Die Brücke

Geschichten vom Anfang der Sehnsucht

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Die Brücke

Die Brücke

Stayhungry

Und so entfuhr es Rikki unvermittelt: Ich will endlich wieder ficken! Ich brauche keinen Ehemann fürs Leben, das kann ich alles alleine! Aber das sind meine besten Jahre, ich bin geiler als je zuvor, aber eingesperrt wie eine Fünfzehnjährige! Ich pfeif auf meinen Vibrator, ich will endlich wieder einen Mann!

Wir waren nicht betreten ob dieser Äußerung, aber getroffen von ihrer Not, die dem Grunde nach jeder schon hatte durchleben müssen, aber nicht unter diesen schwierigen Bedingungen, die doch für so viele Frauen trauriger Alltag sind.

Ich hätte es nicht gewagt mich in Gegenwart Dritter anzubieten, und noch bevor ich richtig nachdenken konnte, ob dem Abend nicht auch eine wache Nacht folgen könnte, stimmte sie wieder ihre Hymne an: Die Männer sind alle Verbrecher, ihr Herz ist ein finsteres Loch …

Dies hatte ich schon in der Vergangenheit über mich ergehen lassen, wusste, ich war nicht gemeint und am Ende heißt es ja: aber lieb sind sie doch. Das war Rikki pur. Wäre es nicht so traurig gewesen, hätte man losbrüllen können, so wie damals, auf dieser ländlichen Hochzeit, als die Musikanten der verwandtschaftlichen Runde derbe Schlüpfrigkeiten mit deutlich gewalttätigen und Frauen verachtenden Anteilen als anzügliche Unterhaltung anboten, was die frommen Kirchgängerinnen zu Schenkel klatschenden Begeisterungsausbrüchen brachte, uns aber nur anwiderte, stellte sie sich auf den Tisch und schrie: Ich hab’s kommen sehen, sagte die Frau mit Sperma auf der Brille! — Kopfschütteln und betretenes Schweigen bei den Älteren, Gelächter bei uns war die Folge, Rikki stieg vom Tisch und setzte sich zufrieden, wir aber liebten sie.

Mittlerweile beklagte sie sich darüber, dass Frauen, die sexuelle Befriedigung nebenbei suchten, als Schlampen gelten, Männer mit gleichem Anliegen als tolle Hechte. Nun sie hatte schon recht und für sie mit drei Kindern unterschiedlichen Alters war Spontaneität in diesem Bereich auch erschwert, aber sie sollte sich für ihre wenigen Gelegenheiten vielleicht auch nachdenklichere Typen aussuchen, die nicht sofort alles weitererzählen, nicht mit Eroberungen prahlen und sinnliche Frauen nicht dem öffentlichen Urteil preisgeben — sicher nicht alles so leicht durchschaubar, täuscht man sich ja, wie geschehen, auch oft in der Wahl seines Lebenspartners.

*

Die Wohnung war eines dieser typischen Apartments mit Wohn- und Essbereich, in den man schon von Flur und Garderobe aus trat. Ich hatte mich als erster gesetzt, mit dem Rücken zur Glasfront, einerseits um nicht im Weg umzugehen, wohl aber auch um gleich den Blick auf Rikki zu haben, sobald sie die Wohnung betrat. Sie hatte sich dann neben mich gesetzt, und nachdem aufgetragen war, saßen sich Julia und Rikki gegenüber, und ich blickte dem Grunde nach auf Freddy. Wir hatten also nicht die klassische Sitzordnung mit Tischdamen. Die seitliche Sitzposition zur Linken Rikkis gewährte mir durchaus ansprechende, unauffällige Einblicke in ihr Dekollete, sie trug Korsett oder Korsage, schwarz, und ihr Profil war ansprechend, ich konnte sie betrachten, ohne dass ihrem Blick alles offenbar wurde, was meiner anstellte. Diese halb schräg eingenommene Sitzposition hatte aber eine natürliche Ausrichtung auf Julia, und was ich da, scheinbar ins Zuhören versunken, durchleben musste, war eine süße Qual. Sie trug hochgeschlossen, aber schulterfrei und enge Jeans, Pumps, alles schwarz — was für ein Gegensatz zu ihrem mädchenhaften Sommerkleid nachmittags. Unterhalb der Tischkante wurde es buchstäblich eng für mich.

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