Danching art

Lost in transformations - Teil 3

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Yupag Chinasky

Doch es kam anders, als von den Beteiligten erhofft und den gespannten Beobachtern erwartet, es kam eigentlich, wie es kommen musste. Er, der junge Hüpfer, obwohl ganz verliebt und voller heißer Gefühle, viel zu vieler Gefühle, zugleich verängstigt und verunsichert, versagte im entscheidenden Moment. Er brachte nichts, aber auch gar nichts zu Wege, lag nur stocksteif da, aber das Körperteil, der steif wie ein Stock hätte werden müssen, schaffte die Auferstehung einfach nicht. Das war peinlich genug, aber zu allem Überfluss, machte sich die enttäuschte Maiko, deren Hoffnung auf Entjungferung und reichlichen Geldsegen darnieder lagen, über ihn lustig, statt ihm zu helfen und ihm beizustehen. Sie war, angesichts seines Unvermögens selbst immer unbeholfener und verklemmter geworden und da sie noch so jung und unerfahren war, hatte sie auch keine Mittel und Wege gekannte, ihn zu entspannen, ihn anzufassen, zu streicheln und sein bestes Stück sachkundig in die Hand zu nehmen. Das Mädchen war absolut ungeeignet den Jungen in die Liebe einzuführen. Sie lag genauso stocksteif neben ihm und wartete, dass sich etwas tue. Schließlich, als sich gar nichts regte, tat sie dann doch etwas, etwas sie als angehende Geisha nie hätte tun dürfen. Sie machte sich über ihren verhinderten Liebhaber und sein Unvermögen lustig, zwar dezent, aber doch so eindeutig, dass es alle mitbekamen und sich vor Lachen ausschüttelten. Vielleicht wollte sie damit auch von sich selbst ablenken, ihre Unsicherheit und ihre Enttäuschung bekämpfen. Die Schmähungen der Kleinen, das Gelächter der anwesenden Männer, die Untätigkeit der Mama-san, die vielleicht rettend hätte eingreifen können, es aber aus Angst, sich einzumischen und den Zorn des Patrons zu erregen, nicht tat, dass alles verwirrten den Jüngling, der noch längst kein Mann war. Die kleine Beleidigung kränkte und ärgerte ihn mehr als sein eigenes Unvermögen. Er hätte im Boden versinken mögen, er hatte sein Gesicht verloren, seine Würde war beschädigt, seine Zukunft in der Firma möglicherweise in Frage gestellt und auf jeden Fall waren seine Gefühle völlig durcheinandergewirbelt worden. Erst Neugier, dann Liebe, dann Angst, dann Unvermögen, dann Enttäuschung und schließlich abgrundtiefe Scham und Wut. Auf wen? Nicht auf sich selbst, auf seine Unerfahrenheit und sein Unvermögen, nicht auf die Lacher, die Kollegen, die sich köstlich über die Peinlichkeit amüsierten, nicht auf den Patron, der ihm das eingebrockt hatte, nicht auf die Mama-san, in deren Etablissement er so erniedrigt wurde. Nein, seine Wut war auf das schwächste Glied gerichtet, auf die Maiko, die erst durch ihre Untätigkeit alles versaut und ihn dann lächerlich gemacht hatte. Am Ende dieser Gefühlskaskade blieb nur der Wunsch nach Rache übrig.

Er schwor sich in diesem bitteren Augenblick, die erlittenen Demütigungen der frechen Maiko eines Tages heimzuzahlen, aber er fand keine Gelegenheit. Denn kurz darauf, wenige Tage nach diesem tragischen Abend, beorderte ihn die Firma in einen anderen, weit entfernten Teil des Landes. Seine Ausbildung begann und dann setzte seine Karriere ein. Das Ereignis in der Bar, die missglückte Initiation, hatte ihm keinerlei Nachteile gebracht. Er stieg in der Hierarchie auf, nahm wichtige Positionen ein und eines schönen Tages, wurde er sogar der Vorsitzende der Firma, der mächtigste Mann in diesem geschlossenen Universum, auf dessen Wort alle hörten. Er hatte in all diesen Jahren andere Probleme, als sich an einer dummen, kecken Maiko zu rächen, deren Namen er nicht einmal kannte. Aber vergessen hatte er die Schmach in der Bar nie und als er später, eines weniger schönen Tages, plötzlich wieder Zeit für sich selbst hatte, nahm er seinen Plan auf und nun stand das Mädchen von damals vor ihm. Er lachte bitter auf bei dem Gedanken Mädchen und noch bitterer, bei der Vorstellung, wie jung und hübsch und unschuldig die kleine Maiko damals gewesen war und was für eine dürre, hässliche, widerwärtige Alte sie mittlerweile geworden war.

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