Auf der Rückfahrt kommen wir an einem alten, wohl nie fertig gebauten, riesigen Hotelrohbauklotz vorbei, der wie ein Totenkopf mit zahllosen schwarzen Augen im grellen Licht der untergehenden Sonne steht. Gleich hinter dem "Hotel" erstreckt sich ein Olivenwäldchen über einen flachen Hügel, dazwischen ein paar Orangenbäumchen mit reifen, leuchtend dunkelgelben Früchten. Nicht das uns gewohnte Orange der Kaufhausperlen, dafür schmecken sie aber tausend Mal so gut. Nicht weit von hier wartet eine kleine, bunte Cantina auf einer Kreuzung, mit ein paar Tischchen unter rot-weiß-roten Coca-Cola-Schirmen auf durstig einkehrende Reisende. Wir halten.
Der Hunger und der Durst frisst uns fast auf. Wir bestellen Nescafe, Cola, Wasser, je nach Belieben und was es halt so zum Essen gibt und streiten uns dann um den langgezogenen Schatten eines Schirmes. Der griechische Gastwirt sieht dies und stellt uns lachend noch einen zweiten auf. Super. Ich falle erschöpft in einen Plastikstuhl. Nach einem ganzen Tag ungeschützter Sonnenanbetung auf unserem Liebesstrand und dann im offenen Auto die reinste Wonne. Die tiefstehende Abendsonne verstrahlt noch immer ihre Glut. Mein ganzer Körper kocht und den Mädchen geht es nicht anders. Sogar Danae, die sonst nie schwitzt, hat einen winzigen Schweißfilm auf der Stirn, den Schläfen, im Nacken und sogar auf den Oberarmen. Am Liebsten würde ich ihn ablecken. Aber lieber nicht, dann fängt wieder Alles von vorne an. Also Distanz. Ich aber rinne ab, wie ein reißender Gebirgsbach. Nicht zum Aushalten. Ich leere die Flasche Wasser ohne Kohlensäure in einem einzigen Zug und bestelle mir gleich noch ein Amstel. Gleich noch drei Züge, jetzt kleinere. Aaaah. Auf unserem Strand gab es ja nichts zu Trinken. Die drei Liter Wasser haben wir Anfangs zu fünft redlich geteilt.
Da kommt der Wirt mit der gemischten Platte. Feta, grüne und schwarze Oliven, Weißbrot, Feta, grüne und schwarze Oliven, Weißbrot, haha. Wir greifen gewaltig zu. Das Bier verzischt und ein zweites findet sich. Schmausend und ratschend vergeht die Zeit und auf einmal ist es fast dunkel. Geht verdammt schnell hier. Wir sind schon seit einiger Zeit die letzten Gäste und der Grieche scheint nur noch darauf zu warten, dass wir einen Abgang machen. Er räumt schon seinen Laden auf. Kurz vorher hat er telefoniert, wahrscheinlich mit seiner Frau und sich zum Abendessen angemeldet.
An der Mauer
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An der Mauer
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