Famke verkniff sich die Frage, ob sie das in eigener Sache herausgefunden hatte.
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Drei Tage später ließ Mandy einen Schuhkarton auf die Ladentheke plumpsen.
„Die Flyer sind da!“ rief sie und riss das Klebeband ab. Famke gefielen die Farbprospekte mit dem Logo auf dem Titelblatt sehr gut. Lediglich die Fotos, die Ihre Büste aus sehr gewagten und aufreizenden Perspektiven zeigten, betrachtete sie mit einer gewissen Verlegenheit.
„Keine Panik, Süße.“ beruhigte sie Mandy in ihrer unnachahmlichen, kumpelhaften Art. „Kein Mensch wird erkennen, dass der Balkon dir gehört.“
Die nächsten zwei Wochen bescherten den beiden Jungunternehmerinnen erfreuliche Ergebnisse. Ein langsam aber stetig weiter steigender Umsatz sorgte für gute Laune. Hinzu kamen die Gewinne anderer, höchst angenehmer Art während der gemeinsamen, warmen Sommernächte. Alles schien in bester Ordnung zu sein: das Geschäft lief erfreulich und die Resonanz der Kundinnen auf die verteilten Flyer gab zu weiterem Optimismus Anlass. Vor dem Laden hatte Mandy einen Ständer aufgestellt, an dem sich die Passanten informieren konnten. Auch an die Internetpräsenz hatte sie gedacht. Immer öfter saßen die beiden Frauen nach Ladenschluss im Büro und besprachen technische Details und andere Einzelheiten der Veranstaltung. Beispielsweise musste ein Catering-Service informiert und Sitzgelegenheiten organisiert werden.
Am Abend vor dem Seminar begannen sie mit dem Umbau des Ladenlokals. Die auf Rollen gelagerten Warentische wurden zur Seite gefahren, um eine Freifläche für die Bestuhlung zu schaffen. Die Ladentheke wurde zum Kaffee- und Kuchenbuffet umfunktioniert. Für Famkes Vortrag mussten eine Leinwand und die nötige Präsentationstechnik aufgestellt werden. Mandy hatte versprochen, eine Hilfskraft zu organisieren. Tatsächlich war sie morgens um acht Uhr in Begleitung eines zweiten, martialisch aussehenden Motorrads vorgefahren.
„Das ist Rolf.“ stellte sie einen ganz in schwarzes Leder gekleideten Typen mit halblangen schwarzen Haaren, schwarzer Sonnenbrille und schwarzem Dreitagebart vor.
„Rolf ist so nett, und hilft uns heute und morgen beim Umbau. Ganz umsonst, nicht wahr, Rolf?“
Der Dreitagebart entblößte ein makelloses Nussknackergebiss und grinste Famke unbefangen an. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sie im Schutz seiner Sonnenbrille mit Röntgenblicken musterte. Doch Mandy zuliebe beschloss sie, seinen guten Willen zu honorieren.
„Das ist schön. Willkommen, Rolf.“
„Womit soll ich anfangen?“ erkundigte er sich kurz und bündig.
„Kennen sie sich mit technischen Dingen aus?“
Rolfs Mundwinkel senkten sich so verächtlich nach unten, dass Famke augenblicklich bereute, die Frage gestellt zu haben.
„Wir verstehen nicht so viel von Computern.“ log sie, um die Scharte wieder auszuwetzen. „Sie würden uns sehr helfen, wenn sie sich zunächst der Vorbereitung der Präsentationstechnik widmen könnten.“
Die Mundwinkel wanderten wieder ein Stück nach oben.
„Klaro. Wo ist der Kram?“
„Steht alles im Büro. Mandy wird ihnen zeigen, wo es aufgebaut werden soll.“
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