Der Prinz mit den goldenen Klöten

Rotkerbchens Abenteuer - Teil 18

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Der Prinz mit den goldenen Klöten

Der Prinz mit den goldenen Klöten

Peter Hu

...Es war einmal ein schöner, junger Prinz. Er war so schön, dass es schon nicht mehr gut für ihn war.

Gut, ...das neidische Getuschel seiner Prinzenkollegen aus den Nachbarreichen konnte er bequem wegstecken. Denn er hatte ja schließlich allen Grund, beneidet zu werden. Es gefiel ihm sogar, ...und schürte seine Eitelkeit. Schließlich gab es keine schöne Maid im ganzen Reich (und auch weit über seine Grenzen hinaus), die nicht darauf versessen war, sich den Segen seines prächtigen Schniedels ins Haus zu holen. Und sei es auch nur für eine Nacht.

Diejenigen, die er aus Termingründen verschmähte, litten nicht selten an schweren Depressionen und Minderwertigkeitskomplexen, was unseren Prinzen bei der Gilde der Nervenheiler, im ganzen Lande sehr beliebt machte.

Der Vater des Prinzen, seines Zeichens König, sah dieses Treiben jedoch mit großer Sorge. Denn sein Sohn, er war der einzige Stammhalter des alten Geschlechts, befand sich ja schließlich in ständiger Lebensgefahr, bei diesen nächtlichen Eskapaden.

Was da nicht alles passieren konnte... Im Dunkel der Nacht lauerten schließlich siebenköpfige Geschlechtskrankheiten, ...angesägte Leitersprossen, ...oder gar die langen Dolche irgendwelcher gehörnter Ehemänner, die sich in ihrer Rage auch nicht scheuten, blaues Blut zu vergießen.

Dabei war doch der dritte Turm des Schlosses, einzig zum königlichen Privatbordell umgebaut worden. Er beherbergte die schönsten Mädchen der ganzen bekannten Welt.

Und auch wenn der König normalerweise ziemlich eifersüchtig über den Schlüssel wachte; seinem einzigen Sohn hätte er ihn doch gern überlassen. Denn schließlich blieb es ja in der Familie. Und es ging um den gedeihlichen Fortbestand der blauen Blutlinie.

Außerdem war es auch langsam an der Zeit, dass der Prinz mal heiratete. Die junge Prinzessin von Bananien, war da gerade im Angebot. Und Bananien war ein nicht zu unterschätzendes Kleinod, das noch in der Obstschale unseres ehrgeizigen Königs fehlte.

Gut, die Prinzessin sah ziemlich scheiße aus. Sie war klein, ziemlich fett ...und ihr Gesicht erinnerte an einen vertrockneten Reichsapfel. Aber Bananiens Goldmienen machten diesen Makel bei weitem wett.

Und die dicke Königin hatte auch schon mit der dicken Prinzessin gesprochen. Es war soweit alles perfekt. Der kleine „Speckfaltenknödel“ war auch bereit, über die Jugendsünden des Prinzen hinwegzusehen, wenn er sich fortan in der ehelichen Treue bewährte. Zwei bis drei Megaorgasmen pro Nacht, ...und die hässliche Prinzessin wollte den schlechten Ruf unseres schönen Prinzen vergessen...

Aber unser junger, schöner Prinz (mit der tiefen Stimme), hatte eine starke Allergie gegen dicke Weiber, ...monogames Leben, ...und überhaupt Forderungen aller Art. Auch wenn Paps ihm ab und an heimlich den Turmschlüssel zuzustecken versprach.

„Unser Heer hatte doch schon lange nichts mehr zu tun. Können wir Bananien nicht einfach überfallen, die fette Königssippe in den tiefsten Brunnen werfen, ...und einfach so tun, als hätte es immer schon uns gehört?“ ...erkundigte sich der Prinz daher ganz unschuldig. Denn die dicke Prinzessin machte ihm wirklich Angst.

„Würd ich ja gern“, ...meinte der alte König darauf.

„Aber so einfach ist das nicht. Denn die alte Glucke ist nicht nur eine gerissene Königin, sondern entstammt auch einem noch viel älteren Zauberergeschlecht. Und was vermögen Feuer und Schwert schon gegen die „magische Diplomatie“ einer Zauberin?“

„Seit du laufen kannst, lieber Sohn, hast du wie die Made im Speck gelebt. Und der Pivatpuff im lila Turm hat mich ein Vermögen gekostet. Nun ist es an der Zeit, dass du dich auch einmal als nützlich erweist, ...und ein kleines Opfer für uns bringst. Denn ob du es einsehen willst, oder auch nicht: Mein lieber Sohn, wir sind pleite!“

„Warum sagst du das denn nicht gleich? Vater. Unter diesen Umständen werde ich die Fettel natürlich sofort heiraten. Aber du schwörst mir doch, dass ich ab und zu den Puffschlüssel kriege?“

„Na klar“, ...grinste der alte Lustgreis zufrieden, ...und kniff verschwörerisch das Auge zu.

Drei Tage später schon, traf eine verstärkte, von sechzehn Kaltblütern gezogene Schwerlastkalesche aus Bananien ein. Darauf gab es augenblicklich ein rauschendes Hochzeitsfest, auf dem sich der schöne Prinz mehr als gründlich betrank.

„Na herzlichen Glückwunsch“, ...flüsterte der ebenfalls schon ziemlich angetrunkene Greisenkönig, als sein armer Sohn mit letzter Kraft (und unter den hämischen Blicken der schadenfrohen Nachbarschaft), die fette Braut über die Schwelle hievte. Sogleich zog der Alte sich in den lila Turm zurück, um das gesehene Grauen zu vergessen, ...und um es mächtig krachen zu lassen.

Doch das sollte ihm nicht gelingen. Denn zu fürchterlich hallten die verzweifelten Angstschreie des überwältigten Bräutigams über den nächtlichen Schlosshof.

Prinzessin Pumpanella kannte kein Erbarmen.

„Ich will drei Megaorgasmen! Die hast du mir schließlich versprochen!“ ...gellte ihr Zornesgekreisch über die Zinnen.

„Fahre endlich deine schlaffe Nudel aus!“ ...bestand die geprellte Braut auf ihrem ehelichen Recht.

„Mama hat mir einen echten Hengst versprochen; ...einen schnaufenden Eber, der nie erschlafft. Drei Megaorgasmen pro Nacht! So steht es im Ehevertrag. Und wenn du dich nicht daran hältst, kann ich verdammt unangenehm werden!“

Pumpanella ging unerwartet behände zum kompromisslosen Angriff über. Sie breitete schon die schwabbligen Arme aus...

...Doch der stolze Prinz ergriff die Flucht, ...und rettete sein Leben. Schon streifte ihn der Todeshauch (in diesem Falle mit Achselschweißaroma). Denn er entwand sich soeben einem interessanten Würgegriff und warf sich in gekonnter Rolle zur Seite.

Die schöne Bettstatt barst in tausend Splitter. Pumpanella verfehlte ihr Ziel und stürzte in den Lattenrost. Die Marteratze konnte den Einschlag nur unzureichend dämpfen. Unter dieser gewaltigen Wucht, wäre gewiss auch der arme Prinz geplatzt. Plötzlich war es ganz still. Pumpanella regte sich nicht mehr.

‚Puh, sie ist tot‘, ...ging es dem schönen Prinzen erleichtert durch den Kopf (und leider wohl auch über die Lippen).

Aber er hatte sich zu früh gefreut. Denn der benommene Knödel richtete sich nach kurzer Zeit, wenn auch mühsam wankend, wieder auf.

„Du liebst mich ja überhaupt nicht!“ ...stampfte sie so zornig auf, dass der Putz von der Decke rieselte.

„Du hast mich doch nur wegen unserer Goldmienen geheiratet!“ ...zischte die dicke Prinzessin in kalter Wut.

„Na ja, ...ich will ja nicht unhöflich sein. Aber warum sollte ich dich sonst geheiratet haben? Besonders hübsch bist du ja nun wirklich nicht. Und ich war eben noch jung, und brauchte das Gold!“ ...grinste der Prinz gequält (und sicherheitshalber schon zum Fenstersprung bereit).

Doch das hatte ihm auch nicht viel genützt. Denn er hatte vergessen, dass seine hässliche Braut einem alten, gefürchteten Magiergeschlecht entstammte.

„Du kleine, widerliche Nutte“, ...zischte die Prinzessin zornesrot.

„Nur wegen des Goldes also, hast du mir die Unschuld geraubt. Das hast du nicht umsonst getan!“ ...kreischte sie in solch unheimlicher Wut, dass ihr die Haare von den Zähnen standen.

„Gold willst du? ...Gold macht dich geil? ...Dann will ich mal nicht so sein. ...Du sollst dein Gold bekommen... Und zwar mehr davon, als dir lieb sein wird“...

Wie aus dem Nichts, hatte die geprellte Prinzessin plötzlich diesen Zauberstab in der Hand. Ein heller Strahl traf des Prinzen stattlichen Leib, noch ehe er aus dem Fenster springen konnte.

Wenige Augenblicke später schon, jagte der fliehende Prinz auf seinem weißen Ross zum Tor hinaus. Es war nicht weit bis zur Hütte der schönen Bäckerin. Jener Bäckerin, bei der er sich vor dem „Brötchen-holen“, gewöhnlich hin und wieder ein bisschen entspannte.

Dreimal klopfte er, wie im Geheimen verabredet, an die Hintertür.

„Ah, der Prinz! ...Das ist ja schön, dass Ihr mich mal wieder besucht“, ...rief die schöne Bäckerin entzückt aus, als sie den nackten Prinzen durch den Türspion erkannte.

„Tretet doch ein. Mein Gatte ist schon in der Backstube“, ...zwitscherte die pralle Blondine, als sie verschlafen den Riegel aufschob.

Doch als sie den unbekleideten Blaublüter im gelben Fackelschein betrachtete, wollte ihr schier vor Schreck das Herz aussetzen. Er war genau so knackig und prall, wie sie ihn kannte und schätzte. Die schöne Bäckerin wollte auch sogleich vor Vorfreude über die Ufer treten, wie es sich zu solchen Gelegenheiten gehörte, als ihr Wonnebrunnen plötzlich schier zu Eis gefror.

„Mein Prinz! ...Was ist denn mit Euren Glocken geschehen? ...Und auch Euer Schlegel glänzt ja, als wäre er aus purem Gold. Und er sieht nicht nur so aus, er fühlt sich auch so an, ...und ist ziemlich kalt dazu,“ ...meinte sie nach einem prüfenden Griff.

„Verzeiht, edler Herr, ...ich bin nur Hausmannskost gewohnt. Für solche Perversitäten bin ich nicht zu haben. Ich bin eine anständige Ehebrecherin. Ich finde es geschmacklos, dass ihr derart mit eurem Reichtum prahlt. Macht das sofort ab, ...und wir spielen die geilsten Spielchen miteinander. Aber so etwas ist ja völlig abartig!“

Der Prinz griff sich entsetzt an den Sack und betastete das kalte Metall. Mit einem solch mächtigen Fluch hatte er nimmer gerechnet. Seine Klöten bestanden aus purem Gold. Und auch der schimmernde Hahn darüber, hatte mindestens fünfzehn Unzen. Aber er blieb taub und kalt wie Eis, so sehr er ihn auch rieb.

„Das darf doch nicht wahr sein“, ...jammerte der arme Prinz entsetzt.

Und das tat er mit einer solch fürchterlichen Stimme, dass der Bäckerin das Blut in den Adern gefror.

„Reitet heim und lasst Euch bloß nicht mehr hier blicken!“ ...befahl die Schöne streng.

Denn sie hielt das Ganze nach wie vor für den bösen Scherz eines verzogenen, übersättigten, schlicht degenerierten Königssohns...

Der Prinz aber, wagte sich gar nicht mehr Heim. Papa würde ihn schrecklich ausschimpfen. Denn bestimmt würde es jetzt Krieg mit Bananien geben, weil er die Ehe nicht vertragsgemäß vollzogen hatte. Auch fürchtete er die dicke, böse Zauberin, die ihn derart kastriert hatte. So ritt er lieber tief in den Wald hinein, ...und suchte Rat bei einer guten Fee.

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