„Laaangweilig.“
„Wie wär´s mit «Alles für die Frau»?“
„Geht´s noch?!“ hatte sich Mandy empört.
„Und «Dessous-Depot»?“
„Vergiss es!“
„…«Lingerie-Basar»?...“
Mandy hatte nur noch genervt die Augen verdreht.
„Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal, Süße. Etwas, was uns eindeutig von anderen unterscheidet, verstehst du? Ein Markenname, der uns und unsere Zielgruppe unverwechselbar definiert.“
Verzweifelt hatte Famke die Stirn in Falten gelegt. Ihr Blick hatte sich vorwurfsvoll auf ihre Geschäftspartnerin gerichtet. Diese aber hatte sich ihrem Frühstücksei gewidmet und keinerlei Anstalten gemacht, ihr behilflich zu sein. Famke hatte ihr gerade einen milden Vorwurf machen wollen, als ihre Tante mit einer Papprolle winkend vor dem Wintergarten aufgetaucht war.
„Na, ihr beiden Busenfreundinnen!“ hatte sie den beiden überraschten Frauen beim Eintritt durch die Glastür fröhlich zugerufen.
Famke hatte sie wie elektrisiert angestarrt.
„Oh, habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein, nein! Im Gegenteil! Tantchen, du bist ein Genie!“
Wie ein Blitzstrahl in finsterster Nacht hatte ein Wort das trübe Gespinst ihrer Denkblockade zerrissen.
„Busenfreundinnen!“ hatte sie triumphierend ausgerufen. Mandy hatte sie verständnislos über den Rand ihrer Teetasse hinweg angesehen.
„Wir nennen unseren Laden «Busenfreundinnen!»“ hatte Famke wiederholt. „Der Name erfüllt doch alle deine Bedingungen. Er ist nicht als Marke geschützt und allgemein bekannt.“
Mandy war begeistert gewesen. Sofort hatte sie die Tante an den Tisch genötigt.
„Das ist es! Das ist wirklich genial! Kommen sie, setzen sie sich. Möchten sie Kaffee oder Tee? Oder lieber einen Multivitaminsaft?“
Die Tante hatte nur den Kopf geschüttelt.
„Dabei wollte ich euch nur die Grundrisszeichnungen vorbeibringen. Naja, mir soll´s recht sein....“
*
Nach einer Phase des Ausverkaufes, die Famke endlos erschien, war das Ladenlokal geräumt worden. Ihre jüngeren Zwillingsbrüder und deren Freunde hatten geholfen, die Restbestände in Antiquariate zu schaffen und die Renovierung in Angriff zu nehmen. Die alten Regale und Wandvertäfelungen waren herausgerissen worden - was der Tante einen Stich ins Herz gab - und durch moderne Glas- und Chromgestelle ersetzt worden. Helle Farben waren aufgetragen und eine ausgeklügelte Beleuchtung mit LED-Lampen eingebaut worden, um dem Verkaufsraum eine freundliche und zugleich dezente Note zu verleihen. Nachdem die erste Ware angeliefert worden war, arbeiteten die beiden Freundinnen Tag und Nacht. In einer einzigen Nachtsitzung hatte Famke das Firmenlogo der «Busenfreundinnen» entworfen: neben dem Schriftzug in Pink neigten sich zwei stilisierte Frauengestalten mit angedeuteten Dessous einander zu. Mandy war so aus dem Häuschen vor Begeisterung, dass sie am liebsten eine Leuchtreklametafel mit Neonschrift im Stil der sechziger Jahre hätte anfertigen lassen. Aus Kostengründen war es aber dann doch nur ein schlichtes Firmenschild über dem Eingang geworden.
Mandy hatte sich um die Einrichtung und um die Dekoration gekümmert. Ganz besonders stolz war sie auf die Schaufensterpuppen, Torsi und Büsten, die sie höchstpersönlich in Köln bei einem namhaften Hersteller ausgesucht hatte. Auch Famke war von den eleganten Mannequin-Puppen begeistert. Mit den verträumten Blicken ihrer wunderschönen grün-braunen Augen und den echten Wimpern zogen sie die Blicke magisch auf sich und werteten die Schaufenster stilvoll auf. Famke hatte sich neben dem Lagerraum ein geräumiges Büro eingerichtet. Innerhalb kürzester Zeit und mit generöser Hilfe ihrer ehemaligen Vorgesetzten hatte sie ein Netzwerk aus Herstellern, Zwischenhändlern, Modelabeln und Mannequin-Agenturen aufgebaut.
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