Es hatte ihn in der Tat einige Mühe gekostet, diese Frau, die selbst Geisha geworden war, ausfindig zu machen. Aber die Firma hatte ihm geholfen, so wie sie ihm immer geholfen hatte. Dort gab es die notwendigen Experten und die spürten die Geisha auf und überredeten sie, für einen alten Mann, ein Name wurde nicht genannt, in dessen Wohnung erst zu tanzen und sich dann zu entkleiden und dabei sollte sie auch noch fotografiert werden. Sie hatte empört abgelehnt. Sie fühle sich zu alt für solch einen Auftritt, zu kurzatmig, außerdem hatte sie es nicht mehr nötig, sich zu entkleiden oder sich gar zu prostituieren. Kann man wissen, auf was für Ideen solche Männer kommen und fotografiert zu werden, ist ja schon ein Schritt in diese Richtung? Aber der Mann, der eines Tages bei ihr aufgetaucht war, ein kleiner, hässlicher Mensch mit Glatze, schwarzem Anzug und dicker Goldkette um den Hals, der zudem unangenehm nach viel zu viel und viel zu billigem Parfüm roch, duldete keinen Widerspruch. Er bot ihr ziemlich viel Geld. Geld, das sie bei allem Stolz doch gut gebrauchen konnte und er deutete auch noch ganz offen an, dass es Mittel und Wege gäbe, sie zu diesem Auftritt zu zwingen, falls sie nicht freiwillig käme. Die alte Geisha verstand zwar nicht, warum ausgerechnet sie tanzen sollte, sie, die schon lange nicht mehr in ihrem Beruf arbeitete, aber sie wusste aus langer Erfahrung, dass solche Männer, machten, was sie androhten. Sie kannte diese Typen, wusste, dass sie der Mafia angehörten und sie wusste, dass sie nicht entkommen konnte, ohne dass er seine Drohungen konkretisieren musste. Sie willigte notgedrungen ein und wunderte sich nicht einmal, als er weitere Einzelheiten ihres Auftritts festlegte und zur Bedingung machte, dass sie einen blauen Kimono tragen müsse und wie sie ihn am Ende des Tanzes ausziehen müsse. Auf die Frage warum blau und warum so kompliziert, gab er keine Antwort, er wusste wahrscheinlich selbst keine, aber die Bedingungen erschienen ihr durchaus erträglich und irgendwie war sie sogar gespannt, was der Abend bringen würde. Sie wurde kurz vor ihrem Auftritt abgeholt und in die Wohnung gebracht und ihr erster Eindruck dort, war sehr positiv. Eine solche Blumenpracht hatte sie nicht erwartet. Sie fühlte sich sogar ein wenig geschmeichelt, dass sie auserkoren war, in dieser Traumlandschaft zu tanzen. Den Akt des Entkleidens, würde sie auch noch überstehen, sie würde ihn rasch und ohne Zicken absolvieren und dann war sie wieder frei und konnte gehen. Den alten Mann, der im Halbdunkel auf seiner Couch saß, nahm sie erst war, als sie zu tanzen begann und sie erkannte natürlich den schamhaften, unerfahrenen Jüngling von damals nicht wieder. Viel zu viel Zeit war vergangen und aus dem unreifen Kerlchen, war ein Mann geworden, ein starker, unduldsamer, grausamer Mann, der immer wusste, was er wollte und der lange Zeit auch immer bekam, was er wollte. Aber dieser Mann war jetzt nicht mehr stark, sondern nur noch alt, doch immer noch unduldsam und grausam. Er erkannte sie sofort wieder, seine Maiko aus der Bar, sah in der alten, hässlichen Frau jedoch nicht die junge Lichtgestalt von damals, sondern nur das kleine, freche Luder, das ihn so fürchterlich gedemütigt hatte. Aber nun war die Zeit gekommen, sich zu rächen, nun war ihm die Frau ausgeliefert und niemand würde ihn dabei behindern, niemand würde es wagen, ihn in seine Schranken zu weisen. Er gab sich immer noch nicht zu erkennen, erwähnte weder die alte Bekanntschaft noch offenbarte er seine Schande. Er hätte, diesmal mit Gewalt, das Nachholen können, was ihm damals misslungen war, fürchtete aber, dass er sich ein zweites Mal blamieren könnte. So nahm ein anderer Plan in seinem greisen, rachsüchtigen Hirn Gestalt an. Doch zunächst einmal pfiff er den Fotografen an, der untätig herumstand und das tänzerische Gestammel der verunsicherten Geisha einfach ignorierte.
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