Mein Vater hatte mich in die Lehre gegeben. Er hatte dem Meister Timm das übliche Handgeld gezahlt um mich in die Lehre zu nehmen. Ich war groß und recht kräftig für mein Alter. Auch hatte ich schon zwei Jahre Lehre beim Meister Sierich in meinem Heimatort absolviert, als der Meister plötzlich starb. Ich stand ohne Lehrherrn da und musste wieder zu meinen Eltern nach Hause. Dort konnte ich jedoch nicht bleiben. Mein Vater verdiente nicht genug, um so einen großen Kerl wie mich durchzufüttern, also hatte er mir die Stelle beim Meister Timm besorgt.
Meister Timm hatte mich mit dem Pferdewagen vom Marktplatz abgeholt und nun saß ich schweigend auf der Pritsche und schaute mir meinen neuen Meister etwas genauer an…soweit das beim Betrachten von hinten möglich war.
Meister Timm war riesig. Ich selbst war nicht klein, aber Meister Timm war gewaltig. Er war vielleicht 40 oder 45 Jahre alt, hatte eine Glatze und Arme, die dicker waren als meine Oberschenkel. Er war respekteinflößend!
Nach einer durchrüttelnden Fahrt kam das Fuhrwerk an der Schmiede an. Der gesamte Komplex war in einem sehr guten Zustand, was auch darauf hindeutete, dass der Meister sein Handwerk verstand. Meister Timm war bekannt für seine außergewöhnlich schönen Schwerter und Messer und viele Adelige von überall her ließen sich hier Waffen anfertigen.
Als der Wagen in den Hof fuhr, kam auch schon ein vielleicht 13-jähriger Bursche angelaufen und griff dem Pferd in das Zaumzeug. Der Meister kletterte erstaunlich geschmeidig für sein Format vom Kutschbock und überließ das Pferd und den Wagen dem Jungen.
„Komm mit!“, sagte der Meister und ging, ohne auf mich zu warten, in das Haupthaus hinüber.
Ich schnappte meinen Beutel mit den wenigen Kleidungsstücken, die ich besaß, griff meine Kiste mit meinen eigenen Werkzeugen und folgte dem Meister dicht auf.
„Lehrlinge im ersten und zweiten Lehrjahr habe neben der Schmiede zu schlafen. Ab dem dritten Lehrjahr bekommt der Lehrling hier im Haupthaus eine kleine Kammer. Platz ist ja genug da!“, erzählte Meister Timm während er das Haus betrat. Dann blieb er plötzlich stehen und drehte sich zu mir um.
„Ich kenne dich noch nicht. Aber ich kannte Meister Sierich. Wer bei ihm das zweite Lehrjahr hinter sich hatte, der kann etwas!“
Meister Timm schaute mir offen ins Gesicht und schien nach etwas zu suchen, was seinen Worten widersprechen würde. Sein Blick hatte etwas Brennendes und man hatte das Gefühl, man steht nackt vor einem Richter.
Dann jedoch brach er in ein lautes und polterndes Lachen aus und ehe ich mich versah schlug er mir mit der flachen Hand auf die Schulter. Was wohl ehr kameradschaftlich gedacht war, fühlte sich an, als ob mich ein Pferd trat.
Ich wurde nach vorn geschleudert und stolperte… direkt in die Arme einer jungen und gut gekleideten Frau, die gerade durch eine Tür in den Flur trat, in dem wir standen.
Zusammen stürzten wir zu Boden und nur aus reinem Glück drehten wir uns so, dass ich zuerst aufschlug und sie dann auf mich fiel.
„Hallo Marie!“, lachte Meister Timm auf.
„Jonas, darf ich dir meine nichtsnutzige Frau Marie vorstellen? Marie, das ist Jonas. Jonas war Lehrling bei Meister Sierich und wird ab sofort hier seine Anstellung haben.“, stellte Meister Timm die beiden einander vor.
„Marie, wo du schon hier bist… zeig ihm eine Kammer, die er benutzen kann!“, wies der Meister seine Frau an, drehte sich um und schritt in die gute Stube des Hauses.
Da lag ich nun im Flur auf dem Boden und auf mir lag Marie Timm, die Frau meines Meisters. Sie war jung… vielleicht 30 Jahre alt … und ausgesprochen schön. Unter ihrer Haube quollen lange, kastanienbraune Haare hervor. Sie schaute mir ins Gesicht und ich ertrank in dunkelbraunen Augen. Ich spürte ihren großen Busen auf meiner Brust und wie magisch angezogen, wanderte mein Blick zu einem herrlichen Dekolleté, welches entsprechend der derzeitigen Mode viel verbarg… aber eben nicht alles.
Marie folgte meinem Blick und schaute dann wieder zurück in meine Augen. Ich erwartete jetzt ein Donnerwetter, ein wildes Geschimpfe oder eine Ohrfeige. Aber es geschah …nichts. Oder besser … fast nichts. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und ich spürte irgendwie, dass dies nichts Gutes bedeuten würde. Ich musste schwer schlucken und ich merkte, wie sich mir mein Hals zuschnürte.
Ich versuchte unter Marie herauszukommen und dabei spürte ich mehr von ihr als es schicklich gewesen wäre. Meine Hände spürten unter ihrem Kleid ihre Taille, ihre Hüften, kurz ihren Po und ihre Beine berührten meine Beine. Ich verfing mich in einer unübersehbaren Masse an Stoff und jede Berührung machte mich panischer. Was soll Frau Timm von mir denken? Was wird der Meister machen? Der wird mich gleich wieder rausschmeißen! Meine Gedanken rasten!
Ich spürte plötzlich eine weiche Hand an meinem Kinn, welche mich sanft, aber doch auch beherzt festhielt.
„Jetzt beruhige dich!“, sprach sie leise mit einer hellen, klaren Stimme.
Ich blieb liegen und spürte nur noch ihre Gegenwart. Ihre Hand in meinem Gesicht, ihr Gewicht auf mir… aber ich bewegte mich nicht mehr.
„Gut!“, sagte sie einfach und setzte sich auf. Sie saß nun rittlings auf mir. Ich konnte den Ansatz ihrer Beine sehen und ich merkte, wie mir ganz heiß wurde.
„Darf ich bitte aufstehen? Der Meister wird mich töten…oder noch schlimmer... er wird mich rausschmeißen“, bat ich Frau Timm.
„Ach dem Meister interessiert es gar nicht, was ich mache. Ich habe ihn enttäuscht! Ich habe ihm keine Kinder schenken können. Dabei hat er sich doch so sehr angestrengt!“, erklärte sie mir. Um ihre Geschichte noch zu unterstreichen drückte sie sich gegen mich und ließ fast unsichtbar ihre Hüften kreisen.
Aber auch wenn es kaum zu sehen war, ich merkte es sehr wohl. Ich spürte, wie mir der Schwanz hart wurde… und ich war nicht der Einzige, dem dies auffiel.
Maries Augen weiteten sich plötzlich und das schalkhafte Lächeln, welches ich eben schon einmal sehen durfte, kehrte auf ihre Lippen zurück.
Panisch richtete ich mich auf und Marie fiel dabei etwas unsanft von mir runter und landete auf ihrem Po.
„Verzeihung!“, stammelte ich und trat einen Schritt zurück.
„Jetzt lauf nicht weg und hilf mir hoch!“, sagte Marie mit einem leisen Lachen und hielt mir die Hand hin.
Ich griff ihre Hand und zog sie hoch. Sie hielt meine Hand ein wenig länger, als es unbedingt nötig gewesen wäre, ließ sie dann aber los.
„Komm! Ich zeige dir die Kammer, die du benutzen darfst.“, sagte sie bestimmt, drehte sich um, ging den Flur entlang und stieg eine Treppe hinauf.
Ich folgte ihr. Um nicht über ihre Röcke zu stolpern, zog sie diese beim Treppensteigen etwas hoch. Ich sah ihre Schuhe und irgendwie rutschte der Rock dann doch noch ein Stück höher und ich sah ihre Waden. Meine Augen wurden größer und mein Blick wanderte automatisch noch ein Stück höher und gebannt schaute ich auf wiegende Hüften, die bei jedem Schritt von links nach rechts schwangen.
Leider war die Treppe schon nach wenigen Stufen geschafft und zu meinem Bedauern war damit auch mein Blick auf die Waden beendet.
Wir gingen noch ein kurzes Stück durch einen Flur, der von einem Fenster am Ende des Gangs nur spärlich erhellt wurde. Frau Timm blieb dann vor einer Tür stehen und öffnete sie.
„Dies ist deine Kammer!“, sagte sie und trat hinein. Ich trat in einen kleinen, sauberen Raum. Den meisten Platz nahm ein großes Bett ein, welches an der rechten Wand stand. Unter einem Fenster stand eine Truhe, in die ich meine Sachen verstauen konnte. Es war klein. Aber größer als alles, was ich bisher hatte… und ich musste den Raum nicht teilen!
„Waschen kannst du dich hinter der Küche an der Pumpe. Der Abort ist links neben der Scheune. Gegessen wird morgens gegen sieben und am Abend gegen sechs Uhr. Wenn mit der Glocke zu Tisch gerufen wird, hast du gewaschen kurz danach in der Küche zu sein… sonst gibt es nichts!“, erklärte Frau Timm.
Sie ging wieder hinaus in den Flur.
„In der Kammer neben dir wohnt unsere Magd Anne. Conrad, der Knecht, wohnt mit seiner Familie in der Kate neben der Schmiede.“
Sie schaute mich an. „Lass die Finger von Anne!“, sagte sie streng, „Es sein denn, du möchtest dich mit dem Meister anlegen! Hast du verstanden?“
„Ja, ich habe verstanden!“, antwortete ich schnell.
Als sie gehen wollte, drehte sie sich jedoch noch einmal um und deutete den Flur entlang.
„Das große Zimmer hinten rechts gehört dem Meister.“, erklärte sie weiter und ergänzte mit dem schon zuvor gesehenen Lächeln, „Und das letzte Zimmer links ist mein Zimmer. Denk daran…der Meister will nicht gestört werden! Wenn du also irgendetwas wissen musst, was nicht mit deinem Handwerk zu tun hat, dann komm zu mir. Jetzt richte dich ein. Bis zum Abendessen ist es nicht mehr lang“
Frau Timm zwinkerte mit zu, drehte sich um und verschwand Richtung Treppe.
Ich verstaute meine wenigen Sachen, schnappte mir ein Tuch, welches ich üblicherweise zum Abtrocknen verwendete und suchte die Pumpe hinter der Küche.
Der warme Sommerabend nahm sein Ende und ich wusch mir mit dem kalten Wasser der Pumpe den Schweiß des Tages und den Staub der Reise von Händen und Gesicht. Ich hängte das feuchte Tuch an einer Leine auf, sodass es in dem lauen Abendwind hin und her schwang und trocknen konnte.
Ich schaute mich ein wenig um, denn dies sollte für die nächste Zeit mein Zuhause sein.
Der Abend verlief entspannt. Alle Menschen der Schmiede kamen zum Essen an dem großen Tisch in der Küche zusammen und ich lernte die meisten schon am ersten Abend kennen.
Der Meister saß an der Stirnseite des Tischs und bekam natürlich als erster etwas zu essen. Ich beteiligte mich nur wenig an den Gesprächen, denn ich konnte noch nicht viel dazu beitragen. Daher blieb mir viel Zeit, die anderen ein wenig zu beobachten. Der Meister sprach mit dem Knecht über den vergangenen Tag und die Aufgaben für den nächsten Tag. Auch mit seinem anderen Lehrling besprach er die Arbeit. Häufig jedoch wanderte sein Blick zur Magd Anne, die zu seiner Linken saß, während Marie auf der anderen Stirnseite des Tisches saß und schweigend ihr Essen zu sich nahm und ihren Rotwein trank.
Der Lehrling
Der Lehrling - Teil 1
91 5-9 Minuten 0 Kommentare
Zugriffe gesamt: 8617
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.