"Wir verkaufen Fahrscheine für den Nahverkehr nur an den Automaten."
"Ja. Weiß ich. Doch!"
Hatte ich auch versucht. An drei Automaten, bis ich auf eine junge Dame am vierten traf, die einen Aufsichtsbeamten herangeholt hatte. Da wurden die drei aneinander gefügten Automaten getestet. Aufruf per Fingerdruck: Fahrtziel. Dann noch etwa zehn Tastversuche. Dann leuchtet der Betrag auf: 8,40 DM. Das Geldfach nimmt keinen Betrag an. Der Schlitz für die Geldscheine will auch nicht an diesem Sonntagmorgen. Kalt! Noch drei minus! Der erste Tag, wo ich unterwegs, nachdem ich das Auto still gelegt hab.
Der Aufsichtsbeamte gibt auf, läßt das Pumuckl-Mädchen und mich stehen.
Tut ihm leid!
Er verkriecht sich hinter seinen Schalter: Aufsicht. Informationen.
Ich entgegnete dem Herrn Jacobs (auf dem Revers seiner blitzsauberen, gedämpft blauen Uniform pragte es metallisch-edel: „Die Apparate funktionieren nicht. Ihr Kollege ist da draußen gewesen. Und konnte den Computern, äh, konnte denen nichts beibringen. Sonntagsruh. Ja?“
Schweigen!
„Dafür können Sie sich entschuldigen.“
„Tut mir leid, junge Frau, wenn die Automaten nicht funktionieren.“
„Einen Fahrschein bitte, einfach. Nach Warendorf. Äh, Hauptbahnhof. Zweite Klasse. Äh, mit Heizung! Aber, ohne Unglück, äh, wie bei T.M. - möglichst."
Der Meister tippt was ein. Ein Betrag erscheint, blitzt wieder weg. Der Drucker läuft an. Herr Jacobs spricht aus, was der Automat für ihn dachte, nach seinem Wollen: "11,10 DM, botte. Ah, bitte!"
Ich, rasant mich steigernd: „Bitte! Was kostet das! Ich weiß acht Mark und ‘irg’was an Groschen!“
Ungerührt Herr Jacobs. Tippt neu was ein: Es erscheint der Betrag: 8,40 DM.
„Sehen Sie, Herr Beamter. Geht ja, Horr Jocobs! Ich bin sozusagen fast eine Kollegin von Ihnen. Beamtin für Beamte. Aber Kulturabteilung. Da gibt es auch viele Arschlöcher...“
Er übergibt mir den Fahrschein. Kassiert achtvierzig! Ohne Gruß schwingt er sich aus dem Sessel. Und begibt sich in einen Nebenraum. Um eine Löschung im Speicher vorzunehmen? Da wird ja auch jede Falschbuchung erfaßt, denk ich mir. Obacht, Beamterchen!
Bin ich blind (oder feucht oder was...)
Hommage auf einen unbekannten Gentleman
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