Beziehungskiste

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Madam Lasterhaft

Hier liege ich. Begraben unter alten achtlos über mich geworfenen Jeans, einem ausrangierten Waffeleisen eines namenhaften Kaffeerösters und zahlreichen schon etwas zerfledderten Fotoalben. Wer um Himmels willen verschenkt denn befüllte Fotoalben? Vom Ende hergedacht, scheint sich hier eine Tragödie zugetragen zu haben. Der mit einem dicken Filzstift in Majuskelschrift beschriftete, aufgeklappte Karton, in dem ich mich befinde, steht auf den blanken Pflastersteinen eines Gehweges einer Hauptverkehrsstraße durch die sich schon einige Autos, Motorräder und Radler zu Rush Hour hindurchquetschen. Besser gesagt durch das Rush Hour Zeitfenster, welches sich über drei bis vier Stunden über die Straße ergießt. Der „zu verschenken Schriftzug“ drängt sich regelrecht dem vorbeigehenden auf wie eine fast nackte Person, welche sich und ihre Dienste feilbietet. Ein paar neugierige Hände hatten ein paar einzeln in weißem Plastik verpackten und verschweißten Tampons inklusive jeweils zugehörigem darin befindlichen Applikator neben den Karton geworfen. Fasst sich heutzutage niemand mehr in seine eigene Muschi? Kein kurzes Intermezzo mehr mit dem nicht unerheblichen Teil des geliebten Lustorganes? Die Kulturtechnik des Händewaschens einmal vorher und einmal danach sollte doch beinahe in Perfektion beherrscht sein im Angesicht der kürzlich erworbenen, steilen Lernkurve einer pandemischen Zeit. Mein schützender, graubrauner Karton ist nicht völlig bloßgestellt. Zwischen zwei niedrigen, stacheligen Heckenpflanzen ist ein Teil untergebracht. Mancher muss bei meinem Anblick an ein halb eingeparktes Auto denken.

Ist das meine Endstation? Komme ich in die Vernichtung zur Müllverbrennungsanlage? Ich weiß es noch nicht. Was ich weiß, ist dass ich ein abwechslungsreiches Leben hatte, seitdem ich in diesen Haushalt kam. Bevor ich über die Achse des Bösen, in diesem Fall die Türschwelle, hinaus in die Öffentlichkeit den Witterungen schutzlos ausgeliefert wurde, hatte ich ein recht gutes Leben. Ich wurde abgestaubt und sogar ab und an poliert. Wer weiß, vielleicht entdeckt mich ein Bastler und entfernt meine Steinchen aus den Fassungen entfernt ein Teil nach dem anderen, bis ich zerlegt bin und setzt mich zu einem neuen Arrangement zusammen. Ich habe nichts Verwerfliches getan und bin doch hier gelandet. Letzter Kick gegen die Kiste. Das war sie. Meine Ex. In dem Fall meine ehemalige Inhaberin ging in wütend klackernden Schritten auf und davon. Ich fühlte mich so wertlos wie die Pfandflasche einer bestimmt nicht günstigen Bioschorle, die gegenüber meinem Standort am Übergang zum Fahrradweg stand. Beim Kauf und der Nutzung noch wertvoll gehütet und hergestellt. Bedachtsam, mit grünem Gewissen erstanden. Auf den Einkaufszettel aus ökologischen Gründen verzichtet. Kaum konsumiert wurde man an die Straße verfrachtet. Ausgeleert. Entbehrlich geworden. Sinnentleert. Wie der vor sich hin gaukelnde Schwarm Fruchtfliegen vor dem Küchenfenster der Wohngemeinschaft im Erdgeschoss.

Simons Wimpern leuchteten strohfarben im Scheinwerferlicht der Halogenstrahlen einer Kneipe. Sein rotblondesHaar und die Bartstoppeln reflektierten das Licht beinah golden. Geduldig nahm er die Bestellung einer Kundin auf, die versuchte sich in der hier gesprochenen Landessprache zu verständigen. Sein Wimpernschlag und Gestik waren in sich ruhend. Offenbar war die hier gesprochene Landessprache eine Fremdsprache für sie. Alles, was ihn hingegen ablenkte war gut. Aus dem von Haus aus vorhandenen Irrgarten der verworrenen Wege seiner und Christinas Beziehung war ein Labyrinth geworden. Mit jeder nervenden Handlung mehr ein sich verfestigendes steinernes Labyrinth, durch das man mit Tunnelblick nur einen einzigen Weg hinaus fieberhaft sucht und hoffentlich findet, um letztendlich in die Freiheit zu flüchten. Irgendwann waren es die ausgeleierten Socken, über die sie sich mokierte. Ausgeleiert deshalb, weil er in seiner Hektik am frühen Morgen blindlinks welche packte, um seine Füße hineinzupferchen. Seine 44 passte nicht gut zu ihren 36. Diese Erfahrungen in ihrer großen Zahl und Häufigkeit brachten ihn weg. Trieben ihn ab vom Zentrum. Weg vom Kern des schönen, wildwuchernden bezaubernden Irrgartens. So wollte er nicht mehr festsitzen und um Perspektiven beraubt werden. Möglichst weg vom dem ihm mittlerweile erdrückenden Kern. Nur noch hinaus. Keine Energie für Eskalationen irgendeiner Art. Pause. Nach den ersten Atemzügen unter blauem, freiem Himmel ein kurzer dankbarer Blick zurück für die leidenschaftlich schönen Augenblicke und die gleichzeitige Gewissheit nie mehr wieder zurückkehren zu wollen, da die vergangene Liebe zu Grabe getragen war. Bereitschaft für die Zukunft. Daran konnten am Schluss die zum Küssen einladenden Ansätze ihrer weiblichen Pobacken nichts ändern, welche dekorativ unter ihrem Bikini zum Teil unterhalb an den Beinausschnitten zu sehen und zum Teil zu erahnen waren, wenn Christina sich lasziv auf der Liege im Garten barbusig den Sonnenstrahlen freiwillig auslieferte. Die schattige Wirbelsäulenlinie war er nicht nur einmal mit seiner Zunge und zahlreichen Küssen nachgefahren, während sie geduldig in einem ihrer Magazine geblättert hatte. Bevor sie sich entschieden hatte sich zu ihm umzudrehen und ihre Blöße endgültig preis zu geben. Sich gefallen zu lassen, wie er die Abdrücke der Liege sanft wegstrich. Wie oft hatte er aus seiner Warte mit dem Handy in der Hand heimlich den kleinen Leberfleck unterhalb der rechten Pobacke betrachtet. Sich gewünscht ihr Höschen beiseitezuschieben. Das Handy sicher abzulegen und im Videomodus laufen zu lassen, um die Momente für die Ewigkeit zu konservieren. Das vermisste er. Genauso wie ihre neckisch um die Füße klimpernden Fußkettchen, die ihn mit den schimmernden Münzen an den Schmuck einer Bauchtänzerin erinnerten. Welche Leichtigkeit ihren Blick umgab, als sie bis aufs Höschen bekleidet, nackt vor ihm stand und ihre zarte, karamellfarbene Naturwelle über ihre Schultern fließen ließ. Kaum zu glauben, was für zwei Welten in dieser Frau vereint waren. Zuletzt blieb nichts. Außer ihren Magazinen, Jeans und einem Album übrig. Ein Fotoalbum, von dem sie meinte, es würde ihm mehr bedeuten als ihr. Heute war sie dagewesen und wütend darüber, dass er auch keine Lust mehr hatte sich mit ihr auseinanderzusetzen. Der Schlüssel flog gegen die Wohnungstür und eilig hatte sie die verbleibenden Relikte aus seiner Wohnung wie ein paar lästige Werbegeschenke entfernt und den Karton aus der Wohnung geschleift. Kaum wagte er das zu denken, aber er war befreit. Erleichtert. Bereit für einen Neuanfang.

Eben diesen reinen, erleichterten Blick der braunen Augen seiner Kundin saugte er förmlich auf. Registrierte ihre Lippenbewegungen. Die vollen, an den Mundwinkeln leicht dunkleren Lippen schienen weitere Worte zu formen. Ihre schwarzen Augenbrauen bewegten sich fast unmerklich. Die vielen kleinen in alle möglichen Richtungen weisenden, dichten, fast filzigen Locken waren durch ein Haarband gebändigt. An den zarten Ohrenläppchen waren jeweils zwei Ohrstecker befestigt. Ihre vollen Lippen schimmerten. Dann lagen sie aufeinander und warteten. Warteten auf eine Antwort. Auf einmal wurde er in die Gegenwart geworfen und hörte die laute Barmusik. Diese rettete ihn. Er formte seine Hand zu einem Trichter an sein Ohr und lehnte sich mit fragendem Blick über den Tresen ein Stück näher zu seiner Kundin. Im selben Moment wurde er grob von seinem Kollegen angerempelt. Er zwinkerte die dunkle Schönheit an. „Ich habe gleich Dienstschluss.“ Sie verstand. Bald konnte er sich auf die blanken Kunstlederbezüge niederlassen. „Uuuuhhh what is this creation?“ fragte sie neugierig mit einem Wink zu seinem Kollegen, der eine Pizza mit einer Spraydose ansprühte. Ja richtig gelesen, ansprühte. „Ach das ist ein Bräunungsspray. It is a spray to make it more brown.“, erwiderte Simon wie selbstverständlich. „Okay“, erwiderte die Schönheit lächelnd mit fragendem Blick. „It is for a good look. You know? stammelte er hinterher. War schon etwas her, die Schulstunden bei der strengen Frau Müller. Jenn schien sich an den ausbaufähigen Sprachkenntnissen wenig zu stören. Sie unterhielten sich ein wenig. Die junge Frau trug ein feinbesticktes, zitronengelbes Camisole Oberteil, welches an dünnsten Trägern gehalten wurde. Spaghettiträger wirkten dagegen fast plump und dick. Das Oberteil wirkte an ihrem Körper wie ein Schmuckstück. Diese Frau sah gut aus. Bestimmt fühlte sie sich mindestens genauso gut an. Simon überlegte für einen Moment, spannte seine Kiefermuskeln an und traute sich zu fragen, ob Jenn mit hinauskommen würde, da es hier von Kollegen wimmelte. Sie entschieden sich in der Kälte draußen sehr schnell für seine Wohnung.

Simon war überrascht, wie gut er sich hier fallen lassen konnte. Während er den Mantel über Jenns Schulter streifte, hätte er sich gewünscht es würde ewig anhalten. Ihre Schlüsselbeine wollten bedacht und geküsst werden. Etwas ertappt erwiderte er den Blick aus ihren dunklen Augen. Fast war die Iris ihrer braunen Augen mit der Regenbogenhaut zu einem Farbton vereint. Mit zarten Fingern hob er ihr Kinn an. Sie ließ sich nicht lange bitten. Ehe er es sich versah, lagen beide nackt auf seiner kleinen Couch. Wie gut sie mit seinen erogenen Zonen umgehen konnte. Simon war in einer harten Schule, seine Zügel nicht aus der Hand zu geben. Er spielte an den Rundungen ihrer Brüste. Nahm ihren hart gehenden Atem wahr. Arbeitete sich zu den Brustwarzen vor. Sie erinnerten ihn an kleine Rosinen auf etwas größeren Vorhoftellern, die leicht gezwirbelt und geneckt werden wollten. Sein Glied rieb sich bereits hart an ihren Oberschenkeln. Das schien sie nicht zu stören. Im Gegenteil. Sie nahm es zwischen die Schenkelinnenseite und ließ es auf und abfahren an ihrer fein rasierten Spalte entlang. Simons Herz schlug ihm bis zum Hals. Für einen Moment beschlich ihn der Gedanke, dass Jenn mit ihm spielte und ihn heiß sitzen ließ. Schon öffnete sie ihre Beine und eröffnete ihre Spielwiese. Ein herrlicher Duft ging von ihr aus. Er entfernte noch schnell den ersten Liebestropfen und begab sich in ihre enge Spalte. Drückte sich sachte so tief es ging und ließ seinen Schwanz auf sie wirken. Rieb ihre Perle. Die enge Grotte weitete sich angenehm. Zu diesem Moment sah sie sehr erfüllt aus. Was dann kam ließ sie laut tönen. Er behandelte sie ausgiebig und setzte sogar noch eine Nachbehandlung fort als sie ihn in ihrer Erregung zuerst nicht aus sich herausließ, nachdem sie ausgiebig ihre Lust an ihm ausgelassen hatte. „Please replay, DJ.“ Hauchte sie Simon süffisant entgegen und legte sich an seinen Arm.

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