Eine Punze ist ein Stempel in Uhrengehäusen, anhand dessen sich verschiedene Informationen über die Uhr ablesen lassen. Die Punze verrät Art und Feingehalt des verwendeten Edelmetalls, Herkunftsland und teilweise -ort, Herstellungsjahr und Gehäusemacher.
Larissa war die unbestrittene Dorfschönheit. Nicht nur ihre blonden Locken brachten die Herzen der Kühe auf den ausgedehnten Weiden beinahe zum Stillstand, sondern auch ihre anmutige Figur versetzte alles in Schnappatmung, was sich da Säugetier nannte, bis hin zum Feuerwehrmann, zum Bäcker, zum Schreiner und, natürlich, zum Pfarrer. Sie alle hatten ihre spezifischen, den Lebensumständen angepassten Larissa-Träume. Giorgio, der Schornsteinfeger, träumte sie sich in einen dunklen, russigen Kamin, hinter ihr stehend, unter den Rock ihr blickend, fühlend, tastend, streichelnd, und als Kulminationspunkt am Schluss, klar, der Coitus auf einer brüchigen Metalltreppe.
Ottokar Ginsburg, der Naturkundelehrer, projizierte sich Larissa ins Biologiezimmer. Während ahnungslos irgendwelche Frettchen und Meerschweinchen in Sägemehlkisten vor sich hin quiekten und eine gut getarnte Viper im Vivarium zwischen zwei breiten Blättern hervorlugte, hiess er Larissa in Gedanken aufs Lehrerpult klettern. «Spiel eine kriechende Amöbe», sagte er, «spiel sie nackt». Und dann wichste Ottokar Ginsberg drauflos, während Larissa sich in seinem Kopfkino splitternackt auszog, sich bäuchlings aufs Pult legte, die Arme ausbreitete, die Beine spreizte und in kleinen, ruckelnden Bewegungen über die weisse PVC-Platte kroch, ihrem Lehrer in erotischen Posen sich darbietend.
Dann war da noch Nano Nuskuri, der Bademeister. Der Perverseste von allen. Er träumte sich Larissa in die Mädchengarderobe – wohin denn sonst. Mädchengarderoben waren schon immer das heimliche Epizentrum der Lust vieler Badeaufsichts-Männer. Sein Traum war es, Larissa ein Raketen-Eis zwischen die Schamlippen zu schieben und sich an ihrem Gekreisch zu ergötzen.
Von alledem ahnte Larissa nichts. Sie war ausgesprochen reif, was ihren Körper anging, klar, und sie war für die Liebe gemacht. Aber so viele Männer suchten ihre Nähe, dass sie sich innerlich zurückzog und sich aufbewahren wollte. Aufbewahren für den Feuerwehrmannbäckerschreinerpfarrerschornsteinfegernaturkundelehrerbademeisterprinz, der eines Tages um sie werben würde.
Larissa, Objekt der Begierde. Und noch etwas ganz anderes reizte ihre Sinne: Die Uhrensammlung ihres verstorbenen Vaters war das, was sie mächtig in Bann zog. All die gut funktionierenden Uhrwerke, die fein ziselierten Gehäuse der Taschenuhren, die liebevoll designten Zeiger liessen ihr Herz höherschlagen – und, klar, die Punze. Der Stempel in den Uhrgehäusen.
Wieder einmal sass sie am offenen Fenster und genoss den Duft des Flieders, der sich an der Hauswand emporrankte. Wie schön das Leben doch sein konnte! Vor sich hatte Larissa eine Lupe, mehrere Pinzetten und eine Gravurnadel. Stundenlang beschäftigte sie sich mit ihres Vaters Sammlung, und wenn es etwas gibt, das wirklich sexy ist, dann sind es hochkonzentrierte Frauen, die nichts und niemanden an sich herankommen lassen und sich einem Objekt widmen – im Fall von Larissa eben bestimmten, unbezahlbar teuren Taschenuhren. Sie wirkten filigran und stabil zugleich, diese Uhren, und sie hatten alle ein Innenleben. Die Sonne brachte Larissas blonde Locken zum Leuchten – der Anblick hätte ausnahmslos alle Männer dieser Welt – auch die Schwulen unter ihnen – in Schnappatmung versetzt. Von Frauen reden wir schon gar nicht. Denn mal ganz ehrlich: Nahezu alle Frauen empfinden einen Glücksrausch, wenn sie eine schöne, anmutige Geschlechtsgenossin sehen. Wir Frauen können diesen Glücksrausch verdrängen, klar – aber wenn wir tief in uns hineinhören…
Es klingelte. Larissa schreckte aus ihren Träumereien hoch, schob die Pinzette auf ein Filztuch und öffnete die Haustür. Draussen standen Lars, ihr Kollege aus dem Studium, und Ralf, ihr Nachbar. Die drei kannten sich seit vielen Jahren, waren schon oft zusammen im Ausgang, hatten herumgealbert, Ausflüge in die Flusslandschaft unternommen und, aneinander gekuschelt, TV-Serien über sich ergehen lassen. Binge Watching. Zu Sex war es allerdings noch nie gekommen – intuitiv, ohne darüber reden zu müssen, war allen drei klar, dass allzu grosse körperliche Nähe Freundschaften zerstören konnte. Kannte man sich zu gut, sank der Respekt, wie sie duzendfach bei den Eltern ihrer Freunde und Freundinnen beobachten konnten. «Meine Alte». Solche Ausdrücke brachten es auf den Punkt.
Ralf und Lars waren Träumer, Geniesser, Phantasten – gerade auch, was Larissas Körper anging. Sie standen Giorgio, dem Schornsteinfeger, Ottokar Ginsburg, dem Naturkundelehrer und Nano Nuskuri, dem Bademeister in nichts nach, wenn es um feuchte Larissa-Projektionen ging. Ralf nahm sie unten am Fluss, Lars in seinem Dachzimmer, auf dem Futon. Aber gesprochen wurde nicht darüber. Auch wussten die beiden um Larissas geheimnisvolle Leidenschaft, was Uhrwerke anging. Sie wussten, dass kleine und grosse Uhren der Schlüssel zu Larissas Seele waren. Und, ja, die Punze, der Stempel in Uhrgehäusen, der Schlüssel zu Larissas Punze.
«Ihr könnt mir gleich helfen», strahlte Larissa ihre beiden Freunde an. «Ich wollte gleich auf den Dachstock – da gibt’s einen verschlossenen Schrank, den ich nicht öffnen kann. Der Schlüssel ist irgendwo – verlegt von meinem Vater oder so – als er noch lebte.»
Ralf und Lars waren mehr als nur hilfsbereit, blickten sich kurz an und folgten ihrer Freundin über die knarrende Treppe auf den Dachboden. Larissa wiegte sich anmutig in den Hüften. Sie trug rippled Jeans, und diese prägten in unwiderstehlicher Weise Larissas wohlgeformten Hintern. «Zum Anbeissen». Dachte Ralf. «Zum Anbeissen». Dachte Lars. Es roch nach Staub, und diesiges Tageslicht durchströmte die matten Dachfenster. Auch Spinnweben gab es da, Holzverkleidungen, an denen Stoffsäckchen mit getrockneten Pflanzen hingen – etwa Lavendel, um dem grossen Raum einen angenehmen Duft zu verleihen und eventuell, um Schädlinge fernzuhalten.
Den beiden Jungs war sofort klar, um welchen Schrank es ging. Es war einer dieser schweren Teak-Schränke, die in den 1960er Jahren noch als wertvoll und exklusiv galten, dann aber entweder direkt entsorgt oder auf Dachstöcke transferiert wurden – um frisch gestrichene, helle Wohnräume mit Leichtmöbeln von IKEA auszustaffieren.
Larissa rüttelte an der Tür und wirkte selbst während körperlicher Anstrengung anmutig. «Lass mich mal». Sanft schob Ralf Larissas Hand zur Seite und ruckelte an der Tür. Nichts. «Brechwerkzeug»? liess Lars sich vernehmen und hielt triumphierend einen riesigen Schraubenzieher in der Hand. Er rammte ihn entschlossen zwischen die beiden Türflügel. Lars, Mann der Tat. Und wirklich – die Tür sprang auf und gab den Blick frei auf ein wahres Glitzereldorado aus Taschenuhren, Armbanduhren, Küchenuhren, Sanduhren, und sogar ein an einem Fusskettchen befestigtes Zifferblatt zierte das Innere des Schranks – wobei es der Fantasie überlassen sei, wie eine Frau an ihrem Fuss die Zeit ablesen kann.
Jetzt leuchtete nicht nur Larissas Haar im diesigen Licht, sondern ihr ganzes Gesicht strahlte. «Das ist ja…». Sie schnappte nach Luft und blickte an die Decke, so, als möchte sie ihrem Vater danken, der irgendwo «da oben» wohlwollend auf sie herabsah.
Larissa war es nie um Geld gegangen. Sie verdiente als Ausstellerin genug, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, etwas aus Vaters Uhrensammlung zu verkaufen. Sorgfältig breitete sie ein Leintuch aus. Dann füllten die drei das Tuch mit dem wertvollen Schrankinhalt, knüpften es zu einem Beutel und trugen ihn in Larissas Zimmer. Sie waren allein – Larissas Mutter arbeitete Spätschicht als Hebamme im benachbarten Spital.
«Tee, Jungs?» Ralf und Lars kamen sich vor wie in einem Film, als sie kurz in Larissas Zimmer allein waren und all die Fotos an den Wänden, den rosa Bettbezug, die zahlreichen, matt schimmernden Kissen und das Surfbrett in der Ecke bewunderten.
Dann kehrte Larissa mit Tee und Keksen zurück. Mit einer einladenden Geste bat sie die beiden Männer auf den Teppich, wo sie im Schneidersitz Kekse knabberten und Schwarztee tranken. «Diese Fusskettchen-Uhr… also ich möchte schon ganz gerne wissen, wie Frau da die Zeit abliest…», liess der neugierige Lars sich vernehmen. «Ach… kein Ding», lächelte Larissa und griff nach dem filigranen Bändchen, das wirklich nur zu einem sehr zarten Fussknöchel passte. Ihre Röhrchenjeans war aber zu eng – und Larissa konnte die kleine Uhr nicht vorführen. Kurzerhand zog sie sich hinter eine japanische Wand zurück. Nur ihr Schatten war für die beiden Männer zu sehen. Der Schatten einer sich umziehenden Frau. Eigentlich gibt es auf dieser Welt nichts Schöneres als die Schatten sich umziehender Frauen.
Dann erschien sie lachend, in einem zitronengelben Rock, der ihren grünen Augen und dem Blondhaar perfekt stand. Was ebenfalls stand, das sei hier verraten, waren die Riemen der beiden Buben. Ralf und Lars waren kurz davor, den Verstand zu verlieren. «Schaut mal, diese fein gravierte Punze!», flüsterte Larissa mit dem kenntnisreichen Tonfall der Expertin und wies auf die Rückseite der Fussknöchel-Uhr hin. «Schön, nicht?». «Punze». Sofort ging das Kopfkino der beiden jungen Männer an, und sie konnten sie schon fast riechen, Larissas frische, zarte Punze.
«Zeigst Du uns, wie…», flüsterte Lars, worauf Larissa sich rücklings auf ihr Bett legte, die beiden Männer zu Füssen. Sie zog das linke Bein an und gab den Blick frei auf ihre… ja, genau. Larissa trug nichts unten drunter, nichts als ihre hübsche, zart bewaldete Scham. Sie zog ihr Bein noch etwas stärker an, wissend, welcher Teil ihres hübschen Körpers nun der Brennpunkt war. «Ach, Ihr beiden…», seufzte sie, schob ihren Rock hoch und streichelte sich langsam und innig. Masturbierende Frauen. Das ultimative Elysium all dessen, was der Planet zu bieten hat. Larissa öffnete für einen kurzen Moment ihre Schenkel, kicherte und streifte sich die Fussknöchel-Uhr über die Malleolen ihres linken Fusses.
«So… liest Frau… die Zeit», kicherte sie und zog ihre Beine an, so weit es ging. Nun lag sie frei, Larissas Punze, und Ralf konnte nicht umhin, sie mit dem Rücken seines Zeigefingers zu berühren. Was er spürte, war warm und feucht. Langsam, ohne Hast, reizte er die Punze der jungen Frau, und liess auch seinen Freund Lars am Spielchen teilhaben. «Macht… mit mir… was Ihr wollt…», sagte Larissa leise und schloss die Augen. «Das werden wir…», sagten die beiden jungen Männer unisono und verwöhnten Larissas süsse Punze mit ihren Fingern. Zehnfingerspielchen. Welche Frau liebt schon keine Zehnfingerspielchen – wenn es sich um Männer handelt, die man seit Jahren gerne mag? Dann schob Ralf seinen Zeigefinger vorsichtig in Larissas offenes Liebesloch. «Haaah…». Sie drückte ihren Lockenkopf ins Kissen und war tiefrot im Gesicht und am Halsausschnitt. Nur zu gerne hätten die beiden Männer ihre Brüste gesehen, aber das liess Larissa nicht zu. Geheimnis war Geheimnis. Aber sie offenbarte den beiden Freunden ihre weiche, warme, liebeswillige Punze.
«Larissa, die Uhrenforscherin», sagte Ralf kenntnisreich und befreite seinen Riemen. Er kniete sich zwischen Larissas Schenkel, dehnte sie und schob sich in die hübsche junge Frau. Zartes Ruckeln zuerst, kleine Schieb-Bewegungen, dann, wenig später, inniges Vögeln. Was den Reiz erhöhte, war Larissas Fussknöchel-Uhr, die sanft vor sich hin klapperte.
«Lass mich auch mal», sagte Lars, wie ein Kind, das ein Stück Eis abbekommen will. Bereitwillig zog Ralf sich zurück und überliess das Zentrum der Welt seinem Freund. Mit seinen grossen, warmen Händen fixierte Lars Larissas Hüften und schob sich tief, ganz tief in sie. Larissas kehlige Laute gingen den beiden Männern mitten durchs Herz.
Eine Punze ist ein Stempel in Uhrengehäusen, anhand dessen sich verschiedene Informationen über die Uhr ablesen lassen. Die Punze verrät Art und Feingehalt des verwendeten Edelmetalls, Herkunftsland und teilweise -ort, Herstellungsjahr und Gehäusemacher.
Eine Punze ist das Elysium des weiblichen Körpers, an der sich verschiedene Informationen ablesen lassen. Die Punze verrät Art und Feingehalt der Erregung, sagt einiges aus über die Herkunft der Frau, vielleicht sogar etwas über ihr Alter (Herstellungsjahr) und ihr Gehäuse, ihren Körper, ihren Duft, ihre Zartheit, ihren Charakter gar.
Die Punze ist das Zentrum der Welt, in der wir leben.
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