„Also gut Schatz…zwischen sieben und acht...passt, ich freue mich auf Dich.“
Jessica legte zufrieden den Hörer auf. Ihr Mann würde zwischen sieben und acht Uhr abends kommen, also in 3 Stunden.
Bis dahin hätte sie noch genug Zeit für ein entspannendes Schaumbad incl. kompletten Kahlschlags und anschließendem Zurechtmachen (außerdem freute sie sich auf das wunderschöne, kurze rote Kleid, welches ihr Mann mit dem ausdrücklichen Wunsch, sie ausschließlich damit bekleidet vorzufinden, in einer kleinen Geschenkbox auf dem Bett drapiert hatte).
Gegen 18 Uhr drehte sie sich bereits zum dritten Mal vor dem großen Spiegel des Schlafzimmerschranks, sich selbst in dem Kleid bewundernd.
Jessica war eine sehr schöne Frau Anfang dreißig, auch wenn sie das nicht wirklich wahrhaben wollte. Mit ihren knapp 1.60 m Körpergröße kam sie sich immer zu klein vor, besonders wenn sie „irgend so eine dämliche Topmodelshow“ (wie ihr Mann immer zu sagen pflegte) ansah und die ganzen abgehungerten aber ziemlich großen Medienopfer dahin stolzieren sah oder wenn sie mit Julia, ihrer besten Freundin und 1.75m Blondine unterwegs war.
Am Anfang ihrer Beziehung fand sie sich auch ständig zu dick („ach komm, Du bist doch viel zu klug, um auf der allgemeinen entweiblichenden Designerwelle mitzuschwimmen. Hast Du Dir eigentlich jemals einen Porno angesehen? Die wenigsten Darstellerinnen sind so knochige Heidi Klums. Bitte glaub es mir. Es ist ein Irrtum, dass wir Männer diesen burschikosen Twinkie, oder Twinny oder wie auch immer diese „Ikone“ geheißen hat, wollen…“ Mit diesen und ähnlichen Auseinandersetzungen hatte Wolfgang bzw. „Wolf“, ihr Ehemann, immer wieder versucht klarzumachen, dass sie einfach eine wunderschöne weibliche Frau war.), aber das legte sich zum Glück mit der Zeit, sodass sie zumindest ihren „zu kleinen“ Körper recht gerne ihrem Mann präsentierte, der sie dafür entsprechend entschädigte.
Um 18.20 Uhr läutete die Türglocke. Jessica hastete nach einem kurzen Schreck zur Türe, freute sich auf ihren offensichtlich doch früher heimkehrenden Gatten. Dass dieser wohl eher nicht läuten würde, wenn er heimkam, war ihr in der Aufregung gar nicht so richtig bewusst.
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