Ich habe mein Gleichgewicht wieder gefunden, greife Lilly unters Kinn und hebe ihren Kopf, damit sie mir in die Augen blickt.
„Es gibt nichts zu entschuldigen“, sage ich mit Nachdruck und aus ehrlichen Herzen. „Aber ich möchte gerne wissen, was du dabei empfunden hast und wie du dir unsere Zukunft vorstellst.“
Ich würge den Kloß hinunter, der sich bei den aufkommenden Gedanken bildet und füge leiser an:
„Bitte ehrlich dabei sein, auch wenn es mich schmerzen sollte.“
„Was denkst du denn jetzt? Dass ich dich verlassen will, oder was?“, fragt sie fast ein wenig bissig, fügt aber ohne eine Antwort abzuwarten an: „Ich liebe dich mehr denn je, auch wenn du dir das im Moment vielleicht nicht verstehen kannst. Du hast mir etwas ermöglicht, was ich tief in meinem Herzen schon immer gerne getan hätte. Ich habe mir das selbst nie eingestanden und die Angst davor, meine Selbstkontrolle zu verlieren, hätte mich diesen Schritt nie machen lassen. Nur durch dein Drängen und weil ich bemerkt habe, dass ich deine Liebe immer noch habe, war ich bereit, mich zu öffnen. Hättest du mir in letzter Zeit nicht so deutlich deine Zuneigung gezeigt, wäre nichts von all dem Geschehen. Und ich bin immer noch bereit zurückzurudern, auch wenn mir das nach dem Erlebten schwer wird.“
Wumms, das sitzt! Nie habe ich damit gerechnet, dass in meinem grauen Mäuschen ein Biest schlummert, das sich eingezwängt in unserem biederen Leben die Lust selbst versagt.
Wobei, Biest trifft es nicht. Scheu, wie ein Herdentier, hat sie sich in der Menge versteckt und den Regeln der Herde untergeordnet. Jetzt haben wir uns von der Herde gelöst und wandeln auf abseitigen Pfaden, auf denen sie erwacht. Auf denen wir erwachen!
„Ich glaube nicht, dass du das noch könntest, nach dem, was jetzt war. Die Sehnsucht, es wieder zu erleben, würde dich auffressen“, ist meine Antwort, nachdem ich mich gefangen habe.
„Habe ich recht?“, schiebe ich nach einer kleinen Pause nach.
„Vielleicht …“, kommt es zögerlich über ihre Lippen. „Dir zuliebe würde ich es aber gerne versuchen.“
„Und wenn ich es gar nicht will? Wenn ich es auch weiter ausleben möchte? Ich meine … mit anderen Frauen … mit Peggy zum Beispiel.“
Ein Schmunzeln huscht über Lillys Gesicht.
„Sie hat’s dir ein wenig angetan, stimmt’s?“
Ich kann fühlen, wie das Blut in mein Gesicht schießt. Senke beschämt die Augen, denn selbst eingestehen wollte ich mir das nicht.
„Sag nichts“, meint Lilly leise auflachend. „Ich hab’s schon vom ersten Moment an bemerkt.“
„Und du und Hajo?“, frage ich mit flauem Gefühl im Magen.
„Das ist ähnlich“, kommt es ohne Zögern zurück. „Dennoch gehöre ich zu dir, auch wenn wir den Weg weiter beschreiten. Du bist mein Mann und wirst es bleiben, solange du es nicht beendest. Um es aber noch einmal zu betonen: Ich kann keinen erfüllenden Sex haben, ohne mich dem Beteiligten gänzlich hinzugeben. Ich brauche ein bestimmtes Maß Gefühl dabei. Ich brauche Küsse und Zärtlichkeiten. Wenn ich mich nur vögeln lassen soll, ist es für mich nicht anders als mit einem Dildo. Das bringt mir vielleicht auch einen Orgasmus, hat aber einen fahlen Nachgeschmack.“
Ich brauche ein Stück, um meine Gedanken zu ordnen. Es ist etwas viel auf einmal, was da auf mich einstürmt. So in dieser Konsequenz hatte ich meine Gelüste nie zu Ende gedacht. Ich fand den Gedanken einfach nur geil, meiner Frau beim Sex mit anderen zuzusehen und wurde von anderen darin bestätigt. Dass sich dieses Szenario daraus entwickeln könnte, kam mir nicht mal ansatzweise in den Sinn.
Schon der Dreier vom vergangenen Wochenende ging da in eine ganz andere Richtung.
`Moment mal, der Dreier …´, schießt es mir durch den Kopf.
„Sag mal …“, beginne ich gedehnt. „Vorige Woche … bei dem mit Peggy … da hast du doch …? Da habt ihr doch …?“
Lillys schallendes Lachen unterbricht mein Gestotter.
„Oh Mann, manchmal braucht es aber lange, bis der Groschen bei dir fällt.“ Noch einmal unterbricht sie sich mit einem Lachanfall. „Ja, ich habe eine leichte Bi-Ader in mir entdeckt. Vor allem Peggy gegenüber. Deshalb fällt es mir bei ihr auch leicht, dich zu teilen, weil ich mich zu Peggy hingezogen fühle“, gibt sie wieder ernst werdend zu.
Der Griff zum Weinglas ist unvermeidbar. Ich komme gar nicht nach all diese Informationen zu verarbeiten.
Lilly erkennt das sehr wohl und hat sie mir bisher immer Zeit zum Nachdenken gelassen, hilft sie mir diesmal mit Zuneigung.
Sie nimmt mich in den Arm, gibt mir einen herzlichen Kuss und sagt:
„Ich weiß, es ist alles etwas viel für den Moment. Du hast gedacht, du lässt mich fremdvögeln und geilst dich dran auf. So von einer Art Live-Porno. Jetzt hat sich daraus etwas entwickelt, was deiner Kontrolle entglitten ist, und du selbst bist auf eine unerwartete Art daran beteiligt. Das macht dir Angst. Mir auch.
Hajo hat mir vorhin ins Gewissen geredet. Hat mir eingeschärft, dass wir zueinanderstehen müssen. Dass wir Entscheidungen nur zusammentreffen sollen und uns nicht vernachlässigen dürfen. Vor allem auch beim Sex, der sollte zwischen uns nicht schlechter sein als bei solchen Auswärtsspielen.
Denkst du, wir schaffen das?“
Zu hundert Prozent mit ‚Ja‘ konnte das keiner von uns beantworten. Ein gewisses Risiko würde bleiben, das mussten wir uns eingestehen. Doch, wenn man es richtig betrachtet, konnte das Wissen um diese Gefahr auch belebend sein. Ein Ansporn, uns immer zu zeigen, dass wir zusammengehören und gleichzeitig das belebende Abenteuer, was uns aus der Lethargie unserer eingefahrenen Bahnen riss.
Wir hatten in dieser Nacht noch Sex. Das klingt eigentlich viel zu banal für das, was da noch kam. Es war ein wildes Gerammel, bei dem wir uns gegenseitig mit dem Erlebten aufheizten. Nicht nur, indem wir miteinander sprachen, auch in unseren Gedanken.
Mich machte das Wissen unglaublich geil, meine Frau zu vögeln, nachdem ich vorher in Peggys Möse gerührt hatte. Noch dazu, weil es so unglaublich schleimig in Lillys Dose war, wofür Hajo gesorgt hatte.
Dieser Kick beschäftigte uns beide einige Zeit und am nächsten Tag kamen wir kaum in die Gänge.
Die Gedanken danach
Manchmal kommt es anders als erwartet
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