Das unbekannte Handyfoto

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Das unbekannte Handyfoto

Das unbekannte Handyfoto

Sven Solge

„Oh ja, das ist besonders bei frischen Beziehungen hinderlich.“; meinte Eileen.
„Und wie ist es bei dir gelaufen?“, fragte ich.
Eileen druckste etwas herum, so als wenn es ihr schwerfiel zu antworten. Ich beobachtete ihr Gesicht und war erneut fasziniert von diesen ebenmäßigen Gesichtszügen. Sie benutzte nur wenig Make-up, nur einen zartrosa Lippenstift. Zumindest konnten meine Männeraugen nicht mehr entdecken.
Als Eileen immer noch nichts von sich preisgab, fragte ich sie: „Soll ich dir sagen, woran es bei dir liegt?“
Sie schaute mich mit ihren großen Augen überrascht an.
„Ich glaube, bei dir ist die Eifersucht der Herren das Hauptproblem? Habe ich recht?“
Ihre Augen wurden noch größer, „Hat Liliana dir das erzählt?“, fragte sie überrascht.
„Nein, Liliana brauchte es mir nicht erzählen. Schon als ich dein Foto auf meinem Handy sah, wusste ich, diese schöne Frau gehört dir nie alleine!“
Bevor Eileen noch etwas erwidern konnte, kam der Kellner und servierte unsere Getränke. Erst als ich die Weinprobe beendet und der Kellner eingeschenkt hatte, wollte ich weitersprechen, doch Eileen kam mir zuvor: „Aber ich finde mich gar nicht so schön!“, maulte Eileen etwas, ja sie schmollte geradezu, was ich bei ihr besonders süß fand.
Ich pflichtete ihr lügnerisch bei, um sie ein wenig zu ärgern, sagte dann aber, was ich an ihr so besonders fand: „Es ist natürlich Geschmackssache und jeder empfindet das Aussehen eines Menschen anders. Oft sind es besondere Merkmale, die man in der Kindheit oder Jugend aufgenommen hat. Für mich bist du schon eine sehr schöne Frau, aber am schönsten finde ich deine ebenmäßigen Gesichtszüge. Ich habe noch nie so ein schönes Gesicht gesehen, wie deines. Da passt alles so perfekt zusammen! Und was ich dann noch so wunderbar finde, ist, dass du sparsam mit dem Mike up umgehst!“
Wieder wurden wir vom Kellner unterbrochen, der unsere normalen Messer gegen Steakmesser austauschte.
Eileen schien intensiv nachzudenken, denn sie drehte den Rutilquarz immer noch zwischen ihren schlanken, langen Fingern. Auch ihre Fingernägel waren im Farbton ihrer Lippen lackiert und schön natürlich rund gefeilt, nicht solche langen Krallen, wie sie viele Frauen heutzutage trugen.
Plötzlich blickte sie mich ernst an und meinte: „Du bist so anders als die Männer, die ich bisher kennengelernt habe?“
„Ist das ein schlechtes oder gutes Zeichen?“, fragte ich, obgleich ich mir schon denken konnte, wie sie es meinte.
Sie schaute mich mit ihren braunen Rehaugen an: „Liliana hat schon angedeutet, dass ich meine ehemaligen Verehrer in die Tonne treten solle, wenn ich dich kennenlernen würde und ich muss sagen, sie hat recht! Wenn du ein Kompliment machst, dann merkt man, dass du genau hingeschaut hast. Noch nie hat jemand zu mir gesagt, dass ich ebenmäßige Gesichtszüge habe, oder er es gut findet, dass ich sparsam mit dem Make-up umgehe. Und dann dein kleines Geschenk, natürlich habe ich früher auch Geschenke bekommen, oft teure Sachen, aber damit war immer eine Gegenleistung verbunden.

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Schick

schreibt Langer033

Sehr schöne Geschichte, Aufbau Steigerung und die Beschreibung des Finales wunderbar geschrieben. Danke!

Gedichte auf den Leib geschrieben