Auszeit VI - Abschied

Tinas Geschichte

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Auszeit VI - Abschied

Auszeit VI - Abschied

Stayhungry

Charlotte begann sofort, mit mir zu schmusen. Sie küsste mich auf den Mund, am Hals, in den Nacken. Ich hatte es geahnt, sie war eine sehr sinnliche Frau. Schnell hatten wir uns unserer knappen sommerlichen Kleidung entledigt, aber sie behielt wie ich die Schuhe an im Bett. Wir waren uns wohl sehr ähnlich in ästhetischen Fragen. Charlottes Intimität mit mir war an diesem Tag das Schönste bisher, alles andere war eine frivole Grenzüberschreitung, ein frecher Tabubruch in gefälligem Rahmen, mehr nicht. Aber eine Frau weiß, wie einer Frau gutzutun ist. Sie erregte meine Nippel und ich die ihren, und unsere Lippen fanden die Lippen der anderen und auch die Perlen. Ich hatte schon gar nicht mehr an Paolo gedacht, da sah ich, wie er nackt und mit steifen Glied am Bettrand stand. Hallo Schatz, empfing ihn Charlotte fröhlich, darf ich vorstellen: Tina – mein Mann Paolo! Hallo Paolo, Ihre Gattin war so freundlich, mich schon bisschen zu lecken und so heiß zu machen!

Paolo zierte sich noch ein wenig, nicht schüchtern, sondern respektvoll. Langsam brachte er sich in unser Liebesspiel ein und als ich so richtig erregt war, drang er mit einem gut geschmierten Gummi über seinem Prachtschwanz in meinen After. Es brannte schon ein wenig, weil es ja heute bereits das zweite Mal war, aber er war sehr einfühlsam. Ich kniete auf allen Vieren und Charlotte lag verkehrt herum unter uns. Sie reckte sich nach meiner Klitoris und trieb mich hoch in die Lust. Ich leckte an ihrer Perle, etwas gestört durch die Stöße ihres Gatten, die jetzt schon härter wurde. Aber Charlotte schien es gar nicht so wichtig zu sein, was ihr Gutes getan wurde, sie widmete sich vollends meiner Klimax. Wahrscheinlich waren die beiden ein eingespieltes Team bei dieser Art der menage à trois, denn sie spürte, dass er kommen würde und jetzt jagte sie mich hoch. Ich kam genau, als er zügellos in meinen Arsch hämmerte und in den Wellen der Lust spürte ich keinen Schmerz, nur Ekstase. Allmählich kamen die irdischen Gefühle in mich zurück, meine heute arg beanspruchte Rosette tat doch ein wenig weh und auch mein Nacken von den Verrenkungen. Charlotte blieb noch schmusend bei mir, doch Paolo zog sich etwas unvermittelt zurück. Aber das war mir schon recht, umgekehrt hätte ich es gar nicht gewollt. Nach einer Weile verschmuster Ruhe kehrten wir auf die Party zurück.

Ich trieb es dort unter fremden Menschen also mit Männern und mit Frauen, und es war bestimmt schön anzusehen. Yves hielt sich vornehm zurück wie einige andere auch. Es fiel nicht groß auf und wir Schamlosen waren ein wenig das Unterhaltungsprogramm für die distinguierten Partygäste – oder vielleicht für die in Standfestigkeit und Libido Eingeschränkten. Egal, es war eine sehr angenehme, entspannte Atmosphäre, so gar nicht drängend und dennoch für mich mit kleinen Freuden und großen Ekstasen gesegnet.

*

So ganz Neuland war der unbekümmerte Umgang mit dem eigenen Geschlecht und der erweiterten Zweisamkeit allerdings nicht. Als Teenager und Studentin war ich kein Kind von Traurigkeit, aber ich trieb es eigentlich nicht so wild. Mit meinem Studium an der Universitée de Bourgogne in Dijon änderte sich mein Blick auf meine Sinnlichkeit. Meine Zimmergenossin im Studentenwohnheim hieß Alix und ich verstand mich auf Anhieb blendend mit ihr ihr. Ich neckte sie gerne, indem ich sie Astööriiix nannte, obwohl sie gar nicht klein, sondern so groß und schlank wie ich war, mit einer blonden Mähne und einer großen, schmalen, sehr markanten Nase. Sie sah wirklich blendend und vor allem nicht verwechselbar aus. Zunächst hatte ich keine Probleme, spät Abends noch joggen zu gehen, wenn sie einen amant, einen Liebhaber erwartete. Aber nicht zu jeder Zeit und bei jedem Wetter begeisterte mich das und sie hatte da kein Problem mit meinem Beisein und auch bald Dabeisein. Als umgekehrt ich mal eine sehr persönliche Völkerverständigung betrieb, war der Auserwählte bald auch von ihr umgarnt. Und als wir schließlich beide auf die Männer, also diese großen Jungs, pfiffen, wussten wir sehr gut, wie wir einander guttun könnten. Alix war begeistert von der fleischlichen Pracht meiner Vulva und ich verehrte ihre süße glatte Pflaume. Ihre Klitoris war winzig, doch sie bescherte ihr unglaubliche Orgasmen – natürlich weil meine Zunge so kundig war! Ein bißschön biii schadöt nie! sagte Alix lachend auf Deutsch zu mir und ihr starker Akzent war unglaublich sexy. Ihr Umgang mit der Liebe war wirklich sehr französisch.

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Meine zyklusbedingte Triebhaftigkeit hatte ich in diesem noblen Freiluft-Swingerclub nun umfassend ausgelebt. Ich war zwar libidinös befriedigt, aber emotional fühlte ich eine gewisse Leere. Nun durfte ich mich nicht beklagen, denn ich hatte diese intimen Kontakte ja so wenig zu vertiefen versucht wie meine vergnügten – und zugedröhnten – Liebhaber. Am meisten hatte sich noch mit meiner Gespielin Charlotte getan, die aber letztlich nur zielstrebig vorgegangen war im Interesse ihres Gatten. Meine Bereitschaft zum Exzess lag sicherlich begründet in der Freiheit von allem und jedem in meinem exklusiven Urlaubsdomizil, denn Beliebigkeit liegt mir eigentlich ganz und gar nicht. Zu Hause hätte ich es ganz bestimmt nicht aus freien Stücken wahllos getrieben, mit einem meiner Männer halt, oder mit keinem und eben oft und intensiv masturbiert. Jetzt jedenfalls hatte ich wieder Sehnsucht nach Yves, nach seiner paradiesisch zeitlosen Sinnlichkeit. Mit ihm war Erotik, was sie per definitionem sei, eine seelisch-sinnliche menschliche Beziehung. Solch ein Gefühl schwand nicht mit dem Abebben der Ekstase und war daher von bleibendem Wert.

Yves hatte mich immer wieder mit einem milden Lächeln beobachtet und seinem Verhalten konnte niemand entnehmen, dass wir uns eigentlich schon näher standen. Er war darauf bedacht, dass ich mich nicht beschränken musste, und weil er mir so deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass ihm das ein Anliegen war, konnte ich mich völlig fallen lassen und genießen. Nach meinem reichlichen Exzess suchte ich Yves' Nähe, flüsterte ihm zu, dass ich mich darauf freute, wenn er mich in der Nacht noch liebkost. Er sagte nichts, sah mir nur ernst in die Augen und ich erschrak ein wenig. Hatte ich mich jetzt aufgedrängt? Yves, wenn Sie mich heute Nacht nicht bei sich haben wollen, gehe ich selbstverständlich in mein Hotel! Er musste lachen. Ach Tina! Wie könnte ich Sie nicht bei mir haben wollen? Ich hoffe nur, Sie fühlen sich nicht verpflichtet, das wäre mir unangenehm! Verpflichtet? hauchte ich in sein Ohr, fasste ihn am Arm, und schlang den meinen um seinen Nacken. Ganz und gar nicht, nur liebesdurstig, durstig nach Liebe und Sinnlichkeit, nicht nach schnöder Begattung durch Fremde! Mein Kuss war sehr sanft, lange und innig, und alle konnten es sehen. Vielleicht hatte es sogar wer bemerkt. Die meisten hier waren allerdings ziemlich zugedröhnt, und der Rest ein wenig träge. Am späten Abend verließen wir das Fest, bei dem manche mit dem Schwinden der Hitze oder durch das kursierende Koks auflebten. Ich aber freute mich auf die Abgeschiedenheit in Yves' Villa.

Die Nacht wurde wunderbar.

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Unseren letzten Tag verbrachten wir nur bei Yves. Er hatte angeboten, mir noch ein paar nette Orte zu zeigen, doch ich hatte keine Lust auf Cafebesuch, Einkaufsbummel oder Restaurant. Ich wünschte mir nur noch sinnliche Begegnung, Schwimmen im Pool und von herrlichen Cocktails begleitete Ferkeleien. Ich sprach es nicht aus, aber die Gewissheit, morgen abzureisen, machte mich wehmütig. Und das gab meiner Intimität mit Yves den Beigeschmack, verzweifelt die Zeit anhalten zu wollen. Alle Lust will Ewigkeit, und das Gefühl von Leichtigkeit und Zeitlosigkeit hatte ich bei ihm erlebt. Ich klammerte mich an jeden Augenblick, in dem ich ihn spürte, seine zarte, nie besitzergreifende Lust an mir. Ich unterstellte, es müsste ihm auch so gehen, aber ich wollte nicht, dass irgend etwas ausgesprochen wird. Ich wollte nicht schon wieder ein Herz brechen, nur weil der Sex mit ihm so atemberaubend gut war und ich wieder nur das Heute und kein Morgen anbieten konnte. Ich ließ mich endlos und unzählige Male von ihm lecken, so als wäre es das Alltäglichste und Natürlichste, wie Mann und Frau miteinander umgehen, und ich pinkelte ihn mit Begeisterung an, weil es einfach schön war, ganz willkommen zu sein, mit Körper und Seele, mit meinem Lachen und mit meinem Natursekt!

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Sehen wir uns wieder? fragte Yves am Terminal. Wer weiß? antwortete ich sibyllinisch. Vielleicht heuere ich ja in Ihrer Firma an, es wäre schon eine lockende Beschäftigung. Aber konkret jetzt wohl eher nein, bedauerte ich lächelnd. Diese Woche war meine Auszeit von meinen zwei Männern. Und nun meine ich, ich muss etwas klären in meinem Leben. Oh, sagte Yves mit hochgezogenen Augenbrauen. Dann wünsche ich Ihnen eine gute Entscheidung. Und ich beneide den Mann jetzt schon, dem Ihr Herz gehören wird. Ich küsste ihn ein letztes Mal, ging zur Sicherheitskontrolle und winkte zurück, bevor ich durch die Schranken trat. Yves blieb stehen und blickte mir ernst nach, bis ich aus seinem Blickfeld entschwunden war. Weil ich in dieser Stimmung nicht schon wieder Lust auf Alarm und Durchsuchung hatte, hatte ich heute Morgen meinen Plug Yves verpasst und Liebeskugeln und Vibrator einfach entsorgt.

In dieser Woche hatte ich, und das verwunderte mich, sehr wenig an K. und Juan gedacht. Und Kontakte hatte ich von vorneherein verhindert, indem ich die beiden in meinem Telefon gesperrt hatte. Hatte ich dennoch Erkenntnisse gewonnen? Ja, ich mochte Sex. Mehr Sex mochte ich noch mehr. Und das Wagnis war orgiastisch. Ich war entschlossen, mein Leben zu leben in vollen Zügen. Und wer mit mir leben wollte, musste mich nehmen, so wie ich war.

*

Beim Anflug auf den Flughafen meiner Heimatstadt, der den Namen dieses unsäglichen Mannes trug, informierte uns der Pilot über die Details des nasskalten Wetters, das hier den Sommer für die nächsten Tage unterbrechen würde. Als hätten wir das durch die Fenster nicht schon mitbekommen. Das Wetter passte gut zu meiner schlechten Laune.

Je näher ich der Heimat kam, desto mehr näherte ich mich meinen ungelösten Beziehungsfragen. Ja, der Urlaub war wirklich eine gelungene Flucht gewesen. Ich hatte wenig an das gedacht, was zu klären war, sondern nur mich und die Schönheit des unbeschwerten Lebens genossen. Der Gedanke, in Yves' Firma anzuheuern und in Burgund zu leben und zu arbeiten oder gar im Homeoffice von der Algarve aus, war wirklich verführerisch. Aber wäre ich da nicht einfach nur das Häschen vom Chef? Und überhaupt, konnte eine halbplatonische Beziehung zu einem Mann im Alter meines Vaters langfristig gutgehen, also mit so einem lüsternen Biest wie ich es war?

Yves schenkte mir aus der Not seiner Erkrankung heraus ein kontemplativ absichtsloses Begehren, und er war ganz bei mir gewesen, die ganze Zeit. Was vielleicht traurig für ihn allein war, ermöglichte uns gemeinsam unvergleichliche, heitere Sinnlichkeit. Er wollte mich ganz jeden Augenblick, aber er versuchte nicht, mich zu halten, zu besitzen, mit mir zu verschmelzen – und genau das tat mir gut. Yves hatte einiges mit K. gemeinsam, aber K. drängte mit Begehren und Leidenschaft und seine Seele wahrte keine Distanz. Eigentlich wäre diese verzehrende Liebe eines Mannes, der mich respektvoll behandelt, ein Traum. Aber irgendetwas daran zwang mich auf Abstand. K. litt deswegen und er konnte nicht souverän mit meinen zwiespältigen Gefühlen umgehen.

Und Juan? Ich wurde zunehmend nervöser, wenn ich an ihn dachte. Bereits heute Abend konnte ich ihn wieder sehen – wenn ich wollte. Er war das genaue Gegenteil der beiden anderen Männer. Er respektierte mich nicht, er benutze mich, aber er jagte mich mit der Ungewissheit und seiner ungezügelten Triebhaftigkeit in Höhen der Lust wie kein anderer Liebhaber.

Übel war mir, denn ich wusste, ich würde ihn aufsuchen, heute noch, egal, was passierte.

*

Es kam wie es kommen musste. Juan behandelte mich wie ein Stück Dreck und hatte so Macht über mich – was ich nie sonst jemandem zugestanden hätte. Und K. konnte nicht damit umgehen, dass es war wie es war. Er hätte einen Platz in meinem Leben gehabt, aber es war ihm zu diffus, zu ungewiss, zu demütigend. Obwohl ich mit ihm schlief und unser Sex nach wie vor innig und von blindem Verstehen gekennzeichnet war, litt er. Als ich ihn endlich fortschickte, fügte er sich erschöpft in sein Schicksal. Wir gingen respektvoll miteinander um, und den einen oder anderen Gesprächsversuch bog ich ab, bemüht, ihn nicht noch mehr zu verletzen. Nach einem weiteren halben Jahr kündigte ich und zog fort. K. versuchte nicht, mich aufzuspüren.

Ich hatte K. nie gefragt, was ihn bewegt. Vieles wusste ich, aus dem, was er so erzählte. Manches ahnte ich – und wollte nicht, dass es ausgesprochen wird, gerade was uns anbelangte. Ich habe ihn so genommen, wie er ist. Aber ich habe ihn nie getröstet, obwohl er das wahrlich gebraucht hätte. Und ich bin mir nie klar darüber geworden, ob ich ihn ganz und gar will.

Ich kann nicht sagen, K. hätte keine Chance gehabt.

Aber letztlich keine große.

Und Juan?

Juan bekam mich ganz, mit Haut und Haar.

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