Atides Zelt

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Atides Zelt

Atides Zelt

Anita Isiris

Wir schreiben das 17. Jahrhundert; der Senegal ist eine wilde Gegend mit Ritualen, die historisch nur bruchstückhaft überliefert sind. Atide ist die Tochter von Muham Assaf und von strahlender Schönheit. Muham kam aber nie damit klar, dass Atide ein Mädchen war. Über all die Jahre hatte er sich inbrünstig einen Sohn gewünscht; seine Frau, die am Wochenbettfieber gestorben war, hatte ihm aber nur Atide geschenkt. Sie war gertenschlank und hatte eine wilde Haarmähne, die niemand bändigen konnte. Ihre smaragdgrünen Augen waren eine Seltenheit in der Gegend und es fiel ihr nicht schwer, jeden zu hypnotisieren, der sie zu lange betrachtete. Ihr Vater, der im Dorf eine grosse Macht besass, hatte von Anfang an dafür gesorgt, dass Atide nur mit Jungen aufwuchs. Sie kletterte mit ihnen auf Bäume, lernte spitze Pfeile konstruieren und riesige Fische in den damals zahlreichen Flüssen von Hand zu fangen. Meist trug sie eine Lendenschürze wie die Knaben und mit der Zeit kam niemand mehr auf die Idee, dass sie darunter etwas anders aussah als ihre männlichen Altersgenossen. Bei den zweiwöchentlichen gemeinsamen Reinigungsritualen wandte sie sich immer etwas von der Menge ab und behielt so ihr „Geheimnis“ für sich. Eines Abends trat Muham Assaf in Atides Zelt und hatte eine Binsenmatte und ein Kissen bei sich. Er befahl seiner Tochter, Platz zu nehmen. „Wenn Du schon kein Junge bist“, sagte er höhnisch, dann sollst Du mir wenigstens einen Enkel schenken. Er machte eine Geste zum Zelteingang hin. Atide erstarrte, als der 65jährige Jussuf al Sharek eintrat. Er war der beste Freund und Stammesberater ihres Vaters. Seine Augen glitzerten als er Atide auf ihrer Matte sitzen sah. Atide blieb stumm. Da waren noch andere Schatten vor dem Zelt. Sie bewegten sich, begleitet von männlichem Gemurmel. Wieder wurde der Teppich, der vor dem Zelteingang hing, beiseite geschoben und fünf ältere Männer, die Atide nur flüchtig kannte, traten herein und bildeten einen Halbkreis um das Mädchen. Gelassen streiften sie – wie auf Kommando – ihre Lendenbedeckungen ab. Atides Hals schnürte sich zu. In jenem Jahrhundert sprach noch niemand von Vergewaltigung. Frauen wurden geraubt, entführt, verführt oder ganz einfach genommen. Einen eigenen Willen gestand man ihnen nicht zu – und was nicht da ist, kann man auch nicht brechen. Aus damaliger Sicht waren also sieben Männer – unter der Ägide von Muham Assaf – drauf und dran, ein fünfzehnjähriges Mädchen zu verführen.
„Zeig diesen Männern, dass Du eine Frau bist!“ Mit einem kalten Blitzen in den Augen brachte Atides Vater eine Peitsche zum Vorschein und schlug in Atides Richtung. Einige der Stammesbewohner grinsten. Es war schwül in jener Nacht; draussen zirpten ein paar Zikaden. „Los, los, zieh Dich aus!“ Atide erstarrte. „Ihr seid doch gekommen um ihren Arsch zu sehen, oder?“ wandte er sich mit öliger Stimme an seine Genossen. Diese hüstelten verlegen, um einen kleinen Rest Anstand zur Schau zu stellen. Dann zwang Muham Assaf seine Tochter, sich den Männern zu zeigen. Berühren durfte sie keiner; das Ritual verbot dies strengstens. Sie saugten Atide aber mit tellergrossen Augen förmlich auf. Die Blicke der Männer klebten an ihrem Hintern, der von einer Fackel beleuchtet wurde um jedes Detail in Erscheinung treten zu lassen, sie weideten sich ausgiebig an Atides pubertären Brüsten und streiften ihre Lippen, den Hals, den Bauch, die Schenkel und die Füsse. Längst waren die sechs Penisse hart wie Palisadenholz und jagten dem Mädchen Angst ein. Muham Assafs Glied blieb schlaff.
„Uns ist die Kleine zu mager“, liess sich Jussuf al Sharek stellvertretend für seine Kollegen vernehmen. „Ich denke, wir müssen Deine Tochter stopfen.“ Mit diesem Satz begann eine der obszönsten Zeremonien des 17. Jahrhunderts. Sechs kräftige Männer gruppierten sich um das wehrlose Mädchen und hielten sie an Handgelenken und Fussknöcheln fest, während Muham Assafs Aufgabe darin bestand, Nahrung zu ordern. Hier, jetzt und sofort. Datteln, Joghurt, Fisch, Wassermelonen, wilder Honig wurden von eingeschüchterten Frauen ins Zelt gebracht und auf einem schweren Damastteppich ausgebreitet. Dann begannen sie, Atide zu stopfen. Sie schoben ihr die Bissen direkt in den Hals, so, dass sie gezwungen war zu schlucken, wollte sie nicht ersticken. „Schön werden sollst Du, verdammt, iss um meinetwillen, iss um die Ehre meines Enkels“, schrie ihr Vater, aufgepeitscht von der emotional tiefgreifenden Situation: Da lag seine splitternackte Tochter, stöhnend, sich aufbäumend und sich windend, während sechs auserwählte Freunde sich an ihr zu schaffen machten. Irgendwann hatte Atide Tränen in den Augen und begann zu würgen. Sie kotzte das ganze Zelt voll und es gab keinen, der nicht etwas abgekriegt hätte.
Ein Jahr verging, ein Jahr, in dem Atides Leben völlig Kopf stand und sie aus Rache, Lust und Angst alles in sich hineinstopfte, das verfügbar war – selbst Yamwurzeln, Mais und Butter verachtete sie nicht. Atide bestand nur noch aus einem schlingenden, saugenden und kauenden Mund – während ihre Brüste die Form von Wassermelonen annahmen und ihr Hintern immer mehr dem Vollmond glich, der weit über ihr seine Bahn zog. Ganz langsam, jeden Tag mehr, entsprach sie dem Schönheitsideal ihres Stammes. Aus dem gertenschlanken Mädchen wurde allmählich eine wunderschöne dralle junge Frau. Schon nur ihre malvenfarbene Haut erregte die Männer, die ihrerseits – wie die meisten im Stamm – sehr dunkel waren. Atide erblühte also zusehends und liess sich von ihrer Familie die wunderschönen und farbenprächtigen Stoffe bezahlen, mit denen sie ihren ansehnlichen Körper einhüllte. Dann war er endlich da, der Tag von Atides Entjungferung. Schon am frühen Morgen musste sie sich in Begleitung der Dorfältesten an den Fluss begeben, wo ausführliche Reinigungsrituale stattfanden. Diese Rituale waren öffentlich; zum letzten Mal sollten die Jungen Gelegenheit erhalten, Blicke auf Atides nackte Brüste zu werfen. Im Verlauf des Jahres war es ihr vom Vater untersagt worden, sich unter ihre gleichaltrigen Spielkameraden zu mischen – zu sehr hatte sie sich vom wilden und kämpferischen Mädchen von einst entfernt. Die Frauen hatten Atide das ganze Jahr über gemieden, sahen sie doch, was für prachtvolle Formen sie annahm – in Konkurrenz zu ihresgleichen.
Nun stand sie also am Fluss, splitternackt und für jedermann sichtbar; mit offenen Mündern beobachteten ihre ehemaligen Freunde, wie Atides Schamhaar mit Henna gefärbt wurde und in der gleissenden Sonne wirkte wie ein brennender Busch. Ab und zu kam Muham vorbei und brummte anerkennend. Atide wurden winzige Zöpfe geflochten, ihre Schultern wurden in Naturfarben (etwas anderes gab es zur Zeit ja nicht) bemalt und entlang ihrer Schenkel ringelten sich gemalte Schlangen. Noch immer ass Atide, was auch immer man ihr vorsetzte und saugte genüsslich an einer Zuckerdattel.
Dann brach die Dämmerung herein und die geschmückte junge Frau betrat ihr Zelt, in dem schon zahlreiche farbige Kissen vorbereitet worden waren. Etwa eine halbe Stunde lang überliess man sie sich selbst, dann begannen von ferne die aus Bambus und Elefantenhaut angefertigten Rhythmusinstrumente zu schlagen, zu klopfen, zu dröhnen und zu zirpen. Hunderte von Männern waren über die umliegenden Wälder verteilt, trommelten für Atide und überliessen sich ihren Fantasien. Dann betrat Muham Assaf das Zelt und mit ihm drei Männer. Im Verlauf des Jahres waren die andern drei ums Leben gekommen – unter ihnen Jussuf al Sharek. Wortlos und mit zornigem Blick auf seine Tochter hieb der Choleriker mit seiner Peitsche auf den Boden, so dass grauer Staub aufwirbelte und das Mädchen eine Zeitlang für die drei Freier unsichtbar machte. Zitternd öffnete sie die Bänder der kompliziert verschlungenen Tücher und liess die oberste Schicht ihrer Bekleidung fallen. Eine Schwade von Elefantenbraten wehte herein und liess Atide beinahe bewusstlos werden. Ihr Vater aber trieb sie zu weiterer Enthüllung an, bis sie ihren kunstvoll bemalten Körper endlich den drei Eingeborenen darbot. Respektvoll näherte sich der erste und berührte zögernd ihre Scham. Das Henna kam im Flackerlicht besonders gut zur Geltung. Instinktiv wich Atide etwas zurück, was Muham Assaf zu einem weiteren Peitschenhieb in ihre Richtung veranlasste. Es handelte sich wohl um eine letzte Demonstration seiner Macht; in Kürze würde die Tochter in die Hände von einem der drei Männer übergehen. Dieser durfte dann mit ihr tun was er wollte. Der Vater hatte keinen Einfluss mehr.
Atide bekam von Jimmir Ahmad, einem schmächtigen Siebzigjährigen, Reisschnaps zu trinken, der sie in einen Trancezustand versetzte. Dann machte sich Simir Yussik über sie her. Gierig griff er in ihr Fleisch, knetete die prallen Brüste und kniff in Atides Brustwarzen, bis sie aufschrie. Rhythmisch dröhnten von weither die Schlaginstrumente. In der ganzen Weite dieser üppigen Natur des 17. Jahrhunderts gab es jetzt nur noch eines: Atides Geschlecht. Jimmir Ahmad neigte sich zu ihr, flüsterte ihr Worte ins Ohr, die sie hätten beruhigen sollen und spreizte ihre Schamlippen.
Simirs Stunde der Offenbarung war gekommen; er machte es sich zwischen ihren gespreizten Beinen bequem und liess seinen riesigen Penis hinter der Lendenbedeckung hervorschnellen. Ohne weiteres Vorspiel drang er in Atide ein und nahm sie mit kurzen, brutalen Stössen. Ihre Gefühle taten nichts zur Sache; von weit her vernahm sie Simirs Johlen, als es zum Samenausstoss kam. „Allah il’ Alla, rasulul’ Allah“ – „Es gibt keinen Gott ausser Allah“. Mit diesen Worten schloss ihr Vater das Zeremoniell.
Neun Monate später ereilte Muham Assaf ein Herzversagen, weil seine Tochter... einem Mädchen das Leben schenkte. Nun war sie frei. Sorgsam zog sie die Kleine auf, pflanzte Maniok und Bataten und freute sich jedes Mal, wenn ihr Mann Simir Yussik für längere Zeit auf der Jagd war.

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