Das Jubiläum

Sehnsüchte, Träume und Gelegenheiten: Teil2

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Das Jubiläum

Das Jubiläum

Jo Diarist

„Was wünschst du dir eigentlich zum Geburtstag?“, fragt Karin unvermittelt beim Sonntagsspaziergang.
„Nichts! Ich habe alles, was ich brauche und sag das bitte auch allen Anderen!“, stellt Harald klar.
Dieses ewige Schenken von Dingen, die meist schon kurze Zeit später irgendwo vor sich hingammeln, nervt Harald unsagbar. Oder noch schlimmer … Gutscheine für etwas, was dem Schenkenden sehr gefällt, dem Beschenkten aber nicht im Mindesten erfreut. So wie Weihnachten, ein Wellness-Gutschein für Harald, wo er doch so gar nichts mit Wellness am Hut hat.
„Sie werden es nicht so hinnehmen wollen und ich komme mir auch schäbig vor, nachdem du mir zu meinem …“
„Das war auch etwas anderes!“, unterbricht Harald seine Frau. „Ich wusste, was du gerne haben wolltest und auch gebraucht hast. Ich hingegen bin fast wunschlos glücklich. Vor allem, seit es dir besser geht. Es ist so schön, dass du jetzt lachen kannst, wenn du morgens auf die Arbeit gehst und wenn du nach Hause kommst, immer noch ein Lächeln im Gesicht hast, auch wenn der Tag arbeitsreich war.“
Harald legt den Arm um seine Frau, zieht sie an sich und küsst sie.
Karin erwidert den Liebesbeweis, bis … ja, bis Harald versucht den Kuss zu intensivieren und seine Zunge einen Weg zu ihrer sucht.
Fest presst Karin ihre Lippen und Zähne aufeinander und die beiden lösen sich. Mit einem Lächeln versucht Karin den Moment zu überspielen, doch Harald muss seine Enttäuschung äußern:
„Ich hab’s zwar fast erwartet, versteh’s aber immer noch nicht. Einerseits sagst … nein, zeigst du mir immer wieder, dass du mich liebst, andererseits verweigerst du selbst solche Intimitäten. Warum nur? Früher hat es dich doch auch nie gestört, wenn wir in der Öffentlichkeit geschmust haben, und hier ist weit und breit niemand zu sehen?“
Karin schluckt vernehmlich und das Lächeln gefriert zu einem traurigen Zug in ihrem Gesicht.
„Weil ich mich zu alt dafür fühle, zumal es für mich die Vorstufe für noch Intimeres ist, nach dem ich keinerlei Verlangen mehr verspüre. Weil ich denke, wir machen uns lächerlich in unserem Alter. Weil ich mich einfach nicht mehr fallen lassen kann!“

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