinerzeit während ihrer Ausbildung

ein bewundernswertes Talent erworben, Termine zu verwalten und telefonische Kundenkorrespondenz abzuarbeiten. Dass sie mir damit den Rücken freihielt und ich mich somit endlich wieder auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren konnte, machte sie zu einem Juwel in meinem Atelier.

Nach anfänglicher Euphorie wurde Imke als meine Freundin zunächst argwöhnisch beobachtet. Es hätte ja sein können, dass sie Gespräche belauscht und das neu gewonnene Wissen umgehend an mich weitergeben würde. Das machte sie kurzzeitig zu einem geduldeten Übel, was aber nur vier bis sechs Wochen andauerte, ehe sich das legte. Mittlerweile hat sie in Maya und Silke echte Freundinnen gefunden, die sich als Trio nicht selten auch abends mal den Wind der Clubs oder Restaurants um die frisch gepuderten Nasen wehen ließen.

Es sei am Rande erwähnt, dass Silke sich tatsächlich von der Männerwelt distanzierte. Nicht, dass sie jetzt plötzlich lesbisch geworden wäre, aber von dem Stress, den die Affären mit verheirateten Männern oder One-Night-Stands mit sich brachte, hatte sie vorerst die Schnauze voll.

Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich Silke und Maya jemals privat so gut verstehen würden, dass sie sogar daran dachten, eine WG zu gründen. Soweit ich wusste, war der Plan auch noch nicht ganz vom Tisch.

Das Dreiergespann funktionierte so gut, dass gegen diese geballte Frauenpower kaum ein wirksames Kraut gewachsen war. Marko hatte gegen die „Macht der Drei“ nicht den Hauch einer Chance und ich war ihr ebenfalls hoffnungslos ausgeliefert. Besonders dann, wenn Imke zu mir ins Büro kam, sich auf meinen Schoss setzte, mir einen sinnlichen Kuss verpasste und mich mit ihrem Dackelblick ansah, konnte ich ihr keinen Wunsch mehr abschlagen.

Silke und Maya wussten das natürlich und nutzen es des Öfteren auch schamlos aus. Ich hatte nichts dagegen, wenn es zum guten Betriebsklima beitrug und die Ergebnisse stimmten.

****

Mein Schatz und ich flogen in den wohlverdienten Urlaub. Für mich wurde es aber höchste Zeit, denn ich war kurz davor, mich zu überarbeiten und für Imke brachte jede Flugmeile Abstand zu ihren Erlebnissen in Ahrweiler.

Es war himmlisch dort, auf Mauritius! Die Sonnenuntergänge, jeder für sich ein Erlebnis, das Wasser kristallklar und

die Luft in Äquatornähe zwar feucht, aber erträglich warm. Ganz so, wie ich es mir erhofft hatte.

Wir fanden in endlosen Strandspaziergängen eben genau die einsame Felsenformation, die uns ein ungestörtes

Liebesspiel ermöglichte. Ich fühlte immer noch das lauwarme Wasser an meinen Füßen, als ich von Imkes Unterleib empfangen wurde. Verliebt hatten wir uns bis an den Rand des Erträglichen gestreichelt und konnten es kaum erwarten, leidenschaftlich zu ficken.

Miteinander zu schlafen war natürlich für uns nichts neues. Aber das, auf Mauritius, war völlig anders als alles, was wir bisher miteinander erlebt hatten.

Sie selbst pflanzte sich langsam bis zum Heft auf mein Schwert, hatte den Kopf in den Nacken geworfen und bot mir ihre festen Kuppeln zum Spielen an. Sorry, aber das aufreizende Angebot konnte ich beim besten Willen nicht ablehnen, während ich mit Vehemenz ihre Nässe durchpflügte.

Eine Wonne, sie später Doggy durchzuziehen, während sie sich an den aufgewärmten Felsen abstützte. Wir ließen uns alle Zeit der Welt, wechselten Stellungen und Geschwindigkeiten mit denen wir ineinander flogen. Apropos fliegen: Das taten wir, beide zweimal. Sie bog ihren Rücken durch, krampfte spasmisch und verdrehte die Augen, als sie abhob, über die Grenze der realen Wahrnehmungen hinaus in ein Land, das in dieser Form wohl nur Frauen kennenlernen dürfen, die einen Orgasmus erleben können.

Zweimal gelang uns der Ritt über diese Grenze, die auch mich völlig entleerte und einiges an Kraft kostete. Aber ich gab ihr alles nur allzu gerne, denn letztendlich profitierte ich auch davon.

Die Sonne war fast schon im Ozean versunken, als wir nach Atem ringend im Sand lagen. Wir sahen uns an, mit all unserer Liebe im Blick und wussten, dass dieses erotische Erlebnis für immer in unserem Gedächtnis bleiben würde.

Schon deshalb, weil ich Ort und Stimmung nutzte, um ihr den Antrag zu machen, von dem ich hoffte, sie würde ihn annehmen.

Vermutlich war es mir gelungen, alles richtig zu machen. Sie fiel, wie ich, auf die Knie in den Sand, warf sich in meine Arme und heulte ergriffen wie ein Schlosshund, ein deutliches „Ja, ich will“ in meine Halsbeuge.

Wir küssten uns lange und es schmeckte salzig von den vielen Tränen, die wir gemeinsam geweint hatten.

Den passenden Ring schob ich ihr dann im Hotelzimmer auf den Finger, nachdem wir Hand in Hand am Strand zum Hotel zurück geschlendert waren und zusammen geduscht hatten. Man glaubt ja nicht, wo überall, nach so einer Aktion, am Körper feiner Sand ins Getriebe gespült wird.

Sex hatten wir an diesem Tag wahrhaftig genug, aber die ausgedehnte Kuscheleinheit am Abend war uns wichtig, bis wir zufrieden und überglücklich einschliefen.

****

Es war schon eine ganze Weile seit meinem Ersteinsatz in Ahrweiler und damit der Rettung von Imke vergangen. Und obwohl sich unser Leben mit Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft ziemlich verändert hatte, ließen uns die Bilder aus und um Ahrweiler nie wieder ganz los.

Mich selbst verband, außer meiner eigenen Erfahrungen, nichts mit Ahrweiler. Und auch Imke hatte nach der Umbettung von ihrem verstorbenen Mann und Lennart alle Kontakte dorthin im Sande verlaufen lassen. Und doch hatten wir unsere, vielleicht etwas merkwürdig anmutende Verbundenheit zu diesem Ort nicht ganz verloren und es blieb das Gefühl, etwas für die Gegend und vor allem für die Opfer tun zu müssen.

Imke und ich unterhielten uns oft über dieses Thema, wenn wir nach einem langen Tag im Büro, müde im Bett lagen und uns einfach dicht aneinander schmiegten. Bis Imke dann eines Abends vorschlug, dass wir beide doch unabhängig der Feuerwehren für eine Weile dorthin fahren und helfen könnten, wo immer unsere Hilfe gebraucht würde. ‚Hilfe im Kleinen‘, nannte sie es und genau das traf es auch im Kern. Heute der einen, morgen einer anderen Familie helfen. Dinge reparieren oder mit kleinen sinnvollen Finanzspritzen neue Sachen kaufen. Während Imke im Kindergarten aushelfen, oder den obdachlos gewordenen Anwohnern, die in spärlich eingerichteten Bauwagen übernachten mussten, unter die Arme greifen wollte.

Ich hielt das für eine ganz ausgezeichnete Idee und organisierte in den nächsten Tagen unsere Abreise. Hotel gebucht, bei dem ich auf den Hinweis helfen zu wollen, einen großzügigen Rabatt bekam, Arbeitskleidung für Imke und mich besorgen, die Arbeit im Atelier verteilen und organisieren und nicht zuletzt einen übergroßen Scheck von der Bank zu holen, den ich dem dortigen Bürgermeister in einer kleinen Zeremonie überreichen wollte.

Soviel sei vorweggenommen: Den übergroßen Scheck musste ich später wieder mit zurücknehmen und der Bank zurückgeben, ließ aber stattdessen einen bankbestätigten in Originalhöhe über 25.000 Euro dort.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3319

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben