Daria in Lack und Leder

Geschichten vom Anfang der Träume

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Daria in Lack und Leder

Daria in Lack und Leder

Stayhungry

Streng, herrschsüchtig und kühl sadistisch zu sein, wird von einer Domina erwartet – Daria aber kochte. K. war sich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, unter einem fiktiven Allerweltsnamen einen Termin in ihrem Studio zu buchen. Zu einer Entscheidung war er aber nicht mehr fähig, wie sie so energisch den Flur entlang stakste auf atemberaubend hohen Stilettos, in engen, prallen Leggins aus schwarzem Lack. Von unterhalb jeder ihrer prächtigen Pobacken verlief eine enge Schnürung in hunderten Metallösen hinunter bis zu den Fesseln und ihr Becken war so breit, dass man im Schritt zwischen ihren schlanken Beinen durchsehen konnte. Von oberhalb der Pofalte verlief durch ihren Schritt nach vorne bis zum Venushügel ein enger Streifen mit einer doppelten, im Zickzack genieteten Reihe Druckknöpfe, ein Metallring an jedem Ende.

Schwarz waren auch das enge Lederoberteil mit weitem Dekollete, ihr Haar, das sie in einem wippenden Pferdeschwanz streng nach hinten gebunden hatte, und die bis zu den Ellbogen reichenden Handschuhe aus Satin. Da sie ihm die Tür nicht vor der Nase zugeschlagen hatte, folgte er gebannt ihren schwingenden Hüften. An der Wand des Flurs zur Lounge hing ein übergroßes Poster von Daria Zaritskaya aus dem Video Back in Black. Daher also der Name, die Ähnlichkeit war verblüffend. K. kannte sie bisher als Carolin Hartmann.

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Frau Hartmann hatte bei ihrer ersten Begegnung etwas verloren auf dem unbequemen Besucherstuhl vor K. 's Schreibtisch gesessen, unauffällig gekleidet und geschminkt, verstimmt, aber eher zurückhaltend auftretend. Die Auswirkungen einer Scheidung behördlich nachzuarbeiten war kein angenehmes Thema, aber allgemein ein Routinevorgang. Wollte aber einer der beiden Ehepartner den Rosenkrieg auf allen Ebenen führen, so konnte das sehr unangenehm werden. Denn alles, was wirklich keine Rolle spielte, wurde dann auf der Ebene seiner Tätigkeit ausgetragen und er wurde zum Schiedsrichter in einer Angelegenheit, die eigentlich Einvernehmlichkeit erforderte. Carolins Ehemann hatte also beschlossen, ihr die Zeiten der Kindererziehung abspenstig zu machen und weil die nach dem Gesetz erforderliche übereinstimmende Erklärung der Eltern in der Vergangenheit nicht abgegeben wurde, bedurfte es der Ausforschung der tatsächlichen Verhältnisse. Er legte Stapel kopierter Kalendereinträge vor, die nichts belegten, doch gesichtet werden mussten. Oftmals fand sich der Eintrag Carolin Studio und er äußerte mehrfach den Vorwurf, sie habe es vorgezogen, allein teure Urlaube zu machen, statt sich um das gemeinsame Kind zu kümmern.

Frau Hartmann hatte keine Lust, allem schriftlich zu erwidern und sprach persönlich vor. Ihre Tätigkeit im Studio sei zeitlich eng begrenzt und bei den vermeintlichen Luxusurlauben habe es sich um berufliche Fortbildungen in Form von Domina-Kursen auf einer renommierten SM-Finca auf Mallorca gehandelt. Zum Beleg übergab sie Informationsprospekte, Schulungsunterlagen und Abrechnungen sowie einen Flyer ihres Studios samt Internetadresse. Spätestens jetzt musste K. sich anstrengen, unauffällig zu reagieren. Er informierte Frau Hartmann sachlich über das weitere Prozedere, verabschiedete sie höflich und hoffte, sie hatte seine verschwitzten Hände nicht bemerkt. Seinem Vorsatz, ihre Homepage nicht zu besuchen, blieb er nur wenige Minuten treu und dann hing er mit pochenden Schläfen, intensivierter Atmung und verengtem Schritt über dem Smartphone, das ihm in eleganten Bilder eine ganz andere, noch viel attraktivere Frau und außergewöhnliche sexuelle Verheißungen darbot. Von da an war er gefangen von ihr, verbrachte einige gequälte Abende, in der er seiner neuen Sucht frönte, dann versuchte, sich abzulenken, erfolglos. Für den späten Sonntagabend konnte er sie buchen, als letzter Kunde. Aufgewühlt stand er vor ihrem Apartment, mit dieser Reaktion von ihr rechnete er aber nicht.

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