Kurz darauf lagen sie nebeneinander auf dem großen Bett und war nun schon richtig geil und sie schien es zumindest auch zu sein, denn sie flüsterte Worte, die er nicht ganz verstand, aber die nach „komm, nimm mich, zeig es mir, ich will dich, endlich, mach schon“ klangen. Aber bevor er dies tun konnte, zog sie ihm noch ein Kondom über, das sie auf einmal in der Hand hatte, dann drehte sie sich auf den Bauch und sagte, dass dies ihre liebste Position sei. Er legte sich auf sie und drang in sie ein, ganz normal, halt nur von hinten. Der Schluss des Aktes war kurz, aber schön. Er brauchte nicht lange, um erfolgreich und folglich auch glücklich zu sein. Ob Angelique auch zufrieden war, wusste er nicht, sie hatte zwar die ganze Zeit vor sich hin gewimmert, sich aber selbst kaum bewegt und so glaubte er nicht, dass sie einen Orgasmus hatte, während er mit dem seinen durchaus zufrieden war. Nachdem alles vorbei war, stand sie auf und ging in die Nasszelle, während er, immer noch schwer atmend, liegen blieb. Dann kam sie zurück, und während sie sich anzog, fragte er endlich, warum sie zu ihm gekommen sei, ausgerechnet zu ihm. Ihre Antwort erfolgte fast beiläufig, als ob sie ohne große Bedeutung wäre. „Ich bin gekommen, weil ich ein Geschenk von dir erwarte. Wir waren eine halbe Stunde zusammen, dafür erwarte ich einen Hunderter. Ich bleibe auch länger, solange wie du willst, wenn du mir für jede Stunde ein neues Geschenk gibst, immer einen Hunderter.“ Er war irritiert. Es war ihm mittlerweile klar, dass sie Geld wollte, nur sein Geld, sonst nichts. Es wäre zu schön gewesen, wenn sie tatsächlich gekommen wäre, weil er solch einen guten Eindruck auf sie gemacht hatte. Ihr Kommen war aber aus denselben, eindeutigen Motiven erfolgt, wie bei jeder Nutte, und dass sie etwas wollte, hätte ihm von Anfang an klar sein müssen. Er ärgerte sich. Wahrscheinlich hätte er ihr sogar freiwillig ein Geschenk gemacht. Vielleicht nicht gleich hundert für weniger als eine halbe Stunde, so lange war sie noch gar nicht in seinem Zimmer. Warum hatte sie nicht vorher klar gesagt, was sie als Lohn wollte und warum nur, hatte er sie nicht gefragt?. Alles war so rasch und so überraschend erfolgt, dass er es einfach vergessen hatte. Vielleicht hatte er sich auch tatsächlich eingebildet, dass sie ihn wollte und nicht nur sein Geld. Also doch kein Märchen, dachte er. Er hatte sich zu unrecht eingebildet, dass er als Mann attraktiv war, ihr etwas geben konnte, das so etwas wie Liebe sein könnte. Er hatte sich zu unrecht vorgestellt, dass sie nur aus gegenseitigem Spaß vögeln könnten, ohne Verpflichtungen, ohne finanzielle Absichten, wie man so sagt. Ihre deutliche Forderung überraschte ihn mehr als die Höhe des Geschenks, das sie nun erwartete. Warum überhaupt ein Geschenk? Warum redete sie nicht einfach von Geld, von Lohn?. Er stotterte, warum sie denn sicher sei, dass er ihr das Geschenk gebe. „Wir hatten Spaß, du und ich und du bist anständig, sonst wäre ich nicht gekommen. Du zahlst freiwillig, weil du bekommen hast, was du wolltest und weil ich das Geld brauche. Claro?“ Und wenn nicht, wagte er einzuwerfen. „Wenn nicht, dann muss ich leider etwas direkter werden. Ich könnte dir Vergewaltigung oder etwas Ähnliches vorwerfen, du verstehst, das wäre für dich sehr unangenehm. Außerdem ist der Nachtportier mein Freund. Nicht so, wie du denkst, aber er hilft mir, wenn ich ihn brauche. Und außerdem, wenn du schon in dieses Hotel gekommen bist, hast du doch gewusst, was dich hier erwartet. Warum willst du jetzt anfangen Zicken zu machen? Du weißt doch, wie das hier abläuft oder etwa nicht? Also, gib mir die hundert und lass uns in Freundschaft auseinandergehen, denn mir hat es gefallen mit dir.“
Er gab ihr das Geschenk und war sich gar nicht mehr sicher, dass er gelinkt worden war, immerhin hatte er Spaß gehabt, immerhin hatte sie gegeben, was man erwarten konnte. Es war allenfalls etwas zu rasch abgelaufen, ohne Vorspiel und Nachspiel. Er verstand aber immer noch nicht, dass sie nicht gleich gesagt hatte, dass sie einen Hunderter haben wollte. Er fragte sie und ihre Antwort verblüffte ihn. „Erstens bin ich keine Nutte. Ich lebe davon, anderen etwas Schönes zu geben und sie geben mir dafür etwas zurück. Und zweitens ist das hier kein Bordell, sondern ein Love-Hotel. Es hätte doch die ganze Atmosphäre zerstört, wenn ich wie eine Nutte vorher Geld gefordert hätte. Der ganze Zauber wäre dahin, der Abend versaut, für dich und auch für mich. Hier, in diesem Hotel wird die Illusion so lange wie möglich aufrechterhalten, dass alles wirklich aus reiner Zuneigung geschieht. Die Illusion, ich sei nur wegen dir hier, nur weil du ein so toller, attraktiver Typ bist und ich unbedingt mit dir schlafen will. Das muss doch ein schönes Gefühl für dich sein, oder? Wenn ich dich direkt angebaggert hätte, wäre das zu primitiv gewesen. Deswegen der Trick mit dem Zettel. Ich hätte dich auch scheinbar unbeabsichtigt anrempeln können oder mir irgendein anderes, harmloses Ereignis ausdenken können, das zu einem Zusammensein führt, schnell als im wirklichen Leben und erfolgreicher. Du darfst aber nur am Anfang glauben, dass du alles umsonst bekommst, dass die Frauen nur darauf warten, mit dir zu vögeln, vielleicht sogar noch dafür bezahlen. Das wäre doch für einen Mann die geilste aller geilen Situationen. Du bekommst im Leben nie etwas umsonst, du musst immer bezahlen, direkt oder indirekt. Hier bezahlst du am Ende auch für deine Illusion, in Form eines freiwilligen Geschenks. Du, in deinem Alter, weißt doch selbst ganz gut, dass alles im Leben seinen Preis hat. Du hast jetzt das bekommen, was du wolltest und auch ich habe bekommen, was ich erwartet habe und was mir zusteht.“
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