„Nein, das ist schon okay. Also gehen wir los. Du kannst Deinen Wagen in der Firma stehen lassen. Es ist nicht weit“, antwortete ich.
Wir holten unsere Sachen in den Büros, um uns beim Ausgang zu treffen. Die Sonne hatte den ganzen Tag geschienen und es war – obwohl erst Ende Mai – ein richtig warmer, fast schon heißer Abend. Alice wartete bereits. Ich blieb stehen und schaute sie an. Sie stand mit dem Rücken zur untergehenden Sonne. Ihre schulterlangen blonden Haare glänzten golden. Die schlanken Beine zeichneten sich durch die dünnen Weißen Hosen ab. Unter dem dunkelblauen T-Shirt waren die Brustwarzen ihrer kleinen Brüste zu sehen. Sie trug offensichtlich keinen BH – wozu auch. Ich spürte die Lust, ihren zarten Körper in meine Arme zu nehmen.
Sie registrierte mein Anstarren und lächelte mich an: „Wollen wir los oder bleiben wir hier stehen?“
Ich tauchte aus meiner Versunkenheit auf und wir gingen los. Stumm legten wir den kurzen Weg zurück. Meine Gedanken jagten sich: „Ist Mona, meine Frau, schon zu Hause. Es ist Donnerstag. Da hat sie Yoga und manchmal kommt sie später. Wie wird sie reagieren, wenn ich mit Alice komme? Und was wird sein, wenn sie erst später kommt und ich mit Alice alleine zu Hause bin?“ Eine erregende Spannung breitete sich in mir aus.
Ich begann zu schwitzen und es war nicht nur der warme Abend. Alice hatte mich etwas gefragt, aber ich hatte gar nicht zugehört.
„Hallo, Thomas! Was ist los? Sprichst Du nicht mit mir? Ich habe Dich gefragt, wie lange Du schon verheiratet bist?“, setzte sie nach.
„Entschuldige, ich war in Gedanken gerade woanders“, antwortete ich, „Wir leben seit zwölf Jahren zusammen. Verheiratet sind wir seit acht Jahren. Warum fragst Du?“
Sie: „Nur so, pure Neugierde. Verheiratet sein, darunter kann ich mir so gar nichts vorstellen, solange keine Kinder da sind.“
Ich wollte das Thema nicht weiter bereden und schwieg. Mona und ich hatten und haben es wirklich gut zusammen. Als es klar wurde, dass wir aus medizinischen Gründen keine Kinder bekommen würden, hatten wir uns auf ein anderes Leben eingerichtet. Reisen und das gemeinsame Hobby „Segeln“ gehörten zur Kompensation. Nach einer intensiven kurzen Krise vereinbarten wir, dass wir die Beziehung offenhalten wollen. Wir akzeptierten, dass jeder andere Beziehungen haben durfte, mit der Spielregel, dass nichts davon in unserer Wohnung stattfindet und unsere Beziehung immer Priorität haben sollte. Das hatte bis anhin auch gut geklappt. Meine Seitensprünge waren immer sexuell geprägt, das heißt einige One-Night-Stands und gelegentlich etwas längere Affären, ohne tiefer zu gehen. Von Monas Beziehungen wusste ich wenig bis nichts. Sie blieb sehr diskret.
Alice bleibt über Nacht
46 10-16 Minuten 0 Kommentare

Alice bleibt über Nacht
Zugriffe gesamt: 6206
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.