Das Tattoo

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Das Tattoo

Das Tattoo

Oliver Morgen

Als Sandro ihre Fotos sah, wusste er sofort: Das ist sie und keine andere. Wunderbar geschwungene mandelförmige Augen, eine schön geformte Nase, volle, sinnliche Lippen, die einnehmend lächelten, und ein graziler Körper, dessen sanfte Rundungen durch die samtene, bronzen schimmernde Haut unterstrichen wurden. Ein Traum! Sein Traum seit nun schon vielen, allzu vielen Jahren...
Sandro hatte die fünfzig schon überschritten, war seit zwanzig Jahren geschieden und hatte seitdem kein Glück mehr mit Frauen gehabt. Viele kurze Affären – aber keine große Liebe dabei. Dabei sah er noch gut aus: groß, braungebrannt, schlank, ergrauendes, nur leicht schütteres, nach hinten gekämmtes Haar. Seit über zwei Jahren war er nun ganz allein, hatte die Hoffnung fast aufgegeben – bis er auf dieses Heiratsinstitut gestoßen war, das ausschließlich thailändische Mädchen vermittelte.
„Sie scheint Ihnen zu gefallen?“ fragte die Dame, die ihm gegenüber saß, hoffnungsvoll. Er schaute sie an. „Lassen Sie sie kommen. Ich zahle jeden Preis für sie.“
Eine Woche später kam der Anruf vom Institut. „Sie ist da“, flötete die Dame. „Wollen Sie sie sehen?“
Und ob er wollte! Sein Herz schlug bis zum Hals, als er im Wagen saß und in die Stadt fuhr.

Als er ihr gegenüberstand, rang er nach Luft. Sie war noch schöner als auf den Fotos. Ihr Lächeln war absolut betörend. „Hello!“ begrüßte sie ihn mit leicht gutturaler Stimme. „My name is Oona.” – “Oh, Oona. He – hello!“ Er musste sich räuspern. Noch nie im Leben war er so aufgeregt gewesen. Sein Blick fuhr über ihren Körper, den ein lockeres, geblümtes Sommerkleid schmückte. Ja – das war sie. Sie und keine andere.
Zwei Wochen später waren sie Mann und Frau. Er hatte ein Vermögen dafür bezahlt, damit es so schnell ging – aber er bereute es nicht.
Die Hochzeitsnacht war wunderbar. Bis dahin hatte es nur Küsse und Berührungen gegeben. Aber gerade diese langsame Annäherung hatte ihm gefallen. Nein, sie war keine von denen, die sich gleich hingaben, prostituierten, um einen reichen Europäer zu ergattern. Sie ließ ihm Zeit, sie langsam, aber sicher zu erobern. Der erste Zungenkuss ließ ihn erbeben, ebenso wie sie. Die erste Berührung ihres kleinen, aber festen Busens versetzte ihn in die Pubertät zurück. Atemlos spürte er die Härte ihrer spitzen Brustwarzen. Und als er das erste Mal mit der Hand in ihren Seidenslip glitt, das samtene Schamhaar fühlte und schließlich die feuchte Spalte erkundete, hatte er eine Erektion, wie er sie schon seit Jugendtagen nicht mehr gehabt hatte. Und jetzt, am Abend nach der standesamtlichen Hochzeit, bereitete sie ihm die schönste Nacht seines Lebens. Im flackernden Schein weniger Kerzen genoß er den betörenden Anblick ihres nackten Mädchenkörpers, genoß ihre züngelnden Küsse, die irgendwann von seinem Mund abließen, seinen Hals, seine Brust, seinen Bauch herunterfuhren, um bald darauf mit unglaublicher Raffinesse sein pulsierendes Glied zu liebkosen, derart, dass er kurz davor zu sein glaubte, die Besinnung zu verlieren, sich vor Wonne seufzend und stöhnend wand und sich schließlich mit einem Schrei des Entzückens in ihrem Mund ergoß, wieder und wieder, noch zusätzlich angestachelt von ihren gierigen, genießerischen Schluckgeräuschen. Ja, das war es! Es war ein Traum.... Ein Traum, der noch lange nicht zu Ende war. Immer wieder verstand sie es, seinen Schwanz so zu reizen, dass er erneut von Blut durchpulst wurde und zu voller Größe anschwoll. Mal ritt sie auf ihm, mal ließ sie ihn von hinten eindringen, mal lag sie auf der Seite, dann wollte sie wieder an ihm lutschen – immer bestimmte sie das Geschehen. Und jedes Mal schien es ihm schöner zu sein als zuvor. Aber schließlich konnte er beim besten Willen nicht mehr, was sie lächelnd akzeptierte. Eng umschlungen und erschöpft lagen sie beieinander. „Ich bin mit Sicherheit der glücklichste Mann der Welt....“ war das Letzte, was er dachte, bevor ihr gleichmäßiger Atem und der Duft ihres warmen Körpers ihn einschlafen ließ. Und so verliefen auch die nächsten Tage und Nächte im Rausch der Sinne – bis Oona eines Tages sagte: „Darf ich morgen meinen Bruder besuchen?“ Sandro war baff. „Dein Bruder ist in der Stadt? Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Sandro wusste gar nicht, dass sie einen Bruder hatte. – „Er ist erst heute gekommen. Er wohnt bei Freunden.“ Sie setzte ihr betörendes Lächeln auf. – „Aber warum ist er nicht gleich hierher gekommen?“ Sandro war fast beleidigt. „Natürlich besuchst du ihn morgen. Und dann bringst du ihn gleich mit! Okay?“ - Lächelnd gab sie ihm einen Kuß. „Okay, ich sag es ihm.“

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