Der Ritter mit der heißen Lanze

Rotkerbchens Abenteuer - Teil 8

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Der Ritter mit der heißen Lanze

Der Ritter mit der heißen Lanze

Peter Hu

Ein fröhliches Schankhausliedchen auf den Lippen, trabte Ritter Götz von Eberwurz durch das tiefe Grün des feuchten Märchenwaldes. Er war guter Laune. Denn er war gerade heil aus dem Morgenland zurückgekehrt. Und das konnten wirklich nicht viele Ritter seines Schlages von sich behaupten. Denn die „Heiden“ machten gern kurzen Prozess mit ungebetenen Gästen. Kein Wunder eigentlich, bei den Manieren, die tapfere Kreuzritter in jener Zeit an den Tag zu legen pflegten. Schließlich war es nicht eben höflich, seine Gastgeber mit dem blanken Schwert zu bekehren; oder sie gar um ihr Leben zu bringen, wenn sie es sich mit der Bekehrung zuvor noch einmal gründlich überlegen wollten.

So nahm es also nicht groß Wunder, dass sich die verfluchten Heiden mit allen Mitteln zur Wehr setzten. Und sie gebrauchten dabei furchtbare Waffen, um die tapferen Ritter aus ihren schönen Rüstungen zu schälen.

Doch Götz von Eberwurz hatte scheinbar einen erfahrenen, leistungsstarken Schutzengel. Anders war es wohl kaum zu erklären, dass er die lange Gefangenschaft überleben konnte, ...und dazu noch im Besitz all seiner zahlreichen Gliedmaßen war.

Sein gnädiger Fürstbischof daheim, war daher auch ziemlich verärgert, als Götz sich nach standesgemäßer Erledigung seiner ritterlichen Christenpflicht, wieder in seiner väterlichen Stammburg einfand, um seiner friedlichen Ritterspflicht nachzukommen.

Der Kirchenmann hatte es sich inzwischen recht gemütlich darin gemacht, ...und sie zu einem beachtlichen Lustschloß umbauen lassen. Schließlich war die Kirche legitimer Erbe verwaister Rittergüter. Und als verwaist, konnte man es ja schließlich nach der Abreise des Ritters getrost betrachten. Pfui..., ein Schuft wer Böses dabei denkt...

So war Ritter Götz von Eberwurz also gezwungen, ein paar Landsknechte des Bischofs in den Wassergraben zu werfen, bevor man ihm Einlass in die gute Stube gewährte. Hier fand er den strengen Kirchenmann mit gleich zwei drallen Mägden bei der „Morgengymnastik“.

Einer spontanen Regung folgend, griff Götz zum Schwert, ...und jagte den nackten Kirchenmann zum Tor hinaus. Die hübschen Mägde allerdings, hielt er noch für ein Weilchen bei sich. Denn schließlich hatte er recht lange im Heidenkerker gesessen.

Der Fürstbischof aber, war ziemlich nachtragend. Mit starker Heeresmacht erschien er vor Götzens Burg. Er wollte sofort seine Bettmägde zurückhaben. Und weil ihm das Lustschloss recht gut gefallen hatte, klagte er unseren Helden nebenbei der Vielweiberei, ...und sicherheitshalber auch noch der Häresie an.

Volle drei Tage leistete unser Held tapferen Widerstand. Und da er so ein guter Bettvirtuose war, standen ihm die hübschen Mädchen sogar nach Kräften bei. Barbusig standen sie mit wehendem Haar auf den Zinnen, ...und machten die Angreifer schier verrückt.

Manchmal, wenn die Lage gerade besonders aussichtslos erschien, ließen sie sogar den blanken Arsch sehen.

Doch als der Bischof homosexuelle Hilfstruppen anforderte, ließ sich diese Verteidigungstaktik nicht mehr länger aufrechterhalten. Völlig übermüdet, wurde der streitbare Götz gefangen und vor die heilige Inquisition geführt. Denn Häresie und Unzucht, waren damals eine recht ernste Sache. Zumal, wenn man sie mit den lüsternen Betthäschen des Bischofs betrieb...

Bald war das Urteil gesprochen. Götz von Eberwurz sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Im letzten Augenblick aber, wurde unser Held von seinem treuen Schlachtross gerettet. Denn man hatte viel zusammen erlebt; Freud und Leid miteinander geteilt, ...und manchmal sogar den letzten Hafer.

Das riesige Westfalenross hatte es seinem Herrn nie vergessen, dass er ihm nach einem triumphalen Sieg, einen ganzen Harem voller lüsterner Araberstuten schenkte. Ihm lief heute noch das Wasser im Maule zusammen, wenn er an ihre zuckenden Lenden dachte. Das halbe Morgenland war jetzt wohl von seinen Fohlen bevölkert.

Nein, einen solch großzügigen Herren ließ man nicht so einfach den schmachvollen Flammentod sterben. Wotan war ein stolzes Schlachtross; aber inzwischen nicht mehr das Jüngste. Darum hatte man es auch zum Ackergaul degradiert. Nein, dafür hatte Wotan wirklich nicht gegen die Heiden gekämpft...

Die Flammen leckten schon an des Ritters Füßen, als sich plötzlich ein gewaltiges Getöse auf dem Marktplatz erhob. Donnernd brach der mächtige Westfale durch die gaffende Menge. Er hatte noch immer den Pflug im Schlepp, der wie ein Streitwagen hinter ihm her mähte. Es hing sogar noch das Bäuerlein daran, welches vergebens versuchte, das mächtige Tier zu bremsen. Erst als der Pflug durch den Scheiterhaufen fegte, ließ es laut aufjaulend die Zügel fahren.

So entkam der Ritter Götz von Eberwurz dem ruhmlosen Flammentod. Mit qualmendem Büßerhemd hing er auf dem polternden Ackergerät, als das Roß in den sicheren Wald raste.

„Na, das war ja wie in alten Zeiten“, ...lachte der Ritter, als der Westfale ihm die Stricke durch-knabberte.

„Hast du auch an meine Rüstung, und mein Schwert gedacht?“

„Na klar! ...Ich habe mich gestern Nacht ins Schlafzimmer des Bischofs geschlichen. War einfacher als ich dachte. Ich fürchtete schon, die knarrenden Stufen würden mich verraten, oder ich würde mich auf der engen Wendeltreppe verklemmen. Doch aus seiner Schlafkammer drangen derart laute Lustgeräusche, dass er selbst die klirrende Rüstung nicht bemerkte, die mir scheppernd aus den Hufen geglitten war. Gar nicht so einfach, euer aufrechter Gang.“

„Damit hast du dir eine Sonderration Hafer verdient. Sobald ich wieder etwas Geld in der Tasche habe, werde ich dich fürstlich entlohnen.“

„Aber ich habe es doch nicht des Hafers wegen getan. Wir sind doch alte Kriegskameraden. Und an die harte Arbeit eines Ackergauls, wollte ich mich auf die alten Tage auch nicht so recht gewöhnen. Also Schwamm drüber. Du bist jetzt ein armer Bettelritter, und wir müssen zusehen, wo wir einen neuen Job finden.“

„Ans richtige Arbeiten habe ich eigentlich noch nie so recht gedacht“, ...gestand Götz von Eberwurz seinem Reittier.

„Gibt es da keine besseren Möglichkeiten, um zu seinem Auskommen zu gelangen?“

„Ja, bei deiner Qualifikation könntest du zum Beispiel Raubritter werden, oder dich einem fahrenden Söldnerheer anschließen. Aber das ist auf die Dauer auch ziemlich anstrengend. Nach der harten Zeit im Morgenland, haben wir uns eigentlich etwas Besseres verdient. Zufällig habe ich erfahren, dass im Märchenwald noch eine schöne Königstochter lebt. Ihr Vater ist schon steinalt und sucht nach einem würdigen Nachfolger. Aber er will unbedingt einen echten Drachenkopf für sein Jagdzimmer haben. Das ist halt der Brautpreis.“

„Ich wollte schon immer der Gaul eines echten Drachentöters sein. Das kommt gut an bei den Stuten. So lässt sich doch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.“

„Das klingt ja wirklich recht verlockend“, ...meinte Ritter Eberwurz.

„Die Sache hat nur einen Haken. Es gibt keine Drachen mehr.“

„Sei dir da mal nicht so sicher“, ...lachte das alte Schlachtross.

„Wir sind hier schließlich im Märchenwald. Und im Märchenwald ist bekanntlich alles möglich.“

„Wirklich alles?“ ...erkundigte sich der Ritter spitzfindig.

„Ich hätte da noch einige erotische Vorstellungen, die ich gern mal ausprobieren möchte. Während der langen, öden Gefangenschaft, ging mir da so einiges durch den Kopf.“

„Kein Problem“, ...grinste der Gaul.

„An jeder Ecke gibt es hier Hexen, die dir eigentlich jeden ausgefallenen Wunsch gern erfüllen werden.“

So ritt Götz von Eberwurz also direkt zum Märchenkönig. Er bewarb sich als gleich um die schöne Tochter, ...und den dazugehörigen Job des Drachentöters.

Die Stelle war auch tatsächlich noch frei. Denn manch ein Recke hatte sich schon böse die Finger daran verbrannt. Götz bekam also einen Vertrag auf Probe, so dass er sich sogleich fröhlich singend auf die Suche nach dem Lindwurm machte...

*

...Ritter Götz war schon ein geraumes Weilchen geritten, als er auf ein merkwürdiges Kerlchen traf, dass den blanken Daumen in den Wind hielt.

„Seit gegrüßt, Herr Ritter“, ...rief der Geilling vergnügt ...und lüftete elegant den Hut.

„Habt ihr da vielleicht ein wenig Platz in eurer großen Satteltasche? Ich bin ein reisender Eichling, der gerade einem großen Drachen aus den Krallen geschlüpft ist. Und für lange Wanderschaften sind meine Füße einfach nicht geschaffen.“

„Normalerweise nehme ich keine Anhalter mit“, ...lachte der Ritter polternd.

„Doch in deinem Fall will ich gern eine Ausnahme machen. Denn du bist so klein, dass sich mein Roß wohl kaum beschweren wird. Außerdem bin ich gerade in Sachen Drachen unterwegs. Du bist wirklich ein Glückspilz. Ich habe mein Lebtag noch keinen echten gesehen.“

„Ihr Geillinge sollt ja auch großartige Geschichtenerzähler sein? Weit reiten wir heute nicht mehr. Denn mein Schlachtross ist an die gewerkschaftlichen Ruhezeiten gebunden. Ich lade dich aber gern an mein Lagerfeuer ein. Du musst mir alles über die Bestie erzählen.“

„Als „Glückspilz“, möchte ich mich in dieser Angelegenheit nicht gerade bezeichnen. Ich hätte gern auf diese Bekanntschaft verzichtet“, ...meinte der Geilling mit nervösem Herzschlag.

„Aber ich will euch gern alles darüber berichten, was euch nützlich erscheinen mag“...

Eine Stunde später prasselte ein lustiges Feuer auf der Lichtung, ...und der Ritter drehte ein duftendes Rebhuhn auf dem Spieß.

„Schade, dass du nicht mitessen willst. Das Hühnchen ist hervorragend. Aber ich weiß es ja. Ihr Geillinge bevorzugt andere Kost. Wie wäre es mit ein paar getrockneten Feigen aus dem Morgenland?“

„Feucht währen sie mir lieber“, ...grinste unser vegetarischer Geilling. Er nahm die exotische Speise jedoch dankbar an. Denn die Optik stimmte.

Nachdem man gut gegessen, ...und auch reichlich dem Wein zugesprochen hatte, berichtete der Eichling von seiner Reise mit dem schönen Rotkerbchen. Er lobte jedes Detail seiner hübschen Weggefärtin so ausgiebig, dass der Ritter beinahe jeden Gedanken an den Drachen vergaß.

„Vielleicht sollte ich die Prinzessin einfach Prinzessin sein lassen, und lieber die schöne Jungfer mit der juckigen Feige freien“, ...sinnierte der alte Kreuzfahrer verträumt.

„Keine Changse! Was habt ihr der Schönen denn schon zu bieten? Schließlich seid ihr obdachlos und geächtet. Und ein langes Schwert haben auch Andere...“

„Es ist nun einmal Rittersart, fauchende Drachen zu erschlagen und schöne Prinzessinnen zu freien. Wie sollt ihr denn sonst jemals wieder zu einer Burg kommen?“

„Auch wahr“, ...überlegte der Ritter.

„Ich schätze mich wirklich glücklich, einen solch weisen Geilling zum Freund zu haben. Wenn ich dann König bin, sollst du mein Berater werden“, ...lachte der Kreuzfahrer gutmütig.

„Abgemacht, wir Geillinge leben gern bei Hofe. Und ihr sagtet, die Prinzessin hätte wirklich Körbchengröße C?“

„Die Körbchengröße meiner Königin geht dich überhaupt nichts an“, ...lachte der Ritter noch fröhlicher.

„Auch wenn ich durchaus weiß, wie ihr Eichlinge euch durchs Leben schlagt. Doch du amüsierst mich, kleiner Freund. Und weil auch ich ein geiler Bock bin, ...und die nächste Pussy fern, ...nutzen wir den Abend doch noch zu einer schlüpfrigen Gutenachtgeschichte. Ich selbst habe sie im Morgenland erlebt. Und unter uns gesagt, die Heiden verstehen sich wirklich auf fröhliche Lebensart. ...Ich war schon drauf und dran zu konvertieren. Doch da wurde ich leider aus der Gefangenschaft befreit.“

„Aber ich greife vor.“ Höre nun also meine Geschichte…

 

...und die folgt im nächsten Teil

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