Busenfreundinnen

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Busenfreundinnen

Busenfreundinnen

Leif Larsson

Die Luft an diesem Frühlingsmorgen war so lau und der Himmel mit den wenigen Schönwetterwolken so blau, dass Famke zum ersten Mal in diesem Jahr mit offenem Verdeck zur Arbeit fuhr. Auf den ersten Kilometern grüßte sie wie immer der außer Dienst gestellte Fernsehturm, der wie ein gigantischer Stachel aus Glas, Beton und Stahl am Firmament kratzte. Der Frühlingswind spielte mit ihren blonden Haaren, als sie ihren gelben Käfer vom Hochland hinunter ins Tal steuerte. Seit die neue Elbquerung für den Straßenverkehr geöffnet war, wählte sie öfter diesen Weg, um die noch ungewohnte Perspektive auf die barocke Silhouette der Stadt, die sich im Licht der weichen Morgensonne dunstig gegen den Horizont abhob, zu genießen.

Wenige Minuten später war die City erreicht und sie tauchte in die brandneuen Katakomben des modernen, auf den Ruinen der zerbombten Stadt errichteten Einkaufszentrums ein. Sie parkte ihren Wagen auf ihrem Stellplatz ab, schloss das Verdeck und ging ein wenig fröstelnd zu Fuß die zwei Treppen hinauf zum Tiefgaragenausgang, der sich unweit ihres kleinen Ladens befand. Nach wenigen Schritten durch die noch wenig bevölkerte Seestraße am Rand des berühmten Marktplatzes war Famke am Ziel. Jedes Mal, wenn sie die Tür zu ihrem Fachgeschäft für Dessous öffnete, empfand sie Stolz und Freude über dieses Schmuckstück in bester Lage. Obwohl sich die Eröffnung in diesem Jahr zum dritten Mal jährte, konnte sie ihr Glück immer noch nicht richtig fassen. Zu frisch waren die Erinnerungen an die nervenaufreibenden und demütigenden Bittgänge bei den Banken, an die anzüglichen Blicke, die ihr in den Kreditabteilungen nachgeworfen wurden und an das frustrierende Warten auf Bescheide, Genehmigungen oder einfach nur auf simple Auskünfte.

Famke hatte eine Lehre als Einzelhandelskauffrau mit Auszeichnung absolviert und sich später zusätzlich zur Stil- und Farbenberaterin ausbilden lassen. Schon als junges Mädchen hatte sie von einer eigenen Boutique, von einem Fachgeschäft für Tee oder von einem Wollladen geträumt. Schließlich hatte sie sich für Damenwäsche entschieden, die von jeher eine eigenartige Faszination auf sie ausgeübt hatte. Überhaupt hatte es ihr alles Weibliche auf besondere Art und Weise angetan, und Wäsche, das war für sie der Inbegriff der Weiblichkeit. Nicht einmal ein Gynäkologe in seiner Praxis kam dem Wesen einer Frau so nah wie Famke in ihrem Laden für Dessous. Doch zunächst hatte Famke nach den enttäuschenden Erfahrungen bei der angestrebten Existenzgründung ihren Traum begraben und notgedrungen in der Wäscheabteilung eines großen Kaufhauses anheuern müssen. Dank ihres Interesses für das Metier und ihres unbedingten Willens zu lernen, war sie rasch zur Assistentin der Abteilungsleiterin aufgestiegen. Diese war es auch, die ihre Talente erkannt und ihr zu dem Lehrgang für Stil- und Farbenberatung geraten hatte.

Auf der Weiterbildung hatte sie Mandy, eine junge, arbeitslose Schaufensterdekorateurin kennengelernt. Auch Mandy war von der Vorstellung eines eigenen Geschäfts fasziniert gewesen, hätte sich aber aufgrund ihrer notorischen Geldknappheit nie getraut, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Trotz ihrer gegensätzlichen Temperamente waren die beiden jungen Frauen rasch Freundinnen geworden. Für Famke, die aus ihren homoerotischen Neigungen keinen Hehl machte, war Mandy mehr als die beste Freundin. Diese erwiderte zwar Famkes Zuneigung, gab ihr jedoch unmissverständlich zu verstehen, dass sie durchaus auch für männliche Reize empfänglich sei. Mit ihren gerade mal fünfundzwanzig Jahren wolle sie sich alle Optionen offenhalten und sich auf keinen Fall fest binden. Famke hatte Mandys Standpunkt klaglos akzeptiert. Herzeleid, Liebeskummer und Eifersüchteleien waren ihre Sache nicht. Man würde sehen, für wen sich Mandy letztlich entscheiden würde, dachte sie ein wenig naiv.

Zu jener Zeit hatte das Schicksal eine für die beiden Frauen günstige Richtung eingeschlagen. Famkes Tante, die in besagter Straße unweit des Altmarktes über Jahrzehnte einen Musikalienhandel betrieben hatte, wollte sich aus Altersgründen aus dem Geschäft zurückziehen und suchte einen Nachfolger. Da sie von den Ambitionen ihrer Nichte wusste, hatte sie ihr die Übernahme des Geschäfts angeboten. Famke fühlte sich wirklich geschmeichelt, konnte aber dem Vertrieb von Notenblättern, Partituren und Musikliteratur wenig Sympathie abgewinnen.
„Ich will dich weder zu etwas zwingen, noch dir im Wege stehen, Kindchen.“ hatte ihre Tante auf Famkes Bedenken geantwortet, als sie im Cafe nebenan die Angelegenheit bei Cappucino und Wein besprachen.
„Ich weiß, dass du alles gründlich und professionell vorbereitet hast. Ich weiß auch, dass du ein Geschäft erfolgreich führen kannst, sonst hätte ich dir meines nicht angeboten. Wenn dir also dein Wäscheladen so sehr am Herzen liegt, dann mach es. Meinen Segen hast du.“
Mit Tränen in den Augen hatte Famke ihre Tante umarmt und sie so oft auf die Wangen geküsst, dass manche Gäste neugierig, manche befremdet herübergesehen hatten.

*
Mit Feuereifer hatte sich Famke in die Geschäftsunterlagen gestürzt. Als besonders wertvoll erwies sich der alte, noch aus der Vorwendezeit stammende Mietvertrag zu schwindelerregend günstigen Konditionen. In prophetischer Voraussicht hatte ihre Tante seinerzeit eine Klausel darin verankert, die einem eventuellen Rechtsnachfolger alle Vertragsbedingungen ohne Verschlechterung sicherte. Nachdem ein Anwalt die juristische Unanfechtbarkeit des Vertrages bestätigt hatte, gab es kein Halten mehr. Mandy wurde ins Vertrauen gezogen und in einer langen, berauschenden Nacht voller Liebesglück und lustvoller Umarmungen waren in Famkes kleiner Wohnung mit Blick auf den Fernsehturm euphorisch Zukunftspläne geschmiedet worden.

„Wie soll es denn eigentlich heißen, unser Baby?“ hatte sich Mandy damals beim gemeinsamen Frühstück erkundigt.
„Was hältst du von « Die Wäschetruhe»?“
„Laaangweilig.“
„Wie wär´s mit «Alles für die Frau»?“
„Geht´s noch?!“ hatte sich Mandy empört.
„Und «Dessous-Depot»?“
„Vergiss es!“
„…«Lingerie-Basar»?...“
Mandy hatte nur noch genervt die Augen verdreht.
„Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal, Süße. Etwas, was uns eindeutig von anderen unterscheidet, verstehst du? Ein Markenname, der uns und unsere Zielgruppe unverwechselbar definiert.“
Verzweifelt hatte Famke die Stirn in Falten gelegt. Ihr Blick hatte sich vorwurfsvoll auf ihre Geschäftspartnerin gerichtet. Diese aber hatte sich ihrem Frühstücksei gewidmet und keinerlei Anstalten gemacht, ihr behilflich zu sein. Famke hatte ihr gerade einen milden Vorwurf machen wollen, als ihre Tante mit einer Papprolle winkend vor dem Wintergarten aufgetaucht war.
„Na, ihr beiden Busenfreundinnen!“ hatte sie den beiden überraschten Frauen beim Eintritt durch die Glastür fröhlich zugerufen.
Famke hatte sie wie elektrisiert angestarrt.
„Oh, habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein, nein! Im Gegenteil! Tantchen, du bist ein Genie!“
Wie ein Blitzstrahl in finsterster Nacht hatte ein Wort das trübe Gespinst ihrer Denkblockade zerrissen.
„Busenfreundinnen!“ hatte sie triumphierend ausgerufen. Mandy hatte sie verständnislos über den Rand ihrer Teetasse hinweg angesehen.
„Wir nennen unseren Laden «Busenfreundinnen!»“ hatte Famke wiederholt. „Der Name erfüllt doch alle deine Bedingungen. Er ist nicht als Marke geschützt und allgemein bekannt.“
Mandy war begeistert gewesen. Sofort hatte sie die Tante an den Tisch genötigt.
„Das ist es! Das ist wirklich genial! Kommen sie, setzen sie sich. Möchten sie Kaffee oder Tee? Oder lieber einen Multivitaminsaft?“
Die Tante hatte nur den Kopf geschüttelt.
„Dabei wollte ich euch nur die Grundrisszeichnungen vorbeibringen. Naja, mir soll´s recht sein....“

*
Nach einer Phase des Ausverkaufes, die Famke endlos erschien, war das Ladenlokal geräumt worden. Ihre jüngeren Zwillingsbrüder und deren Freunde hatten geholfen, die Restbestände in Antiquariate zu schaffen und die Renovierung in Angriff zu nehmen. Die alten Regale und Wandvertäfelungen waren herausgerissen worden - was der Tante einen Stich ins Herz gab - und durch moderne Glas- und Chromgestelle ersetzt worden. Helle Farben waren aufgetragen und eine ausgeklügelte Beleuchtung mit LED-Lampen eingebaut worden, um dem Verkaufsraum eine freundliche und zugleich dezente Note zu verleihen. Nachdem die erste Ware angeliefert worden war, arbeiteten die beiden Freundinnen Tag und Nacht. In einer einzigen Nachtsitzung hatte Famke das Firmenlogo der «Busenfreundinnen» entworfen: neben dem Schriftzug in Pink neigten sich zwei stilisierte Frauengestalten mit angedeuteten Dessous einander zu. Mandy war so aus dem Häuschen vor Begeisterung, dass sie am liebsten eine Leuchtreklametafel mit Neonschrift im Stil der sechziger Jahre hätte anfertigen lassen. Aus Kostengründen war es aber dann doch nur ein schlichtes Firmenschild über dem Eingang geworden.

Mandy hatte sich um die Einrichtung und um die Dekoration gekümmert. Ganz besonders stolz war sie auf die Schaufensterpuppen, Torsi und Büsten, die sie höchstpersönlich in Köln bei einem namhaften Hersteller ausgesucht hatte. Auch Famke war von den eleganten Mannequin-Puppen begeistert. Mit den verträumten Blicken ihrer wunderschönen grün-braunen Augen und den echten Wimpern zogen sie die Blicke magisch auf sich und werteten die Schaufenster stilvoll auf. Famke hatte sich neben dem Lagerraum ein geräumiges Büro eingerichtet. Innerhalb kürzester Zeit und mit generöser Hilfe ihrer ehemaligen Vorgesetzten hatte sie ein Netzwerk aus Herstellern, Zwischenhändlern, Modelabeln und Mannequin-Agenturen aufgebaut.

Am Tag der Einweihung - es hatte in Strömen geregnet - hatten die Besucher kaum Platz zwischen den Gestellen und Regalen gefunden. Selbst der Umkleidebereich war geöffnet worden, um zusätzlichen Raum zu schaffen. Alle waren sie gekommen: die Tante, in deren Gesicht sich Freude mit ein wenig Wehmut mischte; die Abteilungsleiterin, die wegen des konspirativen Besuchs ein nervöses Kribbeln verspürte; die Eltern, die Geschwister, Freunde, Bekannte, Händler und Lieferanten, eine Kreditsachbearbeiterin der Bank, je ein Vertreter der IHK und des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft. Selbst die beiden Lokalblätter hatten Fotoreporter geschickt. Bei Sekt, Orangensaft und Fingerfood waren Toasts auf die beiden frischgebackenen Jungunternehmerinnen ausgebracht und Glückwünsche ausgesprochen worden. Abends, als die letzten Gäste gegangen waren, hatten sie sich ein ganz besonderes Vergnügen gegönnt. Mit Dessous nach eigener Wahl bekleidet hatten sie sich gegenseitig zum Geschenk gemacht und auf dem breiten Liegesofa im Büro eine heiße Nacht verbracht…

All diese Gedanken und Erinnerungen schossen Famke durch den Kopf, als sie die Tür aus Sicherheitsglas öffnete und ihr Geschäft betrat. Sie ging nach hinten, schaltete das Licht ein und die Alarmanlage aus. Dann brühte sie sich einen Darjeeling. Das tat sie jeden Morgen, bevor sie sich dem Tagesgeschäft widmete. Während der PC summend zum Leben erwachte, ließ sie das anregende Getränk in kleinen Schlucken durch die Kehle rinnen. Der Tee erwärmte sie von innen und brachte sie auf die nötige Betriebstemperatur. Rasch sah sie die eingegangenen Emails durch, machte sich Notizen im Terminkalender und stellte die Tagesliste der wichtigsten Erledigungen zusammen. Als sie die Geräusche eines Motorrades vernahm, erhob sie sich und ging durch den Verkaufsraum nach vorne, um Mandy zu begrüßen. Die geliebte Freundin hatte sich von ihrem ersten selbstverdienten Geld ein englisches Motorrad gekauft. Famke hatte aus zwei Gründen nichts dagegen einzuwenden, dass das sportliche Gefährt vor dem Laden parkte. Erstens weckte die Triumph Assoziationen zu einer bekannten Wäschemarke und zweitens lockte sie auch Männer an, die einen Dessousladen an und für sich eher selten aufsuchten.

„Du kommst früh heute.“ empfing sie die schlanke Fünfundzwanzigjährige und küsste sie auf den Mund, sobald diese den Helm abgenommen hatte.
„Bei diesem Wetter bin ich so richtig in Fahrlaune, da habe ich einfach mehr Gas gegeben.“ erwiderte Mandy, während sie in ihren Superbikestiefeln ins Büro stapfte, um Helm und Rucksack abzulegen.
„Gibt´s was Neues?“ erkundigte sie sich.
„Wir sollten uns heute noch über das geplante Seminar unterhalten.“ regte Famke an. „Ich habe die Entwürfe für die Werbeflyer am Wochenende ausgearbeitet.“
„Fein! Die sehe ich mir in der Mittagspause an.“
Famke trank ihren Tee aus und beobachtete dabei ihre Partnerin, wie sie sich aus der engen Lederkombi schälte. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Was eine Frau nur daran fand, ihren Körper in so unbequeme Klamotten und den Kopf in einen schweren Sturzhelm zu zwängen, der jede halbwegs stilvolle Frisur ruinieren musste! Als sie in Unterwäsche und mit ihrem jungenhaften Haarschnitt vor dem Spiegel stand, mit nassen Fingern durch ihren blonden Kurzhaarschopf fuhr und ihr Makeup auffrischte, erinnerte Mandy sie an das britische Model Sarah Harding, das sie von Wallpapers für ein Modelabel kannte. Für die Arbeit holte sie ein schwarzes Baumwolltop mit Spaghettiträgern und Jeans aus ihrem Rucksack. Mandy hatte zwar nicht ganz so viel Holz vor der Hütte wie Famke, wusste es aber augenfälliger in Szene zu setzen - oder sollte sie lieber sagen: werbewirksamer? Jedenfalls erstreckte sich die Arbeitsteilung auch auf die Kleiderordnung. Mandy sprach von ihrem Wesen und ihrem Outfit her eher die jüngere Kundschaft an, während Famke in ihrer eleganten Gediegenheit und mit ihrer wohlgerundeten Figur für die reiferen Damen und die opulenteren Formen zuständig war.

„Gleich dreiviertel zehn.“ bemerkte Mandy mit einem flüchtigen Blick auf ihre zierliche Armbanduhr. „Na, dann wollen wir mal…“
Angesichts der warmen Witterung fixierte sie die geöffnete Ladentür mit dem Türstopper und bugsierte die fahrbaren Ampeln, an denen Strümpfe, Strumpfhosen und Leggins aufgehängt waren, strategisch günstig neben den Eingang. Bis die erste Kundin den Laden betrat, blieb noch Zeit, um die Büsten mit den raffinierten Spitzen-BH´s ins rechte Scheinwerferlicht zu rücken und falsch einsortierte Größen an den richtigen Platz zu hängen. Dank der vorsommerlichen Temperaturen hatte sich die Innenstadt rasch belebt und kaum fünfzehn Minuten nach Ladenöffnung spazierten drei junge Frauen herein. Famke identifizierte sie mit geübtem Blick als Studentinnen und überließ sie der Obhut Mandys. Die drei stöberten jedoch nur eine Weile, hielten sich einige Büstenhalter der gehobenen Preisklasse vor die Brust und äußerten zu ihrer jeweiligen Wahl wohlwollende oder abschlägige Kommentare. Schließlich verließen sie den Laden, ohne zu einer Kaufentscheidung gekommen zu sein.
„Hast du diese drei Grazien gesehen?“ spöttelte Mandy. „Wie die nach den Preisschildern geschielt haben! Ich wette, die gehen jetzt hinüber ins Kaufhaus und steigern den Umsatz deiner Ex-Chefin.“
Famke lächelte. Es kam öfter vor, dass sich Kundinnen bei ihr ausführlich beraten ließen, nur um dann woanders billigere Ware zu erwerben. Sie wollte gerade etwas entgegnen, als eine fesche Dame eintrat. Die sportlich wirkende, attraktive Mittvierzigerin mit streichholzlanger Kurzhaarfrisur legte Wert auf modische, wenn auch - wie Famke fand - etwas zu jugendliche Kleidung. Die Riemchensandalen und das weiße T-shirt waren OK, aber die Hot Pants aus ausgebleichtem, ausgefranstem Jeansstoff? Na ja, Geschmacksache. Da die Frau über eine tadellose Figur verfügte, war dieser stilistische Fehlgriff eine eher lässliche Sünde.

Famke hielt sich zunächst dezent, aber ansprechbereit im Hintergrund. Sie hatte ein feines Gespür dafür, ob und wann eine Kundin Hilfe benötigte oder gar Ansprache wünschte. Diese hier betrachtete mit kritischer Miene einige BH´s in verschiedenen Farben. Als sie sichtlich verunsichert eine Hand auf die Wange legte, hielt Famke den Zeitpunkt für ihre Intervention für gekommen.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ach wissen sie,“ seufzte die Frau und warf Famke einen dankbaren Blick zu, „jetzt kommt wieder die Zeit, wo ich gerne diese leichten, weißen T-Shirts oder Blusen anziehen würde, weil das so schön zur Bräune passt, wissen sie. Aber obwohl ich immer weiße BH´s darunter trage, sind sie durch den Stoff zu sehen, und das mag ich nicht. Ich habe schon einen grauen ausprobiert, obwohl ich diese Farbe scheußlich finde, aber da tragen die Stickereien so auf. Ich sehe darin aus, als ob ich lauter Pickel auf der Brust hätte. Unmöglich, so was! Neulich habe ich mir einen in Pink gekauft, den sieht man kaum, so transparent ist der. Aber ich habe ziemlich große Warzenhöfe, wissen sie, und die schimmern dann so durch. Gibt es denn nichts Unauffälligeres für drunter? Ich kann doch nicht ohne gehen wie diese jungen Dinger…!“
Geduldig wartete Famke, bis der Redefluss der Kundin in ratlosem Schweigen versandet war.
„Ich verstehe ihr Problem.“ versicherte sie der Frau. „Viele Kundinnen kommen damit zu mir. Bisher haben wir stets eine Lösung gefunden.“
„Wirklich? Ich wäre Ihnen außerordentlich dankbar, junge Frau.“
„Ich möchte sie zunächst auf einen weitverbreiteten Irrtum aufmerksam machen. Wenn sie bitte schauen wollen…“
Famke zog eine weiße Bluse aus dem Regal, und drapierte sie über einen hautfarbenen Torso mit weißem Büstenhalter.
„Obwohl die Bluse weiß ist, ist der weiße BH deutlich durch den Stoff hindurch zu sehen. Auch unter einem weißen T-Shirt geht ein weißer BH gar nicht, zumal wenn er - wie bei ihnen - markant mit dem Teint kontrastiert. Hier hingegen…,“ Famke warf die Bluse über einen Torso mit hautfarbenem BH, „hier schimmert absolut nichts durch. Wenn sie die Farbe «Nude» wählen, oder eine andere Farbe, die mit ihrer Hautfarbe harmoniert, können sie helle und dünne Shirts oder Blusen bedenkenlos tragen. Sie müssen selbst auf kräftigere Farben nicht verzichten, sofern sie etwas aus dem rot-gelben Spektrum haben und nicht zu dunkel sind. Sehen sie selbst…“
Schwungvoll warf sie die Bluse einem dritten Torso mit rotem BH über die Schultern und strich sie über den harten Kunststoffbrüsten glatt. Es war nichts zu sehen, nur die Spitze in Pink schimmerte ein wenig durch.
„Tatsächlich!“ entfuhr es der Kundin. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten!“
Famke lächelte verbindlich. Sie wusste, jetzt musste sie das Ergebnis ihrer Demonstration auf die beeindruckte Kundin wirken lassen. Lange brauchte sie nicht zu warten.
„Könnten sie mir einen in Nude und einen in Rot empfehlen? Ich würde sie freilich erst einmal anprobieren.“
„Sehr gerne. Welche Größe haben sie?“
„75C“
Mit geübtem Kennerblick diagnostizierte Famke rasch, dass die Angabe der Kundin den Tatsachen entsprach und wählte einige entsprechende BH´s aus.
„Ich rate ihnen zu diesen speziellen T-Shirt-Modellen. Selbst unter dünnen, weißen Oberteilen sind sie absolut unsichtbar. Das Material ist sehr weich und anschmiegsam, es trägt sich sehr angenehm. Die Körbchen sind leicht gepolstert und ohne Nähte. Da zeichnet sich garantiert nichts ab, drückt nichts durch.“
„Aber ist die Polsterung bei sommerlichen Temperaturen nicht eher unangenehm? Ich meine, da neigt man doch leichter zum Schwitzen.“ wagte die Kundin einen zaghaften Einwand.
„Als Alternative hätte ich hier diesen unwattierten BH.“ schlug Famke vor. „Da er allerdings nicht hundertprozentig Blickdicht ist und sich die Brustwarzen abzeichnen können, sollten sie ein weißes Unterhemd drüberziehen. Damit ist der Vorteil des dünneren Stoffes jedoch wieder egalisiert.“
„Dann nehme ich doch lieber gleich einen wattierten.“ entschied die Frau und zog sich mit einem Bündel Büstenhalter in eine der geräumigen Umkleidekabinen zurück.

Mandy, die mittlerweile eine weitere Kundin bediente, warf ihrer Freundin einen anerkennenden Blick zu und reckte kurz den Daumen nach oben. Famke, die sich von Anfang an kompetente Beratung auf ihre Fahne geschrieben hatte, dachte mit Grausen an die vielen Frauen, die ihren Brüsten Tag für Tag durch schlecht sitzende Büstenhalter aus der Kaufhalle eine unnatürliche Form aufzwängten oder unter körperbetonten, weißen T-Shirts dunkel gemusterte Spitzen-BH´s trugen.
Das Geräusch des auf der Gardinenstange zur Seite geschobenen Kabinenvorhanges riss sie aus ihren Gedanken. Mit zufriedener Miene trat die Kundin aus der Umkleide und posierte mit in die Hüften gestemmten Fäusten und nach hinten gestreckten Schultern vor dem großen Ganzkörperspiegel.
„Darf ich fragen, welchen BH sie jetzt anprobiert haben?“
„Den roten, gepolsterten. Der gefällt mir am besten.“
Zufrieden betrachtete die Frau ihre nach vorn gereckte Brust von allen Seiten. „Knallrot und nichts zu sehen!“ begeisterte sie sich.
„Obwohl er eine schmale Spitzenbordüre am Körbchenabschluss hat.“ bestätigte Famke.
„Ich nehme den und den hautfarbenen.“ entschied sich die Kundin. „Wenn sie schon mal das Etikett entfernen könnten, ich möchte das Teil gleich anbehalten.“
Diskret trennte Famke das Schildchen mit dem eingearbeiteten elektronischen Chip vom Träger. Die Frau stopfte ihren in Ungnade gefallenen, weißen BH unnachsichtig in ihre Handtasche und folgte ihr mit dem Büstenhalter in Nude zur Kasse. Sichtlich beglückt über ihre neue Errungenschaft trat sie mit einem freundlichen «ich werde sie weiterempfehlen» aus dem Laden in die helle Vormittagssonne.

„Die kommt bestimmt wieder.“ prophezeite Mandy.
„Hoffentlich nicht, um sich zu beschweren.“ ulkte Famke, die viel auf Kundenzufriedenheit setzte. Bei diesem Stichwort fiel ihr das geplante Seminar über BHlogie wieder ein. Sie lief ins Büro, druckte ihren Entwurf aus und drückte ihn Mandy in die Hand.
„Was hältst du davon?“ erkundigte sie sich bei ihrer Partnerin. Mandy überflog die Tagesordnungspunkte.
„Teile und Funktion eines BH´s…wie man die Wahl eines falschen BH´s vermeidet…Anleitung zum korrekten Anziehen eines BH´s…“
„Sag, was hältst du davon?“ fragte Famke erneut, da sie einen Anflug von Skepsis über Mandys Gesicht huschen sah.
„Großartig, wirklich echt prima, deine Themenauswahl. Aber wir sollten die Überschriften etwas aufpeppen. Die kommen so technokratisch ´rüber. Ich würde sie ein wenig verkürzt und eingängiger formulieren.“
„Schön, wie du meinst. Sonst noch etwas?“
„Yepp. Für alle Fälle sollten wir um Voranmeldung bitten und die Teilnehmerzahl auf maximal zwölf begrenzen. Und schreib noch dazu: «Eintritt frei», das macht sich gut.
Ja und dann sollten wir noch zwei oder drei schöne Fotos als Blickfang dazwischen stellen. Ich habe da schon eine Idee…alles andere kannst du lassen wie es ist. Wenn du willst, übernehme ich das Layout.“
„Darum wollte ich dich sowieso gerade bitten.“ gestand Famke, die in solchen Dingen Mandys Fachkompetenz neidlos anerkannte.
„Wenn alles klappt, können wir die Flyer ab nächster Woche verteilen. Und du wirst sehen, Liebste: das BHlogie-Seminar wird ein voller Erfolg werden.“

Famke wollte etwas erwidern, doch in diesem Augenblick betrat eine Frau mit zwei halbwüchsigen Mädchen das Geschäft. Sie trug ein elegantes, mintgrünes Bleistiftkleid, das ganz gewiss nicht von der Stange war, dazu teuer aussehende Pumps, die ihre wohlgeformten Beine reizvoll in Szene setzten. Ihr dunkelblondes Haar war streng nach hinten gekämmt und im Nacken mit einer Spange zum sportiven Pferdeschwanz gebündelt.
«Typische Tennis- oder Squash-Spielerin.» war Famkes erster Gedanke beim Anblick der durchtrainiert wirkenden Frau, die ihre große, dunkel getönte Sonnenbrille über die hohe Stirn schob.
„Guten Tag, führen sie Sport-BH´s?“ erkundigte sie sich knapp, ohne sich zuvor umgesehen zu haben.
„Selbstverständlich, bitte hier entlang…“ antwortete Famke, die sich sofort entschlossen hatte, das Kundengespräch persönlich zu übernehmen.
„Nina! Celina! Seht euch schon mal um, ob ihr was Hübsches findet.“ rief die Frau ihren Töchtern zu, während sie hinter Famke herstöckelte.
„Haben Sie einen speziellen Wunsch oder möchten Sie sich erst einige Modelle ansehen?“ erkundigte Famke sich auf dem Weg zur Sport-Ecke, wo Regina Halmich und Anni Friesinger in sportiver Weiblichkeit sparsam von den Werbeplakaten lächelten.
„Ich weiß, was ich n i c h t will.“ entgegnete die Frau kurz und bündig. „ Meine Bustier-Teile halten zwar alles super fest, aber das Gewebe ist wie in einem starren Panzer eingezwängt, einfach nur platt an den Brustkorb gedrückt.“
«Gewebe!» dachte Famke. «Sie redet über ihren Körper wie eine Ärztin in der Anatomievorlesung!» Laut sagte sie: „Sie möchten einen Sport-BH, der zuverlässig stützt und hält und der Brust dennoch eine attraktive Form verleiht?“
„Eine meiner Bekannten hat einen Sport-BH mit richtigen Körbchen.“ ereiferte sich die Kundin, ohne auf die an sie gerichtete Frage einzugehen. „Sie glauben nicht, was für eine super Figur die sogar im Blouson und in der Sweatjacke macht!“
„Darf ich fragen, welche Sportart sie treiben?“
„Ich reite. Scharfe Geländeritte sind meine Spezialität.“
„Die Belastung der Brust ist also sehr groß. Aber ich denke, wir haben das Richtige für sie.“
Famke nahm einen fast normal aussehenden BH aus dem gläsernen Regal und erläuterte der Kundin seine Eigenschaften und Vorzüge.
„Diese Körbchen pressen die Brüste nicht flach, sondern trennen sie wie bei einem normalen Büstenhalter. Durch die Steifheit des Materials entsteht jedoch eine eher spitze Brustform, wie sie in den vierziger oder fünfziger Jahren beliebt war. Dieses bügellose Modell ist ausgezeichnet für den Lauf- und Reitsport geeignet. Sie können davon ausgehen, dass das Unterbrustband selbst bei größter Belastung nicht ausleiert.“
„Lassen sie mal sehen…Ja, das kommt meinen Vorstellungen schon recht nahe. Haben sie ihn in 80B?“
„Wenn das Ihre normale BH-Größe ist, rate ich Ihnen, beim Sport-BH eine Körbchengröße kleiner und beim Unterbrustband eine Nummer größer zu wählen.“
„Tatsächlich? Na, Sie sind die Fachfrau. Dann geben Sie mir mal drei verschiedene zum Anprobieren. Am besten auch einen mit Bügel.“

Nachdem sich die Kundin in die Anprobe zurückgezogen hatte, wandte Famke ihre Aufmerksamkeit den beiden jungen Mädchen zu. Die jüngere, etwa dreizehn Jahre alte Tochter der passionierten Reiterin, ließ sich von Mandy bereitwillig einige Modelle für Teenager zeigen. Ihre etwa sechzehn Jahre alte Schwester wanderte indessen unentschlossen und mit gelangweiltem Gesicht zwischen den Regalen umher. Famke, die ihr mit den Blicken folgte, fand das Mädchen ausnehmend hübsch. «Wahrscheinlich besitzt sie schon ein eigenes Pferd.» dachte sie und beobachtete den reizenden Teenager verstohlen.
Wie ihre Mutter hatte das Mädchen ihr kastanienbraunes, seidig glänzendes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein körpernah geschnittenes off-shoulder-Top umschmeichelte ihre jugendliche Figur. Zwischen den sonnenblumengelben Denim-Shorts und den gleichfarbigen Espadrilles zogen sich makellose Beine in die Länge.

Verlegen hüstelnd wandte sich Famke ab, als sie den Blick der jungen Frau in einem Spiegel auf sich gerichtet sah. Glücklicherweise erschien in diesem Moment die Mutter und winkte ihr mit den BH´s in der Hand zu.
„Sie hatten Recht mit der Größe.“ rief sie und ein unübersehbarer Ausdruck der Zufriedenheit milderte ihr resolutes Auftreten. „Sie passen perfekt. Ich nehme sie alle drei.“
Famke gab Mandy einen diskreten Wink, sich um die ausgewählten Stücke zu kümmern. Sie selbst wandte sich wieder der Kundin zu.
„Haben sie sonst noch einen Wunsch?“
„Meine Tochter Nina wünscht sich einen BH, der gut zu ihrem Top passt.“ erklärte die Frau und legte dem jüngeren der beiden Mädchen die Hand auf die Schulter.
„Bisher hat sie sich alles bei einem Versandhandel für Kinder bestellt. Aber sehen sie sie an: zu dieser Garderobe passen doch diese geblümten Feigenblättchen nicht mehr! Und jetzt, mit fast vierzehn Jahren, da Nina etwas mehr zum Reintun hat, möchte sie eben wie ihre große Schwester etwas Ordentliches für obenherum. Nicht wahr, Nina-Schatz?“
Das Mädchen in dem malvenfarbenen Longshirt nickte lebhaft, während es einen sichtlich zu großen BH in ihren zierlichen Händen drehte und wendete.
„Weißt du, welche Größe dir passt?“ erkundigte sich Famke vorsichtig.
„70B!“ erwiderte die Kleine mit den fliederfarben lackierten Nägeln im Brustton der Überzeugung.
„Nina, sei nicht albern!“ ermahnte sie ihre Mutter und wandte sich dann erklärend wieder Famke zu.
„Ihre Freundin, die wirklich schon gut entwickelt ist, trägt angeblich BH´s der Größe 70B, obwohl ich das für sehr übertrieben halte. Jetzt meint Nina natürlich, dass sie da mithalten müsste.“
Famke, die wusste, dass viele junge Mädchen in dieser Beziehung von ihren Müttern im Stich gelassen werden, empfand nun etwas mehr Sympathie für die Frau, die ihr einen halb fragenden, halb ratlosen Blick zuwarf.
„Bist du schon einmal gefittet worden, Nina?“
„Nein. Wozu? Ich kann mich doch selbst messen.“ gab das Mädchen eigensinnig zurück.
„Natürlich kannst du das. Aber es gibt eben noch ein paar andere Dinge, die beachtet werden müssen, wenn ein BH perfekt sitzen soll. Ich bin ausgebildete Bra-Fitterin und würde dir gerne zeigen, wie man es richtig macht, wenn du erlaubst.“
Unentschlossen knetete Nina ein mit Gel gepolstertes Softcup zwischen den Fingern.
„Deine Mutti kann gerne dabei zuschauen.“ lockte Famke geduldig.
„Du darfst dir dann auch das schönste Teil aussuchen, das du finden kannst.“ köderte die Mutter. „Aber nur, wenn es wirklich tadellos passt!“
Durch den in Aussicht gestellten, preislich unlimitierten Konsum korrumpiert willigte das Mädchen schließlich ein und begab sich in Begleitung Famkes und der Mutter in die durch spanische Wände abgeteilte Fittingzone. Professionell und jeden Schritt erklärend ermittelte Famke den Unterbrustumfang einmal eng und einmal locker, wobei Nina wie beim Röntgen jeweils tief aus- und einatmen musste. Der Vermessung des Brustumfanges musste sich das verblüffte Mädchen stehend, liegend und vornübergebeugt unterziehen.

Nachdem Famke alle Messwerte in eine Tabelle eingetragen hatte, gab sie das Ergebnis bekannt.
„Nina, ich empfehle dir einen BH in der Größe 60C.“
Ungläubig starrte das Mädchen sie an.
„Nina-Schatz, ich bitte dich! Die Verkäuferin hat wirklich Ahnung.“ intervenierte die Mutter, die eine Trotzreaktion ihrer Tochter befürchtete. Famke hielt es für angemessen, sich vorsichtig einzumischen.
„Ein Vorschlag zur Güte: suche dir zwei schöne Teile aus, die dir gut gefallen und probiere sie an.“
„Genau!“ nickte die Mutter, froh über den Beistand. „Wenn sie dir wirklich passen, darfst du sie behalten.“
„Alle beide?“ erkundigte sich das Mädchen argwöhnisch.
„Alle beide!“ bekräftigte die Mutter.
Hin- und hergerissen von dem Wunsch, bezüglich der Oberweite nicht hinter der Freundin zurückzustehen, und der Aussicht, sie mit zwei teuren Modellen auszustechen, begab sich Nina zurück in den Verkaufsraum und ließ sich von Famke mehrere Modelle zeigen. Sie wählte zwei BH´s mit stark gepolsterten Softkörbchen (schließlich zählt jeder Millimeter!) in Pink und Pastellgelb und zog sich in die Anprobe zurück. Ihre Mutter bezog, unterstützt von Famke, vor dem Vorhang Posten, um gegebenenfalls mit Rat und Tat nachhelfen zu können.
Kurz bevor die Mutter die Geduld zu verlieren drohte, schob Nina den Vorhang beiseite und stolzierte zu dem großen Spiegel, vor dem bereits die Kundin mit dem Farbenproblem posiert hatte. Das gut sitzende Longshirt brachte ihre jugendliche Figur mit den erblühenden Wölbungen vorteilhaft zur Geltung. Famke war zufrieden. Ninas Jungmädchenbusen war perfekt gestützt und eingekleidet.
„Kneift, drückt oder reibt der BH irgendwo? Liegen die Bügel genau in der Brustfalte?“ erkundigte sie sich vorsichtshalber.
„Alles sitzt super. Er ist total bequem. Und ein süßes Teil noch dazu!“ begeisterte sich die junge Kundin, denn als solche betrachtete Famke sie von nun an. Sie lächelte die Mutter an.
„Das sehr edle Material schmeichelt der Haut, ist blickdicht und zeichnet sich selbst unter engen Kleidern oder Shirts nicht ab. Die gefütterten Cups und die Formbügel stützen die noch wachsende Brust optimal. Ihre Tochter wird viel Freude daran haben.“
„Und ich hoffentlich genauso viel mit meinen Sport-BH´s! Komm, Nina-Schatz, zieh´ dich rasch um. Ich gehe derweil schon zur Kasse.“

Am Tresen lümmelte Celina gelangweilt in dem weißen Ledersessel, den Mandy für männliche Begleiter ihrer Kundinnen, die vor Verlegenheit nichts mit sich anzufangen wussten, bereitgestellt hatte.
„Hat die junge Dame vielleicht auch einen speziellen Wunsch?“ erkundigte sich Famke, nicht weil sie unbedingt noch ein weiteres Geschäft abschließen wollte, sondern weil sie das Verlangen verspürte, die Anwesenheit der hübschen jungen Frau, die sich bisher so abseits gehalten hatte, noch ein wenig zu verlängern. Für den Bruchteil einer Sekunde erregte sie die Vorstellung, auch die ältere Schwester würde zum Zwecke der Vermessung ihren Oberkörper entblößen, doch Celinas abschlägige Antwort zerstörte diesen unschicklichen Gedanken sofort wieder.
„Vielleicht ein andermal.“ stellte die Mutter vage in Aussicht und zückte die Kreditkarte, als Klein-Nina ihre edlen Neuerwerbungen neben die Sport-BH´s legte. Routiniert wickelte Famke den elektronischen Zahlungsvorgang ab. Mit einem unverbindlich klingenden «Bis zum nächsten mal!» stöckelte die Kundin hinaus, gefolgt von ihren Töchtern, die sich ein lahmes «Tschüs» abrangen. Famke war jedoch, als ob ihr die ältere der Schwestern im Hinausgehen einen seltsam intimen Blick zuwarf. Verwirrt sah sie die Troika im Gewimmel der Passanten entschwinden.

„Die Kleine gefällt dir wohl?“
Mandys ironische Frage brachte Famke wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Was? Mir? Wie kommst du darauf?“
„Ach, komm! „ entgegnete Mandy, die das durchsichtige Ablenkungsmanöver durchschaut hatte. „Dein Blick sprach doch Bände! Ich wäre ja um ein Haar eifersüchtig geworden.“
„Erlaube mal!“ startete Famke einen halbherzigen Versuch, sich gegen die Behauptung der Freundin zu wehren. „Warum sollte ich…“
„Eben!“ unterbrach Mandy sie und zog sie am Arm in die Fittingzone. „Warum solltest Du? Du hast doch mich!“
Völlig überrumpelt duldete Famke, dass sich ihre Geliebte an sie schmiegte, die Arme um ihren Nacken legte und die Lippen auf ihren Mund presste. Mit einem tiefen, kehligen «Mmmmmh…» züngelte Mandy so aufreizend, dass sich Famke letztendlich der Verlockung ergab, die Augen schloss und den Kuss der Geliebten erwiderte. Wieder und wieder glitten ihre Lippen übereinander, umspielten sich ihre Zungen schmeichlerisch. Wer weiß, wozu sich die beiden noch hätten hinreissen lassen, wenn in diesem Moment nicht jemand das Geschäft betreten hätte. Sofort stürzten die Freundinnen zum Spiegel, um ihre Garderobe und das Make up zu kontrollieren. Während Mandy die Ordnung rasch wiederherstellen konnte, bedurfte es bei Famke einiger Korrekturen mit Hilfe des Lippenstiftes, um die Spuren des außerplanmäßigen Zungenspieles zu kaschieren.
„Mach nur.“ flüsterte Mandy ihr zu. „Ich geh ´schon mal raus.“

Als Famke äußerlich völlig gefasst und optisch wiederhergestellt aus der Bra-Fitting-Zone trat, hatte sich ihre Partnerin der neuen Kundinnen bereits angenommen. Die zwei attraktiven Mittdreißigerinnen mit beachtlichen Oberweiten hatten Mandy in ein angeregtes Gespräch verwickelt. Das gab Famke Gelegenheit, sich nochmals mit dem Inhalt des Flyers zu beschäftigen. Über den Verkaufstresen gebeugt ging sie die einzelnen Punkte nacheinander durch und notierte die besprochenen Änderungen. Doch sie war nicht ganz bei der Sache. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zurück zu Celina, die sich vor kaum einer Stunde in diesem Sessel geräkelt und ihr diese eigenartigen Blicke zugeworfen hatte. Oder war das alles nur Einbildung, das Trugbild einer zu lebhaften Fantasie? Weshalb hatte Mandy so sonderbar reagiert? Konnte es wirklich sein, dass sie, eine gestandene, reife Frau, sich in diesen gerade mal halb so alten Teenager verguckt hatte? Famke war so in ihre Grübelei versunken, dass sie Mandy erst bemerkte, als die ihr den zerkauten Bleistift aus dem Mund zog.
„Das hat ja ewig gedauert.“ mäkelte Famke, um ihre Verlegenheit zu verbergen. „Was wollten die beiden denn?“
„Stell´dir vor, die wussten gar nicht, dass es in den Größen D+ nicht nur Minimizer gibt. Ich habe ihnen gesagt, dass sie damit nur ihre Brüste plattdrücken und sich die Figur ruinieren. Als ich sie überzeugt hatte , vernünftige BH´s zu probieren, fanden sie sich gleich schlanker und jugendlicher - auch wenn sie jetzt etwas Mühe haben werden, ihre Blusen zu schließen.“
Mandy grinste bei ihren letzten Worten und lehnte sich Famke gegenüber ebenfalls auf den Tresen.
„Lass´mal sehen.“ forderte sie die Freundin auf und warf einen Blick in deren Notizen. „Also, sehr viel weiter bist du ja mittlerweile auch nicht gekommen.“ stellte sie fest.
„Na, komm! Gehen wir erst mal einen Happen essen.“ schlug sie vor, als ihre Freundin das Gesicht verzog.
Sie schlossen den Laden für die Mittagspause und begaben sich in ihr kleines Stammlokal am Altmarkt, wo zahlreiche leichte Snacks und Suppen für die figurbewusste Kundschaft angeboten wurden. Während des Essens erläuterte Mandy ihre Vorstellung von der Gestaltung des Flyers.
„Wir brauchen einen Aufhänger, eine zündende Botschaft,“ verkündete sie entschieden und vergaß darüber fast ihre Frühlingsrolle.
„Was hältst du von: «Der Büstenhalter wird 100 - feiern sie mit» oder so ähnlich. Die Kundinnen sollen sich zu einem besonderen Event eingeladen fühlen. Als Blickfang nehmen wir eine hübsch verpackte Büste, verführerisch in Szene gesetzt…“
Begeistert von ihrem eigenen Vorschlag zersäbelte Mandy die Früghlingsrolle und steckte sich ein Stück in den Mund.
„Nach einer kurzen historischen Einführung, gewürzt mit ein paar vergnüglichen Anekdoten kommst du dann wie gehabt mit deinen technischen Ausführungen. Ich assistiere dir dabei. Zum Schluss bringen wir eine kleine Modenschau. Na, wie findest du das?“
„Die Idee mit dem Jubiläum finde ich gut.“ gab Famke zu, legte den Suppenlöffel beiseite und tupfte sich mit der Serviette die dezent geschminkten Lippen. „Es ist zwar nicht sicher, ob der allererste BH 1912 oder 1914 entstand, aber der runde Geburtstag gefällt mir. Organisiere bitte das Titelfoto so schnell wie möglich, damit ich den Flyer nächste Woche in Auftrag geben kann.“
„Kein Problem!“ versicherte ihre Freundin und bestellte per Handzeichen den obligatorischen Espresso. „Ich hatte da an dich gedacht.“
„Kommt nicht in Frage! Warum nimmst du nicht einfach offizielle Werbefotos oder fotografierst deine Puppen? Das würde doch genügen.“
„Komm schon! Dein Gesicht erscheint auf dem Foto doch gar nicht...“ Verschwörerisch beugte sich Mandy über den Tisch und raunte: „…aber deine Möpse sind d i e Augenweide.“
„Ich weiß nicht recht…“ protestierte Famke halbherzig.
Grinsend schlürfte Mandy den heißen Espresso. Famkes lahmer Widerstand war wie gewöhnlich rasch gebrochen.
„Zahlen!“ rief sie fröhlich.

Der Nachmittag bis zum Ladenschluss verlief etwas lebhafter als der Vormittag. Oft hatten beide Inhaberinnen gleichzeitig Kundschaft zu bedienen. Als Famke die Tür hinter der letzten Kundin abschloss, begann Mandy im Hinterzimmer das Stativ für die große Digitalkamera aufzubauen und die Spotlights zu positionieren. Offensichtlich bereitete sie alles für ein Fotoshooting vor.
„Was soll das denn werden?“ erkundigte sich Famke, die bereits ahnte, was die Freundin im Schilde führte.
„Das Titelbild, was sonst!“ rief Mandy und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. „Sei so gut und suche dir was besonders Schönes aus, ja? Ich bin gleich soweit…“.

Seufzend ging Famke hinüber in den Verkaufsraum. Wenn sich ihre Partnerin etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie nicht mehr davon abzubringen. Prüfend wanderten ihre Blicke über die Regale und Auslagen. Schließlich entschied sie sich für eine edle Balconette, die sie erst vor kurzem von einer Fachmesse mitgebracht hatte. Die dezent getüpfelten, reich mit Spitze besetzten Körbchen mit den schmalen, roten Trägern hatten es ihr bereits bei der Vorführung durch ein Model angetan. Die drei roten, an den Trägerenden und zwischen den Körbchen angebrachten Schleifchen, die an Geschenkband erinnerten, verliehen dem Modell sowohl eine unschuldig-mädchenhafte wie erotische Note. Das würde Mandy bestimmt gefallen.
Entschlossen nahm sie das Stück vom Ständer der Größe 90D und ging zum Umziehen in die Bra-Fitting-Zone. Rasch zog sie Bluse und BH aus. Wohlig ließ sie ihre üppigen Formen durch die Hände gleiten. Sie mochte es, wenn ihre ständigen Begleiterinnen nach einem harten Tag des Eingesperrtseins ihre Freiheit wiedererlangten. Aber noch war es nicht ganz so weit. Routiniert plazierte sie ihre Brüste in die Körbchen, streifte die Träger über und regulierte sie. Mit beiden Händen zog sie die Balconette am Körbchenrand nach oben, bis die Bügel genau in der Brustfalte lagen. Zum Schluss nahm sie die Arme über den Kopf und hüpfte auf den Zehenspitzen, bis sich alles zurechtgerüttelt und seinen Platz gefunden hatte. Zufrieden betrachtete sich Famke im Spiegel und strich mit den Fingerspitzen über die prallen Halbkugeln, die schwer wie reife Früchte in den Körbchen lagen.
„Kommst Du?“ rief Mandy aus dem Hinterzimmer. „Ich bin soweit!“
„Bin gleich bei dir!“ antwortete Famke, zupfte nochmals prüfend am Träger und ging hinüber ins Büro, wo ihre Freundin bereits die Beleuchtung eingeschaltet und die Jalousien zugezogen hatte.
„Wow, sexy!“ rief sie beim Anblick der drallen Freundin. „Genau das schwebte mir vor! Ich hätte es nicht besser aussuchen können. Setz´dich gleich auf den Hocker.“
Famke nahm auf einem Barhocker, den Mandy vor einen neutralen Hintergrund gestellt hatte, Platz.
„Du siehst fantastisch aus, Baby.“ begeisterte sich Mandy, als sie durch den Sucher spähte und einige Einstellungen an der Kamera vornahm. „Ich habe es doch gleich gesagt: keine noch so raffinierte Schaufensterpuppe kann sich mit Mutter Natur messen. Nur das Glänzen gefällt mir nicht; zu viele Reflexe…“
Sie nahm Puderdose und Quaste zur Hand und trug ein wenig Puder auf das Dekolleté auf. Nachdem sie die Beleuchtung nachjustiert hatte, war sie mit dem Ergebnis zufrieden.
„Dreh´dich ein wenig nach links…halt, etwas zurück…die Schultern nach hinten…zeig, was du hast…das Kinn etwas anheben, gut so…“ dirigierte sie. Nach etwa dreißig Aufnahmen beendete Mandy die Sitzung. Sie schaltete die Lampen ab und montierte die Kamera vom Stativ.
„Am besten sehen wir uns die Ausbeute gleich an.“ schlug sie vor.
Die beiden Frauen setzten sich auf das Liegesofa und betrachteten die Aufnahmen, die im Zwielicht des abgedunkelten Raumes gestochen scharf auf dem Display erschienen. Nach und nach löschte Mandy die weniger gelungenen Fotos, bis schließlich acht Aufnahmen übrigblieben. Die Endauswahl wollten sie treffen, sobald die Bilder auf den PC überspielt und auf dem hochauflösenden Monitor zu sehen sein würden.

Mandy legte die Kamera beiseite und sah ihre Freundin forschend von der Seite an. Mit den Fingern fuhr sie ihr durch den flaumigen Haaransatz und kraulte sie wie eine Katze.
„Wollen wir da weitermachen, wo wir heute Vormittag unterbrochen wurden?“ flüsterte sie und knabberte verlockend an Famkes Ohr.
„Eine kleine Belohnung habe ich mir wohl verdient.“ antwortete ihre Partnerin leise und zog Mandy an sich heran, bis sich ihre Gesichter ganz nah waren. Als sich ihre Blicke kreuzten, weiteten sich Mandys Pupillen wie grüne Lochblenden. Sie blähte die Nasenflügel, um den erregenden Duft der halbnackten Partnerin einzufangen. Mit den Lippen berührte sie die Finger der Geliebten, die ihr sanft die Wangen streichelte und zärtliche Verruchtheiten ins Ohr flüsterte. Endlich, nach zahllosen Küssen auf Wangen und Schultern fanden sich ihre Lippen und verschmolzen zu einem langen, lasziven Kuss, unter dem beide Frauen dahinschmolzen wie Schokolade auf einem heißen Teelöffel. Eng umschlungen sanken sie auf die Liegefläche. Famke genoss die körperliche Nähe der Geliebten in vollen Zügen. Solche Augenblicke ließen sie vergessen, dass sie Mandys dauerhafter Zuneigung nie würde sicher sein können. Ihre Hände erkundeten begierig jeden Quadratzentimeter Haut, den sie erreichen konnte.
„Warte…“ keuchte Mandy und löste sich aus der innigen Umarmung. In fliegender Hast schlüpfte sie aus den Jeans und streifte das Top ab. Ihre prominenten Brustwarzen schienen den transparenten Stoff ihres schwarzen Büstenhalters durchstoßen zu wollen.
„Ich liebe deine Titten…“ flüsterte Mandy und bedeckte Famkes Dekollté mit heißen Küssen. Unter ihren geübten Fingern sprang der Verschluss der Balconette auf und das edle Teil gab seinen üppigen Inhalt frei. Mandys Büstenhalter folgte Sekunden später.
Famkes Hände waren indessen an Mandys Hüften herabgeglitten und unter den Rand des knappen Tangahöschens geschlüpft. Genussvoll gruben sich ihre Finger in den strammen Hintern, ehe sie zielsicher dem Allerheiligsten der Freundin zustrebten. Sofort erleichterte Mandy den willkommenen Besuchern den Zugang zu ihrem Lustzentrum, indem sie ihre langen, schlanken Beine grätschte. Ganz langsam versanken Famkes Finger in dem feuchten Spalt. Suchend tasteten sie sich zu dem zarten Köpfchen, das sich den sehnsüchtig erwarteten Wohltätern entgegenreckte.
Während Mandy die an ihrem Altar der Lust erbrachten Liebesbeweise schwer atmend genoss, fühlte Famke, wie die Feuchtigkeit durch ihr eigenes Höschen drang. Rasch befreite sie sich und die Gespielin von der letzten textilen Hülle.
„Küss mich!“ bettelte Mandy auf der Seite liegend und spreizte ein Bein nach oben ab. Bereitwillig rutschte Famke mit ihrem Unterleib zwischen die glatten Schenkel der Freundin, bis sich die beiden völlig haarlosen Venushügel ein Rendezvous gaben. Stöhnend pressten sie die erhitzen Vulven aneinander, vereinigten ihre Schamlippen zum intimsten aller Küsse. Außer sich vor Erregung und Verlangen warf sich Mandy auf den Rücken und bot der Freundin ihre glühende Spalte zwischen den weit geöffneten Schenkeln dar.

Famke positionierte sich auf Knien und Ellenbogen so, dass sie die Wohltaten Mandys empfangen und der Geliebten zugleich die höchsten Wonnen bereiten konnte. Mit unbändiger Lust fühlte sie, wie Mandys raue Zungenspitze ihre Furche durchpflügte und ihre angeschwollene Knospe massierte. Sie selbst trieb Mandy durch wohlabgewogenes Lecken und Saugen an den Rand der Ekstase. Am konvulsivischen Aufbäumen des Unterleibes erkannte sie, dass die Geliebte den Gipfel der Lust in Kürze erstürmt haben würde. Mandy, die den point of no return nahen fühlte, wusste hingegen, was sie der Freundin schuldig war. Mit Lippen, Zunge und Zähnen verwöhnte sie die hocherregte Klitoris, bis ein Zittern Famkes die ersehnte Erlösung signalisierte. Wimmernd sank sie auf Mandys sich ekstatisch windenden Leib.
Später, als die Wellen der Erregung abgeebbt waren, kuschelten sich die beiden Busenfreundinnen unter die Decke.
„Ich müsste jetzt los.“ sagte Mandy nach einer Weile genießerischen Schweigens zu Famke.
„Wartet jemand auf dich?“
„Natürlich nicht.“ versicherte ihr Mandy, die das kaum spürbare Abrücken der Freundin bemerkt hatte. „Das weißt du doch.“
„Dann bleib doch heute Nacht einfach hier.“ schlug Famke vor und schmiegte sich wieder dicht an die Geliebte, die ein zufriedenes «mmmhmmm» von sich gab - dann war sie auch schon eingeschlafen.

*
Als Famke am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie Mühe, sich zurechtzufinden. Die neben ihr leise vor sich hin schnurrende Mandy half ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge. Ihr nächster Blick galt dem kleinen digitalen Zeitanzeiger auf ihrem Schreibtisch. Fast halb neun! Sie rüttelte die Schläferin an der Schulter.
„Aufwachen, Süße! Es ist schon spät.“
Verschlafen blinzelte Mandy unter der Decke hervor.
„Was…Au weiah!“
Notdürftig machten sich die Langschläferinnen in der kleinen Toilette frisch und kleideten sich an (an frischer Wäsche war ja kein Mangel).
„Oft dürfen wir uns das aber nicht erlauben.“ meinte Mandy, als sie beim Bäcker um die Ecke ein schnelles Frühstück verzehrten.
„Jedenfalls nicht hier im Laden.“ gab Famke ihr Recht.

Nach dem Frühstück war es Zeit, den Laden zu öffnen. Famke kümmerte sich allein um die ersten Kundinnen, da Mandy den Flyer noch vor der Hauptgeschäftszeit in Auftrag geben wollte. Als sie zurück war, wurde sie Zeugin eines merkwürdigen Gesprächs zwischen Famke und einem jungen Mann.
„…wenn ich ihnen helfen soll, müsste ich die Größen ihrer Freundin wissen.“ klärte Famke den verlegen dreinschauenden Kunden gerade auf.
„Größen? Welche Größen?“
„Nun, Brustumfang, Unterbrustumfang, Körbchengröße...“
„Tut mir Leid, ich kenne mich da überhaupt nicht aus.“ gestand der junge Mann zerknirscht. Offensichtlich bereute er zutiefst, den Laden betreten zu haben. Seine Fluchtgedanken waren mit Händen zu greifen.
„Kennen sie wenigstens die Konfektionsgröße ihrer Freundin?“ versuchte es Famke behutsam.
Der Verzweiflung nahe zuckte er die Schultern.
„S i e kauft eigentlich immer die Klamotten. Ich hab nicht gedacht…“
«Mit diesem Satz fangen alle Katastrophen an.» zitierte Mandy im Geiste einen klugen deutschen Kabarettisten. Entschlossen, die peinliche Situation zu entspannen, sprach sie den Kunden an.
„Kommen sie mal mit. Ich glaube, ich weiß, wie ich ihnen helfen kann.“
Mandy führte den sichtlich niedergeschlagenen jungen Mann zu einer Gruppe von Schaufensterpuppen und Büsten.
„Fassen sie einfach mal ein paar dieser Büsten an. Wenn sie der Meinung sind, eine fühlt sich wie ihre Freundin an, dann haben wir die passende Größe wahrscheinlich gefunden.“
„Sie meinen, ich soll die Schaufensterpuppen…hier oben…anfassen?“
Als Famke und Mandy ihm aufmunternd zunickten, legte der junge Mann zögernd eine Hand auf die Brust einer Schaufensterpuppe.
„Prüfen sie genau und lassen sie sich Zeit.“ riet Mandy ihm.
„Wir sind ganz allein. Niemand schaut zu.“ ergänzte Famke mütterlich.
„Nein, die sind zu groß.“ sagte der junge Mann und umfasste die Brüste einer anderen künstlichen Schönheit. Wieder schüttelte er den Kopf und wandte sich einer weiteren Schaufensterpuppe zu. Nun verharrten seine Hände schon deutlich länger auf den harten, in edle Spitze gehüllten Rundungen.
„Ja, das kommt schon eher hin.“ ließ er mit wachsender Sicherheit verlauten. Zwar probierte er noch eine vierte Büste aus, kehrte jedoch rasch zur vorigen zurück.
„Die ist es. Definitiv!“
„Wundebar!“ rief Famke und strahlte den jungen Mann an, als ob er ihr die sechs Richtigen der nächsten Lottoziehung verraten hätte.
„75C.“ konstatierte Mandy sachlich.
„Und was für ein Modell hatten sie sich vorgestellt?“ erkundigte sich Famke. Es stellte sich rasch heraus, dass die Vorstellungen des Kunden bezüglich Farbe, Material und Ausstattung nichts zu wünschen übrig ließen. Wahrscheinlich hatte er schon öfter unentschlossen vor dem Schaufenster gestanden, sich aber nie getraut. Famke wählte ein Teil der mittleren Preislage, halbtransparent, mit zarter Spitze und jugendlichen Schleifchen dekoriert. Er akzeptierte es sofort mit Begeisterung. Während Mandy den Büstenhalter als Geschenk verpackte, versicherte Famke dem überglücklichen Käufer, dass er - oder seine Freundin - ihn jederzeit umtauschen könne. Natürlich unter Beachtung der bei Untwerwäsche üblichen Hygienestandards.
Überschwänglich bedankte sich der junge Mann für die «nette und liebenswürdige» Beratung.
„Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?“ wollte Famke wissen, als der Kunde zur Tür hinaus war.
Mandy verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen.
„Die meisten Kerle haben keine Ahnung von den Maßen ihrer Frauen, wissen aber umso genauer, wie die Dinger in der Hand liegen.“
Famke verkniff sich die Frage, ob sie das in eigener Sache herausgefunden hatte.

*
Drei Tage später ließ Mandy einen Schuhkarton auf die Ladentheke plumpsen.
„Die Flyer sind da!“ rief sie und riss das Klebeband ab. Famke gefielen die Farbprospekte mit dem Logo auf dem Titelblatt sehr gut. Lediglich die Fotos, die Ihre Büste aus sehr gewagten und aufreizenden Perspektiven zeigten, betrachtete sie mit einer gewissen Verlegenheit.
„Keine Panik, Süße.“ beruhigte sie Mandy in ihrer unnachahmlichen, kumpelhaften Art. „Kein Mensch wird erkennen, dass der Balkon dir gehört.“

Die nächsten zwei Wochen bescherten den beiden Jungunternehmerinnen erfreuliche Ergebnisse. Ein langsam aber stetig weiter steigender Umsatz sorgte für gute Laune. Hinzu kamen die Gewinne anderer, höchst angenehmer Art während der gemeinsamen, warmen Sommernächte. Alles schien in bester Ordnung zu sein: das Geschäft lief erfreulich und die Resonanz der Kundinnen auf die verteilten Flyer gab zu weiterem Optimismus Anlass. Vor dem Laden hatte Mandy einen Ständer aufgestellt, an dem sich die Passanten informieren konnten. Auch an die Internetpräsenz hatte sie gedacht. Immer öfter saßen die beiden Frauen nach Ladenschluss im Büro und besprachen technische Details und andere Einzelheiten der Veranstaltung. Beispielsweise musste ein Catering-Service informiert und Sitzgelegenheiten organisiert werden.

Am Abend vor dem Seminar begannen sie mit dem Umbau des Ladenlokals. Die auf Rollen gelagerten Warentische wurden zur Seite gefahren, um eine Freifläche für die Bestuhlung zu schaffen. Die Ladentheke wurde zum Kaffee- und Kuchenbuffet umfunktioniert. Für Famkes Vortrag mussten eine Leinwand und die nötige Präsentationstechnik aufgestellt werden. Mandy hatte versprochen, eine Hilfskraft zu organisieren. Tatsächlich war sie morgens um acht Uhr in Begleitung eines zweiten, martialisch aussehenden Motorrads vorgefahren.
„Das ist Rolf.“ stellte sie einen ganz in schwarzes Leder gekleideten Typen mit halblangen schwarzen Haaren, schwarzer Sonnenbrille und schwarzem Dreitagebart vor.
„Rolf ist so nett, und hilft uns heute und morgen beim Umbau. Ganz umsonst, nicht wahr, Rolf?“
Der Dreitagebart entblößte ein makelloses Nussknackergebiss und grinste Famke unbefangen an. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sie im Schutz seiner Sonnenbrille mit Röntgenblicken musterte. Doch Mandy zuliebe beschloss sie, seinen guten Willen zu honorieren.
„Das ist schön. Willkommen, Rolf.“
„Womit soll ich anfangen?“ erkundigte er sich kurz und bündig.
„Kennen sie sich mit technischen Dingen aus?“
Rolfs Mundwinkel senkten sich so verächtlich nach unten, dass Famke augenblicklich bereute, die Frage gestellt zu haben.
„Wir verstehen nicht so viel von Computern.“ log sie, um die Scharte wieder auszuwetzen. „Sie würden uns sehr helfen, wenn sie sich zunächst der Vorbereitung der Präsentationstechnik widmen könnten.“
Die Mundwinkel wanderten wieder ein Stück nach oben.
„Klaro. Wo ist der Kram?“
„Steht alles im Büro. Mandy wird ihnen zeigen, wo es aufgebaut werden soll.“
Lässig schlenderte Rolf ins Büro, ließ sich das Equipment aushändigen und begann sofort und ohne seine Brille abzusetzen mit der Arbeit. Famke beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln. Sie musste zugeben, dass er sehr zielstrebig und umsichtig vorging. Selbst das Sichern der Kabel mittels Klebestreifen vergaß er nicht. Er schaltete das Laptop und den Beamer ein, justierte Abstand, Schärfe, Kontrast und Helligkeit und testete die Fernbedienung, indem er durch die PowerPoint-Präsentation blätterte.
„Fuck! Das sind ja geile Miezen!“ entfuhr es ihm, als er auf die Folien mit den Laufstegaufnahmen geriet. Famke beeilte sich, seine Entdeckungsfahrt durch ihre Messebilder zu stoppen.
„Äh, vielen Dank, Rolf. Sie können dann alles herunterfahren. Es wäre nett, wenn sie sich dann um die Stühle kümmern könnten. Sie müssen im Restaurant nebenan abgeholt werden.“
Unbeeindruckt klickte er sich weiter durch die Seiten mit den spärlich bekleideten Models.
„Fuck nochmal! Sind die morgen auch dabei?“
„Rolf, die Stühle!“ erinnerte Mandy ihn.
Das half. Bereitwillig schleppte er ein Dutzend Stühle aus dem Konferenzraum der angrenzenden Gaststätte in den Laden und stellte sie ordentlich im freigeräumten Verkaufsraum auf.

Famke war trotz seiner etwas unkonventionellen Art mit seiner Hilfe nicht unzufrieden. Die Art und Weise, mit der er angelegentlich mit Mandy flirtete, wollte ihr allerdings gar nicht gefallen. Sie beschloss, vorerst gute Miene zum bösen Spiel zu machen und dem nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Um ihn zu beschäftigen und von Mandy fernzuhalten, bat sie Rolf, den großen Kaffeeautomaten auf dem Tresen gebrauchsfertig zu installieren und den großen Ventilator aus dem Büro in den Verkaufsraum zu stellen. Als die Frauen die Qualität der ersten Tasse Cappuccino probierten, unterzog er die Schaufensterpuppen einer eingehenden Sichtkontrolle.
„Scharfe Sachen verkauft ihr hier. Alles was recht ist.“
Famke zog es vor, seine Bemerkung nicht zu kommentieren.
„Aber diese Preise! Fuck! Ganz schön teuer, die Fummel.“
„Stell dir vor, es wären hochwertige Tuningteile. Die haben eben ihren Wert.“ erklärte ihm Mandy.
„“Tuningteile! Das ist gut!“ lachte Rolf. „Sagt mal, Mädels, ihr habt doch sicher nichts dagegen, dass ich morgen auch zu eurem Seminar komme?“
Famke verschluckte sich beinahe an ihrem Cappuccino. Ein hinter einer angewachsenen Sonnenbrille verschanzter, notgeiler Spanner mit Dauererektion in der Lederhose zwischen ihren Kundinnen! Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
„Tut mir leid.“ beschied sie Rolf höflich, aber nicht ohne Kühle. „Die Zielgruppe ist ausschließlich weiblich. Ich sehe nicht, welchen Nutzen sie aus der Veranstaltung ziehen könnten.“
„Klaro, fuck. War ja nur ´ne Frage.“
„Du musst das verstehen, Rolf.“ versuchte Mandy ihm den Verzicht schonend beizubringen. „Es geht morgen auch um sehr intime Dinge. Da hätten die Frauen in Anwesenheit eines Mannes zu sehr Hemmungen. Du musst dir das so ähnlich wie beim Frauenarzt vorstellen.“
„Ja, Mann. Klaro. Vielleicht ein andermal? Ich setz mich auch ganz nach hinten…“
„Rolf, bitte!“
„Klaro, Mann. Klaro. Alles paletti. Ich mach dann mal los. Ruft mich einfach an, wenn ich zum Abbauen kommen soll. Man sieht sich…“
Er schnappte sich seinen uralten, in den italienischen Nationalfarben lackierten Sturzhelm mit der Aufschrift «Ago» und verließ grußlos das Geschäft. Brüllender Lärm verkündete, dass Rolf seinen Oldtimer in Gang gesetzt hatte.

„Wo hast du denn d e n aufgegabelt?“ wollte Famke von ihrer Partnerin wissen.
„Auf einem antifaschistischen Bikertreffen in der Sächsischen Schweiz. Als Motorradfahrerin lernt man jede Menge interessanter Typen kennen. Gefällt er dir etwa nicht?“
„Verstehe mich bitte nicht falsch, Schatz, aber dein…Bekannter… macht auf mich einen zwiespältigen Eindruck.“
„Ich weiß nicht, was du willst!“ antwortete Mandy sichtlich gereizt. „Er kommt hierher, um uns zu helfen. Wenn´s dir nicht passt, dann sage ich ihm eben wieder ab!“
„Wir wollen uns nicht streiten, Liebes.“ lenkte Famke nach längerem gegenseitigem Anschweigen ein. „Ich weiß seine Hilfsbereitschaft ja zu schätzen. Was macht er eigentlich beruflich?“
„Er ist ausgebildeter Mechatroniker und arbeitet als selbstständiger Tuner.“
„Tuner?“
„Er frisiert Motorräder.“
„Aha. Und davon kann man leben?“
„Wenn man gut ist. Und Rolfi ist der beste in der Gegend.“
„Rolfi? Man kennt sich wohl näher?“
„Sei nicht kindisch. Alle nennen ihn Rolfi. Er hasst es, gesiezt zu werden.“
Famke kämpfte einen Anflug von Eifersucht nieder. Es hatte keinen Sinn, einen Streit mit Mandy vom Zaun zu brechen. Schon gar nicht so kurz vor dem Seminar. Sie hatte es sicher gut gemeint. Famke legte der Freundin versöhnlich den Arm auf die Schulter.
„Weißt du was? Wir gehen jetzt schön essen und gönnen uns ein gutes Glas Wein.“
„Gute Idee. Wir wollen auf den morgigen Erfolg anstoßen. Ich habe nämlich ein bisschen Lampenfieber…“

*

Am nächsten Vormittag wirbelten die beiden Freundinnen durch ihre Geschäftsräume. Sie hatten vor Aufregung schlecht geschlafen, doch ihr Adrenalinspiegel hatte einen solchen Pegel, dass die Müdigkeit wie von selbst verflog. Famke spielte zum x-ten Mal ihre Präsentation durch. Mandy prüfte zum ebensovielten Mal, ob die Dessous, die sie vorführen würde, in der richtigen Reihenfolge und Größe in der Umkleide bereitlagen. Um 12 Uhr wurden die Kuchen- und Obstplatten angeliefert. Die Spannung stieg von Minute zu Minute. Wie viele würden kommen? Würden die Themen Anklang finden? Auch das Wetter bereitete den Veranstalterinnen Sorge. Das Thermometer stieg und stieg. Um 11 Uhr war es bereits so warm, dass sie den Ventilator in Gang setzen mussten.

Es war Zeit für die Freundinnen, sich für das Seminar umzuziehen, das Make up zu optimieren und Parfum aufzulegen. Famke war froh, dass sie sich für ein leichtes, mittellanges und ärmelloses Blusenkleid aus kühlem Leinen und für bequeme Flats entschieden hatte. Selbst Mandy hatte auf ihr obligatorisches Bikeroutfit verzichtet. Statt Jeans und Stiefeletten trug sie einen schwarzen, schmal geschnittenen Jerseyrock mit seitlichem Gehschlitz, der ihr ausgezeichnet stand. Schwarze, halb blickdichte Strumpfhosen und klassische Pumps in der gleichen Farbe waren ein Blickfang für alle Liebhaber und Liebhaberinnen wohlgeformter, schlanker Beine. Mit ihrer pastellgelben Seidenbluse war ihr jedoch ein eyecatcher ganz besonderer Art gelungen. Die eigentlich zum Wickeln oder Knoten gedachten, knopflosen Vorderteile hatte sie lässig in den Rockbund gesteckt. Da sie die Bluse auf der nackten Haut trug, war der Ausschnitt an Verwegenheit nicht zu übertreffen.
„Einen so exquisiten und femininen Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ gestand Famke beeindruckt und musterte die elegante Erscheinung der Freundin mit echter Bewunderung. „Aber hättest du nicht etwas leichtes drunterziehen können? Das Dekolleté ist mehr als nur gewagt…“
„Bei der Hitze? Außerdem wollte ich vor meinem großen Auftritt unschöne Druckstellen am Busen vermeiden. Das habe ich bei Fotoshootings gelernt.“
„Ich bin gespannt, wie das bei den Kundinnen ankommt. Von mir bekommst du jedenfalls zwei Daumen nach oben.“
„Danke!“ lachte Mandy und zog Famke an sich. „Los, noch ein Bussi, bevor man uns die Bude einrennt.“
Dankbar berührten Famkes gespitzte Lippen den glänzend geschminkten Kussmund der Geliebten.

Gegen 12 Uhr 45 traf die erste Seminarteilnehmerin ein. Um 13 Uhr waren alle Plätze bis auf zwei besetzt. Merklich erleichtert, aber herzlich begrüßten die Gastgeberinnen die Frauen, die etwas verlegen vor der schimmernden Projektionsfläche Platz genommen hatten. Um das Eis zu brechen begann Famke ihren Vortrag mit einem launigen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Büstenhalters. Das überraschte Publikum bekam zweitausend Jahre alte Darstellungen römischer Sportlerinnen zu sehen, die zur Leibesertüchtigung erstaunlich modern anmutende, trägerlose Bandeau-Tops trugen. Famke stellte die ersten Büstenhalter der Neuzeit vor und berichtete über die Segnungen der synthetischen Lycrafaser, die viel zum Komfort der ursprünglich steifen und festen «Brustpanzer» beigetragen hatte. Mit einem kurzen Exkurs über die Entwicklung und die Anatomie der weiblichen Brust leitete sie zum eigentlichen Thema des Nachmittags über: warum trägt die Mehrheit der Frauen und Mädchen Büstenhalter, die ihnen gar nicht passen?

„Beschäftigen wir uns zunächst mit den wichtigsten Kriterien bei der Wahl des richtigen BH´s. Betrachten wir hierzu die erstaunliche Formenvielfalt der Brust. Mutter Natur hat uns mit knackigen Äpfeln, geschmeidigen Birnen, zierlichen Pfirsichen, festen Mangos und stattlichen Melonen ausgestattet - selbstverständlich sind auch andere Kombinationen möglich.“
Die appetitliche Analogie und die gezeigten Fotografien lösten unter den Zuhörerinnen einige Heiterkeit aus. Famke war jetzt in ihrem Element.
„Sollten wir diesen schönen Gaben der Natur beim Kauf eines Büstenhalters nicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken? Viel zu viele Frauen muten ihren besten Stücken bedenkenlos und unkritisch bis zur Fahrlässigkeit Büstenhalter zu, die ihrer Aufgabe, die Brust zu schützen, zu straffen und zu halten in keiner Weise gerecht werden - und das oft ein Leben lang!“
Die lebhaften Reaktionen des Auditoriums verrieten Famke, dass sie die richtigen Fragen angeschnitten und die richtigen Worte gefunden hatte.
„Meine Partnerin und ich haben deshalb eine kleine Vorführung vorbereitet, die ihnen demonstrieren soll, was bei der Wahl und beim Tragen eines BH´s alles zu beachten ist. Doch zunächst darf ich sie zu einer kleinen Erfrischung an unsere Kaffee- und Kuchenbar einladen. Gekühlte Getränke stehen auch bereit.“
Angeregt diskutierend belagerten die Frauen die Theke, hinter der Mandy zuvorkommend lächelnd Getränke ausschenkte und die neugierigen Blicke auf ihre extravagante Bluse genoss. Die meisten waren zwischen zwanzig und vierzig Jahre alt, aber auch ein paar reifere Damen waren darunter. Eine Besucherin war in Begleitung ihrer etwa fünfzehnjährigen Tochter erschienen. Als Mandy nach gut zwanzig Minuten die Jalousien herunterließ, um unerwünschten Voyeuren einen Riegel vorzuschieben, nahmen die Gäste wieder ihre Plätze ein.
Famke nahm noch rasch einen Schluck aus dem Wasserglas, dann moderierte sie den Höhepunkt der Veranstaltung an.
„Mandy demonstriert ihnen nun anschaulich, wie frau den - hoffentlich richtigen - BH korrekt anzieht. Bitte, Mandy…“
Mandy trat wie ein professionelles Model auf die kleine, von zwei Spots beleuchtete Bra-Fitting-Zone. Lässig streifte sie ihre kaum etwas verhüllende Bluse ab und hielt sich einen ungefütterten, nahtlosen BH vor die Brust.
„Wichtig ist, die Brust von Anfang an sorgfältig in die Körbchen zu platzieren. Die Schwerkraft ist uns dabei behilflich.“
Mandy beugte sich nach vorne und bugsierte ihre mit den Nippeln nach unten weisenden Brüste in die Cups.
„Wir achten darauf, dass die Bügel die Brüste ganz umfassen und auf dem Brustkorb aufliegen. Wenn sie nicht exakt in den Brustfalten liegen, wird auch der beste und teuerste Büstenhalter entweder in die Brust einschneiden oder unten nicht vollständig ausgefüllt sein. Sitzt alles vorschriftsmäßig, können wir den BH schließen.“
Famke trat hinter die Freundin und hakte den Verschluss zu. Mandy streifte die Träger über die Schultern und regulierte ihre Länge.
„Bevor wir die Träger endgültig einstellen, beugen wir uns nochmals nach vorne und sortieren die Brüste nacheinander so in die Körbchen, dass sie den Stoff faltenfrei ausfüllen.“
Mandy hielt mit der linken Hand das linke Cup außen fest, während sie mit der rechten hineingriff, die Brust ein wenig anhob und in das Körbchen strich. Entsprechen verfuhr sie mit der Zwillingsschwester.
„Der BH sitzt nun fast tadellos. Jetzt fehlt nur noch die Feinabstimmung. Wir vergewissern uns, dass die Bügel tatsächlich in den Brustfalten liegen.“
Mandy, die sich bereits wieder aufgerichtet hatte, zupfte die Cups links und rechts von den Trägern ein wenig nach oben und kontrollierte alles im Spiegel. Zum Schluss zog sie die Träger nach.
„Wir achten darauf, dass die Träger weder zu straff sitzen, noch von den Schultern rutschen können. Und noch etwas zum Thema Träger: das Wort «Träger» suggeriert zwar, sie trügen die Hauptlast der Brust. In Wirklichkeit hängen daran lediglich zehn Prozent des Gesamtgewichts. Fast die gesamte Last wird vom Unterbrustband gehalten.“
Ein ungläubiges Raunen ging nach diesen Sätzen durch das Auditorium.
„Für alle, die es nicht glauben können, ein anschaulicher Vergleich: weshalb haben wohl Wanderrucksäcke einen Hüftgurt? Richtig! Um Schultern und Rücken zu entlasten. Ein BH ist technisch betrachtet nichts anderes als eine Art Rucksack, eben nur anders herum getragen. Aber nun wollen wir unsere Mandy nicht länger warten lassen. Zum Abschluss der Übung zeigt sie ihnen, wie sie die Endkontrolle vornimmt.“
Mandy hüpfte ein wenig auf der Stelle, reckte die Arme nach oben und schüttelte ihre Brüste wie eine Bauchtänzerin.
„Sitzt alles perfekt.“ verkündete sie und nahm lächelnd den Applaus der Zuschauerinnen entgegen.

„Nach soviel Technik möchten wir uns zum Ausklang wieder dem ästhetischen Aspekt zuwenden. Ästhetik und Funktion müssen sich nämlich keinesfalls gegenseitig ausschließen.“ verkündete Famke ihrem Publikum.
„Die Anforderungen, die an einen guten BH gestellt werden, können sehr unterschiedlich sein. Über das Stützen und Halten der Brust hatten wir ja bereits einiges gesagt. Doch was wünscht sich frau noch von einem Büstenhalter? Soll er als dekoratives Element der Garderobe dienen? Soll die erotische Wirkung im Mittelpunkt stehen? Oder sollen die Brüste eher vor aufdringlichen Blicken geschützt werden? Mandy zeigt ihnen nun anhand ausgewählter Beispiele, wie sie - je nach Erfordernis - BH´s neutral und unauffällig tragen können, ohne auf modische Eleganz verzichten zu müssen, und wie edle Büstenhalter ihre Garderobe durch ein schönes Dekolleté dezent oder raffiniert aufwerten. Viel Vergnügen!“
Begleitet von flotten Rhythmen demonstrierte Mandy die Möglichkeiten, farbige BH´s mit hellen Blusen und T-shirts zu kombinieren. Sie führte die optische Wirkung von push-up-BH´s und Minimizern, von Balconetten und Bustiers vor. Schließlich krönte sie die Veranstaltung mit einigen pikanten, mit schöner Spitze und verspieltem Modeschmuck veredelten Büstenhaltern der Extraklasse. Famke reduzierte die Lautstärke der Musik und trat neben Mandy, um das Seminar zu beenden.
„Wir danken ihnen für ihre Aufmerksamkeit, meine Damen. Wenn ihnen unser Seminar zur BHlogie gefallen hat, freuen wir uns auf ihren Besuch der nächsten Veranstaltung. Jetzt haben sie noch die Gelegenheit, unser Bra-Fitting in Anspruch zu nehmen. Falls sie sich mit speziellen Fragen an uns wenden möchten, stehen wir gerne zu ihrer Verfügung.“
Die meisten Besucherinnen nutzten das Angebot um sich eingehend zu ihren individuellen Problemen beraten zu lassen. Als Ergebnis registrierte die Ladenkasse vier Zahlungsvorgänge. Fünf Frauen entschlossen sich sogar für ein Bra-Fitting.

Als die letzte Kundin gegangen war, lagen sich Famke und Mandy glücklich, aber auch erschöpft in den Armen. Dass das BH-Seminar ein so überwältigender Erfolg werden würde, hätten sich die beiden nicht im Traum einfallen lassen. Doch der Erfolg forderte auch einen Tribut.
„Ich habe sooo breite Füße!“ jammerte Mandy und zog mit allen Anzeichen der Erleichterung die Pumps aus.
„Ja, der Tag war hart.“ bestätigte Famke. Auch sie hatte das Gefühl, Beine aus Blei zu besitzen.
„Und jetzt auch noch klar Schiff machen!“ stöhnte Mandy und wollte bereits nach ihrem Handy greifen.
„Lass mal. Das hat Zeit bis morgen. Rolf kann doch sicher auch samstags kommen.“
„Wenn ich ihn ganz lieb darum bitte.“
„Dann bitte ihn so lieb du kannst. Wir machen jedenfalls jetzt Feierabend. Was hältst du von ein wenig Entspannung bei Lydia?“
„Einverstanden. Aber nur, wenn wir zuvor eine Kleinigkeit essen. Ich sterbe vor Hunger. Und den Süßkram kann ich nicht mehr sehen.“
Rasch verstauten sie den übriggebliebenen Kuchen im Kühlschrank und fuhren zu ihrem Lieblingsristorante im Italienischen Dörfchen unweit der Oper. Nachdem sie mit großem Appetit eine Riesenportion frischen Salat verdrückt hatten, brachen sie zum Lokalwechsel in die Neustadt auf. Dort, in «Lydias Schlampenladen», dem angesagtesten Lesbentreff der Stadt, waren sie gern gesehene Stammgäste. Lydia, eine umtriebige Mittdreissigerin, begrüßte die beiden mit viel Hallo und Küsschen.
„Schön, dass ihr zwei Grazien euch mal wieder blicken lasst. Ich dachte schon, euch gibt es gar nicht mehr.“
„Und ob es uns gibt!“ lachte Famke und drückte der sympathischen Frau mit der rauchigen Stimme einen Kuss auf die Wange.
„Aber als Selbstständige weißt du ja selbst, wie das ist. Doch heute wollen wir mal so richtig bei dir abhängen.“
„Leider sind im Moment alle Tische besetzt.“ Lydia zuckte bedauernd mit den Schultern. „Ein typischer Neustadt-Freitagabend eben. Aber wollt ihr euch nicht erst mal an die Bar setzen? Ich reserviere euch den ersten Tisch, der frei wird.“
„Mach dir wegen uns nicht so viele Umstände. Wir statten erst deiner reizenden Bardame einen Besuch ab. Später wagen wir vielleicht noch ein Spielchen.“
„Fabelhaft! Kommt, Mädels, fühlt euch wie zuhause!“
Lydia hakte sich bei den beiden Freundinnen unter und begleitete sie zur Bar, die bereits von zahlreichen Frauen belagert wurde.
„Mireille, Schätzchen, zwei Begrüßungsdrinks für unsere lieben Gäste! Aber auf Rechnung des Hauses! Jetzt müsst ihr mich bitte entschuldigen. Wir sehen uns später.“

Famke und Mandy nahmen auf den hohen, mit rotem Plüsch bezogenen Barhockern Platz. Mireille, die zierliche vietnamesische Barfrau, servierte ihnen zwei Kir Royal. Wie stets zierte ein bezauberndes Lächeln ihr ovales Gesicht. Ein glänzendes Top aus goldenem Lycra spannte sich über ihre halbkugeligen Brüste. Unbestätigten Gerüchten zufolge waren sie so fest, dass man Kokosnüsse daran zerschlagen konnte.
Die Frauen bestellten zwei Flips. Schlürfend sahen sie den Pärchen auf der spärlich beleuchteten Tanzfläche zu.
„Hast du Lust, zu tanzen?“ fragte Mandy.
„Nicht wirklich. Möchtest du denn?“
„Eigentlich auch nicht. Ich war lange genug auf den Beinen. Aber gegen eine Partie Billard zur Entspannung hätte ich nichts einzuwenden.“
Mit den Gläsern in der Hand schlenderten sie zwischen den tanzenden Frauen hindurch hinüber ins Billardzimmer. Einer der drei Tische war frei. Lydia hatte netterweise ein Reservierungsschildchen daraufstellen lassen.
Beim Spielen fiel die Anspannung des Tages von den beiden Freundinnen ab. Famke liebte die beruhigende Wirkung der klackernden Kugeln. Sie mochte es, wenn sich ihre Brüste beim Vorbeugen über den Tisch angenehm schwer anfühlten. Sie verlor das erste Spiel, gewann aber die Revanche.
Nach dem Match besorgten sie sich einen weiteren Drink und zogen sich auf eines der Kuschelsofas zurück. Angenehm müde überließen sie sich der entspannenden Wirkung des Alkohols.
„Bist du noch sauer wegen Rolf?“ erkundigte sich Mandy nach einer Weile bei Famke, die den Kopf schläfrig an ihre Schulter gelehnt hatte.
„Ach Schatz, musst du jetzt damit anfangen…?“
„Ich denke, ich bin es dir schuldig.“
„Was bist du mir schuldig?“
Famke hatte sich aufgerichtet. Alarmiert sah sie die Geliebte von der Seite an.
„Die Wahrheit.“
Famke spürte, wie sich in ihrem Hals ein dicker Kloß zu bilden begann. Sie ahnte, dass etwas sehr Unangenehmes folgen würde.
„Ich habe noch nie so viel für eine Frau empfunden wie für dich, Famke. Das weißt du. Aber du weißt auch, dass ich nicht so bin…nicht so sein kann, wie du.“
„Sprich weiter.“ forderte Famke sie tonlos auf.
„Ich bin keine Vollblutlesbe wie du. Ich kann auch an einem Mann Gefallen finden.“
„Du hast was mit Rolf. Ich wusste es.“
„Mein Gott, Famke!“, rief Mandy so aufgewühlt, dass einige Frauen neugierig zu ihnen herübersahen. „Ich will dich nicht verletzen, aber ich bin eben bi!“
Famke, die den inneren Zwiespalt, unter dem ihre Freundin litt, stets zu verdrängen versucht hatte, konnte nun nicht anders. Sie nahm sie in den Arm, als ob sie ein Kind trösten wolle. Mandy barg ihr Gesicht an Famkes Brust und schluchzte herzzerreißend.
„Verstehst du mich denn nicht?“ wimmerte sie leise in Famkes tränennasse Bluse. „Der Sex mit dir ist schön. Aber nicht nur das Körperliche verbindet uns. Wir schwingen gemeinsam auf einer Wellenlänge, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Aber manchmal ist mir danach, von einem Mann genommen zu werden, hart und brutal…“
Famke schwieg betroffen. Das hatte sie nicht erwartet. Ängstlich blickten Mandys grüne Augen sie an.
„Du verachtest mich jetzt gewiss.“
„Wie könnte ich dich je verachten, meine Süße.“
Nachdenklich strich Famke der Geliebten übers Haar. Langsam beruhigte sich Mandy.
Famke überlegte. Sie liebte Mandy zwar über alles, doch sie war auch tolerant genug, um einzusehen, dass man einem Menschen mit bisexueller Neigung keine homoerotische Beziehung aufzwingen durfte. Es war ja nicht so, dass Famke überhaupt keine Erfahrung mit Männern gehabt hätte. Sie hatte emotional eben nur keinen Zugang zu ihnen. Schließlich rang sie sich zu einem folgenschweren Entschluss durch.
„Ich liebe dich, und ich möchte dich nicht verlieren. Aber ich bin mir bewusst, dass niemand das Recht hat, seine Partnerin oder seinen Partner für immer an sich zu ketten. Ich habe dir versprochen, es zu akzeptieren, wenn du dich eines Tages gegen mich entscheiden solltest - auch wenn es weh tut. Weil du immer offen und ehrlich zu mir bist, möchte ich dir einen Vorschlag zur Güte machen. Ich akzeptiere deine Gefühle für Rolf, auch wenn es mir schwerfällt. Deshalb bin ich bereit, probeweise eine Situation zu tolerieren, die für uns alle drei eine befriedigende Lösung darstellen könnte.“
Mandy blinzelte Famke ungläubig an. Es dauerte einen Moment, bis sie die verklausulierte Offerte verstanden hatte.
„Du meinst, eine Dreiecksbeziehung?“
„Ich meine, wenn eine Lesbe, ein Hetero und eine Bi eine Dreiecksbeziehung eingehen, dann kann das sowohl trennende wie auch verbindende Konsequenzen nach sich ziehen. Ich will eben wissen, woran ich bin. Deshalb möchte ich, dass wir unsere unterschiedlichen, aber nicht notwendigerweise gegensätzlichen Neigungen gemeinsam ausleben, vorausgesetzt, du bist einverstanden. Jeder muss dann für sich entscheiden, ob er damit leben kann oder nicht.“
Famke war selbst überrascht, mit welcher Ruhe und Gleichmut sie diesen Vorschlag ausgesprochen hatte. Die sonst nie um eine Antwort verlegene Freundin nickte nur stumm, ehe sie erneut in Tränen ausbrach - diesmal jedoch in Tränen der Rührung und der Freude.
Lydia, die sie von weitem beobachtet hatte, näherte sich mit besorgter Miene.
„Alles in Ordnung mit euch?“
„Alles bestens.“ beruhigte sie Famke. „Sie hat nur den Blues. Ich bringe sie jetzt besser nach Hause.“

*
Famke hatte sich und Mandy bis Samstagnachmittag freigegeben. Sie musste erst ihre Gedanken ordnen, bevor sie sich auf die Sache einließ. Um den Kopf freizubekommen, radelte sie mit ihrem Mountainbike durch die Felder des Hochlandes, bis sie außer Atem war. Sie duschte ausgiebig und fuhr dann hinunter in die Stadt.
Die beiden Freundinnen hatten sich wie jeden Tag zur Begrüßung umarmt und geküsst. Heute jedoch war eine gewisse Distanziertheit zu spüren. Mandy hatte zudem das Bedürfnis, ihre Unsicherheit durch ununterbrochenes Reden zu überspielen.
„Rolfi, ich meine Rolf macht zwar streckenweise einen idiotischen Eindruck,“ eröffnete sie der Freundin, ob diese es hören wollte oder nicht, „aber er ist in Wirklichkeit nicht so, wie du denkst.“
„So? Wie denke ich denn über ihn?“
„Ach, was weiß denn ich? Jedenfalls hat dir seine Art nicht gefallen. Das konnte man sehen. Aber Rolf kann auch ganz anders sein.“
„Was du nicht sagst!“
„Warte einfach ab.“ schwärmte Mandy weiter und zog zum wiederholten Mal den Lippenstift nach.
„Da kommt er ja…“

In der gleichen Aufmachung wie am Tag vor dem Seminar betrat Rolf das Geschäft. Er warf Helm, Jacke und Handschuhe auf den Kundensessel und grüßte mit einem lässigen «Mahlzeit!». Die Sonnenbrille behielt er auch diesmal auf. Mandy, die sich der Freundin zuliebe spröde zeigte, fasste er um die Taille und küsste sie auf den Mund. Famke räusperte sich und verteilte die Aufgaben. Wie bereits am Donnerstag beobachtete sie ihn bei der Arbeit. Auch diesmal erledigte er die Aufträge prompt und zuverlässig, nur hin und wieder von einem obligatorischen «Fuck» begleitet.
Famke musste gestehen, dass Rolf ein nicht unattraktiver junger Mann war, dem es allerdings leider häufig an angemessener Ausdrucksweise und an Umgangsformen gebrach. Diesmal unterband sie seine Annäherungsversuche an Mandy nicht. Sie spornte ihn sogar nach Kräften an, indem sie ungeniert mit ihr flirtete. So sorgte sie dafür, dass sich im Laufe des Nachmittags, katalysiert durch eine Unmenge von Reizwäsche, eine hocherotische Atmosphäre aufbaute, die irgendwann nach Entladung streben musste.

Endlich war der Augenblick gekommen, den Famke mit Hoffen und Bangen vorbereitet hatte. Jetzt gab es nur noch zwei Möglichkeiten: die Sache entweder abzuwürgen und Mandy zu düpieren. Oder die Sache durchzustehen, ihre Beziehung auf eine neue Grundlage zu stellen - oder zu beenden.
„Hinten ist eine Toilette, wo du dich frischmachen kannst.“ sagte Famke wie beiläufig zu Rolf, der sich die Hände am Hemd abwischte. Sie hatte Mandys Ratschlag befolgt und war zum Du übergegangen. Als er verschwunden war, taten die beiden Freundinnen das, was sie schon so oft nach Feierabend hier getan hatten.
Als Rolf von der Toilette kam, traute er seinen Augen nicht. Famke saß auf der Schreibtischplatte. Sie zog Mandy, die zwischen ihren geöffneten Beinen stand, eng an sich. Sie hielt Mandys Kopf zwischen ihren Händen, während diese ihre Arme um Famkes Nacken geschlungen hatte. Selbstvergessen pressten sie ihre Lippen im leidenschaftlichen Kuss aufeinander. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Famkes Hände wanderten hinab und legten sich auf Mandys Brüste, die sich der lustvollen Berührung vorwitzig entgegendrängten. Mandy widmete sich unterdessen dem Öffnen der Knopfleiste an Famkes Bluse. Aufreizend langsam streifte sie das Kleidungsstück von den Schultern der Geliebten.
Rolf stockte der Atem, als er den in einen verführerischen BH aus durchbrochener Spitze gehüllten, stattlichen Busen sah, der vor Erregung bebte. Aber auch Famke war bei der Erkundung der Reize ihrer Liebsten nicht faul. Mit flinken Fingern enthüllte sie ein rosafarbenes Teil aus sexy Netzgewebe, durch das sich Mandys Nippel mit aller Deutlichkeit abzeichneten. Gurrend vor wohligen Gefühlen drückten und rieben die Frauen ihre Brüste aneinander.

Rolf stand wie zur Salzsäule erstarrt. Das einzige, was sich an ihm regte, drängte pochend von innen gegen den Hosenschlitz. Die beiden Frauen indes schienen von dem sprachlosen Augenzeugen überhaupt keine Notiz nehmen zu wollen. Mandys rechte Hand hatte mittlerweile den Weg unter Famkes Rock gefunden. Forschend tasteten ihre Fingerspitzen über das Höschen, wurden fündig und rieben über die deutlich fühlbaren Konturen der Schamlippen. Flugs schlüpfte ihre Hand unter den Stoff. Ihr Mittelfinger tauchte in die schwül-feuchte Grotte, suchte und fand das Kleinod der Geliebten, die die Berührung mit einem Aufstöhnen freudig begrüßte. Während dieser intimen Leibesvisitation drängte Mandy ihren Schritt an Famkes Knie. Als sich Famkes Hand zwischen ihre Schenkel schob, entledigte sie sich der hinderlichen Textilie wie eine Schlange ihrer zu eng gewordenen Haut. Auf dem knappen Tanga, der nur das Notwendigste ihres Venushügels bedeckte, waren bereits die feuchten Spuren ihrer wachsenden Erregung zu erkennen. Nun war auch Famkes Beherrschung am Ende. Sie rutschte von der Tischkante und streifte hastig den überflüssig gewordenen Rock ab.
Eng umschlungen und in leidenschaftliches Zungenspiel vertieft, standen die beiden spärlich bekleideten Frauen neben dem armen Rolf, der nicht wusste, wie ihm geschah.
„He! Fuck, Mann,…was soll…geil!“ stammelte er und nahm zum ersten Mal, seit er die Räume betreten hatte, die Sonnenbrille ab. Offenbar glaubte er, an einer Sinnestäuschung oder an einer Wahnvorstellung zu leiden. Mandy musterte ihn belustigt aus den Augenwinkeln.
„Was ist nun mit dir? “ Sie schmiegte sich kurz an ihn und fasste ihm neugierig in den Schritt. „Olala! Machst du nun mit oder brauchst du eine Extraeinladung?“
„Ich soll…du meinst…einen flotten Dreier?...Oh Fuck, Mann!“ stotterte er, immer noch ungläubig.
„Kannst du eigentlich auch etwas anderes sagen als «fuck»?“ machte sich Famke über ihn lustig, während sie Mandy mit verführerisch wippenden Brüsten auf die Liege folgte.
„Klaro. Äh, shit, Mann…“
Famke gab es auf. Mochte Rolf noch so seine Qualitäten als Liebhaber haben, seine geistigen Fähigkeiten überzeugten sie jedenfalls nicht. Sie beschloss, ihn zu ignorieren. Sollte er doch machen, was er wollte!

„Zeig mir deine dicken Dudus! Pack´sie aus!“ bettelte Mandy und nestelte ungeduldig an Famkes Büstenhalter. Famke tat ihr den Gefallen und trennte sich bei der Gelegenheit gleich noch von ihrem Höschen. Geräusche hinter ihr verrieten, dass Rolf ebenfalls damit beschäftigt war, in fieberhafter Eile seine Klamotten abzuwerfen. Sie kniete sich mit leicht gespreizten Beinen vor Mandy hin und hob ihre wunderschönen, vollen Brüste an.
„Küsse sie! Leck´ sie ab!“ forderte sie ihre Geliebte auf. Die legte ihre Hände auf die Prachtstücke. Zärtlich streichelte sie die Rundungen, deren kecke Spitzen wie ein Zwillingsgeschütz nach vorne wiesen.
„Ich könnte dich aussaugen…you sexy thing…“ murmelte Mandy und stülpte ihre feuchten Lippen abwechselnd über die kirschroten Nippel. Famke atmete heftig, als Mandys Zungenspitze über die Warzenhöfe züngelte. Langsam zog Mandy, die Meisterin des erotischen multi tasking, die Lustschraube an, indem sie die eine Kirsche Millimeter für Millimeter in ihren Mund sog und die andere zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand genau dosiert massierte. Gleichzeitig kümmerte sich die rechte Hand um die Bedürfnisse der Vulva. Famke schloss die Augen und gab sich der Freundin mit jeder Faser ihres Körpers hin. Ein tiefes Stöhnen drang aus ihrer Kehle, als sich der Höhepunkt wie ein erlösendes Gewitter an einem schwülheißen Sommertag ankündigte.
Doch statt Wellen rauschhafter Befriedigung fühlte sie etwas Warmes, Feuchtes auf ihre Hüfte klatschen. Irritiert öffnete sie die Augen. Ungläubig starrte sie auf die weißliche Spur, die sich von ihrer linken Hüfte an abwärts über ihren Oberschenkel hinzog. Mandy, die bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, hielt in ihren Bemühungen inne. Gleichzeitig sahen die beiden zu Rolf, der schräg hinter Famke auf der Bettkante kniete, das corpus delicti mit verlegenem Grinsen in der Hand haltend.
„Sorry, Mann. Ist mir so rausgerutscht. Ging nicht anders…“
Enttäuscht und frustriert erhob sich Famke. Es regte sie maßlos auf, dass dieser Esel auf Kosten ihres Orgasmus hatte abspritzen können.
„Macht erst mal ohne mich weiter.“ sagte sie und verschwand durch die Tür zu den rückwärtigen Räumlichkeiten. Auf der Toilette entfernte sie Rolfs klebrige Hinterlassenschaft mit Klopapier und spülte sie erbarmungslos in die Kanalisation. Mit Wasser und Seife schrubbte sie die kontaminierten Hautstellen. Sie empfand Wut und Verägerung. Schließlich war es ja ihre Idee gewesen, Rolf miteinzubeziehen. Sie fühlte sich irgendwie leer und betrogen. Ihr Höhepunkt war zum Greifen nah gewesen! Aber jetzt hinausgehen und wieder mitmachen, als ob nichts wäre - das konnte sie nicht.

Sie zog sich den kurzen Seidenkimono über, der neben dem Waschbecken hing, und verlies die Toilette. Vor der Tür zum Büro zögerte sie. Was die beiden jetzt wohl machten? Saßen sie zerknirscht auf der Liege und ärgerten sich über die verpatzte Stimmung? Famkes Neugier siegte über ihre Diskretion. Leise klappte sie eine kurze Trittleiter auf, stellte sich auf die oberste Stufe und lugte vorsichtig durch das Oberlicht über der Tür. Pustekuchen! Von Zerknirschung konnte keine Rede sein! Rolf stand breitbeinig vor der Liege, auf deren Kante Mandy saß, mit beiden Händen seine stoßbereite Lanze umfassend. Ihre Lippen glitten an seiner glänzenden Eichel entlang wie an einem Eis am Stiel. An Rolfs entrückter Miene war unschwer zu erkennen, welch süße Tortur sie ihm zufügte. Doch bevor sein zweiter Frühstart drohte, brach die erfahrene Mandy das Spiel mit dem Feuer kühl berechnend ab. Sie stand auf, klemmte sich seine pulsierende Rute zwischen die Schenkel und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Gierig presste er seinen Mund auf ihre Lippen. Mandy hielt dagegen, was seine Erregung ins unermessliche steigerte. Mit zitternden Knien sanken beide auf die Liege. Rolf streckte sich auf dem Rücken aus. Mandy schwang sich auf seinen Schoß, bugsierte ihre erhitzte Vulva über seine emporgereckte Standarte und senkte den Unterleib langsam ab. Zentimeter für Zentimeter stülpte sich ihre schlüpfrige Vagina über seinen harten Schaft, bis er vollständig in ihr verschwunden war.
Unmerklich begann sie, ihren Schoß in eine rotierende Bewegung zu versetzen. Bald steigerte sie das Tempo und schob den Unterleib abwechselnd vor und zurück. Rolf geriet außer Rand und Band. Durch Druck seiner angewinkelten Beine auf ihren verlängerten Rücken verlieh er ihren Bewegungen zusätzliche Dynamik. Mandy beugte den Oberkörper nach vorne und begann wollüstig zu galoppieren. Mit leichtem Grausen verfolgte Famke von ihrem Beobachtungsposten aus, wie Rolf nach den Brüsten ihrer Geliebten graptschte, sie knetete und walkte, als seien sie zwei Stücke Silikon. Sie fand es unbegreiflich, dass ihrer Freundin seine rabiate Art gefallen sollte. Doch selbst durch die geschlossene Tür waren beider einvernehmliches Keuchen und Stöhnen deutlich zu vernehmen. Abermals verschärfte Mandy die Gangart. Wie eine Besessene schleuderte sie ihr Becken vor und zurück. Rolfs Unterleib hob sich reflexartig, als seine aufgestauten Gefühle machtvoll nach Erfüllung drängten. Sein lustvolles Aufbäumen ließ auch bei Mandy alle Dämme brechen. Mit einem Schrei, der in einem tiefen Seufzer der Befriedigung ausklang, sank sie auf Rolfs schwer atmende Brust.

Verwirrt kletterte Famke von ihrem heimlichen Aussichtspunkt. So hatte sie Mandy noch nie beim Sex erlebt. Mehr als ein wollüstiges Stöhnen war ihr auch bei höchster Erregung nie zu entlocken gewesen. Mit Rolf gebärdete sie sich wie eine liebestolle Furie!
Diskret wartete Famke noch einige Augenblicke, ehe sie das Büro betrat. Erhitzt und ermattet lag Mandy in Rolfs Armen. Ihre rechte Hand umklammerte seinen abschlaffenden Ständer. Verlegen sah sie die Freundin an.
„Wir konnten einfach nicht aufhören. Schade, dass du nicht dabeiwarst. Rolf war so schön in Fahrt…“
Seine Augen lüstern auf die schwingenden Rundungen unter Famkes kurzem Seidenkimono gerichtet, fühlte sich der so hochgelobte gemüßigt, ebenfalls das Wort zu ergreifen.
„Also wenn du willst, ich könnte nochmal. Echt, Mann.“
„Danke, aber mein Bedarf ist gedeckt.“ gab Famke pikiert zurück.
„Schade, wirklich schade. Es hätte so schön werden können.“ Mandy sammelte mit einer Geste des Bedauerns die auf dem Boden verstreuten Klamotten zusammen. „Dann wollen wir dich nicht länger stören. Komm, Rolf!“
Sie zog den widerstrebenden Galan von der Liege und verschwand mit ihm in die Toilette. Als sie zurückkamen, war auch Famke angezogen. Mandy gab ihr einen Kuss auf die Wange, der unerwiedert blieb.
„Bis Montag, Süße. Und nichts für ungut.“
Famke begleitete die beiden nicht zur Tür. Als die grollenden Gasstöße der Moto Guzzi die Scheiben erzittern ließen, befiel sie eine tiefe Melancholie.

*

Die Verstimmung zwischen den beiden Frauen legte sich rasch, doch beide spürten, dass ihre Beziehung nicht mehr dieselbe war wie vor diesem missglückten Abend zu dritt. Mandys offene Hinwendung zu Rolf warf einen Schatten auf ihre Liebe, der bei jedem Zusammensein dunkler wurde. Öfter als früher verbrachte Famke die Abende und Wochenenden allein, da Mandy «schon etwas vorhatte». Um sich abzulenken, flüchtete sie sich in die Arbeit. Sie stellte neue Themen für das BHlogie-Seminar zusammen und plante ihre Teilnahme an Fachmessen im In- und Ausland. Auch Mandy suchte Ablenkung durch Beschäftigung. Sie griff ein altes Projekt wieder auf und kümmerte sich um die Erweiterung der Kollektion. Korsetts und Strapse sollten zukünftig ein fester Bestandteil ihres Angebotes werden. Eigens zu diesem Zweck hatte sie eine weitere Schaufensterpuppe angeschafft, die die neue Reizwäsche dekorativ ins Bild setzen sollte. Famke staunte nicht schlecht, als ihre Partnerin die lebensgroße Puppe auspackte und in den ledernen Besuchersessel setzte. Die vollständig aus Silikon gefertigte Figur sah einer echten, sich im Polster räkelnden, nackten jungen Frau beklemmend ähnlich.
„Voila! Das ist Brigit!“ Mandy sprach den Namen französisch aus.
„Wo hast du denn die aufgetrieben? Die muss doch ein Vermögen gekostet haben.“
„Von wegen! Das ist eine Leihgabe von Dolly Buster.“
Kopfschüttelnd näherte sich Famke der Silikonschönheit, deren große, geschminkte Augen sie verträumt ansahen. Sogar die wie rasiert wirkenden Genitalien waren fotorealistisch nachgebildet.
„Die sieht zwar umwerfend sexy aus, aber brauchen wir so was?“ fragte sie skeptisch.
„Unbedingt! Die Kundinnen bekommen anschaulich demonstriert, wie hinreißend sie in unseren Dessous aussehen könnten. Zudem ist es ja kein Geheimnis, dass einige Frauen eine tiefe Affinität zu Silikon hegen.“
Etwas aufgeschlossener ließ Famke die Finger neugierig durch die langen, schwarzen Haare und über die in Farbe und Textur verblüffend natürlich wirkende «Haut» Brigits gleiten.
„Ist doch ein geiles Luder, nicht?“ begeisterte sich Mandy. „Hier, fühl mal!“
Famke fasste die Silikonbrüste der Puppe an und erschrak beinahe, wie hyperrealistisch sie dem Druck der Hand nachgaben.
„Körbchengröße 75E.“ schätzte Mandy.
„Etwas weniger hätte es auch getan. Die kommt mir so jedenfalls nicht ins Schaufenster! Wir wollen doch nicht die konservativen Kundinnen vergraulen!“
„Keine Sorge. Das Mädel wird die Zierde unserer Abteilung Korsetts und Strapse.“
„Aber bitte ziehe ihr blickdichte Slips an. Wir müssen auch an die minderjährige Kundschaft denken.“
„Falls nötig, verpasse ich ihr sogar eine Slipeinlage. So, und jetzt bringe ich sie erst mal ins Lager. Komm, Brigit…“
Sie trug die Puppe, wie ein frisch verheirateter Bräutigam seine Braut über die häusliche Schwelle trägt. Famke sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Ideen hatte ihre Partnerin! Das musste man ihr lassen.

Während des Mittagessens sprach Famke ein Thema an, das sie schon seit längerem beschäftigte.
„Bevor wir unser Sortiment erweitern, sollten wir erst mal gründlich Teilinventur machen. Außerdem gehört der Laden umgestaltet, um Platz für die neuen Waren zu schaffen. Am liebsten würde ich das sofort in Angriff nehmen.“
Mandy verzog verdrießlich das Gesicht.
„Muss das sein? Ich meine, wie sollen wir das zu zweit alles schaffen? Ganz nebenher müssen wir ja auch noch die Kundschft bedienen. Oder willst du den Laden für ein paar Tage zusperren?“
„Mir ist klar, dass wir das allein nicht bewältigen können. Aber schließen will ich deshalb auch nicht. Ich habe an eine Hilfskraft gedacht, die wir vorübergehend einstellen könnten. Irgendeine Studentin, die sich ein Taschengeld verdienen will, wird sich schon finden.“
„OK, wenn wir uns diese Investition leisten können. Die neue Kollektion will ja auch bezahlt sein.“
„Ich habe alles durchkalkuliert. Das geht schon.“
„Rolf würde es umsonst machen.“
„Bitte, Mandy, dieses Thema wollten wir doch nicht mehr anschneiden!“
„Na schön.“ Mandy stocherte etwas lustlos in ihrer Mousse au Chocolat. „Und wie willst du diese Studentin auftreiben?“
„Ich mache einen Aushang ans Schaufenster. Bei uns gucken ja viele Studentinnen rein, auch wenn sie nichts kaufen. Und du postest bitte eine kurze Anzeige unter dem Suchwort «studentische Hilfskraft».“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Ich auch, Mandy. Ich auch.“

Die Anzeige hing noch keine zwei Tage im Fenster, als eine junge Frau den Laden betrat. Obwohl Famke lange nicht mehr an sie gedacht hatte, erkannte sie sie sofort an dem kastanienbraunen Pferdeschwanz, der unter einem Fahradhelm hervorquoll. Mandy war schon auf dem Weg zu ihr, doch Famke war schneller.
„Hallo Celina! Heute solo unterwegs? Oder kommt die Frau Mama nach?“
„Ich komme in eigener Sache.“ antwortete das Mädchen mit der weichen Stimme.
„Darf ich fragen, ob ihre Mutter mit den Sport-BH´s zufrieden ist?“ erkundigte sich Famke, um das Gespräch in Gang zu halten.
„Sie hat jedenfalls nicht mehr gemault. Dann wird wohl alles in Ordnung sein.“
„Freut mich zu hören. Und was kann ich für sie tun?“
„Ich komme wegen der Anzeige.“
„Sie meinen, die studentische Hilfskraft?“ fragte Famke verblüfft.
„Genau. Ich wollte fragen, ob der Job noch zu haben ist. Oder bin ich dafür zu jung?“
„Selbstverständlich beschäftigen wir auch eine Schülerin. Falls sie noch nicht volljährig sind, müssten ihre Eltern allerdings einverstanden sein.“
„Das ist schon OK. Ich jobbe nicht zum ersten Mal. Wann könnte ich denn anfangen? Ich habe nämlich nur noch zehn Tage Ferien.“
„Wenn sie möchten, schon morgen. Wir können sofort den Arbeitsvertrag aufsetzen. Wenn sie ihn morgen unterschrieben mitbringen, kann es losgehen.“
„Fein!“ strahlte die junge Frau. „Ich freue mich sehr, dass ich bei Ihnen arbeiten kann. Und nennen sie mich ruhig Celina.“
„Schön, Celina. Ich heiße übrigens Famke. Und meine Kollegin da draußen, das ist die Mandy. Ich bin sicher, du wirst dich bei uns wohlfühlen.“
Wenige Minuten später war der Vertrag ausgefertigt und Celina machte sich auf einem teuer aussehenden Mountainbike glücklich auf den Heimweg. Beschwingt widmete sich Famke wieder ihrer Arbeit. Der Gedanke, das Mädchen die nächsten Tage um sich zu haben, beflügelte sie geradezu. Mandys nachdenkliche Blicke nahm sie gar nicht zur Kenntnis.

*

Pünklich um neun Uhr war Celina zur Stelle. Statt Markenklamotten trug sie diesmal verwaschene Jeans, ein grünes Sweatshirt, Turnschuhe und ein Baseballcap. Famke führte sie durch die Geschäftsräume und erklärte ihr ihre Aufgabe. Als erstes sollte sie die Warenbestände im Lager und im Verkaufsraum mit den Wareneingangslisten abgleichen.
„Diese Arbeit ist nicht besonders aufregend oder spannend, aber sehr wichtig für uns. Du kannst gerne am PC arbeiten. Aber um die Bestandslisten zu überprüfen, wirst du immer wieder ins Lager und in den Verkausbereich müssen. Die Ware ist bei uns übrigens nicht nach Größen sortiert, sondern nach Herstellerfirmen. Hier beispielsweise findest du Curvy Kate, daneben Freya, Cleo, Just Peachy und so weiter. Die Bestandslisten sind alfabetisch geordnet, von Ava Lingerie bis Wonderbra. Du kannst uns jederzeit fragen, falls etwas unklar ist. Wenn die Inventur abgeschlossen ist, kannst du uns bei der Dekoration helfen. Wir bauen nämlich ein wenig um. Da ist uns eine helfende Hand sehr willkommen.“

Celina erledigte ihre Aufgaben nach kurzer Einarbeitungszeit so selbstständig, dass sich Famke und Mandy ganz auf das Tagesgeschäft konzentrieren konnten. Nach drei Tagen war die Teilinventur weitestgehend abgeschlossen. Wie abgesprochen teilte Famke sie für die Dekoration ein. Zusammen mit Mandy gestaltete sie die Verkaufsfläche so um, dass Platz für die notwendigen zusätzlichen Warenständer entstand. Die Arbeit bereitete dem Mädchen sichtlich Freude. Famke schien es, als verbinde sie mit der Schülerin eine Art Wesensverwandheit. Da passte es ihr ganz ausgezeichnet, dass Celina sie überraschend um ein Brafitting bat, nachdem sie eine Kundin vermessen hatte.
„Kannst du mich heute mal fitten?“
„Gerne! Geh´ in die Bra-Fitting-Zone und mache dich frei. Ich komme sofort.“
Famke versuchte durch eine kleine Flucht, ihre freudige Erregung zu verbergen. Rasch lief sie ins Büro, um einen Schluck Tee zu trinken, atmete tief durch und ging zurück in die Fitting-Zone. Celina saß auf einem Schemel und hatte die Ellenbogen auf der Liege hinter ihr abgestützt. Famke musste schlucken, als sie die wohlgeformten Kurven der jungen Frau sah. Sie bemühte sich, möglichst professionell zu wirken und setzte ihr geschäftsmäßiges Lächeln auf.
„Ich messe zuerst den Unterbrustumfang im Stehen.“ kündigte sie an. „Dazu stellst du dich ganz locker hin und spreizt etwas die Arme vom Körper ab. Atme bitte erst ganz normal und dann so tief ein, wie du kannst. Stelle dir einfach vor, du wärst beim Röntgen.“
Sie nahm das Maßband, legte es sorgfältig in der Brustfalte an und führte es unter den Achseln hindurch auf den Rücken. Die Werte trug sie in eine Tabelle ein.
Ihre Finger zitterten leicht, als sie bei der zweiten Messung das Maßband auf Höhe der Brustwarzen anlegte. Unwillkürlich sog sie den verführerischen Duft ein, der Celinas nahtlos gebräunter Haut entströmte.
„Du hast einen sehr gleichmäßig gewachsenen Busen. Meinen Glückwunsch!“ sagte sie, um Celina ihre Erregung nicht anmerken zu lassen. „Bei vielen Frauen ist die Brust etwas asymmetrisch, was Größe und Form angeht. Aber bei dir ist alles perfekt im Lot…Jetzt beuge dich etwas vornüber.“
Wieder vermaß Famke den Umfang von Unterbrust und Brust. Dass sich die rosigen Spitzen bei der Berührung zusammenzogen, blieb ihrem kundigen Blick nicht verborgen. Genauso wenig blieb ihr verborgen, dass das Mädchen jeden ihrer Handgriffe aufmerksam im Spiegel verfolgte.
„Darf ich fragen, wann du deine Regel hattest?“
„Vor vierzehn Tagen. Warum ist das wichtig?“
„Wegen des zyklusbedingten An- und Abschwellens der Brust. Bei mir ist die hormonelle Wirkung so stark, dass ich zwei verschiedene BH-Größen brauche.“
„Bei deiner stattlichen Oberweite wundert mich das nicht. Aber wenn du meinst, lasse ich mich noch mal fitten, wenn ich meine Tage habe. Ich muss sagen, man lernt wirklich eine Menge bei euch.“
Famke ließ nervös das Maßband durch ihre Finger gleiten. Ihr sehnlichster Wunsch, sich an der Schönheit des Mädchens sattzusehen und seine samtweiche Haut zu berühren, sollte nur noch wenige Minuten in Erfüllung gehen.
„Die letzte Messung führen wir liegend durch. Bitte lege dich dazu ganz entspannt auf den Rücken.“
Celina schwang sich behände auf die mit einer frischen Zellstoffauflage bedeckte Liege. Ihre grünblauen Augen sahen Famke erwartungsvoll und herausfordernd zugleich an.
„Hebe den Oberkörper etwas an, damit ich das Maßband unter deinem Rücken durchführen kann.“
Gehorsam drückte das Mädchen die Schultern gegen die Unterlage und machte ein Hohlkreuz, was ihre jungen Brüste besonders zur Geltung brachte.
Famke spürte, wie sie im Schritt feucht wurde, als ihre Fingerspitzen den Körper des Mädchens streiften.
„Fertig! Du kannst dich wieder anziehen. Ich rechne inzwischen deine Größe aus.“

Fluchtartig verließ Famke die Fitting-Zone. Sie warf die Maßtabelle auf ihren Schreibtisch und schloss sich in der Toilette ein. Das Gesicht, das sie im Spiegel sah, glühte, als käme sie gerade aus der Sauna. Hastig raffte sie ihren Rock und betastete ihr Höschen. Nass! Damit konnte sie unmöglich in den Verkaufsraum zurück. Sie schlüpfte aus ihren flachen Mokassins und streifte das kompromittierende Kleidungsstück ab. Während sie sich mit der linken Hand am Rand des Waschbeckens abstützte, eilte die rechte zurück zwischen ihre gespreizten Beine. Hurtig versenkte sie ihre flatternden Finger in der nach Befriedigung gierenden Vulva.
Der Orgasmus näherte sich mit riesigen Schritten, als sie Mandy in dem kleinen Flur vor der Toilette rufen hörte.
„Famke, bist du da? Eine Kundin möchte dich sprechen.“
„Ich komme gleich!“ rief sie, und hätte ob der Doppeldeutigkeit ihrer Worte am liebsten laut gelacht, wenn sie nicht just einen Höhepunkt erlebt hätte, den frau in solcher Schärfe nur durch Anlegen der eigenen Hand erleben kann.

So schnell es ging trocknete sie ihre abschwellenden Schamlippen, nahm einen frischen Slip aus ihrem Spind und brachte ihre Garderobe in Ordnung. Mit einem feuchten Tuch kühlte sie sich ihre erhitzten Wangen, wusch sich mit viel Seife die Hände und ging zurück in den Verkaufsraum.
„Alles in Ordnung?“ erkundigte sich Mandy, die Famkes glühende Gesichtsfarbe bemerkt hatte.
„Mir geht es ausgezeichnet.“ antwortete sie mit etwas gezwungen wirkendem Lächeln und eilte zu der wartenden Kundin. Zwanzig Minuten später rechnete sie Celinas Maße aus und teilte dem Mädchen das Ergebnis ihrer Berechnung mit.
„Deine optimale BH-Größe ist 70B Und bitte nicht vergessen: die Körbchengröße gilt immer nur zusammen mit dem gemessenen Unterbrustumfang! Der Buchstabe B bezeichnet bei einem anderen Unterbrustband eine ganz andere Größe der Cups.“
„Danke, du machst dir wirklich viel Mühe wegen mir.“
„Dafür bin ich da.“ erwiderte Famke, erfreut über das Lob und den Zuspruch der Schülerin. „Für dich genauso wie für alle anderen Kundinnen.“

Zufrieden über ihren neuesten Wissenszuwachs sortierte Celina frisch angelieferte push ups in die Schubladen, wobei sie das eine oder das andere Teil verstohlen vor die Brust hielt. Mandy, die nach Geschäftsschluss zum Umziehen ins Büro kam, äußerte sich sehr wohlwollend über die neue Mitarbeiterin.
„Die ist nicht ungeschickt, die Kleine. Morgen lasse ich sie an die Puppen.“
Sie schnürte ihre Superbikestiefel und nahm Rucksack und Sturzhelm vom Garderobenhaken.
„Ich muss los. Hab noch einen Termin im Nagelstudio. Tschüssikowski!“
Sie drückte der Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Wange und rauschte davon.

Famke blätterte wieder in ihrem Fotoalbum und breitete Werbeplakate auf der Liege aus, als Celina das Büro betrat.
„Die Warenständer sind wieder eingeräumt. Die leeren Kartons habe ich weggebracht. Liegt sonst noch was an?“
„Für heute ist es genug, danke. Morgen kannst du Mandy beim Umkleiden der Schaufensterpuppen helfen. Jetzt mach mal Feierabend. Ich habe noch ein wenig zu tun hier.“
Neugierig betrachtete das Mädchen die Plakate.
„Was machst du mit den ganzen Postern?“
„Die Werbung im Verkaufsraum muss immer mal wieder aktualisiert werden. Die neuen Plakate habe ich von der diesjährigen Fachmesse mitgebracht. Jetzt versuche ich, eine Auswahl zu treffen.“
„Darf ich dir dabei helfen?“
„Wenn du nichts Besseres vorhast, gerne. Welche sechs Models würdest du denn auswählen?“
Celina blätterte die Mappe mit den DIN A3-formatigen Hochglanzfotografien durch. Schließlich nahm das Mädchen ein halbes Dutzend Fotos aus den Klarsichthüllen und legte sie auf den Schreibtisch. Famke musterte sie dabei aufmerksam.
„Lass´ mal sehen…Anhi Gonzales, Marta Gut, Alessandra Ambrosio, Klaudia el Dursi, Cameron Russel, Natalia Paris…Gratuliere, eine gute Wahl! Sehr ästhetisch. Dann lass uns mal sehen, welche der schönsten der schönen ihren Platz räumen müssen.“
Sie gingen hinüber in den Verkaufsraum. Famke deutete auf die Poster, die ausgedient hatten.
„Die Casta und die Lima kannst du morgen abnehmen. Ebenso die Fontana, die Botes und die Bündchen. Und hier, die Gemma Atkinson hängt auch schon viel zu lange. Die Balkonette haben wir gar nicht mehr im Sortiment…“
„Ihr seht euch sehr ähnlich.“
„Wer sieht sich ähnlich?“
„Du und die Atkinson. Die Figur, die Frisur, man könnte meinen, ihr seid Schwestern. Das ist mir schon aufgefallen, als ich mit meiner Mutti hier war.“
Famke erinnerte sich noch sehr genau an Celinas seltsamen Blick im Spiegel. Dieser Blick hatte sie noch wochenlang aufgewühlt...

Am nächsten Tag nahmen Mandy und Celina die Posterrahmen von den Wänden und tauschten die Plakate aus.
„Wunderbar!“ lobte Famke die beiden, die auf Klappleitern stehend mit Schraubendreher und Saitenschneider letzte Korrekturen vornahmen. „Die neuen sind eine wahre Augenweide.“
„Warte erst mal, bis die Puppen fertig sind.“ prophezeite Mandy und stieg von ihrem luftigen Arbeitsplatz. „Celina, hole doch mal die neuen Ausstellungsstücke aus dem Lager.“

Das Mädchen entpuppte sich mehr und mehr als wertvolle Mitarbeiterin. Schon kannte sie sich mit den verschiedenen Labels und den Größentabellen aus, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Nach wenigen Stunden präsentierte sich die gesamte Schaufensterpuppenfamilie einschließlich der Torsi in neuem Outfit.
„Fehlt nur noch Brigit.“ stellte Mandy fest und machte sich auf den Weg ins Lager.
„Denk an den Slip!“ raunte ihr Famke zu.
Staunend betrachtete Celina die künstliche Frau, deren Schoß nun mit einem schwarzen Höschen blickdicht bedeckt war.
„Die sieht ja aus wie echt!“
„Aber das Luder bleibt nicht von alleine stehen!“ schimpfte Mandy und hielt Brigit unschlüssig im Arm. „Ich glaube, wir müssen ihr einen Stuhl anbieten.“
Nachdem sie die Puppe auf den Barhocker gesetzt hatten, begannen sie mit dem Ankleiden. Mandy hatte eine sehr verführerische Kombination aus schwarzen Netzstrümpfen, Strapshalter und Bügel-BH gewählt. Der schmale Strapsgürtel aus edler schwarzer Blütenspitze harmonierte durch seine elegante Optik hervorragend mit dem knappen Slip und den gepolsterten, mit Spitze überzogenen Cups, die aus den nachgiebigen Silikonbrüsten der Puppe ein atemberaubendes Dekolleté formten. Hinten zog eine geraffte Rücknaht die Aufmerksamkeit auf den knackigen Kunstpo. Zufrieden stemmte Mandy die Fäuste in die Hüften.
„Sieht scharf aus.“ kommentierte sie. Celina kämmte indessen eifrig die schwarze Kunsthaarmähne der Silikonschönheit.
Da saß sie nun, die Lady in Black, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt, eine Hand auf den Oberschenkel gestützt, die Finger der anderen aufreizend in der Mähne vergraben.
„Gute Arbeit, Mädels.“ urteilte Famke und sah sich im neu gestalteten Verkaufsraum um. „Ich bin sehr zufrieden. Was haltet ihr davon, wenn wir uns morgen mit der schon lange geplanten Fahrradtour belohnen? Celina, du bist natürlich auch eingeladen.“
„Ausgerechnet morgen?“ opponierte Mandy. „An diesem Wochenende ist ein Motorradtreffen auf Schloss Moritzburg. Das habe ich fest eingeplant.“
„Dann fährst du eben zu deinem Treffen.“ entschied Famke kurz und bündig. „Wenn Celina möchte, radeln wir auch zu zweit. Wie sieht´s aus, Celina?“
„Sehr gerne! Wo soll es denn hingehen?“
„Ich kenne eine sehr schöne Querfeldeinstrecke nach Stolpen. Gerade richtig für eine mittlere Geländetour.“
„Na, dann viel Spaß, ihr Lieben.“ wünschte Mandy und klimperte beim Hinausgehen mit dem Zündschlüssel ihrer Triumph.
Mit gemischten Gefühlen sah Famke hinter ihr her. Einerseits fühlte sie Bedauern über die Absage ihrer langjährigen Partnerin, Freundin und Geliebten. Andererseits erfüllte sie die Aussicht auf einen ungestörten Tag mit der schönen Celina mit einer Vorfreude, die sie lange nicht mehr empfunden hatte.

*
Um zehn Uhr holte Famke Celina, die sich und ihr Fahrrad vom Linienbus auf das Hochland hatte transportieren lassen, an der verabredeten Haltestelle ab. Sie freute sich auf die Tour über die spätsommerlichen Felder des Hochlandes. Sie liebte es, wenn der warme Fahrtwind kühlend den Schweiß von ihren Brüsten leckte, die unter der weitgeschnittenen Bluse ungehindert zum Rhythmus der Fahrbahnunebenheiten wippen und hüpfen durften. Celinas Anwesenheit tat ein übriges, um ihre Stimmung zu heben und Mandys Abwesenheit nicht als Verlust empfinen zu lassen. Lachend lieferten sie sich immer wieder kurze Wettrennen. Obwohl Famke einige Kondition aufzuweisen hatte, hatte sie doch ihre liebe Mühe, mit der durchtrainierten Schülerin im körperbetonten Radlerdress mitzuhalten.

Gegen Mittag ließen sie sich am Feldrand im Schatten eines alten Baumes nieder. An den Baumstamm gelehnt stärkten sie sich mit Müsliriegeln und Mineralwasser. Während sie einigen Modellflugzeugen zusahen, die in der Nähe ferngesteuert ihre Bahnen am blauen Himmel zogen, berührten sich ihre Schultern. Erfreut registrierte Famke, dass Celina nicht von ihr abrückte. Sie wagte es, den Arm um die Schultern des Mädchens zu legen, das zu ihrer Überraschung den Kopf an ihre Seite lehnte. Dankbar ergötzte sie sich an dem unverhofften Glück dieser vertraulichen Berührung.
„Ich könnte noch stundenlang so mit dir sitzen.“ flüsterte Celina nach einer Weile. Stumm ergriff Famke eine Hand des Mädchens, dessen schlanke Finger sich mit den ihren verschränkten.
„Hast du einen Freund?“ wagte die ältere schließlich mit brüchiger Stimme zu fragen.
„Nicht mehr. Ich will auch keinen mehr.“
«Ich wusste es!» triumphierte Famke still jubelnd. Der Gedanke, dass die junge Frau etwas für sie empfand, jagte ihr wohltuende Schauer über den Rücken. Sie wandte sich Celina zu, die ihren zärtlichen Blick erwiderte. Die mit den Gerüchen reifer Früchte und abgeernteter Felder geschwängerte Luft weckten animalische Instinkte in ihr.
Sehnsüchtig schloss sie die Augen und suchte mit halbgeöffneten Lippen den Mund des Mädchens, der sich ihr willig darbot. Famke verging fast vor Glück, als Celina ihren sanft forschenden Kuss erwiderte. Behutsam schickte sie ihre Zungenspitze zur Erkundung aus. Sie musste nicht lange warten, bis sie auf das Gegenstück traf, das ihr wie einem sehnsüchtig erwarteten Freund entgegeneilte. Doch bevor das Verlangen sie übermannen konnte, zog sich Famke wieder zurück. Auf den bangen Blick des Mädchens antwortete sie: „Nicht hier, Celina. Wir sollten jetzt lieber weiterfahren. Die Typen dort schauen bereits mehr zu uns herüber als zu ihren Flugzeugen. Bald wird eines vom Himmel fallen.“
Rasch stülpten sie sich die Helme über und schwangen sich auf ihre Mountainbikes.
„In Stolpen gönnen wir uns einen riesigen Eisbecher!“ rief Famke übermütig. Celina antwortete mit einem fröhlichen Jauchzer.

Händchenhaltend schlenderten die neuverliebten durch das alte Städtchen und durch die Burg, auf der August der Starke seine Mätresse Constantia von Cosel die letzten 49 Jahre ihres Lebens unbarmherzig gefangen gehalten hatte.
Die Sonne stand bereits tief, als die Ausflüglerinnen an den Ausgangspunkt ihrer Tour zurückkehrten.
„Möchtest du noch auf einen Sprung mit zu mir kommen?“ erkundigte sich Famke. „Ich könnte uns rasch noch einen Happen zu essen machen.“
Celina willigte ohne zu zögern ein. Neugierig ließ sie sich die Zimmer zeigen. Sie war entzückt von Famkes Junggesellinnenwohnung.
„Solange ich das Abendessen mache, kannst du ja duschen.“ schlug Famke vor und führte ihren Gast ins Badezimmer.
„Eine Dreiecksbadewanne! Toll!“ rief das Mädchen begeistert. „Hast du was dagegen, wenn wir ein Bad nehmen?“
Überwältigt von dieser Aussicht öffnete Famke den Warmwasserhahn, ließ eine wohlriechende Lavendelessenz in die Wanne tropfen und fügte reichlich Schaumbad hinzu.
„Mache es dir gemütlich. Ich bin gleich zurück.“
Sie ging in die Küche und füllte zwei Sektschalen mit dem prickelnden Getränk. An das Abendbrot verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Erfüllt von dem Verlangen nach weiblicher Nähe und Zärtlichkeit, überwältigt von der Aussicht, den schönen Körper der neuen Freundin ganz allein für sich zu haben, ging sie ins Bad zurück.

Celina lag bereits unter einem dicken Schaumteppich im Wasser. Sie hatte die elektrische Stressbeleuchtung ausgeschaltet und die um die Wanne verteilten Duftkerzen entzündet. Wenn das keine Einladung erster Klasse war! Famke stellte das Tablett auf dem Wannenrand ab. Sie zögerte. Romantische und bange Gefühle rangen in ihrer Brust. Nutzte sie die Situation aus, wenn sie zusammen mit dem Mädchen ein Bad nahm?
„Kommst du nicht ´rein?“ unterbrach Celina Famkes Gedanken. „Das Essen kann doch warten.“
Famke entkleidete sich wortlos und glitt neben Celina in das duftende Wasser. Sie seufzte wohlig, als ihre schweren Brüste gewichtslos zu schweben begannen.
„Nicht wahr? Sie werden ganz leicht!“ schwärmte auch Celina und wackelte mit dem Oberkörper, dass das Badewasser hin und her schwappte.

Sie nahmen ihre Gläser und stießen an. Der perlende Sekt auf der Zunge weckte Appetit nach weiteren sinnlichen Erfahrungen. Famke drehte sich ein wenig zur Seite und betrachtete die neue Freundin. Wie hübsch sie war! Das Verlangen, diesen jungen Körper zu berühren, wurde übermächtig. Langsam schob Famke ein Knie auf Celinas Beine. Als das Mädchen die Augen schloss, ließ sie ihre Fingerspitzen über dessen feste Bauchdecke gleiten. Forschend wanderte ihre Hand weiter zur Hüfte, verharrte dort einige Augenblicke unentschlossen und glitt dann nach oben, bis sie die sanften Rundungen des Busens berührte. Zärtlich umfasste Famke die vom Lavendelöl schlüpfrige Wölbung und spielte mit dem süßen Nippel, der ihre Spitze krönte. Celinas Atem beschleunigte sich unter der Berührung. Mutig geworden streichelte sie Famkes Oberschenkel, der sich unmerklich auf ihren Unterleib zu schieben begann.

Die Gesichter der beiden Liebenden waren sich so nahe gekommen, dass sie ihren heißen Atem spüren konnten. Ihre Lippen suchten und fanden sich zu einem schier endlosen Kuss. Träge wälzten sich ihre Zungen hin und her, betasteten Lippen und Zähne, zogen sich zurück, schnellten erneut vor. Celina hatte ihre schlanken Arme um Famke geschlungen. Schwer ruhten die vollen Brüste der älteren auf dem Jungmädchenbusen, der sich vor Erregung hob und senkte. Unbeholfen tastend versuchten Celinas Hände die schwellenden Formen der reifen Frau zu umfassen. Famke kam ihrem Begehren entgegen, indem sie sich über das Mädchen kniete und ihre halb vom Schaum bedeckten Gallionsfiguren wie zwei reife Melonen darbot. Celina ließ die ausladende Weiblichkeit Famkes durch ihre feingliedrigen Hände gleiten. Als sie sie spielerisch aneinanderdrückte und die Brustwarzen mit ihren Lippen berührte, hätte Famke aufstöhnen mögen vor Lust. Unter der saugenden Berührung waren ihre Nippel trotz der Wärme des Wassers steinhart geworden. Famke ließ sich auf den jugendlichen Körper der Gespielin sinken. Erneut vereinigten sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss, währen sich ihre nassen Leiber wollüstig aneinanderrieben.

Längst spürte Famke, wie sich ihr erhitztes Blut pochend zwischen ihren Beinen bemerkbar machte. Ob sich ihre neue Freundin in ähnlicher Verfassung befand? Famke glitt wieder neben ihre neue Busenfreundin. Doch bevor sie sich der Erkundung von Celinas Spalte widmete, stattete sie den Brüsten einen erneuten Besuch ab. Fest und mit harten Spitzen, aber doch anschmiegsam und warm drängten sich die straffen Rundungen in ihre Handflächen.
Nur zögernd verließ Famke den reifenden Busen. Aber schließlich lag die aufregendste und zugleich schönste Expedition ja noch vor ihr! Neugierig glitt ihre Hand tiefer, schob sich auf Celinas Venushügel, den zwei schmal geschnittene Streifen dunkelblonder Schambehaarung zierten. Famkes Fingerspitzen tasteten weiter. Sie trafen auf eine Vulva, die so angeschwollen war, als ob man die Schamlippen mit Botox behandelt hätte. Sie legte ihren Mittelfinger in die Spalte und wartete ab, was passieren würde. Es geschah, was sie erhofft hatte: Celinas Unterleib drängte sich ihrer Hand entgegen, nötigte den vorwitzigen Besucher zum Eintreten in die gastfreundliche Lustgrotte. Gehorsam folgte er der Einladung.

Obwohl Famke ihr Allerheiligstes noch gar nicht berührt hatte, ging Celinas Atem bereits stoßweise. Sie beschloss, die ihrer Entdeckung entgegenfiebernde Knospe zunächst zu ignorieren und stattdessen weiter in die unerforschte Höhle vorzudringen. Unterstützt von zwei weiteren Fingern setzte sie ihre Erkundung der Vagina fort. Tiefer und tiefer drangen ihre Fingerspitzen in die Grotte vor, in die - hoffentlich! - kein Rolf der Welt jemals würde eindringen können.
Als sie den tiefsten Punkt, der ihr möglich war, erreicht hatte, schob sie den Daumen durch Celinas Schamlippen hinterher. Das Mädchen zuckte, als die Daumenkuppe ihre Knospe sanft streichelte. Wimmernd begann sich Celina zu winden. Für Famke völlig überraschend krümmte sie sich wie bei einem epileptischen Anfall. Nur langsam entspannte sich das Mädchen und sank dankbar in die Arme ihrer Liebhaberin.

„Danke.“ sagte sie bescheiden, als sie wieder ein wenig zu Atem gekommen war. Famke reichte ihr die Sektschale und öffnete mit den rotlackierten Zehen den Wasserhahn, um für die nötige Wärme zu sorgen.
„Du hast verdammt schöne Brüste.“ stellte Celina bewundernd fest, als Famke sich hinkniete, um das Glas zurückzustellen. „Meine werden leider nie so sein.“
„Unsinn, Liebes! Dein Busen passt genau zu dir, glaube mir. Und dass du mir ja nicht auf den Gedanken kommst, ihn mit Silikon aufpumpen zu lassen, hörst du?“
Scherzhaft drohte Famke ihr mit dem Finger. Statt einer Antwort griff das Mädchen nach dem Zeigefinger, steckte ihn sich in den Mund und bearbeitete ihn mit Lippen, Zähnen und Zunge. Famke spürte, wie ihr Blut erneut in Wallung geriet. Mit zunehmender Erregung gab sie sich den Liebkosungen ihrer jungen Gespielin hin. Celina verrieb einige Tropfen Lavendelöl auf Famkes Brüsten, bis sie wie die goldenen Dächer orthodoxer Kirchen glänzten. Wieder hätte sich Famke ihre Lust aus dem Leib gestöhnt, wenn Celinas und ihre Lippen sich nicht erneut zu einem Kuss vereinigt hätten.

Mit einer Laszivität, die Famke ihm nicht zugetraut hätte, ließ das Mädchen seinen Mund über den Busen der älteren nach unten gleiten, bis er vor ihrem sorgfältig rasierten Venushügel verharrte. Was würde sie sich als nächstes einfallen lassen?
Die gelehrige Schülerin hatte während Famkes Unterricht gut aufgepasst. Behutsam erkundete sie die in voller Blüte stehende Orchidee ihrer Lehrmeisterin. Famke hatte selbst bei dieser unspektakulären Übung das Gefühl, in den Vorhof des Paradieses zu treten. Endlich! Endlich! Celinas Zunge drang in den klaffenden Spalt ihrer Muschel ein und leckte verspielt die pralle Perle der Lust. Famke bemerkte den erfrischenden Unterschied zu Mandys routinierter Zungenakrobatik. Das Mädchen hingegen war noch unsicher, gefühlvoll tastend, statt virtuos die Wollust auf die Spitze zu treiben. Doch es war gerade diese ungewohnte, neue Erfahrung beim Sex, die Famke so erregte. Sie spürte, wie die Lunte zu glimmen begann. Langsam, aber unaufhaltsam näherte sich das lodernde Flämmchen der zündbereiten Treibladung. Nur noch eine winzige Berührung, ein Saugen im richtigen Moment, und eine Welle der Lust breitete sich von ihrem Bermudadreieck über den gesamten Körper aus wie ein Flächenbrand. Famkes Knie gaben zitternd nach, als die erlösenden Schauer sie durchrieselten. Mit einem tiefen Seufzer sank sie in den duftenden Schaum zurück und gab sich der wohligen Entspannung hin. Glücklich ergriff Famke die Hand der Geliebten, küsste sie und drückte sie an ihren Busen. Das konnte echt etwas werden mit ihnen beiden. Doch eine Sorge begann sie bereits jetzt zu quälen: würde Celina sich eines Tages einer jüngeren Frau zuwenden? Doch sie schob diesen betrüblichen Gedanken an den Altersunterschied sofort beiseite. Sie wollte sich nicht schon wieder mit Selbstzweifeln plagen.

Plötzlich fiel ihr ein, was sie Celina längst hätte fragen sollen.
„Musst du nicht nach Hause?“
„Warum so unromantisch? Willst du mich loswerden, schöne Frau?“
„Aber nicht doch, schönes Kind! Aber könnte es nicht sein, dass sich deine Eltern so ganz zufällig fragen, bei wem du bist und was du treibst?“
„Ich treibe es mit einer wahnsinnig attraktiven, sehr erfahrenen, unglaublich aufregenden, aber leider viel zu besorgten Busenfreundin. Aber im Ernst: ich übernachte öfter bei einer Freundin.“ erwiderte das Mädchen leichthin. „Wenn ich meiner Mutti Bescheid sage, geht das in Ordnung. Gleich nachher rufe ich sie an.“
Famke war zwar nicht hundertprozentig überzeugt, und ein wenig plagte sie schon das schlechte Gewissen. Doch durch die gewiss nicht vorgetäuschte Selbstsicherheit Celinas beruhigte sie sich bald. Beschwingt bereitete sie nach dem belebenden Bad ein leichtes Abendessen, während das Mädchen den Tisch deckte und Kerzen entzündete. Sie freuten sich auf die erste gemeinsame nacht. Es sollte für die ältere wie für die jüngere eine Nacht der erotischen Offenbarungen werden.

*
Mandy sah Famke an der Nasenspitze an, dass es nicht bei dem harmlosen Fahrradausflug geblieben war. Die Art, wie sie redete und sich bewegte, sprach Bände.
„Hast du sie also herumgekriegt.“
„Von wegen ich sie! Umgekehrt wird ein Schuh draus! Die hat es faustdick hinter ihren hübschen Ohren.“
„Ich weiß. Wenn Rolf mich nur halb so liebt, wie sie dich, kann ich mich glücklich schätzen.“
„Du hast gewusst…?“ Famke starrte Mandy fassungslos an.
„Natürlich habe ich es gewusst!“ freute sich die Freundin diebisch. „Was meinst du wohl, warum ich euch am Samstag allein habe radeln lassen?“
„Oh, du Miststück! Komm, lass dich drücken!“
Überglücklich nahm Famke Mandy in die Arme. Diesmal kullerten die Freudentränen über i h r e Wangen.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“ bat Mandy leise.
„Alles, was du willst, aber bloß keinen flotten Dreier mehr!“
Keine Sorge. Ich möchte mich nur nochmal von dir fitten lassen.“
Verblüfft ließ Famke die Partnerin los.
„Na gut, wenn du möchtest. Stets zu Diensten, die Dame!“
Als sie die neuen Werte neben die alten notierte, murmelte sie ungläubig:
„75D! Sollte ich mich so vermessen haben? Oder hast du in letzter Zeit doch derart an Oberweite zugelegt?“
Als Mandy statt zu antworten stolz ihr Profil im Spiegel betrachtete, ging Famke ein Licht auf.
„Sag mal, du bist doch nicht etwa…?“
„Doch,“ antwortete Mandy und grinste fröhlich, „ich bin!“

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