Contact Tanzen im Dunkeln

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Contact Tanzen im Dunkeln

Contact Tanzen im Dunkeln

Nana

Wir tanzen. Es ist schwarz hier, dunkel, im Raum.
Ich sehe nichts.
Wir sind blind. Die Augen geschlossen. Wir öffnen sie nicht. Oder sie sind verbunden, fest, mit einem Tuch.
Ich taste mich vor, in das Dunkel. Meine Hände nach vorne gestreckt, spürend, in das Schwarz.
Ich begegne einem Körper. Ich ahnte ihn schon, bevor er da war. Was ist das, das einen Körper spürend macht?
Flüchtige Schatten im Raum, meine Haut sieht sie.
Ich taste den Körper ab. Unter meinen Händen spüre ich ihn. Spüre Füße, Beine, Bauch, Hände. Zart umgreife ich den Kopf, streiche über die Haare, massiere die Kopfhaut. Ich spüre, die Berührungen werden gebraucht, werden hungrig verschluckt von dem nach Berührungen sehnenden Körper, der sich im Tanz unter meinen fühlenden, sehenden Händen bewegt.
Wir tanzen.
Ich fühle die Bewegungen des Körpers unter mir und bewege mich im Tanz, im Tanz, der aus der Improvisation entsteht, mit ihm. Lege mich auf seinen Rücken, wenn er sich biegt, drücke mich unter seinen Bauch, um meinen Rücken in die geborgene Höhlung zu schmiegen, verschlinge mich mit dem tanzenden Körper, und dann trennen wir uns.
Hände greifen nach mir, suchen meine Füße, meinen Rücken, meinen Kopf, Finger, die mich betasten, die mich im Spiel betasten, suchend, erforschend, Augensinn ersetzend, Augensinn überbietend. Körper, die mit mir tanzen, ich komme in ein Geknäul aus Menschen, suchend ergreife ich Füße, Hände, Köpfe und weiß nicht, zu wem was gehört.
Wir sehen uns nicht.
Sechzig nicht sehende Menschen in einem Raum, die sich nicht treten, auch wenn viele am Boden liegen, am Boden tanzen, am Boden wühlen, der Körper wird sensibel, wir spüren die Nähe des anderen, noch mehr, wenn wir nicht sehen.
Uns sehen ist Kontrolle. Die Kontrolle fällt durch die Blindheit, ich fühle mich sicher in meiner Unsichtbarkeit. Wenn Kontrolle fällt, ist Leichtigkeit da und Schranken fallen, die das Sichtbare verhindert.
Weißt Du noch, wie wir als Kinder gespielt haben?
Wir haben fremde Stimmen angenommen, die waren hoch oder tief, wir haben unsere Stimmen verstellt und aus den Fingern wurden Figuren. Wir haben mit Zeigefinger und Mittelfinger die Beine gespielt und die Hand war der Körper. Dann sind wir mit den Figuren über die Bettdecke gelaufen, oder über den Tisch, und haben eine andere Hand getroffen, und wir haben mit ihr gespielt.

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