Begehren

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Skorpion

Wir sind nur gute Freunde. Ach was! Was rede ich da – die allerbesten Freunde! Schon seit ewigen Zeiten.
Robin und ich hatten schon gemeinsam im Sandkasten gesessen, uns gegen die großen und ebenso gemeinen Jungs aus der Nachbarschaft verbrüdert und die Welt von Playmobil, Barbie und Dinosauriern erobert.
Mit Robin konnte man Pferde stehlen, mit mir allerdings auch. Er war der beste Kumpel, den ich mir wünschen konnte. Ein merkwürdiges Paar, wir Zwei.
Auch als unsere Sturm- und Drangzeit begann blieben wir unzertrennlich.
Er passte auf mich auf wie ein Schießhund, umrahmt von meinen zahlreichen Freundinnen. Ich wunderte mich nie, dass Robin so gut wie gar nicht mit irgendwelchen Jungs los zog. Er gehörte zu uns, zu meiner Weibertruppe.
Ich fühlte mich stets geborgen in seiner Nähe, konnte mich blind auf ihn verlassen.
Geduldig wie ein Schaf ließ er jeden Heulanfall über sich ergehen, hatte sich mal wieder eine meiner Liebschaften erledigt. In seinen Armen wurde jeder Schmerz erträglicher. Robin bewahrte mich vor allzu großen Dummheiten. Trank ich, hielt er sich hartnäckig an Cola, sodass ich immer sicher in meinem Bett landete...meistens jedenfalls.

Unvorstellbar, dass es einmal anders sein könnte. Mein Robin!
Ich hatte enorme Besitzansprüche. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass auch er einmal der Liebe „zum Opfer“ fallen würde. Das ging nicht. Ich brauchte ihn doch.
So egoistisch von mir, ich weiß. Aber so war es nun mal.
Gingen wir gemeinsam aus, wurde er von Mädels geradezu umlagert, doch nie ließ er eine wirklich an sich ran. Dabei sah er so gut aus, mit seinem vollen dunkelblonden, leicht gewellten Haar, den graublauen Augen und seiner sportlichen Figur. Sein Hintern war wirklich knackig, was seine Leidenschaft fürs Radfahren wohl so mit sich brachte.

Eines Nachts schmiss sich ihm Melanie an den Hals. Ich fühlte augenblicklich Zorn und Eifersucht. Doch Robin drängte sie nach kurzer Zeit sanft aber bestimmt ab. Unsere Blicke trafen sich; ich hatte immer noch nicht verstanden.

Wenn ich heute darüber nachdenke... Diese Tiefe in seinem Blick, unendliche Zerrissenheit, sogar Traurigkeit hätte ich erkennen müssen. Doch ich war ja immer zu sehr mit mir selbst beschäftigt.
Gewusst hatte ich es lange, zugelassen nie. Doch irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich mich in meinen besten Kumpel verliebt hatte. Schon so lange! Diese Erkenntnis traf mich wie ein Blitz.

Ein Abend wie schon viele zuvor. Nur eine Kleinigkeit, eine riesige Kleinigkeit war anders an diesem Abend.
Robin stand mit einer Gruppe gut aussehender junger Männer an der Bar des „Metropol“, als es mir mit einem Schlag bewusst wurde. Wie blind war ich in all den Monaten (oder Jahren?) gewesen?
Tiefempfundene Eifersucht brandete in mir auf. Robin beachtete mich nicht so wie sonst, er schien sich inmitten der Jungs sehr wohl zu fühlen.
Ein kurzer Blick von ihm, mehr nicht.
An diesem Abend schmiss ich mich dem nächst besten Kerl an den Hals, knutschte, ließ mich begrabschen – alles vor Robins Augen. Es schien ihn nicht zu stören. Auch als mein Alkoholspiegel bedenklich stieg, griff er nicht ein, so, wie er es sonst getan hatte.
Etwas hatte sich verändert, erheblich verändert.

Meine Laune verschlechterte sich zusehends. Nicht einmal mein Lieblingssong besserte sie. Ich fühlte mich unglücklich, traurig. Es war – als hätte ich etwas, jemanden verloren.
An der Bar bestellte ich mir einen weiteren Drink, als ich plötzlich einen kräftigen Arm um meine Taille spürte. Robin.
„Kay...“ (Einfach nur „K“ englisch ausgesprochen, ich hasste meinen Namen...Katharina.)
Verschwommen sah ich Robin neben mir stehen, meinen Robin. Aber nein. Er war es ja nicht, nicht mein. Und wer war das da neben ihm? Was mir mein trüber Blick zu erkennen gab, eine Schönheit von einem Kerl. Rabenschwarzes Haar, bestechend blaue Augen. Wow!
Meine Stimmung hob sich ein wenig, Trotz und das ewige Spiel von Locken und Reizen gewannen die Oberhand.

„Du bescheuerte Kuh!“, dachte ich bei mir, „Weißt du eigentlich, was du willst?“ Und ob ich das wusste. Doch, wusste er es auch? Nein, wie sollte er.

Moment mal. So langsam setzte Erkennen ein. Das war doch?
Wie hieß er nur gleich? Und was war das jetzt wieder? Er, der gut aussehende schwarzhaarige, legte seinen Arm um Robins Schulter, im nächsten Moment glitt er tiefer, legte ihn um seine Taille, wo er auch blieb. Robin unternahm nichts dagegen.
Steven! Jetzt wusste ich es. Steven Damrau, Eishockeyspieler und mindestens bisexuell, wenn nicht sogar doch eher den Männern zugeneigt! Nein. Was hatte das zu bedeuten?! Ich hatte nichts gegen Schwule, überhaupt nicht, ein paar von Robins Freunden waren schwul, wir waren oft mit ihnen zusammen...

„Kay!“, fuhr ich mich innerlich an, „Wie viele Beweise brauchst du denn noch, um es endlich zu kapieren?“
MEIN Robin. Schwul. Aber ich liebte ihn doch. Das ging nicht. Falsch, es war alles falsch.
Der Alkohol, die Erkenntnis, ein langsamer Song – ich brach in Tränen aus. Fort. Ich wollte nur noch fort von hier. Mich, wie immer, in Robins fürsorgliche Arme verkriechen. Ging das denn jetzt überhaupt noch? Wie?

Robin und Steven waren sehr süß an diesem Abend. Irgendwie schafften wir Drei es, das keiner von uns etwas verlor. Nein, wir gewannen etwas.
Steven fuhr und Robin und ich saßen hinten. Ich heulte ununterbrochen, Robin tröstete unermüdlich, obwohl er gar nicht wusste, warum ich so aufgelöst war. Vielleicht ahnte er es aber.

Bis heute weiß ich nicht (es sind beinahe 20 Jahre vergangen seit jener Nacht), wie, was und wann sich alles änderte. Es mag auch völlig unlogisch sein. Doch es war das Größte, was ich je an Gefühlen und Sex erlebt habe, bis heute ungeschlagen.

Steven brachte mich nicht nach Hause, wir fuhren zu Robin.
Mit mir hatten sie keine große Last, da ich auf dem Sofa einschlief. Irgendwann erwachte ich.
Geflüsterte Worte, verhaltenes Stöhnen holte mich ins Hier und Jetzt zurück. Leicht benebelt, jedoch keineswegs mehr betrunken, versuchte ich mich zu orientieren, was in der kleinen 1-Zimmer-Wohnung nicht schwer war.
Natürlich waren es Steven und Robin, die sich miteinander vergnügten.
Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Wie lange schon wusste Robin, dass er schwul war? Warum hatte er sich mir nicht anvertraut? Wie lange ging es mit ihm und Steven? Erst seit heute Nacht?
Ich würde ihn nie haben können. Ging es mir nur darum? Ihn haben zu wollen? Ja und nein. Ich wollte ihn haben, wollte mit ihm schlafen – nein, mich von ihm durchvögeln lassen. Und ich liebte ihn. Ob diese Liebe richtig tief war oder ob sie sich nur so anfühlte... Wie sollte man das mit 19 Jahren wissen?! Ich stand auf und bewegte mich wie in Trance auf die beiden Männer zu.

Herzklopfen, diese Mischung aus Angst, Sorge, Begierde und Faszination.
Ich stand am Fußende des Bettes und beobachtete sie. Noch nie hatte ich einem Pärchen beim Liebesspiel zugesehen, schon gar nicht einem schwulen.

Nach wenigen Augenblicken bemerkten sie mich. Sie sahen mich an, dann einander – eine halbe Ewigkeit, wie mir schien.
Wir sprachen nicht, unsere Blicke sagten alles, was es zu sagen gab.
Robin streckte seine Hand nach mir aus, ich zögerte nicht eine Sekunde und lag sogleich zwischen diesen beiden herrlichen männlichen Körpern.
Sie entkleideten mich gemeinsam, betrachteten mich sehr aufmerksam, begehrlich. Unsicherheit beschlich mich nun doch. Angst vor Enttäuschung. Welche Erwartung hatte ich?
Zum ersten Mal in unserem Leben küssten Robin und ich uns zärtlich, bewusst auf den Mund. Vorsichtig, forschend. Zögerlich öffneten sich unsere Lippen, drängten Zungespitzen das fremde Fleisch zu erkunden.
Steven in meinem Rücken bewegte sich nur ganz leicht, streichelte behutsam meinen etwas angespannten Körper. Ich spürte seine harte Erektion an meinem Po, versuchte mich ruhig zu verhalten, weil ich ihn nicht zu weiteren Taten ermuntern wollte.
Mein Augenmerk galt einzig Robin, obwohl mir Stevens Hände einen Schauer nach dem nächsten bereiteten. Meine Hände gingen ihrerseits auf Erkundung. Ein Traum, über Robins nackten Körper zu gleiten, diese warme Haut, sein muskulöser Hintern und... sein steil abstehender Schwanz.
Er hingegen berührte Steven über mich hinweg, streichelte ihn und masturbierte dessen pralle Männlichkeit an meinem Hintern.
Eifersüchtig dirigierte ich Robin von ihm weg. Ich brannte darauf zu erfahren, wie sich seine Zunge an meiner intimsten Stelle anfühlen würde. Allein der Gedanke daran ließ meine Muschi anschwellen und noch ein wenig feuchter werden.
Robin hatte meine Bewegungen richtig interpretiert, obgleich er es ein wenig zu bedauern schien, von Steven ablassen zu müssen, was mir ein Blick auf seine leicht schrumpfende Männlichkeit bestätigte.
Das würde sich gleich legen, glaubte ich in meiner Erregtheit, wenn er nur erst von meinem Nektar gekostet hätte.
Endlich. Endlich näherte Robin sich meinem pulsierenden Fötzchen, tauchte seine Zunge ein in meine Nässe, spielte, schmeckte.

Meine Erregung fiel in sich zusammen, ebenso Robins, sichtbar. Es fühlte sich nicht richtig an, irgendwas war hier eindeutig nicht richtig. Und dabei wollten wir es so.
Beinahe hätte ich wieder angefangen zu weinen. Steven war es, der die Situation rettete.

Gebannt starrte ich die Zwei an, als sie sich über mich beugten und begannen sich zu küssen. Robins Schwanz richtete sich sofort wieder zu seiner vollen Größe auf. Er stand eindeutig nicht auf Frauen oder einfach nicht auf seine beste Freundin. Diese Meinung änderte ich später allerdings. Auf seine beste Freundin stand er schon, nur konnte er sie nicht lecken, geschweige denn vögeln.

Während sich Robin und Steven miteinander vergnügten, begann ich an mir zu spielen. Genüsslich verteilte ich meinen Nektar auf meiner Kliti und rieb sie kreisend mit Mittel- und Zeigefinger. Als ich lustvoll aufstöhnte wurden sich die Männer meiner wieder bewusst.
Steven sah mich lange an, beobachtete meine masturbierenden Finger – ich fühlte mich extrem sexy unter seinen lüsternen Blicken.
Ich schloss meine Augen... fühlte... genoss. Unerwartet laut stöhnte ich auf, als sich plötzlich Stevens Zunge warm in meine Spalte drängte, gekonnt das Spiel meiner Finger übernahm. Jaa! Das war es, so fühlte es sich richtig an.
Wo war Robin? Ich riss meine Augen auf und blickte direkt in seine.
Er kniete hinter Steven, rieb seine Härte an dessen Hintern, die Hände an Stevens Backen. Seine Augen aber gehörten mir, mir ganz allein.
Geleckt wurde ich von einem anderen, nun schoben sich auch noch dessen Finger in mein feuchtes Paradies, doch Robin und ich fickten einander mit den Augen.
Voller Zärtlichkeit drang er in Steven ein, ließ mich nicht eine Sekunde aus dem Blick.
Mein Beglücker wurde stürmischer, von seiner eigenen Geilheit angetrieben, drängte seine Finger tiefer in mich, leckte immer aufreizender meine Perle.

Dieses eine, einzige Mal, werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen. Der Moment als Steven mir mit Hilfe seiner Finger einen Orgasmus mit Robin schenkte, als Robin und ich gemeinsam kamen, wir uns nur mit den Augen fickten. Nie wieder habe ich so intensiv gefühlt.

Robin und ich sind noch heute beste Freunde, Kumpel, wie man so schön sagt. Ganz selten nur gestatten wir uns diesen Blick, der Blick, der alles sagt.
Heute weiß ich, dass es tiefe Liebe ist, die ich für ihn empfinde. Und gerade diese Liebe gestattet es mir nicht, ihn haben zu wollen, zu dürfen.
Noch oft erwache ich atemlos und verschwitzt aus meinen erotischen Träumen, dann sind es seine graublauen Augen, die mir voller Lust entgegenblicken. Merkwürdiger Weise habe ich mich nie gefragt, wem diese Lust gegolten hat. Mir oder Steven?

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