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Ein wenig beschwingter als geplant, weil es eben nicht bei einem Bierchen geblieben war, strebten sie etwas unsicher im Tritt heimwärts, mit Gelächter und schrägem Humor, wie gut gelaunte Nachtschwärmer sich eben benehmen. In der Wohnung war es einfach selbstverständlich, dass sie sich die Kleider vom Leib zogen, ohne Hast, sich nackt umschlangen und schmusend zum Bett im Schlafzimmer strebten. Es folgte kein stylisher Sex mit Esprit und extravaganter Verführung. Es war eine bierselige Balgerei, fröhlich, ausgelassen, unbekümmert, wie junge Verliebte ohne Bedarf an großer Inszenierung. Jung waren sie nicht, aber frisch verliebt und jung geblieben. Es war so einfach, einander ineinander zu spüren und sie hatten gar keine Eile einem Höhepunkt zuzustreben. Fernab tantrischer Inszenierung genossen sie ihre Intimität und Vereinigung in zeitloser und kontemplativer Erregung und eher sanften Höhepunkten, der beiden folgte schnell tiefer Schlaf, geschuldet einer körperlichen Erschöpfung, der späten Stunde und nicht zuletzt dem reichlichen Alkohol.
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„War es eigentlich der scharfe Sex, der dich für mich gewonnen hat?“, fragte Eveline am späten Morgen im Bett plötzlich frech und ihr Haar fiel in sein Gesicht und kitzelte ihn an der Nase. Klaus wurde ernst und zog den Kopf zur Seite.
„Nein“, antwortete er heiser, „es war der erste Blick in deine Augen am Empfang der Therme. Ein jeder weiß, dass in einer Beziehung nie alles stimmt. Wir arrangieren uns damit. Doch dann gibt es irgendwann diesen einen Blick in die Augen einer Unbekannten und du weißt, nichts von alledem ist wahr und alles ist gut und es wird fortan immer so sein!“
Evelines Grinsen wandelte sich zu einem zarten Lächeln und ihre Augen wurden feucht. „So hatte ich das auch empfunden“, bekannte sie, „aber ich wollte es von dir hören. Nur hätte ich es nie in eine so wunderschöne Liebeserklärung kleiden können!“
„Das ist keine Liebeserklärung“, erwiderte Klaus ernst. „Das ist nichts als die Wahrheit.“
Eveline blickte ihm lange wortlos in die Augen.
„Das mit dem scharfen Sex ist trotzdem OK“, lachte sie plötzlich, kitzelte ihn und begann eine kindische Kissenschlacht mit Folgen.
Und Klaus fand das alles auch OK.
Aphrodite zu Besuch
Geschichten vom Anfang des Liebens
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Aphrodite zu Besuch
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