Lässig schlenderte Rolf ins Büro, ließ sich das Equipment aushändigen und begann sofort und ohne seine Brille abzusetzen mit der Arbeit. Famke beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln. Sie musste zugeben, dass er sehr zielstrebig und umsichtig vorging. Selbst das Sichern der Kabel mittels Klebestreifen vergaß er nicht. Er schaltete das Laptop und den Beamer ein, justierte Abstand, Schärfe, Kontrast und Helligkeit und testete die Fernbedienung, indem er durch die PowerPoint-Präsentation blätterte.
„Fuck! Das sind ja geile Miezen!“ entfuhr es ihm, als er auf die Folien mit den Laufstegaufnahmen geriet. Famke beeilte sich, seine Entdeckungsfahrt durch ihre Messebilder zu stoppen.
„Äh, vielen Dank, Rolf. Sie können dann alles herunterfahren. Es wäre nett, wenn sie sich dann um die Stühle kümmern könnten. Sie müssen im Restaurant nebenan abgeholt werden.“
Unbeeindruckt klickte er sich weiter durch die Seiten mit den spärlich bekleideten Models.
„Fuck nochmal! Sind die morgen auch dabei?“
„Rolf, die Stühle!“ erinnerte Mandy ihn.
Das half. Bereitwillig schleppte er ein Dutzend Stühle aus dem Konferenzraum der angrenzenden Gaststätte in den Laden und stellte sie ordentlich im freigeräumten Verkaufsraum auf.
Famke war trotz seiner etwas unkonventionellen Art mit seiner Hilfe nicht unzufrieden. Die Art und Weise, mit der er angelegentlich mit Mandy flirtete, wollte ihr allerdings gar nicht gefallen. Sie beschloss, vorerst gute Miene zum bösen Spiel zu machen und dem nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Um ihn zu beschäftigen und von Mandy fernzuhalten, bat sie Rolf, den großen Kaffeeautomaten auf dem Tresen gebrauchsfertig zu installieren und den großen Ventilator aus dem Büro in den Verkaufsraum zu stellen. Als die Frauen die Qualität der ersten Tasse Cappuccino probierten, unterzog er die Schaufensterpuppen einer eingehenden Sichtkontrolle.
„Scharfe Sachen verkauft ihr hier. Alles was recht ist.“
Famke zog es vor, seine Bemerkung nicht zu kommentieren.
„Aber diese Preise! Fuck! Ganz schön teuer, die Fummel.“
„Stell dir vor, es wären hochwertige Tuningteile. Die haben eben ihren Wert.“ erklärte ihm Mandy.
„“Tuningteile! Das ist gut!“ lachte Rolf. „Sagt mal, Mädels, ihr habt doch sicher nichts dagegen, dass ich morgen auch zu eurem Seminar komme?“
Famke verschluckte sich beinahe an ihrem Cappuccino. Ein hinter einer angewachsenen Sonnenbrille verschanzter, notgeiler Spanner mit Dauererektion in der Lederhose zwischen ihren Kundinnen! Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
„Tut mir leid.“ beschied sie Rolf höflich, aber nicht ohne Kühle. „Die Zielgruppe ist ausschließlich weiblich. Ich sehe nicht, welchen Nutzen sie aus der Veranstaltung ziehen könnten.“
„Klaro, fuck. War ja nur ´ne Frage.“
„Du musst das verstehen, Rolf.“ versuchte Mandy ihm den Verzicht schonend beizubringen. „Es geht morgen auch um sehr intime Dinge. Da hätten die Frauen in Anwesenheit eines Mannes zu sehr Hemmungen. Du musst dir das so ähnlich wie beim Frauenarzt vorstellen.“
„Ja, Mann. Klaro. Vielleicht ein andermal? Ich setz mich auch ganz nach hinten…“
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