Danching art

Lost in transformations - Teil 3

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Yupag Chinasky

Auch die Geisha hatte jegliche Inspiration verloren. Lustlos hatte sie sich fast nur auf der Stelle beweg, während der Alte vor sich hin stierte und sie gar nicht mehr wahr zu nehmen schien. Sie hatte den schweren Kimono aufgehoben und ihn wie den Mantel eines römischen Legionärs über die Schultern geworfen. Sie hielt ihn mit einer Hand fest, während die andere den Obi vor den Bauch presste. Während sie sich linkisch bewegte, unkonzentriert dahinschritt, redete sie sich ein, dass ihre Situation doch gar nicht so unerträglich sei. Bis jetzt war doch alles einigermaßen problemlos abgelaufen. Der erste Tanz zwischen den Blumengestecken war sogar wunderbar gewesen. Einen Tanz vor einer solchen Kulisse, in einem Blumenmeer, das war neu für sie gewesen. Und das Fallenlassen der Hüllen? Das sich nackt zeigen? Was war daran schon so schlimm? Im Gegenteil, sie hatte sogar die Spannung ein wenig genossen, die sie mit ihrer Inszenierung erzeugt hatte. Solche Auftritte waren ihr nicht fremd, so etwas hatte sie früher öfters gemacht, früher, als sie jung und attraktiv war und die Männer sie begehrten. Singen, Tanzen, Männer unterhalten, sich manchmal auch ausziehen und mit ihnen schlafen, das hatte schließlich zu ihrem Beruf gehört. Aber diese Zeiten waren längst vorbei. Jetzt war sie alt und die Lust auf fleischliches Vergnügen hatte sie verlassen. Ohne das Geld und ohne den Druck hätte sie sich auf das Angebot gar nicht eingelassen. Aber nun hatte sie es getan, alles hatte sie getan, was man von ihr gewollt hatte, und nun könnte endlich Schluss sein. Sie hatte keine Lust mehr, die Arme taten ihr immer noch weh, sie war sehr müde geworden und die barsche Art dieses widerwärtigen Alten ärgerte sie. Warum tanzte sie überhaupt? Er beachtete sie ja gar nicht. Sie wollte jetzt nur noch aufhören und diesen Ort verlassen, der allen Charme für sie eingebüßt hatte.

Aber genau das wollte der Alte nicht. Er war aus seiner versunkenen Haltung neu erwacht und merkte erst jetzt, wie lustlos die Geisha sich benahm. Mit schneidenden Worten befahl er erneut, sie solle weiter tanzen und sich gefälligst schneller bewegen. Nun gut, eine Zugabe, warum nicht, dachte sie und riss sich zusammen. Doch der alte Lüstling war nicht zufrieden, er drängte auf mehr, auf schneller, auf eleganter, obwohl er merken musste, wie müde sie war, dass sie nur noch unwillig und unkonzentriert herum torkelte, anstatt elegant dahin zu schweben. Als sie erneut erschöpft stehen blieb, forderte er sie unnachgiebig auf, nach noch einem Tanz und dann noch einen. Seine Stimme wurde immer lauter, immer harscher, er brüllte sie an, sie solle tanzen, weiter tanzen, dazu sei sie da, dafür habe er bezahlt, viel bezahlt. Und sie tanzte, stolperte, wankte durch die Blumen, verdrehte ihren Leib, hielt den Kimono fest, presste den Obi an den Bauch. Sie war nun völlig erschöpft, alles war nur noch Qual. Sie schwor sich, nur noch diesen einen Tanz und dann ist Schluss und genau das rief sie auch ihrem Antreiber zu, nur noch diesen einen Tanz, dann höre sie auf, dann gehe sie, dann habe sie genug geboten für sein Geld und für alles Geld dieser Welt würde sie nicht weiter tanzen. Der Alte lacht nur höhnisch.

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