So ging die Hatz durch die Wohnung weiter, die Geisha vorneweg, der mit seinem Schwert fuchtelnde Alte dahinter und in sicherem Abstand der Fotograf. Es ging immer im Kreis herum, immer in eine Richtung, immer an den Fenstern entlang, immer zwischen den Blumen hindurch, die schon fast gänzlich zerstört, verstreut auf dem Boden lagen. Auch die meisten Lampions waren zerstört und die Kerzen verloschen. Es war das reinste Wunder, dass nichts brannte, dass es nur hier und da schwelte und kokelte und Rauchgeruch sich verbreitete. Tanzen, rennen, Schwert schwingen, Blumen köpfen, Angstschreie, Gewimmer, Rauchwölkchen, Glitzerfenster und dazu das Klick, Klick, Klick der Kamera. Dann war aber doch Schluss. Die Geisha war am Ende und stolperte nur noch und auch der Alte röchelte und taumelte. Beide waren kurz vor dem Zusammenbruch. Die Geisha war mehrmals in die Nähe des Badezimmers gekommen, dem einzigen Ort, in den sie sich retten konnte, dessen Tür sie abschließen konnte, wo sie zumindest vorübergehend in Sicherheit gewesen wäre, aber der Alte hatte ihre Absicht immer durchkreuzt und ihr den Weg abgeschnitten und sein Schwert ganz besonders wild geschwungen. Jetzt konnte er nicht mehr und als die Tür erneut in greifbarer Nähe war, ließ sie den Kimono fallen, um den Verfolger abzulenken oder ihn stolpern zu lassen und verschwand in dem rettenden Raum. Sofort schloss sie die Tür, sank zu Boden und weinte bitterlich. Der Alte ließ das, was von seiner Wut noch verblieben war, an den Resten des einstmals kostbaren Kimonos aus, den er mit wuchtigen Hieben nun völlig zerfetzte und auch noch an einigen Gestecken, die die Apokalypse bisher überstanden hatten. Dann, endlich, endlich hatte auch er genug, dann war auch er völlig erschöpft, seine Rachegefühle verebbt und er wankte zu seinem Platz. Dort legte er das Schwert auf den Boden und streckte sich ermattet auf dem Sofa aus.
Diesmal endete der Abend nicht harmonisch. Die Geisha blieb lange im Bad. Erst als die Ikebanafrau mehrfach klopfte und ihr versicherte, der Alte habe sich beruhigt, kam sie heraus, ohne Schminke, mit aufgelösten Haaren, ohne Kamm und nur in ihren breiten Obi gehüllt. Ohne ein Wort zu sagen, zog sie ihren Mantel an, den die Ikebanafrau ihr reichte und schickte sich an, die Wohnung grußlos zu verlassen. Der Alte rief ihr zu, sie solle ihr Geld mitnehmen und schwenkte den Umschlag. Sich zu entschuldigen oder gar um Verzeihung zu bitten, kam ihm nicht in den Sinn. Die Frau achtete nicht auf ihn und das machte den Alten erneut wütend. Er empfand es als Beleidigung, dass diese, er bebte und brüllte, diese Hure, diese Schlampe, dieser Schandfleck seiner Jugend sein Geld zurückwies. Er tastete erneut nach dem Schwert, aber da war sie schon weg, war entsetzt aus der vermaledeiten Wohnung geflohen, war diesem Irrsinnigen endlich entkommen, hatte den Fahrstuhl erreicht und dann die Straße und zum Glück gleich ein Taxi gefunden und erst als sie wieder daheim war und ihre Wohnungstür verriegelt hatte, fühlte sie sich einigermaßen sicher.
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