Wir brauchten ein bisschen länger, um an diesem Tag in die Gänge zu kommen, aber schließlich mähte ich doch den Rasen und versank dabei in meinen Grübeleien. Erneut verloren sich meine Gedanken bei Gina, die ich immer noch nicht vergessen konnte.
Ich hing weiterhin an ihr, konnte sie einfach nicht vergessen und hasste mich dafür, weil das Susi gegenüber ungerecht war. Eigentlich hatte ich das Glück auf Erden. Eine junge Frau, die mich umsorgte, liebte und mir Beständigkeit gab. Es hätte perfekt sein können, würde es mich nicht so beschäftigen, dass ich ihr keinen Orgasmus bescheren konnte. Bei Gina und den anderen Frauen war mir das spielend gelungen, warum bei Susi nicht?
Im Nachhinein hatte ich erkannt, dass mich Gina in die Hörigkeit gedrängt hatte und doch sehnte ich mich manchmal nach ihr. Sie hatte mich am Schluss klein gehalten, mit Vorwürfen überhäuft, weil ich die Angebote meines Chefs nicht annahm und die Karriereleiter erklomm. Für all das hasste ich sie und doch liebte ich sie gleichzeitig immer noch.
Susi mit Gina zu vergleichen ging nicht. Obwohl Ginas Tochter, hatte sie gänzlich andere Charakterzüge. Sie war der Fels in der Brandung und die Liebe zu ihr begann zu wachsen. Diese Liebe, vergleichbar mit einem Samenkorn, das gegossen, gedüngt und gepflegt, gut gedieh, brauchte Zeit. Die wollte ich ihr gerne geben und doch gab es diesen einen dunklen Fleck: Warum konnte Susi nicht genau solche Abgänge bekommen, mit denen ich eine Bestätigung verband.
Unter diesen Gedanken schob ich den Mäher über den Rasen und bemerkte nicht, wie Susi an mich herantrat. Erschrocken zuckte ich zusammen, als sie mich laut ansprach.
„He, ich hab dich schon dreimal gerufen, in welcher Welt sind deine Gedanken gerade?“, fragte sie laut, setzte jedoch gleich hinzu. „Kommst du bitte mit rein, wir haben Besuch.“
Wir Besuch? Wer sollte das denn sein? Susi eilte aber schon zurück und ich stapfte hinterher.
Im Wohnzimmer fand ich Lea, Tom und ihr Töchterchen. Das war eine freudige Überraschung, obwohl es auch einen seltsamen Beigeschmack gab. Immerhin hatte ich mit Lea eine Liebesbeziehung gehabt und Susi wusste das. Die erschien völlig unbefangen, herzte die Kleine und unterhielt sich strahlend mit Lea über das Kind.
Beide Frauen verhielten sich mir gegenüber ganz normal, nur Tom wirkte ein bisschen distanziert. Der Grund blieb mir allerdings verborgen.
Die Gespräche drehten sich eine ganze Weile um belangloses, bis Susi fragte:
„Warum habt ihr nicht vorher angerufen, dass ihr uns besuchen wollt? Ich hätte uns was schönes zum Mittagessen gezaubert, so wird es schwierig, weil ich nicht vorbereitet bin.“
„Wir wussten bis gestern nicht, dass es ein EUCH gibt. Erst als wir bei Gina anriefen, haben wir davon erfahren.“
Stille. Sie hatte den Namen erwähnt, den Susi nicht mehr hören wollte und deren Gesicht zeigte deutlich, wie ihr das missfiel. Ich wollte eben einige erklärende Worte an Lea richten, als Susi mir die Hand auf den Arm legte und an mich gewandt sagte:
„Lass mal, sie konnte es nicht wissen und mit einem hat sie recht, wir hätten es ihnen mitteilen sollen.“
Anschließend klärte sie Lea über alles auf und entschuldigte sich mehrfach, dass wir ihnen das nicht früher mitgeteilt hatten. Lea zeigte sich schockiert über Ginas Veränderung und wirkte sehr betroffen als sie erfuhr, dass Susi keine Kinder bekommen konnte. Dass Susi mit ihrer Schwester darüber nicht gesprochen hatte, war selbst mir neu. Die Diskussion setzte sich noch einige Zeit fort, bis Lea feststellte:
„Also für mich ist diese Frau jetzt auch gestorben. Diesen Abgrund hätte ich ihr nicht zugetraut. Ich hoffe, das siehst du auch so Tom?“, fragte sie ihren Mann.
Der nickte nur kurz und sah dann wieder auf seine Hände. Irgendetwas schien ihn sehr zu beschäftigen, aber vielleicht lag es auch daran, dass er mit Gina Intimes verband.
Inzwischen war die Mittagszeit weit überschritten und Susi bot an, etwas vom nahen Asiaten zu holen. Alle waren einverstanden und Susi sagte im Aufstehen zu Tom:
„Kommst du mit? Ich denke, die zwei haben sich einiges zu erzählen und da stören wir nur.“
Lea und ich wechselten die Farbe, doch Susi hauchte mir einen Kuss auf die Wange und beruhigte mich:
„Keine Angst, ich versteh das und es ist okay.“
Lea bat noch um einen Topf mit Wasser, um Brei für ihre Tochter warm zu machen und dann waren wir allein, mit der kleinen Nora.
Als die betretene Stille schon peinlich wurde, fragte Lea:
„Ihr seid jetzt also ein Paar?“
„Ja, ohne Susi hätte ich den Absprung vermutlich nicht geschafft und ich war wirklich kurz davor, daran zu zerbrechen.“
„Und das mit Gina ging schon kurz nach der Hochzeit los?“
„Hm, hm, wie dir Susi schon erklärt hat. Es gab keine Konkurrenz mehr und sie hatte mich sicher.“
„Warum hab ich das nicht erkannt, warum bin ich nicht geblieben und habe dich mehr bedrängt?“, äußerte Lea kleinlaut.
In Leas Augen konnte ich die gleiche Sehnsucht sehen, die auch mich beschlichen hatte, seit sie hier war, doch keiner von uns sprach es aus. Dafür fragte sie:
„Bist du mit Susi glücklich?“
„Ja“, antwortete ich zögerlich.
„Das klingt halbherzig“, meine Lea.
Ich wusste, ich kann mit ihr über alles reden und so schilderte ich ihr mein Problem. Lea konnte es auch nicht nachvollziehen, versprach aber darüber nachzudenken.
Während sie ihre Tochter fütterte, unterhielten wir uns weiterhin und ich hätte Lea zu gerne berührt. Ich fühlte in ihr den gleichen Wunsch, doch wir versagten uns das.
Es wurde noch ein schöner Nachmittag, in dessen Verlauf die zwei Frauen ein ganzes Stück in der Küche verschwanden und ich mich mit dem einsilbigen Tom und Nora allein im Garten aufhielt. Die kleine lag auf eine Decke im Gras und wir vertrieben uns die Zeit, indem wir mit ihr spielten. Aber bald verließ uns die junge Familie wieder, sie hatten ja noch eine fast zweistündige Heimfahrt.
In der milden Abendluft saß ich mit Susi auf der Hollywoodschaukel und hing meinen Gedanken nach. Jeder von uns hatte sein Weinglas schon einmal nachgefüllt, aber viele Worte, waren noch nicht gefallen. Leas Besuch hatte mein Innerstes erneut aufgewühlt, aber für mich stand auch fest, dass ich Susi niemals enttäuschen wollte. Im gleichen Moment, als ich ihr meine Liebe bestätigen wollte, sprach Susi mich an:
„Du liebst sie immer noch, stimmt’s?“
Erschrocken über diese Feststellung – denn genau das hörte ich aus ihren Worten heraus – wollte ich erst Lügen, und sagte:
„Nein, ich …“ – besann mich dann aber eines Besseren und gestand – „Ja, ich liebe sie noch. aber …“
Susi unterbrach mich:
„Danke für deine Ehrlichkeit. Ich konnte das heute deutlich fühlen und …“
„Warte, lass mich jetzt bitte ausreden“, fuhr ich diesmal ihr über den Mund und erklärte: „Ja ich liebe sie noch, aber eine Beziehung zwischen ihr und mir ist jetzt ausgeschlossen. Sie hat Familie und genauso wenig wie sie in meine Ehe eindringen wollte, werde ich in ihre eindringen. Das wissen wir beide und braucht nicht ausgesprochen werden. Was aber viel entscheidender ist; ich liebe jetzt auch dich, und zwar auf eine Art, die sich grundsätzlich von der leidenschaftlichen Liebe zu Lea unterscheidet. Die Liebe zu dir hat ein festes Fundament. Sie basiert nicht nur auf sexuellem Begehren. Sie basiert auf Vertrauen, Verständnis, Hingabe, dem gemeinsamen meistern des Alltags und vielem mehr. Das zusammen verbindet stärker als Sex und deswegen bin ich einzig dein, auch wenn mich manchmal die Vergangenheit einholt. Das kann ich leider nicht so einfach abschalten.“
Susis Miene hatte sich bei jedem meiner Worte mehr aufgehellt. Sie stellte ihr Weinglas ab, nahm mich in den Arm und gab mir einen innigen Kuss.
„Danke für deine Ehrlichkeit und die überzeugenden Worte. Du glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet, denn nicht, dass du sie noch liebst, hat mich heute verletzt, das ahnte ich schon. Dass du mit ihr über dein Problem gesprochen hast und nicht mit mir – obwohl es uns betrifft – das hat mich verletzt.“
Ich wusste sofort, was sie meinte und betroffen senkte ich den Blick.
„Entschuldige. Ich weiß nicht warum, aber manchmal bin ich bei dir sehr befangen und habe Probleme offen über so etwas zu sprechen.“
„Ich versteh’s gleich gar nicht“, meinte Susi. „Gebe ich dir das Gefühl, das du nicht über alles mit mir reden kannst? Wirke ich gehemmt dir gegenüber? Ich hoffe nicht, denn ich will alles mit dir teilen und selbst an meinen intimsten Gefühlen sollst du teilhaben. Irgendwie bist du mir gegenüber immer ein bisschen verklemmt. Ich vermute, es liegt daran, weil ich dich dort raus geholt habe. Du bist dankbar, das weiß ich, und willst mir das auf jede nur erdenkliche Art zeigen. Dazu gehört, dass du alles Negative von mir fernhalten willst, aber das funktioniert so nicht. Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein, und solange du mir durch die Schattentäler hilfst, ist alles gut.“
Susi war noch so jung, und doch sprach sie, als hätte sie alle Erfahrung der Welt. Ich konnte mich glücklich schätzen, sie zur Partnerin zu haben.
„Hör zu, eins vorweg“, setzte Susi fort. „Ich bin glücklich und zufrieden mit dir, auch beim Sex. Es ist erfüllend, die Liebe und Harmonie in deinen Armen zu finden, das müsstest du auch an meinen Reaktionen erkennen. Deshalb musst du keine Bestätigung durch einen starken Orgasmus bei mir suchen. Willst du das dennoch unbedingt erreichen, vermute ich, dass wir dadurch ein anderes Problem bekommen, denn du wirst das, was dazu nötig ist, nicht wollen.“
„Wie meinst du das?“, fragte ich nach.
Susi holte tief Luft und jetzt war sie es, die den Kopf senkte.
„Du musst mich dominieren. Nur wenn du hart zu mir bist, werde ich so geil, dass ich auch ungehemmte Orgasmen bekomme. Beschimpfe mich beim Sex. Versohle mir den Hintern. Schlag mit der flachen Hand so lange auf meine Muschi, bis sie feuerrot ist und brennt. Misshandle meine Titten, bis mir die Tränen kommen. Ignoriere mein Jammern und mach weiter, auch wenn ich aufhören sage. Verweigere mir den Orgasmus – auch wenn du ihn gerne sehen willst – bis ich es kaum noch aushalte und dann wirst du das bekommen, wonach du dich sehnst.“
Mir blieb die Luft weg. Die sanfte Susi, das Heimchen am Herd, offenbarte eine Seite, die ich nie erwartet hätte. Sprachlos starrte ich sie an, bis Susi den Kopf hob und mir in die Augen blickend fragte:
„Jetzt bist du schockiert, oder?“
„Nein, bin ich nicht. Mir ist allerdings bewusst geworden, wie gut du mich kennst und wie wenig ich dich. Und du hast recht; ich weiß nicht, ob ich das kann, weil es genau das Gegenteil von dem ist, was ich dir geben will.“
„Dann lass es so wie es ist. Ich brauche die Orgasmen nicht, solange ich deine Liebe und Zärtlichkeit habe. Willst du es dennoch versuchen; habe ich mir was überlegt, was uns beiden Sicherheit gibt. Sagt einer von uns `Traumzeit´, ist alles erlaubt. Jede Erniedrigung, die du willst, kannst du ausführen. Sofort beendet wird diese Phase, wenn einer `Liebe´ sagt. So kannst du sicher sein, dass ich es wirklich so will, auch wenn ich aufhören sage, weil nur mit `Liebe´ das Beenden ausgelöst wird. Was sagst du dazu?“
„Lass mich darüber nachdenken. Ich muss das alles erst mal einordnen“, gab ich zu.
„Mach das, und wenn du es nicht kannst, oder willst, dann ist es so wie bisher, auch gut. Übrigens, das mit dem Ei heute, kahm meiner sexuellen Neigung schon sehr nahe. Vielleicht solltest du dich so herantasten.“
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