Alfreds Frühling

10 10-16 Minuten 0 Kommentare
Alfreds Frühling

Alfreds Frühling

W. Wiemann

"Was sollte ich gleich noch einkaufen? Wo ist denn nur dieser verdammte Zettel? Na, endlich, da isser ja! Was? - was soll das heissen? Ein Stück Schnittkäse oder etwas Schinken? Himmeldonnerwetter, was schreibt die Rieke aber auch so undeutlich. Ich hab ihr das schon so oft gesagt, doch Pustekuchen...! Ich muss mal die Brille aufsetzen, vielleicht kann ich's dann entziffern. Auf'n Bier hätt ich jetzt eher Lust. Wo doch die Sonne schon so warm scheint. Man kann ja bald die dicken Sachen wieder weghängen. Hat ja auch lange genug gedauert mit diesem blöden Winter. Wo ist denn nun schon wieder diese verdammte Brille, himmelherrgott......Mensch, ich hab sie doch auf der Nase! Na, son Quatsch! Aber trotzdem - auf einmal seh ich klarer. Komisch, wo ich doch die Brille die ganze Zeit aufhatte. Das muss wohl was mit der inneren Einstellung zu den Dingen zu tun haben. So wie sich die Menschen im Frühling auch verändern. Kann man jedes Jahr wieder erleben. Nie sind die Menschen freundlicher zueinander als während der ersten Frühlingssonnenstrahlen. So wie zum Beispiel jetzt - Du meine Güte - die Frauen tauchen plötzlich wieder aus ihren unförmigen Mänteln auf, in denen sie über ein halbes Jahr versteckt waren. Ist endlich wieder was zum Angucken da.
Die Rothaarige dort hinten zum Beispiel hinter ihrem Weinglas. Die wartet bestimmt auf ihren Freund. Guckt dauernd auf die Uhr. Ganz rassig ist die. Oder die kleine, etwas pummlige, die grade einen Eisbecher verdrückt. Sieht richtig lustig aus - so sah meine Rieke auch mal aus - ist bestimmt zum Quatschen aufgelegt. Könnt ich mich glatt dazusetzen. Ich werd's vielleicht doch mal mit'm Bierchen probiern. Da ist noch'n Platz - gerade richtig mit Blickkontakt zur Pummligen, Lustigen -
Hallo, junge Frau, bitte ein Bier, schön kühl! Sieht auch nicht schlecht aus, die jungsche Kellnerin. Wär mir aber 'n bissel zu grün, sicher 'ne Studentin, die hier als Aushilfe jobbt. Aber - alle Wetter, was ist denn das? So was hab ich ja lange nicht gesehen! Was für ein Weib? An der bebt ja alles, wenn die so dahinschwebt. Das reinste Weltwunder ist das: Sozusagen Ornella Muti und Sophia Loren in einem Körper. Mein Gott, Alfred, dafür würds'te sogar deine Rieke wegstellen. Na, wenigstens für eine Nacht mit der. Doch die würde mich ja eh glatt übersehen. Was für ein anatomisches Wunder. Offenbar sucht die auch'n Platz. Hui, nun steuert die sogar auf meinen Tisch zu. Wo doch überall noch soviel frei ist. Junge bleib ganz ruhig, aber was mach ich nur, was mach ich nur.....?
"Entschuldigen Sie, ist bei Ihnen noch frei...? - die tiefe, rauchige Stimme der Schönen unterbricht jäh Alfreds Suche nach einem Ausweg. Mißtrauisch blickt er nach oben bis in eine undefinierbare Ferne, die bei ihren sonnenbebrillten Augen endet. Sein Blick tastet sich vorbei an einem luftigen, fast durchsichtigen Kleid, über ein paar monströse Hügel und verliert sich in den wehenden langen
tiefschwarzen Haaren. Gegen das Licht kann er ein beginnendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausmachen.
"Verzeihen Sie bitte...!" sagt die aufregende Stimme und der Prachtkörper wendet sich ab. Alfred sieht seine Chancen schon am Horizont entschwinden, da endlich kommt Leben in seinen nahezu versteinerten Körper.
Er springt auf, seine rechte Hand greift nach einem der weißen Gartenstühle und er ruft fast verzweifelt "Aber natürlich ist hier Platz, und was für einer...hier bitte!" Seine Hand weist mit weltmännischer Geste auf den Stuhl. Die Schöne wendet ihm huldvoll erneut ihr Gesicht zu und setzt sich mit einem "Danke sehr!" an seinen Tisch. Irgendwie glaubte Alfred plötzlich, diesem Gesicht schon mal begegnet zu sein. Doch darüber nachzudenken fehlte ihm die Zeit, denn fast sofort schoß ihm die Frage durch den Kopf "Was tue ich jetzt nur?"
Die junge Kellnerin, die ihm das Bier brachte und die gleichzeitige Bestellung "Einen Kaffee schwarz bitte!" der Schönen am Tisch enthoben ihn einen Moment von der Antwort. Als Ornella-Sophia eine Zigarettenschachtel hervorkramte, sich eine der weißen Stengel in den Mund steckte und nach Streichhölzern oder einem Feuerzeug zu suchen begann, sah er seine Chance gekommen. Er griff blitzschnell in seine Hosentasche, wo er sein Feuerzeug wähnte, die Finger gruben danach doch sie fanden nichts. Verfluchte Vergeßlichkeit - er hatte sich doch am letzten Silvesterabend zum ...zigsten Male das Rauchen abgewöhnt. Alles, was damit zusammenhing, hatte er systematisch aus seiner Reichweite entfernt. Auch das Feuerzeug. Die Gewohnheit aber, danach zu suchen, saß noch tief in ihm. Sein Gegenüber hatte die erfolglosen Anstrengungen Alfreds bemerkt, mit einem amüsierten Lächeln zog sie nun ihr Feuerzeug hervor, zündete die Zigarette an und inhalierte den ersten Zug mit einem hörbaren Einatmen. Alfred sah ihr zu und bekam unweigerlich Appetit auf die Würze einer Zigarette. Ihre Augen fixierten ihn, ihr Mund öffnete sich und ihre Stimme trug die Frage zu ihm herüber "Sind Sie eigentlich immer so nervös?" Alfred bekam einen Schweißausbruch. Doch weil die Schöne offenbar ernsthaft auf eine Antwort wartete, disziplinierte er sich kurzerhand, gab sich einen Ruck und antwortete mit gespielter Leichtigkeit mit
der Gegenfrage:
"Ich nervös - aber wie kommen Sie denn darauf? Mir ist - nur ein wenig warm, wenn Sie gestatten. Die Sonne - sie ist noch so ungewohnt!"
Offenbar war seine Traumfrau zum Schwatzen aufgelegt, denn sie setzte sich jetzt leicht zurück, schlug eines ihrer unendliche langen Beine über das andere, wobei ihr Kleid sich mehr als eine Handbreit hinaufschob und ein Stück ihrer wundervoll nackten braunen Oberschenkel freigab und begann mit ihm eine Konversation. Alfred hatte plötzlich das, was man einen "deja vu" nannte, er war
sich jetzt ganz sicher, dass er sie kannte. Nur woher - das fiel ihm nicht ein.
Er wurde ganz begierig auf ihre Stimme, die nun sagte:
"Finde ich auch, es scheint in diesem Jahr besonders zeitig Frühling zu werden. Da bekommt man Lust zu allem Möglichen...!" Ein leicht süffisantes Lächeln nistete sich auf ihrem Gesicht ein und sie sah ihm direkt in die Augen. Alfred wurde unter diesem Blick wieder unruhig, bekam einen beschleunigten Herzschlag und was das Schlimmste war, ihm fiel keine Antwort ein. Dabei war er früher, vor seiner Rieke und auch in den ersten Jahren ihrer Ehe, bei Frauen nie verlegen gewesen. Ganz im Gegenteil, die Frauen mochten ihn wegen seines Witzes und wegen seiner ungehemmten Fröhlichkeit, die ansteckend wirkte. Doch das war lange her und hier saß eines von diesen göttlichen und anbetungswürdigen Wesen an seinem Tisch und wollte offenbar mit ihm flirten. Warum aber gerade mit ihm, er konnte leicht ihr Großvater oder zumindest ihr Vater sein. Mit seiner Rieke hatte er vergangenes Jahr Silberhochzeit gefeiert. Dieser verdammte Frühling, dachte er und ihm wurde weinerlich, der bringt alles durcheinander. Er beschloß bei sich, ganz schnell sein Bier auszutrinken, zu bezahlen und ganz schnell zu verschwinden. Richtig, er sollte ja auch noch einkaufen gehen...!
Der gefasste Entschluß ließ ihn wieder ruhig werden. Doch die Wundervolle schaute ihm immer noch in die Augen. Öffnete jetzt ihren süßen Mund und sagte mit einer Art Befehlston: "Nichts da mit Einkaufen - Alfred! Du hast mir den Kopf verdreht. Wenn Du jetzt nicht sofort mit mir in das kleine Hotel da drüben gehst und mit mir schläfst, dann schreie ich das ganze Lokal zusammen und behaupte, du hast deine Hand unter mein Kleid geschoben. Was denkst du, was deine Rieke dazu sagen würde. Also - gehen wir!"
Fassungslos und mit offenstehendem Mund starrte er sie an. Und er war sich nicht sicher, ob er eben geträumt oder ob sie wirklich diese Worte zu ihm gesagt hatte. Wieso kannte sie seinen Namen und auch den seiner Frau? Hatte er doch recht gehabt mit seiner Vermutung, dass sie sich schon mal begegnet waren. Doch - wer war sie? Was wollte sie von ihm?
"Das kann ich dir ganz genau sagen!" beantwortet die Schöne seine unausgesprochene Frage. "Ich möchte, dass du mit mir in dieses Hotel da drüben gehst, uns ein Zimmer buchst, mir dort die Kleider vom Leibe reißt und mit mir eine animalische Nummer schiebst. Genau das möchte ich. Capito? "
"Aber, aber ... wieso ...warum ich?" stammelte Alfred.
"Weil ich das so will. Weil Frühling ist und weil ich einfach Lust auf dich habe! Also - kommst Du jetzt?"
Sie stand auf, warf einige Münzen auf den Tisch und stellte sich hinter seinen Stuhl, bereit ihn aufzufangen, sollte er zu Boden gehen. Unsicher blinzelte Alfred in die Sonne und in seinem Kopf begann sich ein Räderwerk zu drehen. Irgendetwas war hier im Gange, sagte er sich. Das konnte kein Zufall sein, dachte er weiter. Wieso sollte die auf ihn so scharf sein, gerade auf ihn? Er konnte sich ziemlich realistisch einschätzen und da fiel ihm eigentlich nichts ein, was dieses Rasseweib an ihm so interessant finden sollte, dass sie mit ihm ins Bett wollte. Alfred kam kurz seine letzte Affäre vor etwa zehn Jahren in den Sinn. Rieke war zur Kur gewesen und er hatte eine ehemalige Kollegin wiedergetroffen, die geschieden war. Sie leerten eine Flasche Wein zusammen, tranken ein paar Schnäpse und gingen dann ohne viel Federlesens miteinander ins Bett. Es war zwar keine so überwältigende Erfahrung gewesen, hatte aber dennoch seinem Ego ganz gewaltig genützt. Er konnte eben noch, wenn er wollte...! Doch nun - er war jetzt zehn Jahre älter und wenn er sich anderen Frauen genähert hatte, dann nur in irgendwelchen wirren Träumen. Ein Ziehen an seinem Arm holte Alfred in die Gegenwart zurück. Seine angehende Sünde zerrte ihn vom Stuhl hoch und henkelte sich bei ihm ein, zog ihn in Richtung der von ihr auserkorenen Herberge. "Zum schwarzen Moor" hieß das Hotel und er erinnerte sich, das er mal gelesen hatte, der Name wäre einer alten Sage entsprungen, die behauptete, dass an dieser Stelle mal ein tiefer Sumpf gewesen sein soll, in den im Mittelalter die als Hexen verurteilten jungen Frauen versenkt wurden. Hunderte sollen es gewesen sein. Das Fachwerkhaus, das heute
das Hotel beherbergte, sollte kurz nach Trockenlegung des Sumpfes gebaut worden sein. Davor waren die beiden nun angekommen. Die schwarzhaarige Prinzessin schob ihn mit sanftem Druck durch die Eingangstür und von dort direkt zur Rezeption. Eine junge Hotelangestellte wünschte "Guten Tag" und sah die beiden dann fragend an. Alfreds Begleiterin stieß ihm den Ellbogen in die Seite und sagte "Alfred, du musst ein Zimmer bestellen?"
"Hä? - Ja - ja bitte!" Er gab sich einen Ruck, korrigierte seine Körperhaltung indem er sich kerzengerade hinstellte und den Bauch einzog und sagte zu der jungen Frau an der Rezeption. "Ich - äh wir hätten gern ein Doppelzimmer!"
"Mit einem Ehebett, bitte" summte die temperamentvolle Begleiterin an seinem Arm, den Satz vervollständigend.
"Ein Doppelzimmer - die Herrschaften" wiederholte die Hotelangestellte, schob ihm einen Zettel zu und sagte "Füllen Sie bitte die Anmeldung aus, bei Ihrer Gattin genügt der Vorname. Frühstück gibt es ab 7.30 Uhr. Wünschen Sie geweckt zu werden?"
Er sah seine kapriziös lächelnde Verführerin ein wenig hilflos an und stotterte "Was meinen - äh - was meinst du, wollen wir?"
Sie grinste jetzt ganz unverschämt und flüsterte verschwörerisch in Richtung des Rezeptionsfräuleins "Ja, aber bitte nicht vor um 9.00 Uhr, wenn Sie verstehen, was ich meine?"
"Nicht vor 9.00 Uhr - Danke sehr!" wiederholte die junge Frau stereotyp und setzte hinzu "Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt"
Während er von seiner Lolita am Arm zum Fahrstuhl geschleppt wurde, kam ihm das Paradoxe seiner Situation in den Sinn. Er hatte soeben für sich und eine wildfremde Frau ein Doppelzimmer gebucht und sie beide waren auf dem Wege dorthin. Und draußen war irgendwo seine Rieke, die ihn beauftragt hatte, einkaufen zu gehen. Was war nur mit ihm los? Er konnte doch unmöglich bis morgen
früh mit dieser... Alfred musterte das langbeinige Wesen, das ihn fest im Griff hatte ... mit dieser Märchenprinzessin, dieser wunderschönen Lolita - oh Gott, oh Gott, was mach ich nur?
"Das kann ich Dir ganz genau sagen, Alfred" tönte die tiefe, rauchige Stimme neben ihm "Wir werden eine wundervolle Nacht miteinander erleben. Ich werde dich verwöhnen und erwarte natürlich, das du mich auch verwöhnst. Klar? Übrigens - ich heiße nicht Lolita, ich heiße Serina. Damit du weißt, wie du mich ansprechen musst. Und über Deine Rieke mach dir mal keine Gedanken. Sie wird dich morgen wegschicken zum Einkaufen, du wirst deine Brille suchen, wirst Appetit auf ein Bier haben, wirst dir die Mädchen heimlich begucken - und alles wird so sein wie heute, bis ich gekommen bin. Morgen werde ich nämlich nicht kommen!"
Alfred bekam seinen Mund nicht mehr zu. Was hatte sie da gesagt? Wer war sie überhaupt? Wieso las sie seine Gedanken? Und was meinte sie mit, morgen würde sie nicht kommen?
Serina hielt vor der Nummer 13 an, nahm ihm den Schlüssel aus der Hand, schloß auf und trat dann vor ihm ins Zimmer. Sie durchquerte den Raum, schloß das Fenster und zog die Gardinen zu. Dann drehte sie sich um, ihre Hände fassten über Kreuz ihren Kleidersaum und sie zog sich das Kleid über den Kopf. Ein spitzenbesetzter schwarzer, durchbrochener Slip war alles, was sie nun noch auf dem Körper hatte. Alfred quollen beinahe die Augen aus dem Kopf, er hatte einen trockenen Mund und bekam plötzlich Durst. Und er stierte sie an wie das achte Weltwunder, was wohl sehr komisch aussehen musste, denn sie kam mit einem spöttischen Lächeln zu ihm herüber, ihre märchenhaften Brüste schwangen schwer beim Gehen, warf die immer noch offenstehnde Tür ins Schloß, drehte den Schlüssel herum, zog ihn ab, nahm Alfred an der Hand, ging mit ihm zum Schrank, schloß ihn auf, legte den Zimmerschlüssel dort hinein, schloß den Schrank wieder zu, zog dessen Schlüssel ab und ging, Alfreds Hand nicht loslassend, mit ihm ins Bad, klappte die Toilettenbrille hoch, warf den Schrankschlüssel ins Becken und betätigte die Spülung, bis der Schlüssel in der weißen Röhre verschwunden war. Dann drehte sie sich zu ihm um, drängelte ihn aus dem Bad heraus in Richtung Bett, grinste ihn an und begann ihm das Hemd aufzuknöpfen. Alfred schwitzte schon wieder. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren, er hatte sich nicht mehr im Griff. Da ihm nun unweigerlich klar wurde, daß er in wenigen Minuten mit dieser Serina kopulieren sollte, begann ihm das Herz wie rasend zu klopfen. Er war der Situation nicht gewachsen, glaubte fest daran, daß er ihr nicht genügen würde und überlegte krampfhaft, wie er nur wieder aus diesem Zimmer kommen konnte.
Doch Serina war schon wieder in seinem Gehirn "Äh äh - nichts da Alfred! Hier kommst du erst wieder raus, wenn ich das will. Und davor - mein Lieber - will ich dich" Sie machte ihm die Hose auf, streifte sie herunter und hakte die Finger in seinen Slip. Als er völlig nackt vor ihr stand, drehte sie ihm den Rücken zu, streifte ihren Slip herunter, warf sich rücklings aufs Bett und spreizte ihre Schenkel. "Na komm Alfred" lockte sie "Komm zu mir!" Er sah an sich herunter, schämte sich für seinen Bauch und seine traurig hängende Männlichkeit und hätte am liebsten geweint. "So geht das doch nicht" - ging es ihm durch den Kopf - "Das ist doch gegen alle Spielregeln!" Er erinnerte sich an seine unzähligen Träume, in denen er der unschlagbare Don Juan war und reihenweise Frauen erobert hatte. Doch das hier war die Realität! War das wirklich die Realität? Da wartete ein wundervolles nacktes Wesen im Bett auf
ihn. Viel schöner als all die Frauen in seinen Träumen. Und sie war offenbar bereit für ihn und er - er stand da wie klein Fritzchen und wußte nicht, was er tun sollte. Wer weiß, vielleicht war das die letzte Gelegenheit in seinem Leben? Serina räusperte sich, setzte sich auf, rückte ganz nah an ihn heran, stützte sich auf ihren linken Ellbogen, während die Finger ihrer rechten Hand ganz sachte über seine Hoden zu streicheln begannen. Ein Schauder lief ihm den Rücken herunter, er merkte, wie sein Geschlecht zu wachsen begann. Der Mann in ihm erwachte und während ihre kundigen Finger ihn steif und steifer machten, warf er alle Gewissensbisse über den Haufen und konzentrierte sich nur noch auf die fantastische Schönheit da vor ihm im Bett. Als er dann mit bebenden Flanken in sie eindrang, kam ihm ein ungeheurer Seufzer der Erleichterung über die Lippen. Alfred versank in den wundervollen weichen Brüsten Serinas und konnte nur nochdenken "So schön habe ich es doch nie geträumt!"
Das Telefon holte ihn aus dem Tiefschlaf. Er schlug die Augen auf und wähnte sich zu Hause, bei seiner Rieke. Gleich würde der Kaffeduft aus der Küche durch die Tür ziehen und Rieke würde rufen "Alfred, Frühstück is fertig!". Dann bemerkte er auf einmal, dass er in einem fremden Zimmer lag und mit einem Schlag fiel ihm die vergangene Nacht wieder ein. Die köstlichste Nacht seines Lebens
mit der wunderschönen und leidenschaftlichen Serina. Doch wo war sie? Warum lag sie nicht neben ihm? Er lauschte zum Badezimmer hinüber, doch kein Geräusch fließenden Wassers war zu hören. Aus den Augenwinkeln bemerkte er auf seinem Nachtschrank etwas Weißes, ein Stück loses Papier, einen Zettel, einen Brief. Ganz sicher ein Abschiedsbrief - das alltägliche bei solchen Abenteuern? Ein wenig traurig zog Alfred den dichtbeschriebenen Zettel heran, setzte seine Brille auf und las:
"Alfred, mein Hengst, mein Starker. Wenn du aufwachst, bin ich schon auf dem Wege zu meinem nächsten Auftrag. Leider - denn du warst großartig. So toll habe ich den menschlichen Akt noch nie erlebt wie mit dir. Und ich glaube - auch wenn das gegen meine Regeln ist - ich bin Dir eine Erklärung schuldig. Gestern dachtest du einmal - erinnere dich bitte - das sei vielleicht die letzte Gelegenheit in deinem Leben. Ich muss dir jetzt sagen - es war die letzte Gelegenheit deines Lebens. Deshalb hast du mich kennenlernen dürfen, deshalb habe ich mit dir geschlafen. Ich hatte den Auftrag dazu. Normalerweise darf ich nicht über das "Danach" reden, doch in deinem Falle mache ich mal eine Ausnahme. Du wirst heute noch sterben, Alfred - doch keine Angst, es wird nicht schlimm sein - und du solltest noch einmal etwas erleben, was du dir dein Leben lang gewünscht hast. Ich hatte den Auftrag, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Geh jetzt nach Hause zu Deiner Rieke, sie wird dich nicht vermißt haben, denn heute ist gestern - auf die Minute genau. Und du hast noch genau 10 Stunden vor dir - nutze sie gut. Und - mach's gut Alfred!"
P.S. Ach so, beinahe hätte ich's vergessen. Such mich bitte nicht, du wirst mich nicht finden. Auch wenn du glaubtest, mich zu kennen. Ich nahm nur die Gestalt und das Aussehen von einer Frau aus deinen unzähligen Träumen an. Ich selbst habe für Menschen kein Gesicht und keine Figur, ich bin ein Engel! Doch ganz nebenbei - ich habe mich in Serinas Körper richtig gut gefühlt.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 7777

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben