Die Besenreiterin

TIMEA – Die Abenteuer einer geraubten Prinzessin - 4. Teil

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Die Besenreiterin

Die Besenreiterin

Peter Hu

Der junge Baumfäller Felix Flinkaxt hatte im ersten Morgenrot seine Arbeit aufgenommen. Da sein Lohn im Brote des Königs sehr mager ausfiel, verdiente er sich oft gern noch etwas hinzu. Er wagte sich immer öfter an den Rand des Hexenwaldes, wo er Holz für den „Zweiten Markt“ schlug. Manchmal nahm er es mit dieser Grenze in letzter Zeit auch nicht mehr so genau.
Zwar kannte er die Ammenmärchen der Altvorderen. Doch er glaubte nicht an Hexen. Und wenn es sie tatsächlich einmal gegeben haben sollte, ...diese Zeiten waren seit der Erfindung des Scheiterhaufens vorbei...

Doch heute sollte er eines Besseren belehrt werden.
Felix wollte soeben seinen ersten Axthieb an einer großen, ehrwürdigen, alten Eiche ansetzen, als er plötzlich ein Rauschen und Pfeifen über sich vernahm. Als der verdutzte Mann zum blutroten Morgenhimmel aufschaute, glaubte er für einen kurzen Augenblick (es konnte eigentlich nur am überzähligen Abendbier liegen), ein ziemlich gut aussehendes Weib mit einem Besen zwischen den Schenkeln, über den Himmel reiten gesehen zu haben. Und er hätte schwören wollen, sie habe nicht nur keine Unterwäsche getragen: Er habe sogar ein paar blinkende Ringlein am saftigen Fleische, rechts und links des Besenstieles gewahrt…

„Das letzte Bier neckt mich noch“, ...murmelte Felix noch vor sich hin, als er erneut die Axt hob.
Gerade wollte er zum zweiten Schlag ausholen, als ihm eine unerbittlich scharfe Frauenstimme ins Ohr schnitt:
„Kerl, was treibt er da mit meinem Baum? Weißt du denn etwa nicht, dass dieser Wald der KÖNIGIN DER SCHWARZEN NACHT gehört?“

Felix Flinkaxt wandte sich mit einem schmutzigen Lachen um.
„Königin der Schwarzen Nacht? ...mach dich nicht lächerlich. Wenn es die je gegeben hat, so ist die doch längst verfault oder zu Asche verbrannt. Dieses alte Ammenmärchen lockt doch noch nicht einmal mehr die kleinsten Kinder hinterm Ofen hervor.“
„Ist das so?“ ...zwitscherte die Hexe übertrieben gut gelaunt.
„Nicht einmal mehr kleine Kinder also, zollen mir mehr Respekt?“
„Nun gut, Kerl, das soll sich ändern“, ...fauchte sie, als sie nun aus dem Grün ihres Landeplatzes hervor trat.
„So bin ich deiner unmaßgeblichen Meinung nach, also nur ein Häuflein nach Fäulnis stinkender Asche? ...Derartige Komplimente schmerzen eine Dame von Geblüt.“
Verführerisch stolzierte die schöne Hexe nun auf und ab, während sie ihn aus ihren grünen Augen wild anfunkelte (*damit sich auch der Leser ein Bild macht: Lederstiefel, Minirock und ein paar knackig gepiercte Apfelbrüste unter einer viel zu engen, knappen Bluse; ...über dem ovalen Bauchnabel geknotet).
Die Hexe kniete sich ins Gras; ...vorgeblich, um ein zartes Blümelein zu betrachten. Rein zufällig spannten sich ihre wohlgestalteten Schenkel jedoch in dieser Position zu verführerischster Schönheit. Und ihr herrlicher Hexenarsch tat es ihnen gleich. Da konnte der Holzfäller unmöglich weg schauen...
„Bilde ich es mir ein, ...oder klebt dein gieriger Blick da gerade auf meiner doch ach so verrotteten Hinteransicht? Ich glaube, du kannst sogar meine Ringlein sehen. ...Ist das etwa geiler Sabber, der sich da in deinen Mundwinkeln sammelt?“
„Ich gebe es ja zu: Auch mein Schneckchen ist ein bisschen feucht. Wäre es zu Asche verbrannt, wie du behauptest, es würde wohl kaum so juckig tropfen...“

In Felix Hosen wurde es eng. Und wenn der Schwanz steht, steht ja bekanntlich auch der Verstand. Darum wurde er frech, anstatt zu genießen was ihm geboten wahrt. Die Strafe dafür, würde nicht lange auf sich warten lassen…
„Selbst wenn Ihr die wärt, die Ihr vorgebt zu sein, ...ich bin ein starker Kerl. Wer soll mich daran hindern, mir diesen Baum zu nehmen, ...und ein grünäugiges Weib dazu?“

„Wer sich hier wen nimmt, wird sich erst noch erweisen“, ...fauchte die katzenäugige Hexe ihn darauf schneidend an.
Das Spiel schien ihr zu gefallen. Mit einem eleganten Sprung stand sie vor ihm. Ihr scharfer Blick brach des Holzfällers letzte Willenskraft. Von diesem Augenblick an funktionierte er nur noch...

Schon war sein Hemd in Fetzen. Scharfe Krallen fuhren über des Waldmanns Brust. Doch Furcht wich Erregung, ...und bald saß die Hexe auf seinem harten Pfahl, ...und saugte gierig an seiner Lebenskraft…
Mit beiden Beinen hielt sie ihn umfangen, bis auch der letzte Tropfen in ihr versickert war.
„Nun Felix, ...mein Schoß ist zwar heiß, ...doch noch längst nicht zu Asche verbrannt“, ...neckte sie den Gemolkenen, während sie sein Gesicht in ihren knackigen Busen presste.
„Nimm diese Erinnerungen in dich auf, und verkünde sie. Die nächsten Tage wirst du dich wohl etwas schwach fühlen, ...aber das wird schon wieder. Schließlich hat dich die schärfste Hexe entsaftet, die der gesamte Märchenwald je zu bieten hatte. Ich hoffe, du weißt diese Ehre zu schätzen. Und die Finger weg von meinen Bäumen. Sollte ich dich noch einmal beim stehlen meines Holzes erwischen, wird mein Muschikätzchen auch das allerletzte Tröpfchen Leben aus dir heraus saugen...“
Mit diesen Worten bestieg die Hexe ihren Besen, ...und jagte davon.

Felix bot nun ein trauriges Bild. Sein Haar war plötzlich ergraut. Sein Gemächt war nur noch ein schlaffer Schlauch. Der Holzfäller hatte gewiss mehr, als nur ein einziges Jahr verloren.
Reisende fanden ihn verwirrt am Wegesrand. Sie brachten ihn in sein Dorf, wo ihn nur Wenige noch wiedererkannten. Der alte Mann faselte viel von Hexerei. Niemand glaubte ihm. Doch das war ihm egal. Denn sein Geist war in einer Welt der unbeschreiblichen Megaorgasmen gefangen, ...die er nicht mehr verlassen wollte. Sein Lächeln sprach Bände...

Orga die Hexe aber, ritt mit stets wachsender Kraft auf ihrem Besen von Ort zu Ort. Sie hinterließ eine Spur rasender Männervergreisung im ganzen Königreich.
Jedoch, sie hatte dazu gelernt. Nicht einem hatte sie das komplette Leben aus den Lenden gesaugt. Und auch nicht einer, der sie für diese Tat verfluchte; ...was sich am Ende gut in ihrer Vita machte...

*

Pünktlich auf den Hahnenschrei, kehrte die Hexe Orga nach einem Mondumlauf auf ihren Turm zurück. Sie strotzte jetzt vor Lebensenergie; ...hatte wohl für Jahre genug getankt.
Da sie so guter Laune war, hielt sie sich auch an ihr Versprechen. Sie erweckte Marie mit einem zweiten Hexenkuss. ...Was keineswegs selbstverständlich war. Denn Hexen sind sehr unzuverlässige Wesen.
Auch an den zweiten Punkt der Vereinbarung, hielt sie sich wortgetreu; ...was schon fast an ein Wunder grenzte. Sie übergab Marie den Flaschengeist wie versprochen in einer kleinen, praktischen Umhängeflasche. Und weil Orga jetzt so satt, ...und richtig guter Laune war, schenkte sie Marie sogar noch ein neues Kleid.
Denn was kaum jemand weiß: Nur untervögelte Hexen sind wirklich böse Hexen. Und Orgas Muschikätzchen hatte sich in den letzten Wochen mehr als satt gefressen. Gewiss, an manchem Topf hatte sie ein bisschen zu viel genascht. Aber selbst Flinkaxt würde sich am Ende erholen...

Ja, vielleicht sind Hexen doch ganz nette Leute? ...Orga war jedenfalls heute mehr als großzügig. Sie rief sogar noch den Vogel Rock herbei, damit dieser unsere schöne, blonde Magd sicher am Waldrand absetzte.

Die königlichen Gardesoldaten hatten tatsächlich Wort gehalten. Auch wenn sie der riesige Vogel am Ende mächtig erschreckte.
Nun ja, Marie, die ihn geritten hatte, war ihnen auf dem Rückweg dann auch ein bisschen unheimlich. Hatte sie sich am Ende auch in eine gefährliche Hexe verwandelt? Dennoch hielten sie sich an ihren Eid, ...und geleiteten die treue Dienerin der Prinzessin sicher heim.

*
...Als Marie das Königsschloss endlich erreicht hatte, herrschte dort bereits große Aufregung. Sie kam keinen Augenblick zu früh. Nun war es offiziell: Der König hatte seine Tochter mit dem alten Nachbarkönig verlobt. Die Mitgifttruhen waren bereits gepackt...

„Ich hätte nicht mehr daran geglaubt, dass du es rechtzeitig schaffst. ...Hatte sogar schon Angst, die Hexe hätte dich umgebracht. Unter Tränen fiel Timea ihrer Dienerin um den Hals.
Natürlich musste Marie in allen Einzelheiten von ihrem Abenteuer berichten. Im Bett, die Hände unter der Decke… Abschließend übergab sie ihrer Herrin den Flaschengeist.
Schon am nächsten Tag brach die Hochzeitskarawane auf, um Timea ihrem traurigen Schicksal zuzuführen.
Aber das Schicksal pflegt seine eigenen Wege zu gehen, wie sich bald erweisen sollte.

*

Im ganzen Reich hatte sich nun die Kunde von der bevorstehenden königlichen Hochzeit verbreitetet. Auf den Straßen und in den Wirtshäusern war von nichts anderem die Rede. Und wie ein Lauffeuer, verbreiteten sich auch die Gerüchte von der gewaltigen Mitgift, welche die Prinzessin zu ihrem zukünftigen Gatten begleiten würde.
Und eben diese Gerüchte reisten auch in die tiefen Wälder, wo die Räuber ihre verborgenen Lager aufgeschlagen hatten. So gelangte die Kunde auch an das Ohr des gefürchteten großen Räuberhauptmanns Leon Langfinger. Langfinger hatte eine große Schwäche für funkelndes Gold, ...und schöne Prinzessinnen.

Leon Langfinger war ein Räuberhauptmann, wie er im Buche steht. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren das Anlegen von Gold und Edelsteinsammlungen, sowie das Ausgeben größerer Mengen Silber.
Aber er raubte auch ganz gerne, ...überfiel ganze Handelszüge, ...und wenn sich nichts besseres anbot, auch einzelne, unvorsichtige Kaufleute. Auch schönen Frauen war er nicht abgeneigt. Natürlich stahl er auch die. Denn schließlich war das ja sein Beruf.
Er hatte da auch schon eine ganz nette Sammlung zusammen. Langfinger war eben ein leidenschaftlicher Sammler.
Aber eine Adlige von Stand, ...ja gar eine Prinzessin von Geblüt, ...so etwas wirklich exklusives fehlte noch in seinem Trophäenalbum…
Man hatte schon viel zu lange auf der faulen Haut gelegen. Leons Leute waren vom vielen Saufen, Fressen und Huren schon ganz schlaff. Es brauchte mal wieder einen richtigen Nervenkitzel. Das Räuberleben besteht nun einmal aus Herausforderungen. So kam ihm diese Nachricht gerade recht. Der Raub einer Königstochter galt auch in professionellen Räuberkreisen als die „Königsdisziplin“. Das war erst sehr Wenigen gelungen. Und noch weniger davon, hatten anschließend ihren Kopf auf den Schultern behalten. ‚Welch herrlicher Nerfenkitzel…‘
Leon war nicht nur ein großer Räuber. Er war auch ein „Eitler, Großer Räuber“.
So ein Prinzessinnenraub versprach ein Maximum an Ansehen; …grenzüberschreitend
Leon träumte schon von seinem Steckbrief. Nur wenige konnten sich in jenen Tagen ein eigenes Porträt leisten. Vielleicht würde man sogar ein phantastisches Kopfgeld auf ihn aussetzen…
Und nicht zuletzt: Auch die Aussicht auf eine junge, frische Prinzessin im privaten Harem, hatte durchaus ihren Reiz... Alles in allem: Eine runde Sache...

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