Die blonde Frau in der U-Bahn

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Die blonde Frau in der U-Bahn

Die blonde Frau in der U-Bahn

Grauhaariger

Ein Scheißtag war das mal wieder. Jede Menge Stress. Mit Müh und Not habe ich den Bus zur U-Bahn an der Haltestelle noch bekommen. Ansonsten wären fünfzehn Minuten Laufen oder zwanzig Minuten auf den nächsten warten angesagt. Natürlich war er überfüllt. Mir blieb ein Stehplatz, eingequetscht zwischen fremden Leibern.
Endstation. Umsteigen zur U-Bahn. Ein paar Meter vor mir lief eine blonde Frau. Schöne lange Mähne. Pulli. Jeans. Kein Hungerharken, nein, ein für meine Begriffe perfekte Körper! Sie nahm die Treppen hinunter zu den Gleisen. Ich folgte ihr. Rolltreppe fahren wird überschätzt. Die Blondine ging den Bahnsteig entlang. Das wäre auch mein Weg gewesen. Ein Platz in der Bahn weiter vorne wird mir Vorteile beim späteren Umsteigen in die S-Bahn verschaffen. Neben uns fuhr der Triebwagen ein. Die attraktive Blonde setzte sich an einen Fensterplatz. Zu meinem Glück war der Sitz ihr gegenüber noch frei. Für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Verlegen richtete ich meinen Blick ins Wageninnere. Verbarg ihr Gesicht ein Lächeln? Ihrer Schönheit hatte dieser Tag nichts anhaben können. Ich schätzte sie auf, ja: vierunddreißig. Sie trug einen Ehering. Ich stellte mir vor, wie es wäre, mit dieser Frau…
Meine Fantasie blühte auf. Verstohlen taxierte ich ihre Brüste. Unter dem Pulli waren Form und Größe nur so in Ungefähr auszumachen. Sicher eine gute Handvoll! Mit schönen Warzen! Alles gut verpackt in einem ansprechenden BH. Violett bildete ich mir ein…
Die Frau kramte in ihrer Tasche nach dem Smartphone. Sie las und tippte. Damit sie meine Blicke nicht fühlt, betrachtete ich ihr Spiegelbild im Fenster. Was für ein hübsches Gesicht! Ich begann zu träumen. Ich träumte, wie wir uns gegenüberstehen. Wie wir uns stürmisch küssen und uns gegenseitig die Kleidung vom Körper reißen. Sie lässt sich auf das Bett fallen. Ich stürze hinterher. Wieder küssen wir uns. Wir brennen aufeinander…
Ich wurde in die Realität zurückgeholt als ihre Tasche auf meinem Fuß landete. Entschuldigend verzog sie das Gesicht. Beide sprachen wir kein Wort. Die Frau hatte ihr Telefon zurückgesteckt und überprüfte nun mit einem MakeUpSpiegel ihr Aussehen. Wie gerne würde ich sie jetzt küssen! Und natürlich mit ihr auf diesem Bett liegen und ihren Slip herunterziehen…
Diesmal wichen wir unseren Blicken nicht aus. Sinnlich, wollte die Frau mir mit dieser Geste etwas sagen(?); streifte sie mit der Zunge kurz über ihre Oberlippe. Möchte sie, dass ich sie anspreche? Erwartet sie das sogar? Oder würde ich mir einen Rüffel einhandeln? Nein, ich traute mich nicht. Das Spiegeldöschen zurück in die Tasche gleiten lassen und aufstehen war praktisch eins. Ihre Lippen zuckten, um einen Kussmund anzudeuten. Dann drehte sie sich, um zur Tür zu gelangen. Kurz konnte ich ihre Rückseite bewundern. Dieser Hintern! Klar passte die Jeans perfekt! Aber auch ohne Hose wäre er ganz sicher anbetungswürdig!
Der Zug hielt an. Die Türen öffneten sich.
*****
Hier würden sich im Normalfall die Wege von diesen zwei fremden Menschen trennen.
*****
Mit bedröppeltem Gesicht saß ich da und schalt mich selbst den größten Idioten auf der ganzen Welt.
„Komm schon, sei nicht beleidigt!“ Meine Frau streckte ihre Hand nach mir aus. Ich eilte ihr entgegen und wir beide sprangen in letzter Sekunde, bevor die Türen wieder schlossen, ins Freie. Sollte sie doch mit ihrer Freundin auf das Konzert gehen heute Abend. Aber vorher…

ENDE

Inspiriert, diesen Text zu schreiben hat mich ein Lied mit dem Titel: „Schade“

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