Charlottes Ankunft

Episode 1 aus: Die Mädchen von Schloss Ruteberg

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Charlottes Ankunft

Charlottes Ankunft

Andreas

Sie sah ihre Eltern feindselig an, als der Zug in die Station einfuhr. Charlotte wollte sich nicht einmal richtig verabschieden, so wütend war sie. Das 17-jährige Mädchen musste diese Reise antreten, obwohl sie sich bis zuletzt dagegen gesträubt hatte. So wurden ihre Koffer in den Zug getragen, der Charlotte in dieses furchtbare Internat bringen sollte. Im Grunde wusste sie, dass sie an dieser Misere selbst schuld war. Wie oft hatten sie ihre Eltern gewarnt, und wie oft hatte sie einfach nicht hören wollen. Nun gab es kein Entrinnen mehr. Charlie würde das letzte Schuljahr in dieser Mädchenschule verbringen, die für sie die letzte Möglichkeit bot, doch noch ihr Abitur abzulegen. Nach einem flüchtigen Kuss auf die Wange, stieg sie in den Zug, ohne sich noch einmal umzudrehen. Charlies Vater nahm seine Frau in den Arm, versuchte ihr etwas Trost zu spenden. Die unschöne Szene nahm sie sehr mit, gerade auch, weil sie ihre einzige Tochter über alles liebte. Ihr Mann flüsterte ihr zu:

„Glaub mir, es ist das Beste für Charlie! Sie wird endlich lernen, dass auch sie sich an Regeln zu halten hat. Wir haben zu oft weggesehen, wenn sie versucht hat, ihren Dickkopf durchzusetzen…“
„…meist mit Erfolg.“, merkte Amalie an. „Ich hätte nicht so nachgiebig sein dürfen. Ach Franz, ich vermisse sie jetzt schon so sehr!“ Franz König küsste seine Frau. Der Zug rollte davon, fuhr unter Dampf aus dem kleinen Bahnhof hinaus. Charlotte stand am Fenster ihres Abteils, winkte nur einmal zaghaft mit ihrer Hand. Bald waren die Eltern nur noch kleine Punkte, die sich ganz langsam auflösten. Mit einem Seufzer setzte sie sich auf ihren Platz. Charlotte hatte keine Ahnung, was sie in diesem Internat erwartete. Sie wusste nur, dass es dort sehr strenge Regeln gab. Charlie nahm sich vor, besonders ungezogen zu sein. Dann würde sie sicher bald nach Hause geschickt werden. Diese Aussicht beruhigte sie. Charlie war sich ganz sicher, dass es genauso kommen würde. Sie lächelte kess bei diesen Gedanken. Die Gerüchte über dieses, angeblich so strenge Internat waren bestimmt übertrieben. Charlie schwor sich, dass sie sich nichts gefallen lassen wollte. Sie war kampfeslustig.

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