Sie hat es schon wieder getan. So oft habe ich sie darum gebeten, ja, geradezu angefleht habe ich sie, mir das zu ersparen. Irgendwer hat sie auf diesen komischen Pott gesetzt, dass devote Männer die Demütigung brauchen wie die Luft zum Atmen und die Finger zum Rubbeln. In Ordnung, gut – wenn es ihr Spaß macht, dafür ertrage ich es, dass sie mich beschimpft, mich herumkommandiert wie einen kleinen Jungen, der noch Windeln trägt.
Es merkt ja keiner.
Aber sie besteht darauf, immer wieder den besonderen Reiz dieser ganzen bescheuerten Spiele in der Öffentlichkeit zu genießen.
Weiß sie gar nicht, dass die Leute über sie genauso lachen wie über mich, bei jeder dieser beschämenden, plumpen Vorführungen? Ist ihr nicht klar, wie sie alle lachen, sich amüsieren, und sich dabei kaum die Mühe geben zu warten, bis wir ihnen den Rücken kehren, sondern uns ins Gesicht lachen?
Ich ertrage es nicht.
Oh Gott, es war so peinlich. Einfach aus der Hand genommen hat sie mir den Teller mit den Salaten vom kalten Büfett, ihn auf den Boden gestellt. "Ich habe zwar noch nie davon gehört, dass Hunde Salat fressen – aber wenn, dann bestimmt nicht mit Messer und Gabel im Stehen, sondern aus einem Napf. Also, halte dich dran."
Ich hasse diese Hundespiele ohnehin. Sie hat schon recht; es ist mit das Demütigendste, was ich mir vorstellen kann. Deshalb macht sie sie ja. Aber auch noch vor aller Augen! Die meisten haben gar nicht wirklich verstanden, was da abging; aber gekichert und geprustet haben sie alle trotzdem. Ist ja immer ein innerer Vorbeimarsch, wenn ein anderer genau die Alptraumsituation erlebt, vor der man sich selbst fürchtet. Lächerlich gemacht werden vom Partner. Das Lachen war auch Befreiung, dass für diesmal der Kelch an ihnen vorübergegangen ist und einen anderen übergossen hat. Begossen. Wie den sprichwörtlichen Pudel. Der kann sich auch nicht schlimmer gefühlt haben als ich in diesem Augenblick. Passt ja auch gleich in doppelter Hinsicht, der Vergleich mit dem Pudel.
Natürlich wäre ich am liebsten sofort verschwunden, aber sie wollte es ja auskosten, mich unter der Knute zu haben; es den anderen zeigen, was man alles machen kann mit einem dressierten Ehemann.
Begossener Pudel
2 4-7 Minuten 0 Kommentare
Zugriffe gesamt: 2955
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.