Brief an einen Ex- Lover

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Brief an einen Ex- Lover

Brief an einen Ex- Lover

Viktoria Tsiffa

Aber Deine romantische Seite ist auch nicht von Pappe! - Ich erinnere mich nur zu gerne an unsere erste Begegnung. - Ich, im naß geschwitzten, dünnen Sommerkleid. Mein schlampig gepackter Koffer in der Hand. Mein rotes Haar... zuerst widerspenstig im Wind, dann zerzaust und verfilzt im Reißverschluß Deiner Hose.

Du hast in einem Punkt völlig Recht! Ich bin schon ein süßes Ding. Um andere zu lieben, muß man erst einmal sich selbst lieben. Das kann ich jetzt ganz gut, glaube ich. (Ich kann Dich nur zu gut verstehen, wenn Du jetzt immer um Mitternacht vor der Wohnungstür kauerst, den Mond anheulst und dabei masturbierst. Das muß hart für Dich sein, so allein.)
Ich sah Dich damals mit dieser Lizzy, oder Prissi oder Missy. Im Supermarkt. Küsse und Geruch von Sellerie. Deine zitternde Hand an zarter Frauenbrust. Kaltes Neonlicht ließ euch ineinander schmelzen. Eine Lautsprecherdurchsage lallte irgendwas von "Sonderangebot im Kühlregal".
Du hast mich gesehen und hast sie für mich stehen lassen, ... diese Lizzy oder Prizzi oder Missy. Noch ehe sie sich den Geschmack Deiner Küsse von den Lippen leckte, hattest Du sie auch schon wieder vergessen. Das Geschah ihr ganz recht so. Ich sehe das dumme Luder noch vor mir! Sie trug einen weiten Nadelstreifen-Anzug und nichts, absolut nichts unter dem Jackett, ausser ihren Brüsten. Und zum Anzug Slipper aus Segeltuch. So wenig Geschmack gehört bestraft.
Okay. Das muß ich jetzt klarstellen! - Damals, auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt... ich habe nicht wirklich nur deshalb mein Kleidchen für Dich gelüftet, weil Du mich beim Stehlen im Supermarkt erwischt und auf so süße Art und Weise erpresst hattest. - Ich habe mit meiner Zungenspitze nicht deshalb dein tiefstes Inneres erforscht um den Gaffern um uns herum zu zeigen, was eine Frau von Welt so alles mit ihrer Zunge anstellen kann...
Die Welt um uns herum hat für Dich plötzlich nicht mehr existiert. - Ich war Deine neue Welt. Ich war dein Universum. Ich war Deine gefräßige Sonne und Dein stiller Mond. Ich war das schwarze Loch, das all Deine Energie verschlang, um Dich danach in einer anderen Dimension wieder auszuspucken.
Aber vielleicht warst Du ja nur einfach notgeil und hast mich deshalb damals auf dem Parkplatz grün und blau gefickt.
Wie dem auch sei. Das mit uns beiden kann so nicht mehr weitergehen. Bevor Du in mein Leben gestolpert bist, hatte ich schon alles verloren. (ALLES, bis auf meinen schlampig gepackten Koffer und mein dünnes, viel zu enges Sommerkleid, das noch nach zehn Jahren den süßen Mief eines rothaarigen Teenagers verströmt. Das hat Dich angelockt, was?)
Ich will nicht deinetwegen noch meinen Verstand verlieren. - Also bleib mir bitte vom Hals, mit deinen seltsamen Stiletto-Schnür-Stiefeletten, deinem albern kurzen, engen schwarzen Rock, deiner süßen Pagen-Kopf-Frisur, und deinem viel zu roten, viel zu feuchten Schmollmund. (Deine Motorrad-Jacke ist übrigens in Deinem Koffer. Und auch Dein kleiner, silberner Zeppelin).
In meinem Leben ist nur Platz für eine Frau. Nur Platz für mich! Ich nehme in meinem Leben so ungeheuer viel Platz ein... da bleibt für Dich nur noch das alte, blaue Sofa, auf dem Dein blasser Körper immer so deplaziert aussah. Gott! Wie das immer aussah, wenn Du wie hingerotzt auf dem blauen Sofa lagst. Mit nichts, als Deinen blöden Schnür-Stiefeletten bekleidet. Wie Du mich ansahst, Deine Gesichtszüge zu einem klebrig-süßen Lächeln verrutscht sind und Du dabei masturbiert hast, als wäre ich nur ein Foto Deiner schmutzigen Fantasie. War ich jemals wirklich für Dich anwesend, wenn ich mit Dir im selben Raum war?
Tschüß Alexandra! Du warst ein Traum. Wird Zeit, aufzuwachen. So kann`s mit uns nicht weitergehen!
Ach, was! - Zerreiss` diesen Brief, komm` vorbei und lass` uns ficken!

Küßchen, Küßchen!
Deine Vicky!

PS: Sorry, dass ich Dich zwei Tage lang aus Deiner eigenen Wohnung ausgesperrt hab`!

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