Das Tattoo

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Das Tattoo

Das Tattoo

Oliver Morgen

Als Sandro ihre Fotos sah, wusste er sofort: Das ist sie und keine andere. Wunderbar geschwungene mandelförmige Augen, eine schön geformte Nase, volle, sinnliche Lippen, die einnehmend lächelten, und ein graziler Körper, dessen sanfte Rundungen durch die samtene, bronzen schimmernde Haut unterstrichen wurden. Ein Traum! Sein Traum seit nun schon vielen, allzu vielen Jahren...
Sandro hatte die fünfzig schon überschritten, war seit zwanzig Jahren geschieden und hatte seitdem kein Glück mehr mit Frauen gehabt. Viele kurze Affären – aber keine große Liebe dabei. Dabei sah er noch gut aus: groß, braungebrannt, schlank, ergrauendes, nur leicht schütteres, nach hinten gekämmtes Haar. Seit über zwei Jahren war er nun ganz allein, hatte die Hoffnung fast aufgegeben – bis er auf dieses Heiratsinstitut gestoßen war, das ausschließlich thailändische Mädchen vermittelte.
„Sie scheint Ihnen zu gefallen?“ fragte die Dame, die ihm gegenüber saß, hoffnungsvoll. Er schaute sie an. „Lassen Sie sie kommen. Ich zahle jeden Preis für sie.“
Eine Woche später kam der Anruf vom Institut. „Sie ist da“, flötete die Dame. „Wollen Sie sie sehen?“
Und ob er wollte! Sein Herz schlug bis zum Hals, als er im Wagen saß und in die Stadt fuhr.

Als er ihr gegenüberstand, rang er nach Luft. Sie war noch schöner als auf den Fotos. Ihr Lächeln war absolut betörend. „Hello!“ begrüßte sie ihn mit leicht gutturaler Stimme. „My name is Oona.” – “Oh, Oona. He – hello!“ Er musste sich räuspern. Noch nie im Leben war er so aufgeregt gewesen. Sein Blick fuhr über ihren Körper, den ein lockeres, geblümtes Sommerkleid schmückte. Ja – das war sie. Sie und keine andere.
Zwei Wochen später waren sie Mann und Frau. Er hatte ein Vermögen dafür bezahlt, damit es so schnell ging – aber er bereute es nicht.
Die Hochzeitsnacht war wunderbar. Bis dahin hatte es nur Küsse und Berührungen gegeben. Aber gerade diese langsame Annäherung hatte ihm gefallen. Nein, sie war keine von denen, die sich gleich hingaben, prostituierten, um einen reichen Europäer zu ergattern. Sie ließ ihm Zeit, sie langsam, aber sicher zu erobern. Der erste Zungenkuss ließ ihn erbeben, ebenso wie sie. Die erste Berührung ihres kleinen, aber festen Busens versetzte ihn in die Pubertät zurück. Atemlos spürte er die Härte ihrer spitzen Brustwarzen. Und als er das erste Mal mit der Hand in ihren Seidenslip glitt, das samtene Schamhaar fühlte und schließlich die feuchte Spalte erkundete, hatte er eine Erektion, wie er sie schon seit Jugendtagen nicht mehr gehabt hatte. Und jetzt, am Abend nach der standesamtlichen Hochzeit, bereitete sie ihm die schönste Nacht seines Lebens. Im flackernden Schein weniger Kerzen genoß er den betörenden Anblick ihres nackten Mädchenkörpers, genoß ihre züngelnden Küsse, die irgendwann von seinem Mund abließen, seinen Hals, seine Brust, seinen Bauch herunterfuhren, um bald darauf mit unglaublicher Raffinesse sein pulsierendes Glied zu liebkosen, derart, dass er kurz davor zu sein glaubte, die Besinnung zu verlieren, sich vor Wonne seufzend und stöhnend wand und sich schließlich mit einem Schrei des Entzückens in ihrem Mund ergoß, wieder und wieder, noch zusätzlich angestachelt von ihren gierigen, genießerischen Schluckgeräuschen. Ja, das war es! Es war ein Traum.... Ein Traum, der noch lange nicht zu Ende war. Immer wieder verstand sie es, seinen Schwanz so zu reizen, dass er erneut von Blut durchpulst wurde und zu voller Größe anschwoll. Mal ritt sie auf ihm, mal ließ sie ihn von hinten eindringen, mal lag sie auf der Seite, dann wollte sie wieder an ihm lutschen – immer bestimmte sie das Geschehen. Und jedes Mal schien es ihm schöner zu sein als zuvor. Aber schließlich konnte er beim besten Willen nicht mehr, was sie lächelnd akzeptierte. Eng umschlungen und erschöpft lagen sie beieinander. „Ich bin mit Sicherheit der glücklichste Mann der Welt....“ war das Letzte, was er dachte, bevor ihr gleichmäßiger Atem und der Duft ihres warmen Körpers ihn einschlafen ließ. Und so verliefen auch die nächsten Tage und Nächte im Rausch der Sinne – bis Oona eines Tages sagte: „Darf ich morgen meinen Bruder besuchen?“ Sandro war baff. „Dein Bruder ist in der Stadt? Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Sandro wusste gar nicht, dass sie einen Bruder hatte. – „Er ist erst heute gekommen. Er wohnt bei Freunden.“ Sie setzte ihr betörendes Lächeln auf. – „Aber warum ist er nicht gleich hierher gekommen?“ Sandro war fast beleidigt. „Natürlich besuchst du ihn morgen. Und dann bringst du ihn gleich mit! Okay?“ - Lächelnd gab sie ihm einen Kuß. „Okay, ich sag es ihm.“
Am nächsten Abend wartete Sandro vergeblich auf sie. Nachdem er alleine gegessen hatte, wurde er allmählich unruhig. Aber was sollte er machen? Er hatte ja nicht einmal gefragt, wo Oonas Bruder wohnte. Wo sollte er also nach ihr suchen? Es war schon fast Mitternacht, als sie endlich kam – alleine. „Wo ist dein Bruder? Warum hast du ihn nicht mitgebracht?“ – Sie umarmte ihn. „Bitte sei nicht böse. Er ist so schüchtern. Er kann kein Wort Englisch, geschweige denn Italienisch.“ – Sandro lachte. „Ach so! Aber das ist doch egal! Du könntest doch dolmetschen. Und außerdem: Wofür haben wir Hände und Füße?“ Sie mussten beide lachen. „Okay“, meinte Oona, „morgen mach ich noch einen Versuch!“
Sandro zog sie zum Bett. „Ich hab dich so vermisst, Oona!“ flüsterte er ihr ins Ohr. – „Ich dich auch, Sandro!“ – Als er ihr das Kleid über den Kopf zog, bat sie ihn, das Licht auszumachen. Im Dunklen spürte er ihre spitze, feuchte Zunge an seinem ganzen Körper, bis sie schließlich an seinem harten, pochenden Glied anlangte und ihn mit ihrer Raffinesse zur Weißglut trieb. Gierig lutschte und saugte sie an ihm, bis er ihren Mund mit Fontänen seine Samens füllte, die sie mit hörbarem Vergnügen herunterschluckte. Nachdem sie ihn zärtlich abgeschleckt hatte, drückte sie ihm einen feuchten Gutenachtkuß auf die Lippen, murmelte etwas von „hundemüde“ vor sich hin, drehte sich auf die Seite und schlief auf der Stelle ein. Hm, dachte Sandro, bevor auch er einschlief, so war sie noch nie gewesen. Irgendetwas war anders als sonst, irgendetwas....
Am nächsten Abend kam sie noch später – wieder alleine. Ihre Wangen waren gerötet. Sie wich seinen Blicken aus. Plötzlich war sein Misstrauen erwacht. Er packte sie an den Handgelenken.
„Wo bist du gewesen? Sag mir die Wahrheit!“ Er erschrak über seinen harten Ton. Sie brach in Tränen aus. „Ich war bei meinem Bruder – ich schwör’s dir! Aber er will nicht herkommen. Ich habe alles versucht, alles!“ – „Dann soll er bleiben, wo er ist! Aber morgen bleibst du hier. Ich will nicht, dass du jeden Tag zu ihm gehst und immer später heimkommst!“ Sie schluchzte, die Tränen rannen ihr in Bächen das hübsche Gesicht herab und benetzten ihr dünnes Sommerkleid. Ihre Brüste zeichneten sich unter dem nassen Stoff ab, die Brustwarzen hatten sich deutlich sichtbar aufgerichtet. In Sandro erwachte die Leidenschaft. Blut schoß in sein Glied. Er riß sie an sich, griff unter ihr Kleid, fuhr mit der Hand in ihren Seidenslip, drang mit dem Mittelfinger in ihre nasse Spalte – und erstarrte.
„Du – du hast dich rasiert!“ Kaum brachte er die Worte heraus.
Auch Oona war erstarrt. Ihre Wangen waren gerötet. Vor Lust oder vor Scham. Sie senkte den Blick zu Boden.
Er kniete vor ihr hin, zog ihr das Höschen herunter, hob den Saum des Kleides an. Sein Atem stockte, als er auf ihren blanken Schoß blickte.
„Was zum Teufel ist das?“ Seine Finger fuhren über eine Tätowierung, einige nicht zu definierende Linien, die sich über ihre glattrasierte Scham schwangen und kurz vor ihrer Spalte endeten.
„Es – es ist noch nicht fertig“, sagte Oona leise. „Es sollte dich überraschen.“
Sandro stand auf und trat ein paar Schritte zurück. „Moment mal. Heißt das, du hast dich von irgendjemandem rasieren lassen? Hast einen wildfremden Mann in deinem Intimbereich herumdoktern lassen?“
„Keinen Fremden! Es war mein Bruder!“
Sandro lachte laut auf. „Dein Bruder! Ha! Für wie blöd hältst du mich eigentlich! Das soll ich dir glauben! Du kommst aus Thailand hierher, um mich zu heiraten, und zufällig ist vierzehn Tage später dein Bruder in der Stadt, der dich auch noch rasiert und da unten tätowiert! Soll ich dir sagen, was du bist?“ Er geriet immer mehr in Rage. „Du bist nichts weiter als eine billige Schlampe! Ja, eine Hure. Verschwinde doch, du Miststück! Hau ab! Geh doch zu deinem vermeintlichen Bruder!“ Außer sich vor Wut stieß er seine schluchzende junge Frau Richtung Haustür. „Verschwinde! Ich will dich nie wieder hier sehen!“ Brutal stieß er sie die Treppe hinab und ließ die Haustür krachend ins Schloß fallen. Dann brach er zusammen und heulte, am Boden zusammengekauert, wie ein Schlosshund.
Doch wie ein Blitz durchzuckte es ihn. Er musste wissen, wohin sie jetzt ging! Er musste diesen Kerl finden, den sie ihren Bruder nannte! Hastig sprang er auf. Er durfte keine Zeit verlieren! Hoffentlich war sie nicht schon verschwunden! Er schlüpfte in Sandalen und rannte, nur mit seinem leichten, braunen Sommerkimono bekleidet, aus dem Haus. Draußen auf der menschenleeren Straße schaute er nach links und rechts. Nichts. Verflucht, sie war ihm entwischt! Doch plötzlich sah er in einiger Entfernung einen Schatten im Schein einer Straßenlaterne in eine Seitenstraße huschen. Das musste sie sein. Er rannte los, so schnell er konnte. Völlig außer Atem gelangte er an die Abzweigung. Da war sie. Etwa fünfzig Meter vor ihm eilte sie durch die dunkle Gasse. Hastig, fast auf Zehenspitzen hastete er von Hauseingang zu Hauseingang, um ja nicht von ihr entdeckt zu werden. Erst als sie erneut abbog, rannte er los. Es gelang ihm tatsächlich, sie nicht zu verlieren.
Ganz am Stadtrand endlich bog sie in den Garten eines kleinen, alten, allein-stehenden Hauses ein. Sie klopfte an die Türe und rief etwas Unverständliches, wahrscheinlich auf Thai. Licht ging an, und sie verschwand in der sich schnell wieder schließenden Tür. Sandro rannte um das Haus herum. Und tatsächlich: Durch ein Fenster sah er in einen schwach beleuchteten Raum.

Schluchzend lag sie in den Armen eines asiatisch aussehenden Mannes, kaum größer als sie, dünn und drahtig, der lediglich ein Tuch um die Lende gewickelt trug. Am Ende doch ihr Bruder? Aber er wischte den Gedanken beiseite. Das war ihm einfach zu unwahrscheinlich! Der Mann strich immer wieder sanft über ihr Haar (ihr wunderschönes, volles, schwarzes Haar!) und redete beruhigend auf sie ein. Er wischte ihr die Tränen von den Augen, tätschelte ihren Po – und lachte plötzlich. Anscheinend hatte er gemerkt, dass sie kein Höschen trug! Tatsächlich hob Oona ihr Kleid etwas in die Höhe, und musste auch lachen. „Miststück!“ zischte Sandro. Er bebte vor Eifersucht, als er ihre nackte Scham erblickte. Der Mann schien eine plötzliche Idee zu haben. Oona zuckte mit den Schultern, nickte und zog sich das Kleid über den Kopf. Völlig nackt ging sie auf einen Tisch in einer anderen Ecke des Raumes zu und streckte sich rücklings darauf aus. Vor Eifersucht zitternd beobachtete Sandro, wie sie ihre Schenkel öffnete und der Mann sich mit Tätowierwerkzeug an ihrem blanken Schoß zu schaffen machte. Er musste mit ansehen, wie sie sich dabei erregte, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten, wie sie sich gelegentlich aufbäumte. Und dann das, worauf er schon gewartet hatte: Der Mann löste das Tuch von den Lenden und war jetzt auch splitternackt.
Kein Haar war an seinem Körper zu entdecken. Ohnmächtig vor Wut sah Sandro, wie das riesige, tätowierte Geschlecht des ansonsten schmächtigen, wenn auch durchtrainierten Mannes anschwoll, sich emporreckte und eine blutroten Kuppe entblößte. Er schnappte nach Luft, als die Spitze dieses Speeres immer wieder das zarte Fleisch der Schenkel seiner Frau berührte, deren Erregungszustand sich offensichtlich unter diesen verbotenen Berührungen unaufhaltsam steigerte. Und jetzt – Sandro wagte kaum zu atmen – berührte die pralle Eichel ihre Scham. Der Asiate hatte längst aufgehört zu tätowieren. Es ging nur noch um Sex – das war Sandro klar. Was sollte er nur tun! Was konnte er überhaupt tun! Wie konnte er verhindern, dass dieses schändliche Werk vollendet würde! Er war wie von Sinnen. Jetzt drang dieser geile Asiatenpenis tatsächlich in die ebenso geile Vulva seiner Frau ein, die sich keuchend wand wie eine Schlange.
„Neiiin!“ stöhnte Sandro. Das war zuviel. Das war unzumutbar! Und das Schlimmste war: Er hatte eine Erektion! Sein Schwanz war hart und steif und pochte wie noch nie. Er dachte nichts mehr, er fühlte nur noch. Er konnte seine Augen nicht von dem schändlichen Geschehen trennen. Er war empört – und er war fasziniert. Diese beiden schönen Körper, diese unglaubliche Lust, dieses Stöhnen, diese Sünde! Er fuhr mit der Hand unter den Kimono und begann sein Glied zu massieren. Ja, stoß sie, feuerte er den Fremden im Geiste an, bring sie zur Ekstase, laß sie explodieren!
Alle drei kamen fast gleichzeitig. Oona gab einen gepressten Schrei von sich, zuckend und sich windend, der Asiate reckte seinen rot geschwollenen Hals mit einem lauten Schrei empor, als er sich in ihr entlud, und Sandro spritzte im hohen Bogen die Hauswand voll – laut stöhnend. Er sah noch ihre erstaunten Blicke, als er völlig erschöpft in sich zusammensackte....
Als er wieder zu sich kam, lag er in einem fremden Raum auf einer Couch, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Oona tupfte seine Stirn mit einem kalten Tuch. Sie war nackt, ebenso wie der Mann, ihr „Bruder“, der breitbeinig hinter ihr stand und irgendetwas kauderwelschte. Jetzt erst merkte Sandro, dass auch er nackt war.
Oona schien sehr besorgt. „Geht es dir gut?“ fragte sie leise und streichelte seine Wange. Er schüttelte den Kopf und wollte aufspringen. Aber seine Beine waren an den Füßen des Sofas festgebunden und er fiel der Länge nach auf den Boden. Blut spritzte aus seiner Nase. Oona und ihr Bruder hoben ihn sofort wieder auf die Couch. Oona hielt ein Taschentuch an seine Nase und strich mit der anderen Hand über seinen Kopf. „Bitte, verzeih, dass wir dich fesseln mussten“, hauchte sie, „aber wir fürchteten, du könntest dir oder uns was antun.“
Er blickte sie nur finster an. „Was habt ihr mit mir vor?“
Oona hielt seinem Blick stand. „Wir wollen dich nur überzeugen. Wir wollen dich auf unsere Seite ziehen. Glaub mir: Wir wollen dir nichts antun!“
„Wovon willst du mich überzeugen?“ Seine Stimme hatte einen drohenden Unterton. „Daß du mit deinem Bruder schlafen darfst?“
Oona seufzte und schaute zu ihrem Bruder empor. Sie sagte etwas zu ihm, woraufhin er den Raum verließ. „Ich glaube, ich muß dir einiges erklären.“
Sandro verstand überhaupt nichts mehr. Was ging hier vor?
Oona tupfte die letzten Blutstropfen von seiner Nase und setzte sich zu ihm auf die Couch. Während sie anfing zu erzählen, streichelte sie sanft seinen Bauch.
„Ich stamme aus einem kleinen Dorf in den Urwäldern von Nord-Thailand. Jahrhunderte lang hat unser Volk dort isoliert gelebt und eine eigene Lebensweise und Lebensanschauung entwickelt. Wir kennen kein Eigentum. Wir kennen keine Ehe, keine Familie, keine Hierarchie. Jeder darf mit jedem schlafen. Hier in Europa würde man uns Anarchisten nennen. Aber das stimmt nicht. Bei uns geht es völlig friedlich und ordentlich zu. Oder besser gesagt: ging. Denn als uns die westliche Zivilisation erreichte, war es aus mit dem paradiesischen Frieden. Wir sollten plötzlich Kleidung tragen! Dabei waren wir immer nackt. Mein erstes Kleid habe ich mit sieben Jahren getragen, als man mich zwang, eine staatliche Schule zu besuchen. Als man entdeckte, dass ich kein Höschen trug, hat man mich geschlagen. So ging es allen Kindern des Dorfes. Schließlich entschieden die Dorfältesten, dass ich nach Bangkok gehen sollte zum Studieren. Englisch und Soziologie. Ich sollte dann zurückkehren und als Lehrerin in der selben Schule unterrichten, die ich besucht hatte, damit wenigstens eine Lehrerin dort arbeitete, die Verständnis für die Kinder und die Traditionen unseres Dorfes hatte.“
„Und – warum bist du nicht dort?“ fragte Sandro.

Oona schlug die Augen nieder. „Unser Dorf gibt es nicht mehr. Rote Khmer haben es überfallen und niedergebrannt, die Frauen vergewaltigt und anschließend getötet, wie die Männer zuvor auch schon, die sich nicht wehren konnten, da es bei uns ja keine Waffen gab.“ Tränen standen in ihren Augen. „Nur wenige Männer und Frauen konnten mit einigen Kindern fliehen, darunter auch mein Bruder, der mich in Bangkok fand. Alle anderen sind in ganz Thailand verstreut.“
„Und – was hat das mit der Tätowierung und dem Sex zwischen euch zu tun?“ Sandro schwankte zwischen Mitleid und Misstrauen.
Sie schaute ihm in die Augen. Wie lieb sie schauen konnte!
„Das hat mit unserer Religion zu tun. Wir verehren die Schlange. Oder vielmehr die Schlangen. Sie sind für uns göttliche Wesen, klug, stark, gewandt, frei – und vor allem schön. Jeder Erwachsene unseres Dorfes bekam als Zeichen seiner Zugehörigkeit zu unserer Religion das Bild einer Schlange als Tattoo.“
„Im Genitalbereich?“
„Ja, nur dort. Dort saß für uns die Mitte, das energetische Zentrum des Körpers, vor allem aber die Garantie für unser Überleben: die Fortpflanzungsorgane.“
Sandro schwieg lange und blickte ins Leere. „Ich beginne zu verstehen“, sagte er schließlich leise und gedankenvoll. „Du willst mit deinem Bruder zum Überleben eurer Rasse oder eurer Religion beitragen.“ Jede Bitterkeit war von ihm gewichen.
„Rasse hat bei uns nie eine Rolle gespielt.“ Oona legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir haben seit Menschengedenken jeden Fremden, egal woher er kam, in unsere Dorfgemeinschaft aufgenommen. Aber unsere Religion wollen wir retten. Weil wir glauben, dass sie eines Tages eine bessere Welt erschaffen könnte, eine Welt ohne Krieg und Gewalt, ohne Besitz und Neid, aber auch ohne Unterdrückung von Trieben, ohne falsche Scham und verlogene „Sittlichkeit“, die doch immer nur eine hohle Fassade ist.“
Sandro blickte sie an. Sie schauten sich lange und tief in die Augen. Ihr Blick war von einer geradezu hypnotischen Ehrlichkeit. Langsam näherte sich ihr Gesicht dem seinen, bis ihre Lippen sich berührten, ihre Münder sich öffneten, ihre Zungen sich fanden und ihr heißer Atem sich vermengte. Ihre feine Hand hatte sein erigiertes Glied umfasst und massierte es unendlich liebevoll....
Der Raum war nur von Kerzen erleuchtet, deren flackerndes Licht eine sakrale Atmosphäre erzeugte. Auf dem Tisch lag Oona, nackt und mit gespreizten Beinen. Ihr Bruder, ebenfalls nackt, beugte sich über ihren Schoß und arbeitete an der Vollendung des Schlangen-Tattoos, eine sich über den Schamhügel windende Kobra, deren gespaltene Zunge die Klitoris umschließen sollte. Am Kopfende des Tisches stand Sandro – auch er war nackt – und strich beruhigend über die schweißbedeckte Stirn Oonas, die immer wieder aufstöhnte, wobei nicht zu erkennen war, ob vor Schmerz oder vor Lust. Das Abtupfen der überflüssigen Farbe, das nicht ohne Berührung und sanften Druck auf die Schamlippen abging, bereitete ihr offensichtlich wohlige Schauer der Entspannung. Ihre kleinen, festen Brüste spannten sich, die Nippel wurden hart und steif. Die erkennbar sich steigernde Lust des Thai-Mädchens blieb nicht ohne Wirkung auf die Männer. Schon bald schwoll Sandros Glied immer mehr an und hob sich ruckartig in die Höhe. Oona griff danach, reckte ihren Hals und spielte mit ihrer langen, spitzen Zunge an der empfindlichen Unterseite herum, so dass Sandro ebenfalls anfing, vor Lust zu stöhnen. Oonas Bruder kniete auf dem Boden und ließ seine Zunge über ihre sensibilisierten Schamlippen gleiten. Als er die feuchte Spalte durchfurchte, keuchte Oona vor Lust. Sie saugte Sandros inzwischen steinharten Phallus tief in ihren Mund und lutschte und leckte daran wie eine Verdurstende an einem Flaschenhals. Außer sich vor Lust beobachtete Sandro, wie Oonas Bruder sich aufrichtete und mit der prallen Kuppe seines tätowierten Riesenpenis’ ihre geöffneten Schamlippen reizte. Dabei drang er immer ein kleines Stückchen weiter in sie ein. Oonas schöner schlanker Körper wand sich vor Geilheit. Ihre Lustschreie wurden immer spitzer, ihr Atem nahm hysterische Züge an. Und als ihr Bruder mit einem brutalen Ruck tief in ihre schmatzende Lustgrotte eindrang, verdrehte sie die Augen, gab nur noch ein langgezogenes gutturales „Aaahhh...!“ von sich und wurde von konvulsivischen Zuckungen geschüttelt. Mit einem lauten Aufschrei schoß Sandro heftige Salven seines Samens in ihren durstigen Gaumen, die sie gierig herunterschluckte. Fast gleichzeitig explodierte ihr Bruder tief in ihr und brachte sie mit seinen Samenfontänen an den Rand des Wahnsinns....
Lange noch lagen alle drei erschöpft auf- und beieinander, nachdem Oona die rotgeschwollenen Glieder ihrer beiden Liebhaber sauber geleckt hatte. Sandro und Oona tauschten zärtliche Küsse und Blicke. Der Kopf ihres Bruders lag auf ihrem Bauch. Sanft streichelte er ihren Schoß. Gelegentlich blickten sich die beiden Männer in die Augen und lächelten sich freundlich an....
Inzwischen lebt Sandro übrigens mit Oona und ihrem Bruder in Thailand, nachdem er all sein Hab und Gut verkauft hat. Die drei haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die versprengten ehemaligen Einwohner des Dorfes im Norden zu finden und die Schlangen-Religion vor dem Aussterben zu bewahren, vielmehr für ihre Ausbreitung zu sorgen. Die Anzahl der „Brüder“ und „Schwestern“ dieser Religion (überflüssig zu sagen, dass sich diese Bezeichnungen nicht auf die Blutsverwandtschaft beziehen) liegt in der Zwischenzeit wieder bei einigen Hunderten und ist ständig im Steigen begriffen.

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