Das Bad

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S.ieben

Wütend warf Maria den Telefonhörer hin. Wie konnte er ihr das nur antun! Ausgerechnet heute! Was fiel ihm ein, nicht rechtzeitig zu kommen! Alles war vorbereitet, und dann ruft er an! Heute! An ihrem Geburtstag! Bleibt er einfach im Stau stecken.

Der letzte Gedanke beruhigte sie. Natürlich konnte er nichts dafür, wenn sich vor ihm auf der Autobahn ein LKW drehte. Zärtlichkeit durchströmte Maria, sie meinte seine Hände zu spüren, wie sie ihre Wangen streichelten, seine Augen zu sehen, die ihren erforschend. Gut, dass ihm nichts passiert war. Er saß da draußen, irgendwo, im Kalten, aber heile! Und sie hier im Warmen, und motzte ihn in Gedanken an, für etwas, was nicht in seiner Macht lag, es zu ändern. Aber vermutlich hatte er sich wieder aufhalten lassen, von irgend einer Besprechung, einem Kollegen, Kollegin?!?, und war zu spät losgekommen, hatte im Radio von einem LKW gehört, gedacht, das ist sie, die Ausrede, der Mistkerl!

Halt! rief sie sich zur Ordnung. Warum hörte sie nicht die aktuellen Verkehrsnachrichten? Warum blätterte sie nicht im Internet nach den momentanen Staus? Weil sie ihm glaubte. Weil sie wusste, das er so schnell wie möglich in Frankfurt gestartet war, um rechtzeitig bei ihr zu sein. Aber er war halt so lange weg gewesen, drei Wochen, kaum die Möglichkeit zu telefonieren, und sie sehnte sich so nach ihm, seiner Stimme, seinem Blicken, seinen Berührungen.

Was machte sie denn jetzt mit dem Essen. Herrliche Antipasti, Melone mit Schinken, Feigen im Speckmantel gegrillt, zum Nachtisch ein Tiramisu. Sollte sie das alles jetzt wegwerfen? Alles hatte sie bereitet in Erinnerung an ihren Kurzurlaub in Italien, wohin sie in großer Runde gefahren waren. Und wo sie sich für einen Spaziergang durch die Weinberge verabschiedet hatten, so hatten sie jedenfalls verlautbaren lassen, dabei wollten sie doch nur ein wenig Zeit für sich haben, und die hatten sie genutzt, zwischen den Weinreben, wo so selten jemand vorbei kam. Der Gedanke an diesen Moment in der Sonne, die Strahlen auf ihrer Haut, ihrer nackten Haut, seine Hand, die sie streichelte, ihre Hand an seiner Brust, seinem Bauch, seiner Männlichkeit, ließ sie zugleich die Erregung spüren und die Traurigkeit, dass er nun nicht gleich bei ihr sein konnte.

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