Ich war nervös, als ich meine Stola eng um mich wickelte und dem Chauffeur zur großen schwarzen Limousine nach draußen folgte. Die Straßen waren verlassen, der eisige Winterwind fegte durch die Straßenschluchten Chicagos und meine Absätze hallten auf dem Pflaster. Schwungvoll wurde mir die Autotüre geöffnet und ein Schwall warmer Luft kam mir entgegen. "Sie gestatten?" fragte der Chauffeur mit neutraler Stimme und hielt mir eine schwarze Augenbinde hin. Ich drehte meinen Kopf, spürte den Stoff an meinem Gesicht und die Welt versank in Dunkelheit.
Seltsam, wie intensiv alle anderen Sinne arbeiten, wenn die Augen verbunden sind. Die Fahrt kam mir ewig vor. Ich spürte die weichen Ledersitze unter mir, zupfte mein enges schwarzes Kleid über den Seidenstrümpfen zurecht. Die Sitze rochen vage nach Tabak und Vanille, der Motor der Limousine röhrte in einem beständig-tiefen Ton. Beruhigend. Ich versuchte, mich zu entspannen. Ob es ein kluger Schachzug gewesen war, dieses verführerische Kleid anzuziehen? Den weinroten Lippenstift aufzulegen, der meine Zuhörer immer wahnsinnig machte? Ob es wirklich weise war, sich alleine mit ihm zu treffen?
Er sei ein Gentleman, munkelt man. Nein, ein Italiener, ein grobschlächtiger Stahlarbeiter, sagen andere. Niemand, den ich kenne, hat ihn jemals gesehen. Vielleicht findet man es auch einfach besser zu schweigen, wenn man ihn gesehen hat. Warum er gerade auf meine Anfrage geantwortet und mich eingeladen hat, weiß ich wahrhaftig nicht. Der "Rote Salon", für den ich seit Beginn der Prohibition die Bücher führe, in dem ich die Mädchen trete, wenn sie faul sind und für den ich immer wieder auf verschlungenen Pfaden neuen Whiskey besorge, ist wahrhaftig keine bedeutende Abnahmequelle. Für ihn doch nicht bedeutender als ein Glas Wasser im Lake Michigan oder ein sterbender Hund in den Schlachthäusern an der Waterfront.
Das Auto hält. "Miss Sorell? Wir sind da." sagt der Chauffeur. Die vordere Autotür öffnet und schließt sich. Dann wird neben mir die Tür der Limousine geöffnet. Unpersönliche Hände knüpfen die Augenbinde auf, helfen mir aus dem Auto und halten mich fest, als meine Absätze auf einer Schicht blanken Eises ausrutschen wollen. Er zeigt auf eine schäbige Tür unter einem abgeblätterten, nicht mehr entzifferbaren Schild. "Salon de B..." versuche ich zu lesen. "Er wartet dort drinnen. Sie sollten sich beeilen."
Ich hole tief Luft, ordne die Falten meiner Stola und lege mein Gesicht in die geglätteten, professionellen Züge, die man von mir kennt. Ein leicht laszives Lächeln umspielt meine Lippen als ich die Tür öffne und den Raum betrete.
Ich weiß nicht, was ich genau erwartet habe. Jedenfalls nicht diesen Anblick. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, erkenne ich, dass die beiden riesigen Kerzenleuchter einen Billiardtisch beleuchten. Glutrote Kerzen, registriere ich. Auch die Fenster sind mit dicken, bodenlangen glutroten Samtvorhängen behängt. Ein weicher, dunkler Teppich verschluckt meine Schritte, als ich langsam in den Raum hinein gehe. Es stehen mehrere Billiardtische im Raum, versinken in den Schatten.
Es ist der Duft nach Tabak und Vanille, der ihn verrät. Ich drehe mich um und blicke in dunkle Augen, wie tiefe Teiche, nichts preisgebend. Ein fast hageres, ziseliertes Gesicht mit ausgeprägten Knochen, einer langen, schmalen Nase. Glatte, lange schwarze Haare, mit einem Band zusammengebunden. Ein rabenschwarzer Kinnbart. "Sie gestatten?" Seine Stimme ist dunkel, samtig und insgeheim denke ich, wie unfair es ist, einen derart gutaussehenden Mann zusätzlich mit einer solchen Stimme auszustatten. Mein Gesicht bleibt jedoch ausdruckslos, als er mir die Stola von den Schultern nimmt, dabei leicht, fast flüchtig, die Kurve meines Halses streift. Erleichtert registriere ich, wie warm der Raum ist, ungewöhnlich in diesem bitterkalten Winter, in dem niemand genug Geld für Kohlen zu haben scheint. Mein schwarzes Kleid umkleidet meinen Körper wie eine zweite Haut, es ist hochgeschlitzt und gibt eine unanständige Länge meines seidenbestrumpften Beines frei. Ein Kleid, wie geschaffen dafür, die Sinne der Männer zu verwirren während wir über harte Prozente, Gewinnmargen und Liefertermine sprechen.
Er kehrte mit zwei Gläsern zurück. Er bewegt sich mit der Grazie eines Raubtieres. Die Perlen im Kelch lassen auf Sparkling Wine schließen. "Auf erfolgreiche Zusammenarbeit!" sage ich. "Auf Courage und Schönheit..." sagt er und klickt sein Glas gegen meines. Kühl und prickelnd rinnt echter französischer Champagner durch meine Kehle. Als ich das Glas absetze fängt sein Blick den meinen ein. "Können Sie Billiard spielen?" fragt er. "Ein bischen", sage ich, als sich mein Pulsschlag beschleunigt. Er lächelt breit und greift nach zwei Queues, die am Tisch hinter ihm lehnen. "Für jeden Punkt, für jede von ihnen versenkte Kugel liefere ich Ihnen eine Flasche Whiskey." "Und wenn hingegen Sie eine Kugel versenken?" Er lächelt noch breiter und bemerkt "Courage, Schönheit und auch noch Intelligenz? Rar, sehr rar..." Ich ziehe nur meine Augenbrauen hoch. "Für jede Kugel, die ich versenke, entledigen Sie sich eines Kleidungsstücks."
"Ach?" Natürlich, denke ich, das alte Spiel. Eigentlich hätte ich es mir denken können. Was erwartet er? Dass ich entrüstet aus dem Saal stürme? Dass ich verhandle? Dass ich einfach auf sein Spielchen eingehe? In seinen dunklen Augen ist nichts zulesen außer... Amüsement. Langsam nehme ich ihm eine Queue aus der Hand. Ein Lächeln umspielt meinen Mund, als ich den Stab in den Händen drehe, langsam meine Finger daran auf und ab gleiten lasse. Ich schaue auf. Lasse langsam, taxierend, meine Blicke über seine Beine, Hüften, die kräftigen, sehnigen Hände, die muskulöse Schulternpartie, seinen sinnlichen Mund bis zu seinen Augen wandern. "Nein", sage ich. "Die gleichen Spielregeln für beide. Für jede Kugel, die ich versenke, entledigen auch Sie sich eines Kleidungsstücks."
Ich sehe, wie sich seine Augen weiten, sich sein Mund leicht öffnet, baff erstaunt. Was für ein Erfolgserlebnis! Durch mich schießt eine Welle puren Adrenalins. Er hat sich jedoch bereits wieder gefangen. Und so beginnen wir zu spielen.
Natürlich beherrsche ich das Billiard-Spiel mehr als nur "ein bischen". Am Anfang liegen wir relativ gleich auf. Meine langen Handschuhe verschwinden zuerst, dann sein Abendjackett und Halstuch. Wenn er vorüber gebeugt da steht und die Kugel taxierte, sitze ich mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Nachbartisch und beobachte, wie sich sein fester Hintern gegen die Hose abzeichnete, betrachte seine ausdrucksstarken Hände und wie sein Brusthaar im Dreieck seines weit geöffneten Hemdes aufblitzt. Und schlucke. Ähnlich fühle ich auch seine Blicke auf mir ruhen, wenn ich an der Reihe bin. Wir sprechen kein Wort und umkreisen in einem seltsamen Tanz den Spieltisch, voll zufälliger Berührungen, streifender Handbewegungen, heißer Blicke.
Als wir uns schließlich beide der Schuhe erledigt haben, merke ich, dass sein Spiel plötzlich an Präzission zunimmt. Die Stöße fallen schneller, seine Konzentration ist spürbar. So kommt mein Kleid an der Reihe. Er tritt hinter mich. Er greift den Stoff meines Kleides auf Höhe meiner Oberschenkel und schiebt ihn langsam nach oben. Unwillkürlich hebe ich die Arme und spüre, wie seine Hände an meinem Körper nach oben wandern. Er streift mir das Kleid ab, und ich stehe da, in meinem kurzen Unterkleid. Teuerste Seide, so dünn, so durchsichtig, dass meine Brustwarzen deutlich zu erkennen sein müssen. Hinter mir höre ich das Kleid zu Boden fallen. Ich lege den Kopf in den Nacken und spüre die Wärme seines Körpers hinter mir, als seine Hände über meine Schläfen, die empfindlichen Stellen am Hals, das Schlüsselbein, über meine Brüste und die harten Brustwarzen nach unten wandern.
In seinen Augen glänzt Triumph, als ich mich umdrehe. Ich jedoch lächele und reiche ihm seinen Queue. Als er die nächste Kugel anvisiert, postiere ich mich genau gegenüber und lehne mich vor, um ihm einen ungehinderten Blick auf meine Brüste zu ermöglichen. Sein Queue rutscht ab. Von meinem Erfolg mutig geworden, postiere ich mich beim nächsten Mal an der gleichen Stelle. Langsam lutsche ich an meinem Zeigefinger und spiele, gerade als er zustoßen will, mit dem feuchten Finger an meiner Brustwarze. Er verfehlt die Kugel abermals.
Sein nackter Oberkörper ist umwerfend. Gebräunt, muskulös, dicht behaart. Während er mit dem Queue hantiert, spielt das Kerzenlicht auf den glatten Ebenen seines Rückens. Ich lenke meinen Blick nach unten, und seine nackten Füße vrmitteln eine ganz ungewohnte Atmosphäre von Intimität.
Ich konzentriere mich darauf, die Kugel über Bande in ihr Loch zu schicken, als er an mich herantritt und seine Lenden an meinen - durch so wenige Stoffschichten bekleideten - Po drückt. Mein Kopf schwimmt. Ich spüre seinen harten Schaft zwischen meinen Pobacken reiben, während er ganz zart seine Finger meine Wirbelsäule hinunter wandern läßt. Meine Kugel trifft nicht einmal die Bande.
Mit nacktem Oberkörper, einem winzigen roten Seidenhöschen und hauchzarten Strümpfen bekleidet, sitze ich auf dem benachbarten Billiardtisch und beginne ganz leise zu stöhnen, als er an der Reihe ist. Kein Wunder, dass keine Kugel den Weg in ein Loch findet. So zieht er mit präzisen, ökonomischen Bewegungen seine Hose aus und steht in Longjohns vor mir. Ich grinse. Breit. Er lächelt. Zum ersten mal ein Lächeln, das seine Augen erreicht, ihnen eine gewisse Wärme verleiht. "Ich glaube, dieses Kleidungsstück ist mein Austrahlung nicht zuträglich..." sagt er leise und zieht sich vollständig aus.
Noch niemals zuvor hat mir ein Männerkörper einen solchen Eindruck von Perfektion vermittelt. Als ob jede einzelne Faser nur dazu da sei, den Gesamteindruck zu verstärken. Als ob man ihn extra dafür geschaffen hätte, jeder Frau, die ihn ansieht, den Atem zu rauben. Ich war atemlos. Sprachlos. Er trat zwischen meine Beine, seine Hände streichelten die zarte Haut zwischen Strumpfband und Höschen und seine Lippen senkten sich auf meinen Hals, den ich ihm willig darbot. "Wie soll das Spiel weitergehen?" flüsterte ich. "Jetzt beginnt der spannende Teil. Für jede versenkte Kugel gibt der Gewinner eine Anordnung, der Folge zu leisten ist. Eine besondere Art des Streichelns. Eine bestimmte Körperstelle, die geküsst und verwöhnt wird. Eine sexuelle Gefälligkeit." "Und der Verlierer kann nicht ablehnen?" "Nein. So sind die Spielregeln", sagt er und beißt leicht in meine linke Brustwarze...
Natürlich war er doch der bessere Billiardspieler als ich. Aber er verlor einige Male absichtlich und führte mich auf diesem Spieltisch mit weit gespreizten Beinen zu ungeahnten Extasen. Doch in dem Moment, in dem die Polizei mit gezückten Revolvern den Salon stürmte, lag ich splitternackt auf den Knien vor ihm, seinen Schwanz tief in meiner Kehle, meinen Po in Richtung Tür gereckt und leckte ihn mit einer Hingabe, die die Polizisten sprachlos machte.
Das Duell
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