Carla

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Carla

Carla

Irena Böttcher

Seit etwas mehr als drei Wochen beobachte ich jetzt, wie Michael immer nervöser wird. Es war am 1. Mai, als nebenan die neue Nachbarin einzog ist, einem Samstag. Wir kamen gerade vollbeladen von unserem Wocheneinkauf zurück, Michael und ich. Direkt vor uns öffnete sich die Beifahrertür eines roten Mini, und zwei schlanke, endlos lange, nylonbestrumpfte schoben sich heraus, bis die schwarzen hochhackigen Pumps mit einem leichten Klacken auf dem Bürgersteig landeten.
Michael war stehengeblieben und betrachtete das Schauspiel fasziniert. Zuerst wollte ich ärgerlich werden und ihn fortziehen, aber dann siegte doch meine Neugier. Und ich wurde belohnt, denn das Geschöpf, das aus dem Wagen ausstieg, war wirklich exquisit. Nicht sehr groß, aber mit einer aufregenden Figur, die durch den hautengen schwarzen Ledermini, der knapp die Oberschenkel erreichte, noch betont wurde. Und mit einer wilden blonden Mähne, um die sie jeder Löwe beneiden konnte.
„Hallo, ich bin Carla,“ sagte sie und strahlte mich an. Michael beachtete sie gar nicht. Sofort spürte ich den unwiderstehlichen Wunsch, mit beiden Händen Carlas schmale Taille zu umfassen, in ihren grünen Katzenaugen zu versinken. „Ich heiße Anne, und das ist Michael,“ antwortete ich.
„Wo sollen wir denn parken?“ brüllte plötzlich jemand aus dem offenen Fenster eines Umzugslasters heraus, der herangekommen war und nun die Straße blockierte. Hilflos sah Carla mich an. „Ich ziehe heute nämlich um,“ erklärte sie. Mir fiel sofort die freie Wohnung neben Michaels und meiner ein, und mir wurde heiß. Ob sie etwa ...
Energisch rief ich mich zur Ordnung; jetzt war erst einmal praktisches Denken gefragt. „Wo soll es denn hingehen?“ fragte ich. „In die Mozartstraße 11,“ erwiderte Carla, „ins fünfte Obergeschoß.“ Ich jubelte innerlich. „Dann bist du also unsere neue Nachbarin,“ stellte ich fest. „Warte einen Moment. Wenn Michael und ich unsere Autos wegfahren, müßte genügend Platz direkt vor der Haustür sein, daß der Umzugswagen dort parken kann.“
Gesagt, getan. Wir stellten unsere Einkaufstüten neben Carlas Mini und manövrierten unsere Fahrzeuge in zwei andere Parklücken, etwas weiter weg. Der freie Platz war sehr knapp, aber es reichte dann doch gerade für den Laster.
Der Fahrer sprang heraus. Sein Beifahrer war bereits dabei, die Ladetüren zu öffnen. „Dann wollen wir 'mal,“ brummte der Fahrer. „Ich werde selbstverständlich helfen,“ verkündete Michael. Und bekam sofort eine schwere Kiste in die Hand gedrückt. Ächzend und stöhnend hievte er sie vor uns die Treppe hoch, während Carla und ich leichtfüßig hinterherliefen, dabei die Einkaufstüten schwingend.
Oben schloß Carla zuerst ihre Tür auf, bevor sie mir in unsere Wohnung folgte. Wir stellten die Tüten ab, dann fragte sie nach einem Glas Wasser. Sie ging zum Fenster, trank stehend.
Ich konnte nicht anders – ich stellte mich hinter sie und ließ eine Hand sanft über ihren Rücken gleiten. Handschuhweich fühlte das Leder sich unter meinen Fingern an. Carla erschauerte spürbar, und trat einen Schritt zurück, so daß ihr wunderschön fester, wohlgeformter Po meinen Venushügel berührte. Wie von selbst legten sich meine Arme um sie. Mit einer Hand strich ich über ihren flachen Bauch, mit der anderen umfaßte ich eine ihrer kleinen Brüste. Carla stöhnte auf und drängte sich noch fester gegen mich.
Ein lautes Fluchen aus der Nachbarwohnung ließ uns beide erschrocken zusammenfahren. Schnell liefen wir hinüber.
Michael war beim Absetzen die schwere Kiste aus der Hand geglitten. Sie war aufgegangen, und Dutzende von Büchern lagen nun auf dem Boden verstreut. „Sobald das Bücherregal steht, darfst Du sie alle aufheben und ordentlich einsortieren,“ sagte Carla, und aus der Sanftheit ihrer Stimme hörte ich den Stahl heraus und die Härte. Verwundert sah ich sie an. Sie zwinkerte mir zu.
Die beiden Umzugshelfer kamen gerade mit ihrer zweiten Ladung die Treppe herauf – dem Bücherregal. „Dort an die Wand,“ befahl Carla. „Nein, etwas weiter links.“
Beim Hinausgehen warf einer der Männer einen Blick auf die herumliegenden Bücher. „Interessante Lektüre,“ bemerkte er grinsend. Das machte mich aufmerksam. Ich beugte mich herab, um ein paar Titel zu lesen, und mußte hellauf lachen. Es war alles ausschließlich erotische Literatur.
„Ich mache uns einen Kaffee,“ beschloß ich. Als ich mit dem Tablett mit Kanne, Tassen und Löffeln, Milch und Zucker zurückkam, war Michael bereits eifrig damit beschäftigt, die Bücher aufzusammeln. „Und bitte alphabetisch nach den Autoren ordnen,“ wies Carla ihn an.
Wir setzten uns nebeneinander auf den Boden und tranken unseren Kaffee, dabei immer wieder unterbrochen von den beiden Männern, die Anweisungen brauchten, wohin sie die Sachen stellen sollten, die sie nach und nach hochtrugen. Auch sie nahmen dankbar ihre Tasse Kaffee. Michael allerdings lehnte ab. Seine Aufgabe schien ihn sehr in Anspruch zu nehmen. Sehr schnell bedeckte ein leichter Schweißfilm seine Stirn. Seltsam, wo es so warm doch gar nicht war ...
Endlich waren alle Bücher an ihrem Platz. Schwer atmend lehnte er sich neben uns gegen die Wand. Geschmeidig wie eine Wildkatze erhob sich Carla. „Ich danke dir, Michael,“ murmelte sie, mit einem amüsierten Blick auf seine Hose, unter der sich nur allzu deutlich sichtbar eine gewaltige Erektion abzeichnete. „Willst du mir nicht zeigen, welche Folgen es hat, daß du meine Büchersammlung ordnen durftest?“ fragte Carla. Michael wurde rot. Ich grinste still in mich hinein.
„Das mag ich aber gar nicht, wenn jemand auf meine Wünsche nicht eingeht,“ wies Carla ihn zurecht. Mit einer schnellen Bewegung trat sie zu ihm, öffnete Gürtel, Knopf und Reißverschluß. Michaels schwarze Stoffhose fiel zu Boden. Er rührte sich nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien Carlas süße Zunge zwischen ihren vollen Lippen. Mit einem ihrer langen, perlmuttfarben lackierten Fingernägel berührte sie Michaels Slip, genoß sichtlich sein Zusammenzucken.
Dann wandte sie sich ab. „Du solltest dich wieder anziehen, bevor die Möbelpacker wiederkommen,“ erklärte sie. Sie warf mir einen verschwörerischen Blick zu. Michael tat, wie sie geheißen hatte, mit einem Gesichtsausdruck wie ein geprügelter Hund.
In dieser Nacht konnte Michael nicht schlafen. Unruhig warf er sich hin und her, und sein Ächzen zeigte mir, daß sein harter Schwanz ihn quälte. Ich hatte seine Avancen abends mit einem vernichtenden Blick zurückgewiesen.
Zwei Tage später fuhren wir in Urlaub, für drei volle Wochen. Vorher sahen wir Carla nur noch einmal, ganz kurz, auf der Treppe.
Aber Michael hat die ganze Zeit über an sie gedacht, am Strand und im Hotel, in den Restaurants und während unserer vielen Ausflüge. Oh, er war zärtlich zu mir, das heißt, er versuchte, es zu sein. Aber ich hatte nicht die geringste Lust auf ihn. Ich sehnte mich ebenso unsagbar wie er nach Carlas weichem Frauenkörper.
Ja, und nun sind wir gerade zurückgekommen. Michael kontrolliert den Anrufbeantworter und den Maileingang, während ich die Toilettensachen zurückstelle an ihren Platz im Bad, die schmutzige Wäsche sortiere, eine Waschmaschine nach der anderen fülle, und immer wütender auf ihn werde wegen der Ungerechtigkeit dieser Aufgabenverteilung.
Ich stehe gerade mit der ersten Ladung aus dem Trockner vor dem Bügelbrett, als es klingelt. Sofort ahne ich, wer es ist, meine Finger beginnen zu zittern, und mein Herz beginnt zu klopfen. Noch vor Michael bin ich an der Tür. Kaum habe ich geöffnet, fliegt mir Carla um den Hals und preßt sich an mich. Ihre festen Brüste gegen meine, ihr Duft nach Tendre Poison in meiner Nase, ihre seidigweichen Haare an meinem Hals, all das bringt mich beinahe um den Verstand. „Du hast mir so gefehlt, Anne,“ flüstert Carla.
„Hallo, Carla, schön, dich zu sehen,“ ruft Michael. Widerstrebend lösen wir uns voneinander. „Willst du mich nicht auch so stürmisch begrüßen?“ grinst Michael. Carla mustert ihn von oben bis unten. Plötzlich fällt mir mein Bügeleisen ein. Ich stürze in den Hausarbeitsraum und kann Michaels bestes Hemd gerade noch so davor retten, durch einen unbeabsichtigten schwarzen Brandfleck verunziert zu werden. Carla folgt mir, und als sie das aufgebaute Bügelbrett sieht und den Korb voller Männerhemden, breitet sich ein kleines satanisches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Ich könnte es mir überlegen, dir wenigstens einen Kuß zur Begrüßung zu geben,“ erklärt sie Michael, „wenn du es geschafft hast, die ganzen Sachen hier im Korb zu bügeln.“ Michael sieht sie entgeistert an, aber dann - oh Wunder! - greift er sich tatsächlich das erste Hemd und das Bügeleisen und legt los.
Carla nimmt mich am Arm und zieht mich ins Wohnzimmer. Erschöpft lasse ich mich in einen Sessel fallen – wir sind heute morgen um vier Uhr früh losgefahren, haben uns beim Fahren abgewechselt, und so langsam spüre ich die Anstrengung.
Carla bleibt vor mir stehen. Sie trägt heute über schwarzglänzenden Leggins ein hauchzartes, durchsichtiges Etwas aus schwarzer Spitze. Ihren Körper schützt ein schwarzer ärmelloser Body darunter vor allzu tiefen Einblicken, aber an Schultern und Armen blitzt soviel Haut hervor, daß ich kaum hinsehen kann. Ich spüre, wie mein Unterleib sich mit einem schweren Sehnen zusammenzieht und die ersten Tropfen von Feuchtigkeit meinen Slip benetzen.
„Anne,“ sagt Carla leise; fragend – und bittend. Ich richte mich auf, schlinge meine Arme um ihre Hüften und lehne meine Wange gegen ihren duftenden Leib. Mit einem leisen Seufzer, der mich vor Entzücken die Augen schließen läßt, sinkt Carla auf ihre Knie, so daß wir uns direkt in die Augen sehen können. Sanft streiche ich ihre wilde Lockenpracht zurück, lege beide Hände um ihr Gesicht. Ihr ungeschminkter Mund öffnet sich leicht, und ich kann nicht anders – ich muß ihn küssen. Ihre Lippen sind verführerisch weich und kühl. Ich lege Linien kleiner, schneller Küsse über ihre Wangen und ihre Stirn, kehre aber immer wieder zu ihnen zurück. Endlich schiebe ich sanft meine Zunge in ihren Mund, schmecke Pfefferminz und etwas, das ganz undefinierbar einfach Carla ist. Mit einem Stöhnen klammert sie sich an mich.
Ich rutsche von meinem Sessel herunter, umfasse ihre Schultern, drehe sie zur Seite und zwinge sie mit zärtlicher Gewalt, sich auf den Boden zu legen. Ihr Körper bäumt sich auf, mir entgegen, und nun gibt es auch für mich kein Halten mehr. Ich lasse meine Hand in ihren Leggins verschwinden, öffne den Body-Verschluß im Schritt und taste dabei köstliche Feuchtigkeit. Der hochgeschobene Body enthüllt seidige Haut, ihre kleinen festen Brüste, ich ich fest umfasse und mit Küssen bedecke. Sehr schnell richten ihre Nippel sich auf, werden hart.
Auf meine Arme gestützt, lege ich mich auf sie, reibe meinen Körper an ihrem, schiebe schließlich ein Knie zwischen ihre Beine, so daß mein Oberschenkel das Zentrum ihrer Lust berührt, sauge mich mit meinem Mund an ihrem Hals fest. Carla windet sich vor Lust, und kleine, fast jammernde Laute der Erregung kommen aus ihrer Kehle. „Ich bin verrückt nach dir,“ murmele ich in ihr Ohr, und wo ich schon einmal in der Nähe bin, knabbere ich ein wenig an ihrem wohlgeformten Ohrläppchen.
Dann lasse ich mich zur Seite gleiten, streiche mit meiner Hand über ihren Bauch, stehle mich erneut in ihre Leggins hinein und suche die schwellende Knospe, die sich meiner Hand bereits entgegen streckt.
In diesem Moment hören wir ein Geräusch. Erschrocken fahren wir hoch. Michael steht in der Tür, fassungslos, und mustert unsere verrutschte und zerknitterte Kleidung, unsere heißen, von leichter Röte überzogenen Gesichter.
„Was soll das?“ zischt er wütend.
Ich springe auf, helfe Carla hoch, richte meinen Rock und die Bluse.
Und nun gehe ich auf Michael zu, bleibe direkt vor ihm stehen. „Ich wollte nur einmal sehen,“ erkläre ich ruhig, „was an Frauen so faszinierend ist, daß du nie mit einer genug hast. Erinnerst du dich an die kleine Rothaarige, als wir gerade einen Monat zusammen waren? Die Blondine im Monat darauf? All die anderen, die danach kamen, und das Mannequin vor einem halben Jahr? Deine neue Sekretärin zur gleichen Zeit? Beide abgelöst von deiner Vorgesetzten kurz vor Carlas Einzug? Aber sei unbesorgt – ich werde dir keine Szene machen. Denn ich weiß jetzt, was an Frauen so wunderbar ist. Jedenfalls an dieser einen, auf die du seit etwas mehr als drei Wochen ein Auge geworfen hast. Ich verstehe dich sehr gut.“
Ganz leise tritt Carla an meine Seite, legt mir einen Arm um die Taille. „Nur Pech, mein lieber Michael,“ ergänzt sie spöttisch, „daß ich an Männern so gar nichts finden kann. Und daß ich außerdem schon vergeben bin. Denn ich habe mich Hals über Kopf in meine neue Nachbarin verliebt!“
Wir beide lächeln uns an, und dann hilft Carla mir, meine Sachen zu packen – und nach nebenan in ihre Wohnung zu bringen.

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