Heidi Klum hat ihren Brüsten auch Namen gegeben. Die rechte heisst Franz. Die linke heisst Hans. Meine heissen Bim und Bam. Sie sind nicht von schlechten Eltern, oh nein, keineswegs. Sie haben sehr früh zu wachsen angefangen, meine Brüste, und eine Zeitlang hatte ich die Befürchtung, dass das nie mehr aufhört, das Wachstum. Und je grösser Bim und Bam geworden sind, desto mehr haben sich Männer jeden Alters in mich verguckt. Also nicht in mich, denn ich bin eine vollkommen durchschnittliche Frau, und das in jeder Hinsicht. Nein, sie haben sich in meine Brüste verguckt. Die Mitschüler sowieso, die Lehrer natürlich auch. Immer öfter standen sie hinter mir, wenn wir mitten in einem Test waren, und mir war schon immer klar, dass sie sich nicht für das bekritzelte Blatt Papier auf meinem Pult interessierten. Sondern für das Tal zwischen Bim und Bam – und natürlich auch für Bim und Bam persönlich. Wegen ihrer Grösse habe ich sie nie so gerne hergezeigt, Bim und Bam. Beim Duschen trug ich oft BH, was dazu geführt hat, dass ich von meinen Schulkolleginnen ausgelacht wurde. Und nicht nur das. «Die im BH duscht» wurde im ganzen Schulhaus zu einem geflügelten Wort. Aber dann, eines Tages, begann ich damit, Bim und Bam nicht nur zu akzeptieren, sondern auch, sie zu lieben, und zwar doll. In einer Sommernacht lag ich auf meinem Bett und entdeckte meinen Körper. Erst zaghaft, ich begann beim Hals. Dann habe ich immer weiter runter gestreichelt, und mich sehr lange mit Bim und Bam befasst. Mir war damals noch nicht bewusst, dass Nippel steif werden können – um so etwas macht man im Humanbiologie-Unterricht bis heute einen grossen Bogen. Steife Nippel haben schon einen Sinn. Das Baby, sollte man je eins haben, kann besser andocken. Später, im Internet, bin ich einer Seite mit dem Titel «suckable nipples» begegnet. Tausende von Fotos mit erigierten Nippeln. Diese Homepages werden nicht für hungrige Babys kreiert. Sondern für hungrige Männer, die nie genug bekommen können. An besagter Internetseite haben mich nicht die vielen Brüste irritiert. Die sind einfach, wie sie sind. Durcheinander gebracht hat mich, dass nur Brüste zu sehen waren, der Kopf der Besitzerinnen aber nicht. Also ich kann nur von mir reden. Wenn meine Aufmerksamkeit auf einen Körper gelenkt werden soll, wünsche ich mir auch den dazugehörigen Kopf. Wir Frauen sind da wohl etwas anders. Demzufolge gibt es wohl keine einzige «suckable cock» Internetseite. Weil das Foto eines Schwanzes, ein «Dick Pic», ohne Kopf des stolzen Besitzers, uns Frauen einfach dreimal überhaupt nicht interessiert.
Heute ist Mittwoch. Ich führe Bim und Bam aus, in einem neuen gelben Träger-T-Shirt. Wenn ich an mir herunterschaue, wirken Bim und Bam wie eine Art Balkon. Man könnte zwischen ihnen eine Sonnenblume reinschieben. Oder eine Orchidee. Ich finde mich wunderschön und weiss, dass das alle, die mir heute begegnen, auch tun werden. Dann wurde mir, mitten im Statistik-Unterricht, ich besuche nun eine Fachhochschule, ein Zettel zugeschoben. «Martina, sehen wir uns in der Pause? Hinter der Trauerweide?» Der Pausenhof des Instituts lag immer in der prallen Sonne, aber es gab da diesen wohltuenden Schattenspender, die Trauerweide. Unterzeichnet war der Zettel nicht, ich hatte somit keine Ahnung, wer da was von mir wollte. Aber ich konnte die Pause kaum erwarten. Endlich war es so weit, und ich ging zur Trauerweide. Dort standen Pete und Thomsen. Verlegen traten sie von einem Fuss auf den andern. Als sie mich kommen sahen, erstarrten sie. «Martina, wir möchten Dich – ehm – etwas fragen. Wir haben uns für eine Bachelor-Thesis zum Thema «artgerechte BHs» entschieden». Artgerecht. Ich musste schmunzeln. Was zum Teufel gingen Männer denn schon unsere BH-Probleme an? Waren wir Frauen eine «Art»? Im biologischen Sinne wohl schon. Sie erläuterten mir ihr Projekt. Sie wollten unterschiedliche Brüste vermessen, um daraus eine App zu entwickeln, mit deren Unterstützung man passgenaue BHs herstellen konnte. Diesem Anspruch ist bis heute niemand gerecht geworden, aber KI sei Dank könnten sich neue Dimensionen eröffnen. Ganze Generationen glücklicher Frauen, die nicht mehr von BH-Bügeln gedemütigt und verletzt werden, keine Druckstellen mehr.
«Ja – und was habe ich damit zu tun?» Meine Frage war rhetorisch, denn mir war sehr schnell klar, dass sie mich wegen meines Cup DD auserkoren hatten. Bim und Bam waren sozusagen die «Ausreisser», wie das in der Statistik so schön heisst. Am andern Ende der Skala war wohl Mirjam, meine beste Freundin, die obenrum eigentlich nicht viel mehr hatte als… Nippel. Aber auch sie würde geliebt werden, klar, denn es gab bestimmt irgendwo einen Mann, der eher auf innere Werte setzte und Flachbrettfrauen wie meine Mirjam nicht nur akzeptierten, sondern wohl auch lieben konnte. Aber hier ging es um meine Melonen, um meine Megadrüsen. Hier ging es um Bim und Bam. Offensichtlich ging es Pete und Thomsen tatsächlich um einen wissenschaftlichen Ansatz; sie zeigten mir ein paar erste Unterlagen mit der Leitfrage. Das Raster zum Inhaltsverzeichnis hatten sie auch schon erstellt. «Dürfen wir Deine Brüste… vermessen?» Pete hatte pubertäre rote Ohren, offenbar waren sie durch Bim und Bam gefordert. Ich beschloss aber spontan, die Entwicklung neuer BH-Kreationen zu unterstützen, und wir vereinbarten den kommenden Abend in der Dachwohnung, die sich beide Mitstudierenden teilten.
Sie empfingen mich mit Snacks und einem Bier. Ich hatte obenrum so gut wie nichts an, denn es war mörderisch heiss. Und es ging ganz klar um meine nackten Brüste, also wozu Umschweife? Die trockene Kehle der beiden vermeinte ich schon fast physisch zu spüren, als ich mir mein Shirt über den Kopf zog. Ich verhielt mich ganz natürlich, denn ich war ja nicht allein. Bim und Bam begleiteten mich. Die beiden würden mich nicht im Stich lassen. Also wurde ich angezeichnet. Mit kleinen Kreuzchen. Vermessen. Fotografiert. Die beiden Männer gingen behutsam vor und vermieden es, mich öfter als nötig zu berühren, was den seriösen Touch der Arbeit in den Vordergrund schob und mein Vertrauen in die Jungs bestärkte. Meine Brüste. O.k.
Ein halbes Jahr später hatte ich zum ersten Mal Sex. Mit Pete und Thomsen gleichzeitig, und das kam so: Sie hatten ihre Arbeit mit Erfolg bestanden und waren nun auf bestem Weg, ein Start-Up zu gründen. Schaumstoff statt Metallbügel, den Brüsten dieser Welt gebührt grösstmögliche Liebe und Aufmerksamkeit. Über ein Crowdfunding waren sie an eine beträchtliche Menge Geld gekommen, und das wollten sie nun mit mir feiern. Wir gingen zuerst in eine Bar, und wie gewohnt, saugten sich alle Augen an Bim und Bam fest. Die beiden waren stets Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, niemand suchte Blickkontakt mit mir. Ich wurde immer und überall angesprochen, klar, aber es war so, als würde mein Körper auf Brusthöhe aufhören. Ich habe ein sehr hübsches Gesicht, finde ich, aber Bim und Bam waren stärker. Nach ein paar Bierchen und Snacks gingen wir runter an den See. Pete und Thomsen legten ihre Klamotten ab und sprangen fröhlich johlend in den See. Die Sommernacht war schwül. Nach kurzem Zögern tat ich es ihnen nach. Wir hatten viel Spass im Wasser, und ich hoffte, der Moment, in dem ich nackt, wie ich war, dem Gewässer entsteigen musste, würde sich noch eine Weile hinziehen. Aber ich war ja keine Meerjungfrau, sondern eine ganz normale Jungfrau. Und Jungfrauen gehören an Land. Hinter den beiden BH-Profis stieg ich aus dem Wasser und ging zu meinem Kleiderhaufen. «Heeeey… Du bist wunderschön», sagte Thomsen heiser. Vermutlich klebte seine Zunge am Gaumen, und es war das allererste Mal, dass mich zwei Männer komplett nackt sahen. Es schien ihnen zu gefallen, was ihr Auge blickte. Sie setzten sich im Schneidersitz hin und spielten Karten. Ich setzte mich zu ihnen – was sonst hätte ich tun sollen? Es floss weiterhin Alkohol, die beiden hatten Flachmänner dabei. Und der Alkohol enthemmte uns. So, wie sich beide Jungs von Bim und Bam magnetisieren liessen, und womöglich auch von meiner dunkel behaarten Mumu, wer weiss… so liess ich mich von den halberigierten Schwänzen der beiden Studienkollegen hypnotisieren. Halberigierte Schwänze. Ich war nie der Typ, die sich am Abend vor dem Einschlafen Pornos reinzieht, ganz anders als Mirjam, meine BFF – Best Friend Forever. Anscheinend veranstaltete sie bei sich im Zimmer richtige Masturbationsorgien, denn sie hatte eine neue Sexseite entdeckt. Da gab es Filmchen, von Frauen gedreht, die zwar als pornographisch einzustufen waren, die Frauen aber als selbstbestimmt zeigten. Zuerst fand ich das scheinheilig. Denn Frau zeigt ja alles von sich, damit die Filme runtergeladen und bezahlt werden. Und Mann will Möpse. Saftige Mösen. Geile, erwartungsvolle Arschlöchlein. Offene, feuchte Lippen. Mit der Selbstbestimmung ist da nüscht. Aber Mirjam war der felsenfesten Überzeugung, dass sie sich mit nicht ausgenutzten Frauen kleine orgasmische Freuden bereiten durfte – ohne schlechtes Gewissen. Mirjam, die Flachbrettfrau, auf ihrem Bett vor sich hin masturbierend und sterbensgeil. Sei’s drum.
Dann kam eines zum andern. Pete rückte näher zu mir heran und legte den Arm um mich. Dann streichelte er, vor den Augen seines Freundes Thomsen, Bim. Damit Bam nicht eifersüchtig wurde, befasste sich Thomsen wenig später mit Bam und begann damit, sie zu lutschen. Schon nur die leisen Zungengeräusche gingen mir durch und durch, umso mehr, als Pete sanft seine Hand an meine empfindliche Mumu legte und mit einem Finger eintauchte. Dann war es um mich geschehen. Ich gab mich hin, unten am See, zum allerersten Mal in meinem Leben. Ich liess die beiden Männer an mir lutschen, lecken, dribbeln und nibbeln. Ich wälzte mich lustvoll zwischen den beiden, und sie liessen nichts anbrennen. Pete schob mir seinen Schwengel zwischen Bim und Bam, während Thomsen meine Mumu reizte. Sie wechselten sich kollegial ab, beide bekamen alles. Der Analfick zum Schluss bereitete mir nur am Anfang Schmerzen, weil Pete, der zugange war, einen Riesenschwengel hatte, der mein Arschlöchlein am Anfang ein bisschen überforderte. Thomsen, der mehr Erfahrung zu haben schien, dehnte meinen Anus liebevoll und bereitete ihn vor, so, dass sein Freund kurz darauf sorglos eindringen konnte. Nun war ich, vaginal, anal, mental, keine Jungfrau mehr und hatte auch die elysischen Genüsse eines Tittenficks erfahren dürfen. Wobei, wenn wir ehrlich sind, wer da elysisch geniesst, sind die Männer. Von einem Tittenfick hat Frau genauso wenig, wie wenn sie Sperma schluckt. Sperma ist eiweisshaltig, klar, Aber keine von uns kann sich von dem Geschlabber ernähren. In jener Nacht wurde ich ein bisschen zur Nutte, unter uns gesagt, und es würden noch viele Sexnächte folgen.
Zwei Jahre später war ich schwanger, aber ohne genau zu wissen, von wem. Dann kam der kleine Timo zur Welt. Nun gehörten Bim und Bam ganz ihm, er nuckelte an ihnen wie ein zu kurz Gekommener oder wie ein Verrückter. Ich musste meine Nippel mit Hydrogel schonen, und meine Lust an meinem Körper ging eine Zeitlang verloren. Dann kehrte sie mit vermehrter Intensität zurück. Ich hatte weiterhin Sex, jahrelang, mit allem und jedem. Es war, als hätten mich Pete und Thomsen damals entkorkt, unten am See. Ich brauchte es einfach, und ich war in bester Gesellschaft. Bim und Bam brauchten es auch. Von mir wurden zahllose Fotos gemacht, denn Männer geben sich heute nicht mehr mit intimen Liebesspielchen zufrieden. Sie wollen heisse Fotos und natürlich Videos als Erinnerung, und die Erinnerung teilen sie im Internet mit der ganzen Welt. Aber weil es im Internet so viele nackte Frauen gibt, verschwindet das Individuum in der Menge. So hoffe ich doch, denn ich stehe nun kurz vor dem Abschluss als Lehrerin. Die Spirale dreht sich, die Schüler und deren Väter werden sich weiterhin von Bim und Bam hypnotisieren lassen. Schülerinnen und Mütter vielleicht auch, aber die verdrängen derartige Gedanken eher als das männliche Gegenüber.
Dann kam der Tag, an dem ich vor dem Spiegel einen kleinen Knoten entdeckte. Bei Bim. Danach ging alles sehr schnell. Mammographie. Diagnose. Hormonabhängiger Tumor. Mastektomie. Alles Begriffe, die an Hässlichkeit nicht zu übertreffen sind. Bestrahlung. Chemotherapie. Es ist nur noch die arme Bam übrig. Ganz allein fristet sie ihr Leben, in Nachbarschaft einer Narbe, die mein Körperbild komplett durcheinanderbringt. Mit einem Kerzchen auf dem Balkontisch habe ich mich von Bim verabschiedet.
Aber wenn ich die Kraft dazu finde, werde ich Bim wieder aufbauen lassen – von einer erfahrenen Chirurgin. Die plastisch rekonstruierte Bim soll natürlich aussehen wie Bam.
Dann geht das Leben weiter.
So hoffe ich doch.
Eure Martina
Bim und Bam
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