Aufgefallen war sie mir mit ihrer kecken, jugendlichen Art schon in der ersten Projektsitzung. „Aufgefallen“ ist untertrieben: Ich hatte mich in sie verknallt.
Alice hatte die Grafikarbeiten für die Produktion der Broschüren und Plakate der PR-Aktion für das Car-Sharing übernommen. Ich hatte den Lead bei der Produktion der Werbemittel und war für den Text zuständig. So ganz wohl war mir nicht, aber der Chef hatte es so entschieden. Mit einer unerfahrenen Grafikerin zu arbeiten, bedeutet Mehraufwand.
Wenn Alice mit ihren großen tiefblauen Augen in der Runde herumblickte, fiel es mir schwer, den Blick von ihr zu wenden. Alice ist nicht nur forsch, sondern ziemlich hübsch, wenngleich sie mit ihrer dünnen Figur und den kleinen Brüsten nicht meinem bevorzugten Frauentyp entspricht. Ich mag es gerne rundlicher. Sie flirtete unverhohlen mit mir. Natürlich schmeichelte mir das angesichts des beträchtlichen Altersunterschiedes, so dass ich das Spiel gerne mit machte.
Am Schluss der letzten Sitzung, sprach sie mich an: „Ich habe die Entwürfe fertig gestellt. Wollen wir sie anschauen?“
„Jetzt?“, fragte ich, „Es ist schon spät. Hat das nicht Zeit bis morgen?“
„Ich möchte möglichst schnell ein Feedback von Dir, vorher habe ich keine Ruhe“, entgegnete sie mir, „Wir können das ja bei einem Drink in der Kneipe machen.“
„Lieber nicht, ich mag keine geschäftlichen Dinge in der Kneipe besprechen“, antwortete ich postwendend.
Sie rümpfte die Nase. Wahrscheinlich hielt sie mich für altbacken: „Okay, aber hier im Sitzungsraum ist es stier. Ich muss hier raus. Können wir zu Dir gehen. Du wohnst doch nicht weit von hier?“, schlug Alice vor.
Ich sah sie an und wusste nicht, wie ich diesen Vorschlag einschätzen sollte. War das eine Eskalation des Flirtens oder ging es ihr wirklich um die Entwürfe? Und woher wusste sie, wo ich wohnte.
Sie bemerkte mein Zögern: „He, es geht um ein paar Minuten, um die Entwürfen anzusehen. Oder stört es Deine Frau, wenn Du Hause arbeitest?“
Sie wusste offensichtlich auch, dass ich verheiratet war. Ich war ein wenig verlegen, aber sie schaute mich so offen und ehrlich an, dass meine Bedenken schwanden.
Alice bleibt über Nacht
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Alice bleibt über Nacht
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