Die Wohngemeinschaft hatte ein eigenes Lokalkolorit. Sie lag an einer reich befahrenen Strasse, war man aber erst mal hinter den Sandsteinmauern, wurde es schon fast gespenstisch ruhig. Im Treppenhaus roch es nach Bohnerwachs, die Wände waren weissgelb gestrichen, und das Holzgeländer war abgegriffen, was ihm aber zusätzlichen Charme verlieh. Die Wohngemeinschaft erstreckte sich über drei Stockwerke. Zuunterst wohnte die Hauswartin, die, anders als man sich Hauswartinnen in aller Regel vorstellt, sanftmütig und nachsichtig war. Natürlich blieb ihr auch nichts anderes übrig, mit drei WG-Stockwerken über sich und einem Keller unter sich, in dem ebenfalls ab und an abgefeiert wurde. Die Kellergewölbe waren wuchtig und erinnerten an eine Zeit, in der sich Architekten noch Raum nehmen konnten – im Grunde so viel sie wollten. Es waren diese Keller, in denen Gurken, Konfitüre und Rumtopf gelagert wurden, es waren diese Keller, in denen Skiausrüstungen standen, es waren aber auch diese Keller, in denen sich gelegentlich jemand erhängte.
Pjotr war der einzige männliche Bewohner der Wohngemeinschaft – mit sieben Frauen teilte er sich Küche, Wohnzimmer, Waschmaschine, die Plattensammlung, die Bibliothek, nicht aber das Bett. Es galt das ungeschriebene Gesetz, dass Sex unter WG-Bewohnern tabu war – um den «inneren Frieden», wie Anna Frida sagte, zu wahren. Der erstrebenswerte Zustand eines Menschen sei der eines Edelgases, wie Neon, pflegte die Chemiestudentin zu sagen. Am Beispiel des Neon-Atoms erklärte sie, dass alle Atomschalen gefüllt und Neon somit inert sei. «In sich ruhend». Diesen Selbst-Zustand übertrug Anna Frida auf Menschen, begeistert sekundiert von Astrid, der Philosophiestudentin. Auch sie war der Meinung, dass Menschen nur dann harmonisch schwingen konnten, in Einklang mit der Natur, wenn sie den Zustand des inerten Neon-Atoms anstrebten.
Alle anderen Menschen waren Getriebene, ruhelose Wesen. I can’t get no satisfaction.
Patrizia, Susanne, Pierina und Sibylle waren gerade auf Reisen – es blieb also noch Anouk. Die Schwarzgelockte war das Nesthäkchen in der Wohngemeinschaft – bei Weitem die Jüngste. Hätte Pjotr eine der sieben Frauen wählen können, bei Gott, er hätte sich mehrfach für die hübsche 21jährige Anouk entschieden. Da war ihre warme Stimme. Augen wie das endlose Meer. Zarte, feingliedrige Hände. Auch die Figur von Anouk war zierlich, wenngleich ihre Brüste eine beachtliche Grösse aufwiesen – soweit das unter ihren grün gefärbten Jeans-Latzhose überhaupt auszumachen war.
Pjotr half in einer Bäckerei aus und träumte vor dem Einschlafen oft, er würde Anouk aus Marzipan nachbauen, ihre Hüften modellieren, die Wirbelsäule erahnen lassen und Anouks Brustwarzen aus leckerem, dunkelbraunem Schokomarzipan nachformen. Natürlich hatte er Anouks Nippel noch nie gesehen, geschweige denn ihren nackten Hintern – aber Pjotr war phantasiebegabt und glaubte von sich, durch Frauen hindurchblicken zu können, egal, was sie anhatten. Diese Begabung gibt es tatsächlich, wenngleich sie nicht allzu verbreitet ist. Das ist gut so, denn man stelle sich Frauen vor, ahnungslos an der Bushaltestelle wartend, splitterfasernackt ausgezogen von den hinter ihnen stehenden Fahrgästen.
Pjotr hätte sich gehütet, sich zu seiner Begierde nach Anouk auch nur ansatzweise zu bekennen. In hohem Bogen wäre er aus der Frauen-WG geflogen, wie das einigen Männern vor ihm passiert war. Anna Frida, Astrid, Patrizia, Susanne, Pierina, Sibylle und auch Anouk wollten ein ruhiges, ungestörtes Frauenleben führen, mit viel Gelächter, viel Lust auch, klar, aber absolut selbstbestimmt. Sie alle hatten Liebesenttäuschungen hinter sich und steckten ihr Geld lieber in ihre Dildosammlung als in Pizza-Abende mit irgendwelchen Männern. «Ist erst noch hygienischer», pflegte Astrid lapidar zu sagen.
Allerdings war auch Anouk Pjotr zugetan. Sie streichelte sich oft vor dem Einschlafen, das vom Mond beschienene Lockenhaar auf dem Kopfkissen ausgebreitet, und während sie sich im Orgasmus wand, empfand sie die Nähe von Pjotr so real, als wäre er wirklich in ihr.
Und es hätte sich gelohnt, in Anouk zu sein. Nicht nur für Pjotr, sondern für jeden Mann. Ihre Vulva war ein wahres Kunstwerk. Schön geformt, so, als hätte Gott persönlich Hand angelegt, mit zartrosa kleinen Labien, die von den grossen Schamlippen zart umarmt wurden. Anouks Clit war eine veritable kleine Perle und sah auch so aus. Sie schimmerte sogar ein klein wenig. Anouks wohlgeformter Frauenhintern tat den Rest – Anouk war die perfekte Frau, und zwar auch charakterlich. Die Liebe in Person. Anouk arbeitete als ausgebildete Hebamme in einem Privatspital und war deshalb in der Wohngemeinschaft nur unregelmässig zugegen. Sie arbeitete immer dann, erhob sich immer dann seufzend vom Gemeinschaftstisch, wenn der Abend sich in eine fröhlich-freundschaftliche Richtung entwickelte. So empfand sie es jedenfalls. Anouk, die Hebamme. Aber ihr Herz gehörte den Frauen, die sie entband und den Kindern, deren Geburt sie unterstützte.
Schon während ihrer Ausbildung war Anouk klar geworden, dass ihr nichts Menschliches, nichts Sexuelles fremd sein durfte, wenn sie in ihrem Beruf einen Platz finden wollte. Hebammen hatten kein Problem, über Orgasmen zu sprechen. Sie hatten kein Problem, Wöchnerinnen zu erläutern, ab wann Sex wieder möglich war. Sie hatten kein Problem, mit Frauen über Ersatzbefriedigung zu sprechen, wenn diese klagten, dass ihre Männer allzu rücksichtslos zugange waren. Anouk war sogar der Fall einer Berufskollegin bekannt, die zu weit gegangen war. Sie hatte sich zu einer Wöchnerin ins Bett gelegt und der staunenden Frau gezeigt, wie man sich am besten befriedigt. Leider war der Gatte der frisch gebackenen Mutter früher von der Arbeit nach Hause gekommen. Er hatte sich beim Arbeitgeber der Hebamme beschwert, diese war mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Offene Sexualität, jaja. Aber leider war das nie ganz gefahrlos.
Anouk hatte durchaus ein natürliches Schamgefühl, wenn sie sich im Spind in ihren Kasak stürzte, achtete sie immer sorgsam darauf, dass die Garderobentür geschlossen war. Sie wollte sich den vorbeieilenden Ärzten nicht im BH zeigen. Never ever.
So verging ein Jahr, und Pjotr erwies sich als unauffälliger, sympathischer Mitbewohner, und als Benefit brachte er solide Kochkünste mit. Er war kein Gourmet, kein Exklusivkoch, beileibe nicht – aber er verstand es, appetitliche, meist zuckerfreie Menus auf den Tisch zu bringen – und seien es einfache, in Haferflocken getauchte Bananenkugeln.
Aber Pjotrs Herz brannte unaufhörlich, sein Begehren nach Anouk nahm Überhand. Wenn er sie doch nur einmal, ein einziges Mal nackt sehen könnte. Pjotrs Zimmer lag direkt unter dem Dach, er war bescheiden eingerichtet – mit Matratze, Gitarre und Zahnbürste als Hauptinventar.
Dann wollte es das Schicksal, dass Anouks Zimmer, das sich direkt unter Pjotrs Kemenate befand, an den Wänden zu schimmeln begann. Erst war da nur dieser hartnäckige modrige Geruch. Dann entstanden schwarze Streifen an der Tapete über Anouks Bett. Dann löste sich ebendiese Tapete, und der ganzen WG war klar, dass es Handlungsbedarf gab. Während die Handwerker in Anouks Zimmer zugange waren, zog diese in den Dachstock – ins leere Zimmer neben dem von Pjotr.
Astrid ermahnte beim Abendessen Anouk und Pjotr unverhohlen, sie ans ungeschriebene Gesetz erinnernd, dass Sex in der WG ein No Go war. Die beiden senkten verlegen den Kopf – fortan würden sie sich von Astrid beobachtet fühlen, was der Libido nicht wirklich gut bekam. Dann war da dieser regnerische Abend, Anouk mal wieder im Gebärsaal, um eine Frau von Zwillingen zu entbinden. Pjotr beklopfte mit vor Aufregung schweissnassen Händen die Wand, an die Anouks provisorisches Zimmer angrenzte. Lange würde er nicht Zeit haben – Anouks Zimmer wurde mit einer Anti-Schimmel-Farbe neu gestrichen, und bald würde sie nach intensivem Lüften, wieder in ihren Raum zurückkehren. Dann hörte er den hohlen Klang. Es schien eine Stelle in der Wand zu geben, wo das Trennmaterial dünner war. Pjotr holte sich im Gewölbekeller Werkzeug, einen Schraubenzieher, eine Aale, einen Meissel und einen Hammer und bohrte ein Loch in die Wand über seinem Bett. Tatsächlich – die Spitze der Aale drang in Anouks Zimmer – an einer Stelle, an der sie der Manipulation nicht gewahr werden würde. Das kleine Loch befand sich gegenüber ihrem Bett, und sie würde die Wand nicht systematisch nach Löchern absuchen. Die Tapete im Dachstock war ohnehin alt und an gewissen Stellen unregelmässig nachgedunkelt. Pjotr strich die Wand in Anouks Zimmer, das er mit Herzklopfen betrat, sorgfältig glatt und betrachtete zufrieden sein Werk.
Nun war ein Kontakt zu Anouk geschaffen; Pjotr war seinem Lebenstraum, Anouk von nun an jeden Abend nackt bewundern zu dürfen, einen Riesenschritt nähergekommen. Wie sich Anouk am Morgen um- respektive anzog, würde ihm verwehrt bleiben. Pjotrs Arbeitszeit in der Bäckerei begann morgens um 02:30 Uhr.
Spätabends kehrte Anouk zurück; Pjotr hörte aus seinem Zimmer ihr leises Seufzen. Anouk musste nach getaner Arbeit im Gebärsaal sehr erschöpft sein. Fast packte Pjotr das schlechte Gewissen, einer hart arbeitenden, müden Frau beim Ausziehen zuzuschauen – er fühlte sich mit einem Mal elend.
Also verzichtete er darauf, durchs Mauerloch hindurch zu blicken, obwohl ihn dieser Verzicht beinahe zerriss. Er legte sich hin, legte Hand an sich und masturbiere in Wonne, während er sich vorstellte, wie sich Anouk nebenan nackt auszog und sich in ihren Calida-Pijama stürzte. Bestimmt würde alles sehr schnell gehen, die Räume unter dem Dach waren nur schlecht beheizt und in der Nacht entsprechend kühl. Anouks Hüften. Oh mein Gott! Pjotr spritzte wie fast jeden Abend in ein Taschentuch, seufzte leise, drehte sich zur Seite und schlief sofort ein.
Den ganzen nächsten Tag konnte er nur an seine Anouk denken. Wie süss sie doch war mit ihren dunklen Locken, den leicht aufgeworfenen Lippen, die ihrem Antlitz etwas Trotziges verliehen, und dem langen weissen Hals, einem Schwane gleich. Was für eine Frau! Was für ein Wesen! Was für eine Göttinnenprovenienz!
Als es Abend wurde und Pjotr die anwesenden Frauen mit einem Gemüseauflauf verwöhnt hatte, zog er sich in sein Zimmer zurück, klimperte abwesend auf seiner Gitarre. Dann kniete er sich auf seine Matratze und presste sein Auge auf das Loch in der Wand, das in Anouks Zimmer führte. Und ihm blieb der Atem stehen. Anouk sass nackt auf dem Holzboden, vor sich eine blaue Gymnastikmatte ausgebreitet. Sie machte Dehnübungen, drückte ihre Knie durch und senkte den Oberkörper nach vorn. Ihre Brüste konnte Pjotr noch nicht sehen – sehr wohl aber ihren kräftigen Hintern, den sie ihm unbewusst zuwandte. «Was für eine geile, geile Frau», sagte Pjotr zu sich und legte Hand an sich. Dass es sich bei dem, was er da tat, um einen Straftatbestand handelte, berührte ihn im Moment nicht. Er tat nichts, was Anouk direkt schaden könnte. Er schaute doch nur.
Anouk, Bauchwellen übend
Anouk, Liegestützen zelebrierend
Anouk, Rumpfbeugen vollführend
Dann, endlich, bückte sich Anouk. Sie wandte der Wand, durch die sie beobachtet wurde, ihre Kehrseite zu, stellte sich auf die Fussspitzen und berührte diese mit ihren Fingerspitzen. So gab sie unfreiwillig ihre Vulva preis, Anouks Pflaume, für deren Anblick die meisten Männer dieser Welt mindestens zehn Jahre ihres Lebens gegeben hätten. Pjotr bildete keine Ausnahme und konnte sich kaum sattsehen an der zart behaarten Spalte, an Anouks Damm und, klar, an ihrem süssen kleinen Anus.
Was Pjotr in höchstem Mass erregte, war Anouks Ahnungslosigkeit. Sie machte diese Übungen wohl jeden Abend, nackt, um jede Beengung zu vermeiden. Anouk, Anouks Körper, Anouks Gymnastikmatte.
Sie wirkte ausgesprochen anmutig, und Pjotr zog scharf die Luft ein, während er hinschaute, wieder und wieder.
Er wichste gemächlich, während Anouk sich noch weiter nach vorne bückte. Mehr konnte sie von sich gar nicht mehr zeigen. Ihr Haar fiel ihr in die Augen, neben sich stützte sie die Hände auf der Gymnastikmatte ab und zeigte Pjotr freimütig ihre hübsche Punze.
Dann kam Pjotr.
Von diesem Abend an veränderte sich Pjotrs Verhältnis zu Anouk in ungeahntem Mass. Er hatte sie nackt gesehen, und ihr Körper war für ihn nun warm und vertraut, als er an ihr hochblickte, während Anouk in der Gemeinschaftsküche Tee für alle braute. Sie trug ein gelbes, quer- gestreiftes Kleid, das sich über ihrem Hintern perspektivisch verzog. Anouks Arsch. Ob er den Ärzten, mit denen Anouk arbeitete, auch auffiel? Eifersucht brandete in Pjotr hoch. Dann liess er sich von Anouk Tee einschenken und freute sich darauf, was die nächste Beobachtung durch sein Guckloch hindurch bringen würde.
Anouk, die Verführerin.
Anouk, die Gymnastik-Fee.
Pjotr stellte die leere Tasse in die Spüle, wünschte der ebenfalls anwesenden Astrid gute Nacht, ging die knarrende Treppe hoch ins Dachgeschoss, betrat sein Zimmer und brachte sich in Position – kurz, bevor Anouk ihr Zimmer betrat.
Anouk, die sich entspannende Hebamme.
Anouk, das Edelgas.
Anouk bückt sich
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