Blut und Wasser

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Blut und Wasser

Blut und Wasser

Alfred W. Schwarzmüller

Es ist eine Ankündigung, sie ist abgetreten, aber die Druckerfarben sind immer noch frisch und leuchtend, es ist die verknitterte Hinweiskarte einer Bar, einer Musik Bar, der Antica Bar.

Ich ging nach draußen, schlenderte durch die Menge bis zur nächsten Piazza, vorbei an einer dieser riesigen alten Kathedralen, die hier absurderweise im Überfluss herumstanden, bestellte ich mir ein Taxi und ließ mich mit Gehupe herrschaftlich durch die Menschenüberströmten Gassen hetzen.

Ich im Taxi, der Taxifahrer, dick mit Glatze, Sonnenbrille in der Nacht, sein hellblaues Hemd voller Schwitzflecken, seine schwarzen Brusthaare wuchern ihm aus dem Ausschnitt, seine beiden Hände sind so festgeklammert an dem Lenkrad, dass die Knöchel weiß hervortreten, hin und her bewegen sich seine Hände hektisch, er fährt seinen alten Fiat, als wäre es ein Ferrari und quatscht dabei.
Zuerst freundlich, quetscht er mich aus, um mir dann immer wieder, immer aufdringlicher zu sagen:

‘Ich kann ihnen eine Bar empfehlen, da würde es sich wirklich lohnen’, währenddessen fährt er mit Höllentempo und hupend durch die Gasse, die nur einen halben Meter breiter als der Wagen ist, ich höre das Brüllen des Motors wiederhallen von den alten Kalkputzfassaden, widerhallen von den speckigen Marmorsäulen, von den Steinsimsen und der weißen Bettwäsche, die weit über uns wie bei einem Gespenstertreffen hängt, ich sehe seine Sonnenbrillengläser im Rückspiegel, sein verschwitztes Verbrechergesicht mit Spiegelsonnenbrille in dem sich wiederum meine verärgerten Augen spiegeln, und antworte: ´Ich, nein, ich möchte genau in diese Bar von der Karte, der Biglietto da visita, ich stur, ich wollte mir von dem Taxifahrer keinen Puff aufschwatzen lassen, ich also in dem Taxi, ich Castro, den ganzen Tag das tun und sagen müssen, was andere von mir wollen, ich Castro, höre mich selber wütend sagen: ‘Halten sie endlich die Klappe und fahren sie,’ und er schweigt den Rest des Weges, fährt noch schneller und noch hektischer, bei jedem Fußgänger geht er voll auf die Bremse und hupt -danach gibt er wieder Vollgas, ich schwitze, aber nicht vor Angst, sondern vor Anstrengung, denn ich falle ständig nach vorn beim Bremsen und wieder nach hinten, wenn er beschleunigt, wir springen fast durch die Gassen, und da ist sie, die kleine Bar, mit kleiner Tanzfläche in einer alten schmutzigen dunklen Gasse. Ich bin kurz davor, mich mit ihm zu Prügeln und steige aus, trete auf dunkle, große, abgenutzte speckige Steinplatten, auf die Steinstrasse, die gezeichnet ist von den tiefen Furchen von mittelalterlichen Kutschenrädern, die Luft ist warm und feucht, Stimmengemurmel liegt in der Luft, Blumenduft, Motorradqualm, feuchte, warme Steine und der Schweißgeruch von einer Million aufgeregter Menschen, ich steige aus, berauscht von dieser angereicherten Luft, stehe vor einem Haus, das eingeklemmt von einer großen Kirche und anderen alten Häusern schwer atmend in der Enge der Gasse aus dem Erdgeschoss schreit.

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