Die Gedanken danach

Manchmal kommt es anders als erwartet

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Die Gedanken danach

Die Gedanken danach

Jo Diarist

Nicht nur ich brauche Zeit, um ins normale Denken zurückzukehren. Allen anderen geht es ebenso, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Wir lösen uns alle voneinander. Also ich meine: Peggy sich von mir, und Hajo sich von meiner Lilly.
In der ursprünglichen Konstellation schmiegen wir uns dann wieder aneinander. In Decken gehüllt und den Frauen ein Handtuch untergelegt. Lilly holt das alles schnell herbei und forschend blickt sie mich immer wieder an, während wir die zweite Flasche Wein an diesem Abend leeren.
Ich, und vielleicht auch meine Frau – sie verrät es mir nie – denken an eine Fortsetzung des einmal begonnenen. Die Gespräche verlaufen aus diesem und anderen Gründen eher stockend, weil ich mich nicht richtig konzentrieren kann. Lilly scheint es ähnlich zu gehen und unsere Freunde – ja, das sind die zwei inzwischen für mich – sind sensibel genug, um das richtig einzuordnen.
Hajo bittet uns, sein Auto in der Einfahrt stehen lassen zu dürfen und ruft ein Taxi. Unter Alkohol zu fahren, schließt er kategorisch aus, zu sehr braucht er seinen Führerschein für den Job. Bei uns zu übernachten, lehnt er dankend ab und begründet das auch entsprechend:
„Ihr habt heute einen Schritt getan, den ihr erst einmal verarbeiten müsst. Ein Partnertausch ist etwas anderes als ein Dreier. Das sind jedenfalls meine Erfahrungen.
Im Hochgefühl des Erlebten würdet ihr das jetzt gerne fortführen. In welcher Konstellation auch immer. So wie ich euch einschätze, wäre es nicht gut für eure Beziehung. Ihr braucht erst einmal Zeit füreinander.“
Einen Widerspruch lässt er nicht zu und Peggy pflichtet ihm bei. Sie sucht ihre Kleidung zusammen und bittet mich nach dem Ankleiden ihr kurz in die Küche zu folgen.
„Gib den beiden einen Augenblick. Hajo wird ihr einiges erklären, vielleicht Ähnliches was ich dir jetzt sage“, beginnt sie und sucht den Blickkontakt.
„Ihr beide seid ein besonderes Paar. Eure Bindung zueinander ist stark ausgeprägt, das kann ich deutlich spüren. Dennoch habt ihr beide ein ungestilltes Verlangen nach dem nicht alltäglichen, vielleicht sogar nach dem, was den Beigeschmack des Verruchten hat.
Ja, auch Lilly hat diese tief in sich vergrabenen Wünsche. Aus den Gesprächen mit ihr konnte ich das deutlich heraushören. Sie ist sich der Gefahren nur besser bewusst als du und hat sich bisher immer Zügel angelegt.
Redet miteinander. Macht keine vorschnellen Schritte. Und vergesst euch selbst nicht dabei. Zeigt euch immer, dass ihr zueinander gehört.
Hajo wird bei mir übernachten. Wenn ihr bei euren Überlegungen Hilfe braucht, ruft uns an. Egal, wie spät es ist, ja?“
„Ja“, kann ich nur bestätigend zurückgeben.
Peggy ist wirklich das Pendant zu Hajo. Achtsam, erfahren und fürsorglich. Dass wir zwei solche Menschen auf den ersten Schritten dieses unbekannten Weges getroffen haben, kann man nur als großes Glück bezeichnen.
Wieder einmal kommt bei mir der Gedanke auf, es vielleicht bei diesen Erfahrungen zu belassen. Aber kann ich das jetzt noch? Und vor allem kann das Lilly noch nach dem Erlebten?
Ich habe die Suppe eingerührt, jetzt muss ich sie auch auslöffeln!

Peggy beobachte mich bei diesen Überlegungen. Als ich ihr wieder in die Augen blicke, lächelt sie und meint:
„Grübeln bringt nichts, miteinander reden schon. Ihr habt euch eine Zeitlang aus den Augen verloren und früher oder später wäre es ohnehin zu einem, wie auch immer gearteten Konflikt gekommen.“
Sie streichelt mir sanft über die Wange, gefolgt von einem ebenso zärtlichen Kuss.
„Solltet ihr den jetzt eingeschlagenen Weg weiterverfolgen, würde ich mich freuen, wenn wir uns wieder einmal miteinander vergnügen. Es war schön mit dir, aber ich könnte mir vorstellen, dass es noch schöner ist, wenn du nicht abgelenkt bist.
Kehrt ihr hingegen in eure Zweisamkeit zurück, wünsche ich euch alles Gute für die Zukunft, würde aber trotzdem gerne in Freundschaft mit euch verbunden bleiben.“
Wir hören Hajos Handy klingeln und Lilly kommt, um uns zu sagen, dass das Taxi vor der Tür steht.
Es ist ein überstürzter Abschied und Wehmut beschleicht mich, als sich die Haustüre hinter den beiden schließt. Sie sind mir beide schon nach dieser kurzen Zeit ans Herz gewachsen.
Ein wenig verloren sitzen wir auf der Couch und ich öffne eine weitere Flasche Wein. Lilly will vorerst Wasser trinken, weil sie das Gefühl hat, sonst nicht klar denken zu können. Ich brauche noch etwas, zu sehr hat mich das Geschehen aufgewühlt.
Ich grüble noch darüber, wie ich beginnen und ob ich fragen soll, was sie mit Hajo besprochen hat, als Lilly nach meiner Hand tastet. Für mich ist es das Zeichen, den Blickkontakt zu suchen.
„Entschuldige bitte“, ist das Erste, was Lilly mit verlegenem Gesichtsausdruck hervorbringt.
„Was soll ich denn entschuldigen?“, frage ich verständnislos nach.
„Dass ich mich so habe gehen lassen, dass ich es in vollen Zügen genießen konnte. Dass ich es so unglaublich geil fand, von einem anderen Mann verwöhnt zu werden. Einen … einen anderen Schwanz in mir zu fühlen.“
Lilly schluckt laut vernehmlich.
„Und dass ich es als absoluten Höhepunkt empfand, als Hajo in mir kam“, fügt sie kaum vernehmlich an und senkt die Augen.
Es schockiert mich für einen Augenblick. Wie ein Blitz durchzuckt mich die Eifersucht, die ich aber genauso schnell wieder abschütteln kann. Ich habe doch nichts anderes getan als sie. Auch ich habe den Sex mit Peggy genossen, und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hätte ich gerne wieder welchen mit dieser Frau. Wer wäre ich also Lilly Vorwürfe zu machen. Zumal ich die Geister gerufen habe.

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